Die Lagunenroute

Avaroa – Laguna Canapa – Laguna Hedionda – Laguna Chiar Khota – Laguna Honda – Laguna Ramaditas – Cerro Aguas Calientes – Laguna Pastos Grande – Laguna Kara – Arbol de Piedra – Laguna Colorada – Villa Mar – Laguna Negra – Rocas – Soldado Muerto – Alota – Sora – Laguna Buena Vista / Nidos de Condores – San Agustin – Julaca – Cuevas de las Galaxias – Isla Campana – Colchani – Uyuni

Auf der gut ausgebauten Strasse Avaroa – Alota kommen wir rasch vorwärts bis zur Abzweigung auf die Lagunenroute. Aha! Wie versprochen, saumässig zum fahren, ruppig, grobe Steine, weichsandig, tiefe Spuren, viele Tracks (die anderen sind immer besser als der Selbstgewählte). Die Landschaft hilft über den Ärger hinweg: grosse, schön geformte, farbige Vulkane in einer hügeligen Landschaft.

Zwei Holländer kommen uns entgegen. Sie bestätigen unsere Befürchtungen. Nun, so schlimm ist es nun auch wieder nicht: mit langsamem Fahren kommt man gut über die steinige Piste und das Rütteln der Wellblechpiste hält sich (noch) in Grenzen. Bei der Laguna Cañaga müssen wir Maut bezahlen (10BOL „für den Strassenunterhalt“). Hundert Flamingos grüssen uns, wir bleiben doch nicht, fahren weiter zur Laguna Hedionda, zur Eco-Lodge Los Flamingos. Im See tummeln sich tausende Flamingos, der Concierge will für die Übernachtung (Doppelzimmer, Nacht- und Morgenessen) 150U$. Das scheint uns zu viel. Etwas Abseits der Lagune schlagen wir bei starkem Wind unser Nachtlager auf.

 

Ein feines Bife-z’Nacht mit Gemüse lässt uns wie die Fürsten leben!

Im Laufe des Morgens nimmt der Touri-Strom zu, zuerst vereinzelt, dann bald in Gruppen. Die Lagunenroute ist hier teilweise sehr ruppig, die Tour-Guides fahren langsam. Die vielen Flamingos erwachen ebenfalls aus der Nacht-Starre, kommen näher ans Ufer. Wir lassen uns Zeit und geniessen den Ausblick auf die elfenbein-leicht-türkis-farbige Laguna Hedionda und den schneebedeckten Bergketten des Cerro Cañapa, Cerro Caquella und den Vulkan Araral.

Auf der Höhe zwischen den Lagunen Hedionda und Char Kkota schiessen wir ein paar (folgenschwere) Fotos, dann gehts weiter zur Laguna Honda.

Bei einem kleinen Disput bemerken wir den Verlust eines Höhrgerätes. Im Kästchen liegt es nicht mehr, also muss es beim Fotographieren  passiert sein! Wir kehren um und tatsächlich finden wir das kleine Ding. In der Hitze des Gefechts haben wir nicht bemerkt, dass wir mit offener Hecktüre angefahren sind, bei dem Staub eine grössere Katastrophe! Die ganze Wohnung ist voll bedeckt mit feinstem Staub. Wir fahren trotzdem Richtung Laguna Pastos Grande und müssen dabei dutzende tiefer Spuren überqueren. Das schafft die Gringo-Frau bestens. Wir umrunden den Cerro Aguas Calientes.

Schwere Lastwagen fahren auf den farbigen Berg. Da gibt es offenbar etwas zu holen. Die Laguna Pastos Grande ist grösstenteils ein Salar. In Ufernähe quillt warmes Wasser aus dem Boden. Agua Caliente!

Wir bleiben ca. 1km vor der aktiven Saline am See-Ufer. Kein Apéro, dafür intensive Tiefenreinigung der Wohnung, der starke Wind wirbelt den Staub immer wieder auf oder trägt ihn fort.

Die Nacht ist kalt, innen -6*C, das Wasser ist eingefroren. Kein Wind am Morgen. Das gibt gute Spiegelbilder über den See.

Wir überqueren weite Sandebenen mit Hügeln. Es gibt kaum Tracks. Die schöne, eindrückliche Landschaft erinnert an die Sahara mit Vulkanen im Hintergrund.

Später viele Sand-Tracks, nur wenige Steine – ein Schwimmfest! Mitten in der Wüste queren wir einen fliessenden Bach! In der  Kaki-grünen Laguna Kara spieglet sich der flachen Steinhaufen Cerro Chascon. Durch ein enges, kleines Tal erreichen wir die hundertspurige Lagunenroute mir Touri-Verkehr.

