Alice Springs – Darwin. Ab nach Norden, aber nicht über den Stuart Highway

Nun geht es ab in den Norden. Wir sollten ja in ein paar Wochen dort sein, also müssen wir uns beeilen. Nun, über den Stuart Highway ist die Strecke von 1500km in 2 Tagen zu machen. Aber wir doch nicht! Wozu haben wir den Kookaburra? Zwischen Alice und Darwin liegt noch die grosse Tanami-Wüste und weiter oben der halb-tropische Norden. Da gilt immer noch „Rain Season“. Viele Wege sind wegen zuviel Wasser gesperrt. Wasser in der Wüste? Und ob! In der Sahara ertrinken mehr Menschen in reissenden Flüssen als verdursten! Wir werden sehen.

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Warten und Geduld haben – eine Tugend, die einem im Alter „abhanden kommt“

In den 4 Tagen Rehabilitation in Alice haben wir uns viel vorgenommen, Listen gemacht und uns vorgestellt, wie wir zwischendurch auch mal durchhängend in der Fussgängerzone sitzen. Falsch vorgestellt!

Am Morgen um 10.00 stehen wir parat für den 10’000 km-Service am Kookaburra. …… It only takes a cuple of hours, you can wait at the Lounge…… Sie ist tiefgekühlt, besitzt neben gekühltem Wasser auch eine Kaffeemaschine, Tee, Guetzli, Fernseher, dämliche Frauenzeitschriften  und bequeme Sofas. Wir richten uns ein mit Buch, Handy und Compi, tun uns gütlich an Kaffee und Guetzli. Die Zeit vergeht, Kaffee mögen wir nicht mehr, Wasser auch nicht, die Guetzli sind fast leergeplündert und es tut sich nichts in der Garage. Was die wohl machen mit Kookaburra? Was montieren sie alles raus, weil es so schön neu ist? Nach 3 1/2 Std. dann die Erlösung, der Toyota sei fertig, alle Schrauben kontrolliert, das Bodenschutzblech etwas versetzt, der Ölfilter ausgetauscht, also bleibt noch zu bezahlen und tschüss. Wir geniessen die Hitze draussen, unsere halbgefrorenen Glieder tauen langsam wieder auf. Soooo lange warten, ist nicht unsere Stärke!

Wir gehören zu den Menschen, die ihre Nerven am besten mit Essen beruhigen können – leider! Im Cafe in der Innenstadt gibts Lunch, wir bestellen zügig, die Servierdame gibt sich geschäftig und bringt den Cider sofort. Nicht dass das Restaurant überfüllt wäre, aber scheinbar hat der Koch gerade Rauchpause, die gönnen wir ihm. Nach 3/4 Std., der Cider ist längst getrunken, rutschen wir doch langsam ungeduldig auf unseren Stühlen rum, die Servierdame zeigt sich wohlweislich nicht. Gerade wollen wir gehen, da kommt die Dame hold lächelnd mit unseren Tellern….., sorry about that….! Den Satz kennen wir doch irgendwie!!??!

Weiter gehts zum Hardware-Shop, wir brauchen eine Schraube für den Campingstuhl, neue Ersatzstangen für unsere Store und dann „no e chli umeluege, was es eso git“, so ein Hardware Shop lässt Buschmann’s Augen glänzen. Eigenartigerweise lösen Kleiderläden oder Shoppincenters bei ihm akute Gähnanfälle aus. Nach 2 Stunden sind wir durch, nervlich auch.

Die dritte Station ist die Walk-In Clinic von Alice Springs. Schon beim Eingang herrscht lautes Treiben, vorwiegend Aborigines stehen Schlange vor dem Schalter. Wild gestikulierend erzählen sie lauthals ihren Bekannten und Verwandten, wie und was alles geschehen ist. Die Stimmung ist geladen, immer wartet man darauf, dass sich die Meute gleich in die Haare kriegt. Die speziell ausgebildeten Security-Leute haben alle Hände voll zu tun, beschwichtigen, fordern zum sitzen auf, bringen hektoliterweise Eiswasser, damit auch jeder einen Becher erhält. Die Polizei karrt mehrmals Leute im Rollstuhl rein, die sie in der Stadt zusammengelesen hat,  meist sind die „Patienten“ sturzbetrunken, gestürzt oder haben eine Tracht Prügel von einem Mitkumpanen erhalten. Eine Frau kommt rein, barfuss, schmutzig, drängt sich wild rufend vor, sie sieht nicht verletzt aus, aber sehr wütend. In der Hitze des Gefechts fällt ihr eine 6 cm lange Kakerlake aus der Bluse, bereits zerdrückt und tot. Die nachfolgenden Leute stehen frisch fröhlich drauf, grrrr, ziemlich grauslich! Es ist zu verstehen, dass die Lautesten zuerst an die Reihe kommen, um etwas Ruhe in die Wartehalle zu bringen. Der Geruch ist penetrant, der Lärm überbordet, die Security ist überfordert, es ist Spektakel pur. Wenn sich da nur nicht die Ungeduld breitmachen würde, langsam aber sicher wirds zuviel, auch wir tendieren zum brüllen oder reinhauen. Nach 5 1/2 Std. sind auch wir wieder draussen, es ist 22.30 als wir auf dem Campingplatz einfahren, ziemlich entnervt!

12 Std. nur warten, warten, warten…., dafür sind wir nun wirklich zu alt!