Die Sonne geht auf, die Papageien kreischen…

Die Tauben gurren ihr Ua-Uh-Uuu. Papageien kreischen überall. Es ist halb sechs am 6. November 2018. In den USA finden die Midterms statt. Die Amerikaner sind aus dem Trump-Trauma erwacht. Neben mir schläft Heidi noch tief. Es ist 7*C im Kookaburra aber schön warm unter der Daunendecke. Wir sind in El Cóndor an der atlantischen Küste von Argentinien. Wir sind angekommen.

Vor fast 3 Monaten sind wir in die Schweiz zurückgekehrt. Haben das viele Geschirr in der Küche erstaunt angeschaut: weshalb brauchen wir so viel? Je 2 Tassen, Teller, Gabeln und Messer reichten uns doch immer! Wir haben die Zeit genossen, haben Familie, Freunde, Bekannte und Unbekannte getroffen, Besuche erhalten und Besuche gemacht. Ein wunderschöner, trockener Sommer erinnerte uns an die trockenen Altiplanos Boliviens, ohne Wasser. Langsam wurden wir wieder von der Agenda kontrolliert. Wir waren an der Chilbi in Wil: „Häsch gse, s‘ Grabe sind wider emol do. Schön öi z’träffe, nach so langer Ziit“.

Doch das Reisefieber hat uns wieder gepackt. Wir besuchten Reise-Vorträge von

Christian Zimmermann: The Trolly Man quer durch Australien.

Peter Bähni: 9 Jahre mit dem Segelschiff auf See.

Dylan Samararickrama, Martina Zürcher: Leben im Büssli, Am Ende der Strasse

Wir steckten im Shopping Center Brügg eine Visitenkarte ans Fenster eines Weltreisefahrzeugs: Susanne & Ueli Haslinger meldeten sich und sind jetzt auch hier unterwegs Richtung Süden. Wir werden sie noch treffen.

Wir haben „die Heimat“ schmählich verlassen. Martina und Vincent werden schon auf unser Haus aufpassen, Juan wird gelegentlich den Rasen mähen, Weiher und Tiefkühler überwachen, die Pflanzen einwintern und Simon wird alle unsere unerwünschten Rechnungen pünktlich bezahlen, die Post beantworten. Wir sind so dankbar, dass ihr uns das Weg-Sein erlaubt.

Lieber Daara, dein gebrochener Arm tut uns so weh. Hoffentlich wird dich der Gips nicht mehr lange nerven. Denk dran, auch ein Samurai bricht sich immer wieder den Arm.

Der wunderbare Sommer nimmt nun doch langsam ein Ende. Die Natur ist nicht sicher ist das nun der Herbst oder der Frühling? Veilchen im Herbstlaub!

Am 31. Oktober hat uns Ruth zum Bahnhof gebracht. Dort überrascht uns Marlis und begleitet uns bis Olten im Zug. Dank GA! Am Flughafen werden wir in der Bye-Bye-Bar von lieben Wilemer Freunden verabschiedet. Gute Freunde sind wichtig!

Wir versuchten, unseren Aufenthalt in Madrid von 9 auf 2 Stunden zu verkürzen. Keine Chance, wir haben ein Billig-Ticket, die Verkürzung kostet die Hälfte des ganzen Retour-Preises. Also schlagen wir uns die Zeit um die Ohren und füllen unsere Mägen.

Brösmelikaffee

Ziemlich übernächtigt landen wir am 1. November morgens in Montevideo. Felix steht bereits in der Flughafenhalle, wie schön, dass wir abgeholt und sicher zu Kookaburra geführt werden. Unser Gefährt hat den Urlaub sichtlich genossen, frisch geputzt und geschmiert, mit neuen Schuhen, steht er für die kommende Reise in den Süden bereit. Wir verstauen unsere mitgebrachten Schätze, Landi-Mehl, Italienisches Gewürz, Knorr-Bouillon, Ikea Fertigbrotmischung, Schweizer-Schoggi und steigen letztendlich todmüde in unser frisch gewaschenes Nachtlager. Es ist ein gutes Gefühl dort oben, wir freuen uns auf unsere bevorstehende Reise.

Am nächsten Morgen, 09.00 Uhr, wo sind wir? Wieso fliesst die Aare nicht vor unserem Fenster durch? Warum ist es nicht richtig hell und  lichtdurchflutet? Wir starren an Zeltwände, alles ist ziemlich viel enger als im Byfang-Schlafzimmer. Unsere Köpfe pochen, wir haben beide Kopfschmerzen. Ich steige einen Stock runter….., halt, wo ist die Kaffemaschine, deren Inhalt unseren dicken Köpfen den Garaus machen könnte? Haben wir überhaupt Kaffee? Eilig wird die Vorratskiste durchgeforstet… Verdauungstee, Migros-Bio-Alpenkräutertee, Magen-Darmtee, Chaitee…, kein einziges Brösmeli Kaffee weit und breit! Brösmelikaffee, die Stunde der Wahrheit ist gekommen, auf unserer Reise werden wir erneut auf BRÖSMELIKAFFEE umstellen, gefriergetrockneter Nescafe-Dolce oder Suave, den Kaffee den wir zuhause verachten und die Nase darüber rümpfen! Er wird unsere Kafisucht und das damit verbundene Kopfweh auf der Stelle heilen und Hand aufs Herz, nach ein paar Tagen Angewöhnungszeit finden wir das Gebräu super fein.

Also, nichts wie los in den nächsten Laden und hoffen, dass sie Brösmelikaffee am Lager haben!

Ute macht herrliches Vollkorn-Sauerteigbrot und die frischen Eier sind spürbar von glücklichen Hühnern. Wir nehmen einen Vorrat mit auf die Reise. Da wir für die Wale bei der Halbinsel Valdez recht spät dran sind, rasen wir „was gisch was hesch“ nach Colonia del Sacramento.

 

Auf die Schnellfähre nach Buenos Aires,

durch dichten Wochenend-Rushhour-Verkehr über die RN3

in die Pampa nach Süden.

mit Übernachten am Lago San Miguel del Monte, in den Sierras de la Ventana (die mit einem grossen „Martinsloch“ in den Felsen)

und gestern Abend in El Cóndor.

Wir sind angekommen. Unsere Reise kann beginnen. Wir suchen die kreischenden Papageien.

 

 

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