Am Morgen werden wir in Chaitén unsanft geweckt: heftige Windböen von der falschen Seite zerren an unserem Windschutz, aufstehen und sichern! Und das bei Regen! Wir haben bald genug und suchen Einkaufsmöglichkeiten und ein Café. Die Shops gehören Tante Emma oder Onkel Fritz. Eine alte Scheune ist gefüllt mit vollen Holzregalen, keine schönen Frischwaren. Im Café Buen Sabor geniessen wir einen feinen Kaffee. Im gegenüberliegenden Mercado Redon bekommen wir endlich die gesuchten Artikel. Im Café treffen wir die Beluga Family Gina, Micha, Enya (4j), Miro (2j) aus Zürich. Sie sind seit letztem Sommer via Halifax, USA, Mexiko, Mittelamerika, Kolumbien, Ecuador, Peru bis hierher unterwegs, mit den Kleinkindern. Das wäre für uns eine absolute Herausforderung. Wir fragen uns, wie man soweit mit Kleinkindern reisen kann. Der VW-Bus quillt über von den Spielzeugen.
Statt zu den warmen Termas del Amarillo fahren wir an die windige, kalt-nasse Playa Santa Barbara.
Eine gute Wahl, denn bald bricht die warme Sonne durch, der Wind zusammen.
Das fördert die Lust zum Brotbacken. Das Brot mit Landi-Mehl wird wunderbar und passt ausgezeichnet zur Erbsen-Linsen-Gerste-Teigwaren-Suppe La Sopa Mixta.
Beim Sonnenuntergang leisten uns (neben den Touristen) Delphine und ein Seehund Gesellschaft.
Im Rhythmus der Wellen schlafen wir tief. Der Morgen beginnt etwas trüb, wird dann bald sonnig.
Wir besteigen den Vulkan Chaitén bis zum Kraterrand. Eine „kurze Tour“ von 2.5km, aber mit 600m Höhenunterschied. Der grösste Teil des Tracks geht über Treppen steil rauf. Zuerst durch einen grünen, jungen Wald mit riesigen Farnen,
dann durch Büsche mit grossen, abgestorbenen Bäumen.
Am 2.Mai 2008 ist der Vulkan unerwartet und sehr heftig ausgebrochen. Die Rauchwolke erreichte 20km Höhe. Nach 4 Tagen erfolgte eine weiter Explosion mit pyroklastischen Hitzewolken, die rasch ins Tal sausten. Dabei wurden die Wälder zerstört.
Einige alte Bäume haben dem Horror fast widerstanden, sind einseitig angebrannt oder knapp umgestürzt.
Bei dieser Katastrophe sind über 800 Menschen und unzählige Tiere, Rinder und Wildtiere, umgekommen. Nach 10 Jahren übernimmt die grüne Natur wieder die zerstörten Flächen.
Der Track war recht mühsam. Wir brauchten 3 Stunden rauf und eine runter. Das nächste mal sollten wir vielleicht doch die Stöcke mitnehmen. Wir fahren noch ein Stück die Carretera Austral in NE-Richtung bis zum Rio Rayas. Hier haben wir einen schönen Blick auf die Gletscher des Vulkans Michinmahuida und den Vulkan Chaitén. Wir übernachten wieder an der Playa Santa Barbara, am gleichen Platz. Diesmal ist das Wetter etwas garstiger. Zum z‘Nacht Gemüsesuppe mit Instant-Nudeln. Mmmmmh.
Starker Regen fällt in der Nacht, der Morgen bleibt trüb. Mit der geplanten Tour zu den Wasserfällen Escondida wird nichts. Wir fahren nach Chaitén zum Einkaufen, Tanken (Wasser, Diesel). Im Supermercado Edon sollen am Mittwoch frische Früchte und Gemüse angeliefert werden. Aber erst nach 5 Uhr. Statt einfach warten zuerst Essen. In der Cocinera Costumbristas Altamar vertilgen wir ein Casuela, eine Eintopf-Suppe mit Fleisch. Die ist gut und wir bekommen mehr als genug. Im Edon müssen wir warten bis nach den Paketen mit WC-Papier, Haushaltrollen, den Würsten und Käse endlich ein paar Früchte und Gemüse ausgepackt werden. Eher eine Enttäuschung. Die Nektarinen sind stark angefault. Das muss jetzt für eine Woche reichen?! Beim Parkplatz werden wir von Sabine & Jürg Niederhauser aus Wallisellen angesprochen. Sie wollen von unseren Erfahrungen mit Kooka profitieren. Sie planen für die Zukunft etwas Ähnliches. Ivan & Valesca aus Conception, Chile flippen fast aus wegen Kooka.
Statt nach Süden fahren wir wieder zurück zu unserem schönen Platz am Playa Santa Barbara.
Am Strand arbeitet Sysiphus. In aller Ruhe sammelt er den Dreck zusammen. In aller Ruhe streicht er den Sand glatt mit seinem Rechen. In aller Ruhe entstopft er jeden Tag die versch… Toilette. In aller Ruhe wischt er die versandete, überschwemmte Dusche auf.
Der Platz ist gratis. Der Platz ist sauber. Der Platz ist einmalig