Der Morgen beginnt feucht-kalt. Der z‘Morge wird drinnen serviert. Heute fahren wir von der Playa Santa Barbara Richtung Süden, auf der R7 oder Carretera Austral. Fast die ganze Strecke asphaltiert. Die Gegend ist verhangen, wir können die grossartigen Berge kaum sehen. Wir sehen die Auswirkungen von Vulkanausbrüchen: heruntergerutschte Hänge, verbrannte, zerfetzte Bäume. In Vulkansand tief eingeschnittene Schluchten.
Wir fahren unter tief hängenden türkisfarbenen Gletschern, durch dichte Primär-Wälder, vorbei an kleineren und grösseren Farmen.
Vereinzelt liegen kleinere Ortschaften am Weg. Der Rio Yelcho führt viel Wasser vom Lago Yelcho ins Meer bei Chaitén.
Kurz vor Villa Santa Lucia durchqueren wir ein grosses Schuttgebiet.
Vor noch nicht allzu langer Zeit hat sich hier eine grosse Katastrophe ereignet. Von Ventisquero Yelcho Chico stürzte eine riesige Wasser- und Schlammlawine durch das Tal in die Tiefe. Ein Teil von Villa Santa Lucia wurde dabei zerstört.
Bei La Junta zweigen wir rechts ab, entlang dem Rio Palena. Die Terme El Sauce ist wegen Wassermangel geschlossen, deshalb biegen wir zum Fluss ab. Beim Zusammenfluss des Rio Palena und dem Rio Risopatrón finden wir einen grossen, schönen Platz für die Nacht.
Der Wind und die tiefhängenden Wolken trüben die Freude etwas.
Später dringt die warme Sonne durch.
Apéro im Windschaten.
Fischen-Versuche sind erfolglos. Ein einziger, zu kleiner Fisch bleibt kurz am Angel hängen.
Der farbige Sonnenuntergang entschädigt den Eindruck.
Zum z‘Nacht gibt es Wurst- Gemüse-Weizensuppe. Mmmmmh. Nach dem Kaffe entzünden wir doch noch das Lagerfeuer und erwärmen uns. Die Nacht ist sternenklar, mondhell und kalt. Unter unsere Daunendecke ist‘s angenehm warm.
Der Morgen ist magisch: Bodennebel mit blauen Löchern.
Wir bleiben noch einen Tag auf diesem schönen Platz. Fischen, Brot backen, Wäsche waschen mit dem Scrubba-Sack.
Die Wäsche wird sauber, das Brot ausgezeichnet, die Fische bleiben im Wasser. Bis auf einen: beim Morgenessen beobachten wir 3 Fischer auf der anderen Flussseite. Plötzlich Hektik. Die haben einen Bodenhecht gefangen. Aber der bewegt sich ja, schwimmt sogar flussaufwärts. Nach einiger Zeit ziehen sie den Lachs an Land. Fotosession! Jetzt wird klar: das ist ein Riesending von über einem Meter. Auf den Armen lampen Kopf und Schwanz weit über die Achseln hinaus. Der Berufsfischer hat seinen Gästen (Vater und Sohn?) einen Traum erfüllt!. Nur bei uns ist der Fisch noch ein Traum.
In der Nachbarschaft bekommen wir Besuch: ein Ford mit Kabine, US-Schildern und an der Front „Fidibus“ zwischen 2 Schweizerkreuzen. Die beiden Schweizer („mir si am ässe!“) leben seit 8 Jahren in Argentinien und kennen diese Gegend gut. Sie empfehlen uns das sehr schöne Villa O‘Higgins und warnen vor grossen Waldbränden bei Cochrane (>20‘000 ha Urwald sind abgebrannt).
Nach einem ausgiebigen z‘Morge mit frischem Brot fahren wir den ruppigen Weg zurück nach La Junta zur Carretera Austral. Diese führt uns durch eine schöne, wilde Naturlandschaft mit vielen ursprünglichen Urwäldern mit etwas Landwirtschaft.
Die Strasse ist teils in steilen, schwierigen Fels gehauen, dem Lago Risopatron entlang. in Puyuhuapi besuchen wir den Supermercado Don Ciro. Er ist berühmt für sein überbordendes Angebot. Wir kaufen Gaspatronen, Fischblinker (Löffeli), Haushaltpapier, Gurke, Snacks. Er hat einfach alles was Du nie erwarten würdest. In der Cocineria Estrela del Sur essen wir was es gibt: Fisch: Merluza oder Salmon? Beilage: Purré, Aroz? Oder Papas fritas? Sonst? Nichts! Kein Dessert, kein Kola, nur Brösmelikaffee. Dafur das schnellste WiFi von Südchile: 5G, das hält, was es verspricht. Mangels Essensangebot können wir nicht beliebig lang am Netz bleiben. Übrigens, der Fisch war ausgezeichnet!
Dann fahren wir zu den Termas del Ventisquero. Wir geniessen das heisse Wasser lange, zusammen mit vielen anderen Besuchern.
Samuel & Arianne aus Bern sind mit ihren Velos mit Zelt unterwegs, von Buenos Aires, der Küste entlang, Calafate und jetzt die Carretera Austral, eine beachtliche Leistung bei dem starken Wind. Beim CP Las Toninas am Puyuhuapi Fjord übernachten wir.
Wegen dem regnerischen Wetter lohnt sich der Aufstieg zum Mirador Ventisquero nicht. Morgen soll besseres Wetter sein. Wir leisten uns einen faulen Tag mit lesen, fischen (2 Angel verloren) und kochen. Es gibt eine feine asiatische Poulet-Gemüse-Reissuppe mit Kokosmilch).
Die Nacht kühlt auf 6*C ab. Das Wetter beginnt mit Sonnenschein, später etwas trüb. Der NP scheint unter einer Wolkendecke klar zu sein. Vor der Abfahrt finde ich bei Ebbe die beiden verlorenen Angelhaken, verkeilt hinter schweren Steinen. Die Fahrt zum NP Queulat ist kurz.
Auf dem Sitio 7 bleiben wir über Nacht. Doch zuerst laufen wir zum Mirador Ventisquero Colgante. Durch einen wunderschönen, alten Kaltregenwald, stark vermoost und mit grossen Flechten, alten, umgestürzten Bäumen.
Der nasse Pfad führt über eine Seilbrücke und bald steil auf eine alte Seitenmoräne.
Wir sind nicht allein. Die Radiowanderung ist ganztägig angesagt! Beim Mirador gilt anstehen für die Selfies mit eingefrorenem Lächeln.
Der Ausblick auf den Gletscher und den grossen Wasserfall belohnen die Aufstiegsmühen.
Nach 3 Stunden sind wir wieder bei Kooka.
Viele kleine Objekte bedingen eine Makro-Photo-Session am Platz.
In der Nacht hören wir gelegentliches Donnern vom Gletscherabbruch. Erneut eine Macro-Photo-Session am Morgen. Nach einem schnellen z‘Morge machen wir uns auf zum Mirador über dem Zeltplatz. Der Sendero hat dringend eine Renovation nötig: Sumpf, schlüpfrig, ausgelatschte Naturstufen, steil. Wir sind auch die Einzigen, die diesen Weg gehen.
Beim Mirador dann die Erlösung: einen grossartigen Weitblick über die Laguna Témpanos zum Wasserfall und dem blauen Hängegletscher entschädigt für den mühsamen Aufstieg.
Der Abstieg ist etwas leichter als erwartet. Ein müdes Pärchen kommt uns entgegen.