Salar de Uyuni, der grösste Salzsee der Welt oder: Nicht schon wieder ein Abenteuer

Wir zweigen auf eine ruppige sandig-salzige Piste Richtung Cuevas de las Galaxias ab.  Sprachlos bewundern wir das Innere, so etwas haben wir noch nie gesehen: von der Höhlendecke hängen spinnenwebartige, dünne Kalkblätter herunter in bizarren Formen.

Offenbar sind in diesen Höhlen vor 15-35 Millionen Jahren Algenteppiche hängen geblieben und verkalkt, verdientermassen ein UNESCO Kulturgut. Daneben liegt in einer weiteren Höhle eine Grabstätte aus der Vor-Inka-Zeit um 1200 mit über 75 Gräbern, die aber jetzt alle leer sind.

Im „Garten“ vor den Höhlen stehen versteinerte „Kakteen“.

Vom Mirador auf dem Hügel hat man einen schönen Rundblick zum Salar de Uyuni.

Wir dürfen auf dem Parkplatz über Nacht bleiben. Die Nacht ist ruhig, +3*C. Nach dem z’Mörgele gehen wir nochmals zum Mirador. Elias ist schon wieder an der Arbeit: mehrere Touri-Touren kommen vorbei, darunter offenbar auch Schweizer, „e Guete“ tönt es von oben auf unseren Frühstückstisch.. Der Himmel ist bedeckt, keine grossartigen Spiegelungen auf dem Salar, aber immerhin sieht man schwebende „Berge“.

Wir wollen zur Insel Incahuasi hinausfahren und wählen den direkten Weg. Zuerst ist der Weg noch gut, dann wird er schlechter, die Gringa schlägt vor rückwärts zu fahren, wer aber Gringo kennt, weiss, wie „der Muni im Chrishuuffe“ reagiert, immer mit den Hörnern voraus! Es ist nur noch eine Piste auf dem Salz sichtbar. Die Spuren werden immer spärlicher, wir weichen vom Track ab. Ein See taucht auf, die gleissend weisse Salzfläche spiegelt stark, wir werden geblendet. Durch das Wasser wollen wir auf keinen Fall fahren! Wir drehen panikartig ab zur Isla Campana, erreichen das Ufer. Doch hier beginnt das Unheil: plötzlich versinken wir im tiefen Schlamm.

Verständliche Aufregung, dann intensives Arbeiten: Steine herschaffen (noch nie haben mir die spitzen, scharfen Lavasteine so gut gefallen, die Gringa muss sie herschleppen, ihren Fingern gefallen sie gar nicht!).

Schaufel runter, Seilwinde an einem Felsen verankern, Sandbleche unterschieben. Es funktioniert für ein paar Meter, dann fängt das Ganze wieder von vorne an. Bis zum Abend schaffen wir etwa 10 Meter. Nach Sonnenuntergang unterbrechen wir die Arbeiten, wir sind geschafft. Immerhin haben wir WhatsApp-Kontakt zu Gabi und Klaus in Uyuni. Morgen sehen wir weiter.

Schlecht geschlafen, trotz 10*C. Natürlich beschäftigt uns die verfahrene Situation. Es wird mühsam, immer wieder sinken wir ein. Dabei ist das Ganze doch einfach: Wagen anheben, Steine drunter, wegfahren. Gabi und Klaus haben in Uyuni ganze Arbeit geleistet: eine Truppe der bolivianischen Polizei rückt mit Bergungsmaterial aus. Für die 120km brauchen sie aber schon Zeit. Am Nachmittag sehen wir die Autolichter über den Salar herandonnern.

Mit einem Sicherheitsabstand von 100m (auch ihr Fahrzeug frisst sich für eine kurze Strecke ein) laden sie Bretter, Balken und Wellbleche aus. Mit vereinten Kräften, Gabi und Klaus sind auch dabei, werden Nägel mit Köpfen gemacht:

Der letzte Akt: wie bringen wir das Fahrzeug von der Insel auf die feste Salzfläche. Das macht einer der Polizisten: er nimmt Anlauf und rast  über die weichen Stellen auf die Salzfläche hinaus, wir halten die Augen geschlossen, der arme, malträtierte Kookaburra, aber – geschafft!!

Noch ein Erinnerungsfoto mit allen Anwesenden, dann geht’s im Polizei Cordon in rasendem Tempo die 120 km bei einbrechender Dunkelheit via Inkahuasi, Colchani nach Uyuni vor das Polizei-Hauptquartier. Ohne die Polizei wäre die Orientierung sehr schwierig gewesen, es hat viele Spuren. Vor Colchani durchqueren wir noch Wasser bis 40cm tief. Das ist sicher konzentrierte Salzlake.. Alle sind müde. Wir bleiben mit Gabi und Klaus vor dem Polizei-Gebäude über Nacht. Unsere letzten Gedanken gelten unserem Fahrzeug: Kookaburra muss dringend von seiner Salz- und Lehmkruste befreit werden! Und ja,

HERZLICHEN DANK GABI UND KLAUS!!

MUCHAS GRACIAS LA POLICIA DE UYUNI !!

Wir haben nach 2 Tagen wieder einmal gut geschlafen. Die Polizei verlangt für Benzin- und Materialverbrauch 1000BOL, der Rest ist freiwillig. 400 U$ scheinen uns angebracht. Gabi und Klaus gehen nochmals auf den Salar. Unser Bedarf ist gedeckt.

Wir laden den ganzen Dreck in unseren geduldigen Kookaburra und fahren zum Hotel Toñito, essen im Mercado Central in der Nähe ein Almuerzo: Nudelsuppe mit Gemüse und Reis mit zähem Fleisch. In der Flanierzone löschen wir unseren Durst und den Gluscht nach einer Glace. Vis à vis sitzt eine junge Bernerin, Fabienne, sie ist auf einer 7-Wochen-Tour durch Bolivien, Peru. Zurück im Hotel geniessen wir die erste warme Dusche seit Wochen und finden einen Waschservice für das Auto und für die „betonierten“ Lehm-Kleider. Zur Feier des Tages gibt’s die berühmten Pizzas beim Minuteman.

Am nächsten Tag können wir unseren Kookaburra in die Reinigung geben.  Sübergepützt und salzfrei kommte er dabei heraus.  Am Abend essen wir mit Gabi und Klaus eine weitere Pizza und verbessern dabei die Welt.

Ein Gedanke zu „Salar de Uyuni, der grösste Salzsee der Welt oder: Nicht schon wieder ein Abenteuer“

  1. Sali Heidi, Sali Willi
    Na, ihr seit ja abenteuerlich unterwegs! Da bekommt man ja richtige Schweissausbrüche beim lesen eurer Reiseberichte.
    Wir sind in der Zwischenzeit in Cartagena angekommen. Wurzel haben wir bereits zur Verschiffung abgegeben und wir steigen am Dienstag in den Flieger nach Frankfurt. Wir freuen uns auf Europa und darauf beim Bau unseres neuen Reisefahrzeuges dabei zu sein.
    Wir wünschen euch weiterhin eine schöne Reise in Südamerika, aber ohne Schlammlöcher in die ihr reinfahrt. Liebe Grüsse aus Kolumbien.
    Gabi und Marco

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