Wir halten beim Arbol de Piedra: grosse, vom Wind ausgeblasene Felsenstrukturen.

Der Arbol ist ein, auf die Spitze gestellter, zerfetzter Kegel und gleicht einem Baum. Bald taucht die Laguna Colorada auf mit überraschend intensiven, orange-roten Farben und voller Flamingos.

Die Fahrspuren werden durch tiefe Gräben so abgelenkt, dass man unweigerlich bei der Zahl-Barriere vorbei muss. Vom Mirador Norte und später vom Mirador Sur geniessen wir die Eindrücke.

Beim Mirador Sur lassen uns die Flamingos sehr nahe heran.

Ein sehr kräftiger Wind bläst grosse Staubwolken (aus Borax) über die Lagune.

Die Lamas und Alpacas sind die Lieblinge der Touristen.

 

Wir umfahren die Lagune und schlagen unser Nachtlager bei einbrechender Dunkelheit auf einem Feld abseits dem Weg auf. Unterkühlt geniessen wir ein Kürbis-Risotto mit Glühwein.

Ein bissiger Wind bläst am Abend, flaut aber wieder ab. Die Nacht ist arschkalt. Innen -10*C draussen fühlbar kälter. Unter dem Dvet und den 2 Daunenschlafsäcken fühlen wir uns komfortabel erwärmt. Nur die Atemluft kondensiert und gefriert an der Decke. Die Aluschienen und das Zeltdach tragen Eis. Am Morgen sind das Wasser und das Abwasser gefroren. Zum Glück funktioniert die Heizung. So können wir leicht erwärmt aufstehen. Die Sonne heizt uns bald auf.

Der Track Richtung Villa Mar ist wie versprochen fürchterlich, holprig, steinig, Wellblech, ruppig.Manchmal teilt sich die Spur mehrfach. Nur: die andere Spur ist immer die bessere, da hilft kein wechseln! Dafür laben wir uns an der Landschaft: eine Wüstenhochebene, steinig-sandig, kaum Vegatation (was fressen die Vikunjas eigentlich?) An der Parkgrenze werden unsere Tickets geprüft und abgestempelt.

Im anschliessenden Salar wird tüchtig abgebaut (Natriumsulfat?, Borsäure, das weisse Pulver, dem wir schon öfter begegnet sind). Der Weg führt über 4650müM  in die tiefer gelegene Hochebene von Villa Mar. Von weitem grüssen die schneebedeckten Vulkane Uturunko (bei der Laguna Celeste), Cerro Lipez und viele weitere, deren Namen wir nicht kennen. Villa Mar ist ein kleines Dorf mit ein paar Handwerkern und Bauern.

 

Bald fallen uns links grobfelsige Lavinenfelder auf. Hier muss zu Urzeiten sehr viel Lava geflossen sein.

In einem Cañon finden windgeblasene Felsstrukturen unser Interesse.

Auf den Satellitenaufnahmen von Google Earth ist mir eine besonders dunkle Lagune mitten in den Lavafelsen aufgefallen. Von Touroperators haben wir ebenfalls einen Hinweis bekommen. Diese wollen wir anpeilen. Bei der Estanzia Catal folgen wir einem stark ausgefahrenen Track, durch einen Bach , dann durch enge Felsengassen. Nach einer scharfen Kurve öffnet sich ein Paradies:

wir sind in einem breiten Cañon mit hohen Felsen und einem flachen Tal mit Wasserläufen und Gras wie ein kurzgeschnittener Teppich:

die Lamaherden fressen das Gras bis fast zu den Wurzeln ab. Ein Touroperator führt seine beiden Gäste aus Gex bei Genf durch die Schönheiten Boliviens. Er erklärt uns den Weg zur Laguna Negra hinter dem Cañonrand. Die wollen wir morgen besuchen.

Heute gibt’s nach dem Apéro ein feines Bife mit warmem Gemüsesalat, Luxus vom Feinsten.

Die Nacht ist angenehm kühl, nur +6*C und unter der Bettdecke ist es angenehm warm. Wir lassen uns von diesem kleinen Paradies verzaubern und bleiben noch eine weitere Nacht hier. Nach dem Morgenessen laufen wir um die Laguna Negra, ein kleiner See inmitten von alten Lavafeldern, die wie Finger in die Landschaft geflossen sind und dazwischen Cañons hinterlassen haben mit kleinen Bachläufen.

