Lebe Deinen Traum – aber lass ihn nicht zum Albtraum werden!

NP El Condorito – Mina Clavero – Nono -Altautina – Villa Dolores

Vom NP El Condorito wollen wir via Villa Dolores zum NP Sierra de las Quijadas weiterfahren.

Unser Navigationssystem maps.me zeigt uns einen direkten Weg von Mina Clavero über die Sierras nach Villa Dolores. Schon bald wird der Weg etwas wilder, beim letzten Bauernhof beginnt eine Grasnarbe, später wird er enger und steiler.

 

Erste Bedenken kommen auf: maps.me zeigt zwar einen durchgehenden Weg aber das ist ja ein uralter Servicetrack für die Stromleitung. Nach einem steilen, holprigen Abstieg stehen wir vor einem verschlossenen Tor. Es wären noch etwa 2km bis zur Strasse. Rechts zweigt ein Track ab, ist auf der Karte nicht verzeichnet. Er ist eng, voll Dornengestrüpp und Kakteen.

  

Kooka muss enorm leiden, kriegt seine Kratzer ab, kriegt Beulen und sein rechtes Fenster wird aufgerissen. Zudem verlieren wir die Funkantenne und  die Markise (wir finden sie wieder). Am Morgen ist ein Reifen platt. Bis Altautina sind es nur etwa 2km. Wir beginnen mit unseren Bordmitteln (Beil, Seitenschneider, Metallsägeli und der Seilwinde) den Weg etwas breiter zu öffnen.

Am 3. Tag kommt Oviedo aus Altautina vorbei. Als Gaucho ist er auf seinem Pferd richtig für diese Naturlandschaft eingerichtet. Gegen die Dornen hat er eine grosse Machete dabei. Er verspricht uns eine neue. Am nächsten Abend kommt Juan Reynoso mit einer Flasche Coca Cola. Ob wir etwas brauchen? Wir sind offenbar im Weiler mit 38 Einwohnern das Gesprächsthema. Er offeriert uns seine Machete und eine gute Motorsäge, die er am Morgen pünktlich mit Benzin und Oel abliefert. Mit diesen Werkzeugen lässt sich viel leichter arbeiten, es ist trotzdem immer noch sehr mühsam. Vorne ein enger Pfad, hinten ein gangbarer Weg und um die Mittagszeit brennt die Sonne 40-50 *C, Zeit für eine längere Siesta.

Wir schaffen 50 – 150m/Tag. Eine Gruppe Reiter („Gaucho-Trekking“) hat denselben Weg genommen und ist froh um den breiten Pfad. Für X-Trailfahrer auf ihren Motorrädern ist die Strecke offenbar bekannt und beliebt. Wir hinterlassen für die Gemeinde einen neuen Weg. Am 8. Tag kommen uns Oviedo und Coco zu Hilfe: sie nehmen den Weg vom Dorf her in Angriff. Eine wirkliche Erlösung! Endlich erreichen wir müde und vollständig geschafft den kleinen Weiler Altautina.

 

Wir bedanken uns herzlich mit einer Geste und haben nur noch ein Ziel: im nächstbesten Hotel in Villa Dolores unter die Dusche! Zwei Kilometer in acht Tagen, eine Rekordleistung!

Nachtrag der Gringo-Frau

Was von Gringo als 8-tägige Wegverbreiterungsaktion im Wald geschildert wird, war härteste Arbeit, brachte uns physisch und psychisch an unsere Grenzen. Die Dornen zerkratzten unsere Arme, blieben stecken, zerrissen unsere Kleider, Zecken bissen sich an uns fest, die Hitze lähmte uns über die Mittagszeit. Wir sahen jeden Tag aus, wie nach einer Massenschlägerei, geschunden zerkratzt, dreckig, müde. Wasser wurde gegen ende der Woche Mangelware und durfte nur noch zu Trink- und nicht zu Waschzwecken gebraucht werden.

Das zögernde „hola, hallo, hello“ von Juan mit der Colaflasche um 23.00 Uhr nachts, überraschte und freute uns sehr. Er erklärte uns, sein hermano (Bruder) hätte ihm abgeraten uns aufzusuchen, wir würden ihn bestimmt auf der Stelle erschiessen. Weil er aber Feuerwehrmann sei, sei es seine Pflicht, nach Leuten wie uns zu schauen. Absolut rührend! Mit seiner Motorsäge ging die Arbeit besser voran, Gringo fällte unermüdlich Bäume, zusammen wuchteten wir sie in die Wildnis, grosse Feigenkakteen wurden mit dem Klappspaten zur Seite gehackt, nein, Handschuhe hatten wir keine! Wir merkten bald, dass wir einfach nur noch funktionierten.

An einem Morgen kam Oviedo hoch zu Pferd und zückte aus seiner Satteltasche warmes, frischgebackenes Brot, für uns bedeutete es Weihnachten und Ostern zusammen, es arbeitete sich gleich viel leichter nachher. Der langen Rede kurzer Sinn: danke Gringo!

In San Juan suchen wir Lösungen für den Schaden: die Hauptbatterie und das Seiten-Fenster müssen ersetzt werden. Für die Batterie finden wir bald Mauricio Massimino. Er misst alles aus und ersetzt die Batterie zu einem fairen Preis. Am nächsten Tag suchen wir „Baumaterial“ für das defekte Fenster und landen wieder bei Mauricio. Er organisiert sofort Fachleute und Material und nach ein paar Stunden ist das Fenster perfekt durch eine Metallplatte fachmännisch und sauber ersetzt.

 

Ein Glanzleistung. Und die Kosten? „Es para mi corazon“ meint Mauricio und will absolut keine Entschädigung: „envíame muchas fotos“. Wir haben noch ein Victorinox-Messer dabei, das nimmt er gerne. „Querido Mauricio, siempre vamos a que se acuerde“. Sogar den Wassertank müssen wir noch füllen. Er hat einfach Freude an unserem Kookaburra. Das ist nicht perfekter Kundendienst, das ist ein Freundschaftsdienst, den wir immer wieder in Argentinien erleben, einfach undenkbar in Europa!

(weiter)

 

 

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