Auf diesen Bofedales grasen, oder besser gesagt, rasieren die Lamas das kurze Gras ab.

Die Touri-Führer kommen recht zahlreich zur Lagune, die meisten auf dem zweiten Weg oder lassen ihre Gäste selber den Weg suchen. Viele Wasservögel beleben die Lagune.

Unser Dasein stört weder die Mäuse noch die Vögel: sie laufen ungeniert um unsere Beine herum auf der Suche nach etwas Fressbarem. Im Wasser schwimmen viele kleine Fische (Grösse Moderlieschen). Wo die wohl herkommen? Der Bach versickert irgendwo im Wüstensand.

Die Nacht ist etwas kühler als gestern. Die Tour-Operators wecken uns aus dem wohligen Schlaf. Bald schon stehen ein halbes Dutzend Wagen vor unserer Tür. Wir lassen uns beim Morgenessens nicht stören, auch nicht von Basler Fasnächtlern.

Wir bekommen interessante Tipps von den Führern: wir haben die Laguna Vinto mit speziellen Felsformationen verpasst. Die Rocas sollten wir unbedingt sehen und den Mirador Soldado Muerte über einem Cañon nicht verpassen. Oberhalb der Estanzia Sora gibt es Nidos de Condores.

Langsam machen wir uns auf den Weg, über die Rüppelpiste Richtung Alota. Die Rocas sind riesige Felsklötze, teilweise mit sichtbaren Figuren.

Wir fahren noch ein Stück weiter ans Ende des Tracks. Die grosse Lavagegend ist vollständig verwittert zu interessanten Formen. Die Ebene von Alota wird landwirtschaftlich intensiv genutzt. Grosse Äcker mit abgeernteten Quinoa-Stummeln warten auf ein bisschen Feuchtigkeit.

Der Soldado Muerto ist offenbar auch ein gängiges Ziel der Touri-Führer: 3 junge Touristen aus Jona-Rapperswil sind auf einer Hetztour. Aber ein Selfie mit Kookaburra und CH-Zeichen ist ihnen doch noch sehr wichtig. Ciao, gute Reise und weg sind sie. Von einer ausladenden Plattform fällt der Blick in einen tiefen Cañon.

Unten fliesst ein Bach durch eine zauberhafte Gegend, mit einem Weg. Die möchten wir von unten ansehen. Auf den Karten ist kein Weg eingezeichnet. Den suchen wir uns selber, zuerst in einem falschen Tal. Bei einer Bewohnerin eines Weilers bekommen wir den richtigen Tip und fahren dem Bach entlang in den Cañon. Cristobal aus Potosi mit seiner Tochter Valeria und seinem Sohn Marco haben sich verfahren und wollen uns folgen mit ihrem Nissan. Der Weg ist teilweise sehr anspruchsvoll: enge Passagen, tiefe Bachdurchfahrten (60-70cm) und steile Böschungen. Doch das Tal ist wirklich paradiesisch: das saubere Wasser entspringt einer Quelle 2m über dem Boden und schiesst als Wasserfall aus dem Felsen.

Wir haben einen interessanter Kulturaustausch und Quecha-/Schweizerdeutsch-Sprachkurs mit unseren bolivianischen Amigos und kauen zum Abschluss gemeinsam Coca-Blätter. Hasta luego amigos!

Wir fahren weiter Richtung Sora und finden bei Dunkelheit die Lagune Bella Vista mit den Nestern der Kondore.

Nach dem z’Mörgele machen wir eine Rundtour um die Lagune, man könnte sie „colorada“ nennen, sie ist ganz rot-orange. Die Kondor-Nester sind leider im Moment leer. Langsam kommen wir auf Touren und fahren den Pass hinunter nach San Agustin. Das relativ grosse Dorf sieht aus wie eine Gefängnisstation, Hecken, eingezäunte, abgeschirmte Häuser, es sieht nicht einladend aus, wir fahren weiter.

Entlang dem breiten Tal liegen hohe, farbige Felsen. Die Hügel darüber sind teilweise überweidet, kahl, keine Vegetation mehr.

Das können kaum Lamas sein. Schafe? Ziegen? Wir wissen es nicht. In den breiten Ebenen zwischen Rio Grande und Avaroa liegen grosse Äcker mit abgeerntetem Quinoa. Bei Julaca überqueren wir die Eisenbahnlinie Antofagasta (Chile) nach Uyuni.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert