San Pedro und die Atacama

Hito Cajon – San Pedro de Atacama – Valle de la Luna – Valle de Arcoiris – Calama – Chuquicamata – Chiu-Chiu – Inka Coya – El Tatio

San Pedro de Atacama ist ein Touristen Zentrum par Exellence.

Praktisch jedes Haus hat etwas mit Tourismus zu tun: Tour-Operator, Essen, Tour-Operator, Souvenirshop, Tour-Operator, Geldwechsler, Tour-Operator, Unterkunft etc.

Soviele Leute haben wir schon lange nicht mehr gesehen. Am Abend Ramba-Zamba wie auf Mallorca bis in die frühen Morgenstunden. Wir bleiben ein paar Tage hier, interneten, prüfen ob sich die Erde immer noch dreht, die Schweiz immer noch existiert. Wir nutzten die Zeit und das WiFi um die Webseite zu aktualisieren, gehen auswärts essen und lassen es uns gut gehen. Wir sind voll integriert in den Touristenstrom.

Wir treffen verschiedene „Overlander“, Leute, die wie wir die Zeit ihres Lebens zum Reisen nutzen:

Gabi und Cornel aus Engelburg, SG sind mit ihrem Fiat Ducato auf dem Weg nach Alaska.

Gerlinde & Markus aus Österreich, seit Jahren in SA, oft als Tourenleiter, Berg- und Kulturtouren kennen SA wie ihren Hosensack, Markus gibt uns viele gute Tipps.

Hartmut und Lisa aus München machen ein Sabbatical vom Lehrerberuf sind mit einem VW Sprinter 4×4 unterwegs.

Valle de la Luna

Wir machen noch ein paar letze Einkäufe, wechseln Geld, tanken die Dieseltanks voll und dann geht’s ab ins Valle de la Luna. Wir waren etwas skeptisch von diesem Touristen-Magneten, doch wir wurden eines Besseren belehrt: das Valle de la Luna hat Spitzenqualität!

Berge aus Salzgestein haben wir noch nie gesehen. Das kann nur in dieser furztrockenen Gegend vorkommen. Die Cuevas sind ausgewaschene (und von Schweisshänden polierte) Höhlen durch den Berg.

  

 

  

Bei der Duna Grande fahren wir vorerst vorbei zum Mirador Achachaes mit einem herrlichen Blick auf die Felsstrukturen in der Umgebung. Dann kommen wir zur Mina Victoria. Hier wurde früher Salz, vor allem für die Kupferminen abgebaut, heute ist sie nur noch eine museale Touristenattraktion. Am Schluss der Route die Tres Marias: durch vulkanische Aktivitäten herauskritallisierte Salzfiguren.

Auf der Rückfahrt steigen wir auf die Duna Mayor, um diese Zeit wandern wir noch fast allein. Der Bergrücken zieht sich etwas in die Länge bis zum Endpunkt.

Von der Krete aus bietet er wunderbare Blicke in die Sanddünen, ausgewaschene Sandkegel, die leicht erodierten grün-blauen Steinsalz-Strukturen und die eindrucksvollen aufgestellten Schichten im Anfiteatro.

Hier wird die untergehende Sonne ein Feuerwerk entflammen. Beim Abstieg kommen uns schon Horden von Touristen entgegen, die sich diese Schauspiel nicht entgehen lassen wollen. Wir meinen, dass wir für den ultimativen Foto-Schuss nicht 3 Stunden warten wollen, den finden wir sicher im Internet. Statt dessen fahren wir zum CP Andes Nomades, ausserhalb San Pedros nahe beim Salar. Hier baut sich Mauricio ein eigenes Paradies auf. Er erklärt mir die neue Wasseraufbereitungsanlage mit Umkehrosmose. Viele iOverlander nutzen diesen Platz als Absteige und vermeiden so die Touri-Meute in San Pedro.

Wir erwachen erst um halb zehn und alles ist noch ruhig schlafend. Wir diskutieren mit Peter & Brigitte, Raperswil-Jona, ex Mobilhomeausbauer, Klaus & Gabi aus München, Krankenpfleger zuerst 4 Std. stehend,  anschliessend noch bis spät abends bei einem Glas Hess-Malbec Reiseerfahrungen, Lebenserfahrungen. Deshalb bleiben wir noch eine weitere Nacht.

Wir können uns alle fast nicht von Andes Nomades trennen. Alle schieben den Entschluss auf die andern ab. Bis wir uns gegenseitig entscheiden: wir gehen, obschon der Platz zum Bleiben drängt.  Wir fahren nach San Perdo für die nötigen Einkäufe. Wir trefffen uns alle nochmals von Ferne in der Stadt. Beim Parkplatz finden wir weitere Weltenbummler: eine Familie mit Kleinkindern aus Buenos Aires, ein Paar aus  Wien.

Wir fahren weiter zum Mirador Cuevas de Chulacao über dem Valle de Luna: wir erkennen dieses Tal kaum: eine ganz andere Aussicht auf ein völlig zerfressenens Salzgebirge.

Über die gut ausgebaute 23CH fahren wir durch einen riesigen Schutt-und Kieshaufen,

rundgeschliffen vom Wasser und zweigen auf die B207 nach Rio Grande ab.

Valle Arcoiris

Tief im Tal des Rio Salado zweigen wir ins Valle Arcoiris ab. Plötzlich tut sich eine neue Welt auf: in den Sandsteinfelsen blühen die schönsten Regenbogenfarben auf.

 

Da der Himmel noch bedeckt ist, erwarten wir morgen eine Farbenorgie, wie wir sie noch nicht gesehen haben. Wir bleiben auf dem PP des Mirador Valle de Arcoiris.

Die Touri-Busse kommen erst spät, dementsprechend schlafen wir recht lang. Wir laufen ein paar interessante Schlaufen und gehen bis zuhinterst ins Tal.

Das Valle de Arcoiris setzt farblich und von den diversen Felsstrukturen noch einen drauf: blau-grün, rot-braun, violet-weiss, schwarz und von Sand-, Salz-, Lehm-, Schiefer-, Vulkan-, Glimmer-, Granit-Vorstufen- und vielen anderen   Felsen gibt es alles.

  

 

   

Tiefe Schluchten, breites Flussbett, Lamas, Alpacas und natürlich die obligaten Touristen.

Wir können uns nicht entscheiden, ob wir bleiben wollen oder doch nach Calama fahren. Die Bewölkung nimmt immer mehr zu. Ein Touri-Führer kommt uns warnen: wenns regnet, kann der Rio Salado rasch hoch anschwellen und unpassierbar werden. Kaum ist er weg, beginnt der Regen. Unser Entscheid ist rasch klar: weiter nach Calama. Über weite, hügelige Landschaften auf 3500müM, schräg runter nach Calama auf einer schnurgeraden Strasse 23CH, vorbei an einer GROWIAN, einer grossen Windräderanlage. Die Stadt liegt auf einer wüstenartigen Hochebene, sie ein Versorgungszentrum für die grossen Minen in der Nähe.

Die Suche nach einem CP ist nicht einfach: entweder privat, geschlossen oder heruntergewirtschaftet. Auf dem CP Extracction Calama finden wir Unterschlupf. Es ist Wochenende, das heisst, wie allgemein üblich viel Remi-Demi mit lauter Musik.

Chuquicamata

Wir besuchen die grösste Kupfermine der Welt, Chuquicamata.

Der Open Pit ist 5x3x1.2km gross, ein Riesenloch.

Schon von weitem stehen die Abraumhalden hoch aufgeschüttet vor den Augen.

Hier wurden riesige Mengen Gestein verschoben. Die Stadt Chaquicamata, nahe der Mine wurde 2008 aufgegeben.

Nun steht hier eine intakte Geisterstadt ohne Geister, gebaut nach nordamerikanischem Vorbild, breite Strassen, herausgeputzte Häuser, Parks, eigentlich schade, die Stadt dem Verderben zu überlassen.

Die Dimensionen in dieser Mine sind gigantisch.

 

Ein Hilux wirkt wie ein kleines Matchbox-Outöli

Die Riesen-Laster tragen 350 t pro Fahrt aus der Grube hinauf. 1Std rauf, 20min runter.

Riesige Bagger füllen die Laster

Die maximale Tiefe der Lode ist 3-5km tief. Das muss im Untertagebau gefördert werden.

Das elektrolytisch reine Kupfer wird per Bahn an die Küste und von dort in alle Welt verteilt.

Vom Schlammloch nach San Pedro de Atacama

Viluyo – San Pablo de Lipez – Relave – Cerro Papellon – Villa Collpani – Laguna Blanca – Laguna Celeste – Pena Barroza – Quetena Grande – Laguna Kolpa – Thermes de Polques – Sol de Manana – Aduana de Bolivia (Mina) – Desierto Dali – Laguna Verde – Aduana Hito Cajon – San Pedro de Atacama

Wir sind wirklich erleichtert, können wieder lachen, haben gut geschlafen. Kookaburra steht in alter Höhe auf dem festen Sand. Alles wieder sauber putzen und versorgen, dann kann es weiter gehen. Über 4600müM nach San Pablo de Lipez.

Im kleinen Dorf fallen das grosse, grasgrüne Fussballfeld und die grosse Kirche auf.

Eine Gewitterwolke türmt sich über dem Lipez-Massiv auf. Kooka bekommt eine Dusche und wir die ersten Schneeflocken. Die Route führt uns durch Relave um den Cerro Lipez zu unserem CP Papellón.

Der markante Cerro Papellón ist eine schöne Pyramide etwa 2km von uns entfernt. Der Besitzer taucht auf, todo bien, wir dürfen die Nacht bleiben. Die Nacht ist kalt, minus 0*C im Schlafzimmer.

Bis Villa Collpani überqueren wir die Berge bis auf 4500müM auf einer ruppigen, schmalen, engen Strasse.

Sie ist vollgespickt mit spitzen Steinen. In Villa Collpani erkundigen wir uns nach dem weiteren Weg, denn Susi &Ruedi haben nicht den Hauptweg genommen, sonderen eine Piste, die im Nirgendwo aufhört. Die Signale der Einwohner sind eindeutig: nach rechts geht die Strasse. Bald merken wir den Grund der Alternative von Susi & Ruedi: der Weg ist (immer noch) stark ausgewaschen, teilweise fast abgebrochen, sehr eng und sehr steil. Der Weg wird nicht besser, im Gegenteil, bald kommen wir auf alte Lavafelder mit groben spitzen Steinen. Die Fahrt geht im Schritttempo langsam, mühselig vorwärts.

Dafür haben wir schöne Ausblicke auf den frisch verschneiten Cerro Lipez und vor uns die schöne Pyramide des Cerro Uturunco und eine Hochebene mit vielen Lagunen, teils in tiefen Caldaren.

Ein paar Dutzend Flamingos suchen nach Nahrung.

Wir fahren mühsam, konzentriert über Stock und Stein im Geländegang bis zur Laguna Celeste und bleiben auf der Halbinsel.

Starker Wind und dunkle Regenwolken vermiesen den Abend etwas. Kürbisgemüse mit Kartoffelstock hellt uns auf.

Der Morgen erstrahlt in vollem Sonnenschein. Das ist wirklich einer der schönsten Plätze.

Wir geniessen die Wärme am frühen Morgen. Ein paar Flamingos schwimmen in der Lagune.

 

Die Weiterfahrt ist wie gestern: unangenehm ruppig, steinig, wenn sandig, dann mit Wellblech. So macht das Geländefahren keinen Spass. Wir kommen mit 10-15km/h vorwärts. Dafür werden wir belohnt mit schönen Panoramen. Wir umrunden den Cerro Uturunco. Eine grosse Vikunia-Herde ist den Verkehr nicht gewohnt, nimmt vor uns reissaus. Die vielen Lagunen entwässern sich offenbar unterirdisch.

Wir treffen auf einen stark fliessenden Bach, der aus dem Nichts kommt. Ein „Andenhase“ mit langem Schwanz (Viscacha) beobachtet uns neugierig.

Von der Hochebene kommen wir in ein tiefes Tal mit viel Wasser, Lamas und Bofedales, eine Art Hochmoore.

Beim Kontrollposten des NP Eduardo Avaroa bezahlen wir die Parkgebühr und etwas weiter einen Strassenzoll „por el camino“. Wenn dieses Geld gut in den Strassenunterhalt investiert wird,  bezahlen wir gerne.

Nur ist ab diesem Posten die Strasse wieder in einem schäbigen Zustand. Ein Konvoi mit 4 Hilux, gefüllt mit Belgiern sind seit Tagen die ersten Verkehrsteilnehmer, die wir treffen. Vom tiefen Tal geht’s nochmals auf 4700müM hinauf, sinkt leicht zur Laguna Hedionda, und weiter zur Laguna Kollpa. Tausende Flamingos begeistern uns.

Wir bleiben über Nacht. Der Abend ist wechselnd bewölkt und windig. Nach dem farbigen Sonnenuntergang kühlt die Temperatur schnell ab.

Die Nacht ist eiskalt. Im Innern messen wir -5*C. Aber unter unserer Daunendecke ist es mollig warm. Nur wenn eine Hand aussen bleibt, wird sie rasch abgekühlt, ganz zu schweigen von der Nasenspitze, die halbgefroren aus der Decke lugt. Der Morgen ist blendend: die Sonne scheint warm, noch kein Wind. Wir geniessen das z’Mörgele und winken den vielen Touri-Wagen zu, die hier vorbeifahren.

 

Wir machen einen Halt auf der gegenüberliegenden Seite der Lagune, bei der „Saline“. Wie sich herausstellt, wird hier nicht Salz gewonnen, sondern ein feines, weisses Pulver (Natriumborat?).

Die Flamingos zeigen sich von der schönsten Seite. Über 4600müM geht’s dann rasch runter zur Ebene der Laguna Salada auf 4300müM.

Wir merken, dass wir in eine Touristengegend kommen: „viel“ Verkehr, die Strassen teilweise gut, teilweise stark ausgefahren, ruppig. Wir besuchen die Termes de Polques an der Laguna Chalviri.

Endlich ein gut körperwarmes Bad! Bis 13.30 sind die Parkplätze voll von Touri-Wagen, nachher sind wir allein. Sie fahren nach Norden oder Süden. Vom Parkwächter wissen wir, dass die Zollabfertigung auf über 5000müM, bei einer Borax-Mine gemacht wird und nicht am Grenzübergang nach Chile. Auf dem Weg zur Mine besuchen wir noch die Geotermas Sol de Mañana.

Blubberschlammlöcher und ein dampfender Geysir erinnern uns an Island, nur nicht so mächtig. Beim Zoll können/wollen sie uns nicht abfertigen, das werde an der Grenze gemacht. Na dann, wir haben wenigstens einen neuen Höhenrekord aufgestellt: 5025müM. Die Rückfahrt geht Richtung San Pedro de Atacama. Wir sind schon recht spät dran und suchen einen vernünftigen Schlafplatz: bei den Thermen hat es keine offenen Toiletten und der Rummel soll am Morgen um 6.30 losgehen.

Also fahren wir weiter zur Desierta Dalí. Einzelne Felsklötze sind in der Sandwüste verteilt und erinnern an die surrealen Bilder Salvador Dalís.

Hier ist alles flach und man soll die Hauptstrasse nicht verlassen und neue Spuren in den Sand drücken.

Als Ausweg bleibt ein Track Richtung Mina Horsu. Beim Cañón bleiben wir in der Dunkelheit.

Die Nacht ist kalt (3*C), Der Not-Platz ist eigentlich sehr schön, die Desierta Dalí vor uns, daneben ein tiefer Riss in der Erde mit einem kleinen Bach von nirgendwo nach nirgendwo, dahinter ein Vulkan.

Wir bewundern das Farbenspiel und wundern uns über die Vicuñas, die in dieser Wüste doch nichts Essbares finden.

Wir fahren nur eine kurze Strecke weiter bis zu den Lagunen Blanca und Verde durch ein Gebiet mit farbigen Vulkanen.

Diese Lagunen bestechen durch ihr Farbenspiel und dem Hintergrund, die prominenten Vulkane Licancabur und Juriques.

Wir haben viel Zeit, finden einen guten Platz. Als Abwechslung nehmen wir den Cobb in Betrieb, kochen ein Kürbis-Risotto und backen 2 Brote.

Der starke, kalte Wind verdirbt uns etwas den Spass.

Die Nacht ist eisig kalt, -10*C im Wagen, Zeltwand und das Wasser sind gefroren. Wir hätten den heissen Cobb unter den Wassertank stellen sollen.Aber bald wärmt uns die Sonne wieder auf. Beim Mirador stehen schon die ersten Touristen um nach 20 min. weiterzureisen. Ein grosser, beiger Steyr steht dort. Thomas Meier ist seit 7 Jahren unterwegs. Er schwärmt auch vom Salar de Sourire mit seinem Thermalwasser. Bald gesellen sich Dorothe und Koni aus München mit einem Landcruiser und Sandra aus dem Tirol mit einer Tourigruppe zu uns. Wir fahren zur Bolivianischen Grenze. Zuerst kommt die Parkverwaltung. Sie prüft und stempelt unsere Tickets. Dann folgt der Aduana: die bolivianischen Fahrzeugpapier werden eingezogen. Dieser Posten ist nur sporadisch offen. Wenn geschlossen, muss man zur Mine zurück fahren. Dann kommt der Bolivianische Grenzposten, stempelt den Pass und will für die Ausreise 15 Pesos. Die Gringa drückt ihm das Geld in die Hand und wünscht ihm „salud“ für sein Bier, er lächelt verschmitzt und dankt. In Richtung San Pedro kommen wir zur Passstrasse über den Jama-Pass mit dem Chilenischen Zoll. Pass stempeln. Grosse Aufregung: wo ist mein Pass, soeben hielt ich ihn noch in den Händen? Aha, 50m vor dem Gebäude ist er runtergefallen. Pflanzen- und Tierbestandteile müssen abgegeben werden, der Zöllner freut sich über die Zwiebel und das Kilo Kartoffeln, dass es noch angefangener Salami und eine Avocado im Kühlschrank hat, übersieht er. Dann folgt der Abstieg nach San Pedro: 2400m auf 30km, eine steile Rampe.

Man sieht unten San Pedro und denkt unweigerlich an überhitzte Bremsen, deshalb die vielen Notbremsstellen.  Der Jama Pass ist ein wichtiger Transportsektor Chile-Argentinien. In San Perdo de Atacama finden wir im Hinterhof des Puritama Hotels einen zwar engen, aber gut gesicherten Schlafplatz. Zusammen mit Gaby und Cornel essen wir in einem der sehr vielen Restaurants (Tierra Todo Natural) Lachs und Lomo. Das Wetter ist wieder warm.

Adventure before Dementia oder Abenteuer ja – abenteuerlich nein

 

Villazon – Pasolo Bien- Tupiza – Viluyo

Ich erwache langsam. Die Muskeln schmerzen etwas. Es ist mollig warm. Ich höre die regelmässigen Atemzüge, die Luft sucht sich einen Weg durch die Nasensegel: chch, chrch, chrrrch chch. Die Hand streckt sich. Uhh, saukalt. Nur unter der Daunendecke ist es so mollig warm. Draussen friert das Wasser nicht gerade, im Kooka haben wir 6*C. Rechts von mir ist mein Öfeli. Gut zudecken, damit es weiterhin so warm bleibt. Ich muss aufstehen. Draussen empfängt mich der bekannte Duft der Anden-Flora, ein etwas penetranter Duft nach Pyridin. Ich stehe an der Felswand, betrachte die Umgebung in der aufgehenden Sonne. Die hohe Felswand besteht aus gepresster Erde, die Steine zerbröckeln zwischen den Fingern. Vulkanstaub, in Jahrtausenden zusammengepresst, vom Regenwasser tief zerfurcht ausgewaschen. Eine wunderbare, bizarre Welt. Die Sandfläche des Flusses schön flach, teils hell, teils dunkel. Das wenige Wasser weit weg. Hinter dem Fahrzeug tiefe Löcher.

Wir sind gestern Abend früh ins Bett gestiegen, fix und fertig, sehr müde. Wir sind im Flussbett des Rio Viluyo. Wir sind auf einer Abenteuerreise…..

Wir stehen am argentinisch-bolivianischen Zoll in La Quiaca / Villazón am geschlossenen Fenster Nummer eins. Die Frau drinnen vor dem Bildschirm streicht ihr Handy mit ihrem Zeigefinger gelangweilt auf und ab, ab, ab, auf und ab. Prüft sie ihr Facebookprofil? He, wir wollen über die Grenze! Langsam quillt sie aus ihrem Stuhl: „la penúltima ventana“.

Wir verstehen eigentlich recht gut spanisch. Conchita hat uns letztes Jahr sehr viel beigebracht. Sie spricht eigentlich nur spanisch aber in diesem Migroskurs sind wir die einzigen Schüler, haben viel Spass und lernen nicht nur aus den Kursbüchern. Unter Freunden lernt sich’s leichter. Auf dem Schiff von Hamburg nach Montevideo hatten wir sehr viel Zeit, mit Duolingo unsere Kenntnisse zu festigen. Duolingo ist ein gutes, aber perfides Sprachtrainingsprogramm. Du musst Fragen beantworten, Sätze bilden, Wortpaare zuordnen, beschreiben. Du wirst gelobt, wenn Du gut arbeitest, bekommst Diamanten geschenkt. Du wirst aber getadelt, wenn Du faul bist: he Du, es wäre wieder mal an der Zeit mit Duolingo weiter zu arbeiten. Ein Fehler und Du wirst bestraft: du kannst mit Diamanten bezahlen oder weiter vorne repetieren. Ja wir haben gut Spanisch gelernt, wir können manchmal nur stockend reden, weil wir die richtigen Wörter suchen. Manchmal geht’s so richtig flüssig voran. Ein Redeschwall schwappt über die Argentinier. Sie machen ein konsterniertes, dummes Gesicht. Sie verstehen unser Spanisch nicht. Aber es tönt doch gut! Das Mischmasch aus spanisch, französisch, italienisch, englisch mit einem perfekten spanischen Akzent! So wie Viktor Giacobo Arabisch spricht.

„Penúltimo“ tönt wie „último“ italienisch der Letzte. Wir gehen zum letzten Fenster. Hier warten die Leute mit vielen Papieren in den Händen, warten, warten. Kommt einer zwischendurch mit einem kleinen Ausweis, streckt ihn von hinten zum Fenster. Das Fenster öffnet sich, der Ausweis wird geprüft, und wir warten weiter. Endlich kommen wir dran: „primero al ventana dos“!. Aha. Aber beim zweiten Fenster ist niemand. Wir gehen wieder zur zeigfingernden Dame: „la penúltima ventana“. Wieder zum letzen Fenster. Warten, warten. „primero ventana dos, la aduana“. Aha, der Zoll, aber da ist niemand. Die zeigfingernde Dame meint nun, dann ist der Zoll halt auf der anderen Strassenseite. Hier werden unsere Papiere nun abgefertigt und wir können zum letzten Fenster. Warten! „La penúltima ventana“ gerade daneben. Die machen ihre Arbeit und wir können wieder vor dem letzten Fenster warten. Endlich werden unsere Papiere genommen, geprüft. Die Dame starrt auf ihren Bildschirm, tippt, schaut auf die Papiere. „La Secura“. Ich weiss, dass die Versicherung für die Mercurosud-Staaten ausgestellt ist, da steht aber Bolivien nicht drauf, also gebe ich nur die Versicherungspolice. Genügend Papier zum Verwirren. Wir bekommen die Papiere und Pässe zurück. „Puede pasar“. Aber in unseren Pässen sind keine Stempel! Wir wurden im Internet gewarnt, dass man alles genau prüfen soll. Da sei ein Papierausdruck im Pass, das genüge! Das ging eigentlich recht zügig, weniger als eine Stunde.  Also los, über die schmale Brücke. Doch in diesem Moment kommen vier grosse Lastwagen entgegen. Zurück geht nicht, vorwärts auch nicht, parken ist nicht erlaubt auf der Brücke, aber es gibt links auf der Brücke eine Parklücke. Am bolivianischen Posten steht ein ehrfurcht einflössender Grenzer, prüft die Papiere. „puede pasar“.

Gerade dahinter sind die Haifisch-Büros, die Wechselstuben. Heidi steigt aus, wir brauchen viele Bolivares.

„No puede parcar aqui“. Die sagen „aqui“ nicht „aqua“ wie Argentinien? Das haben wir von Conchita gelernt. Das Geld wechseln dauert. Ist das ein guter Kurs? Nein, meint der Mann dahinter. Bolivien ist anders. Die Strassen quellen über vom Leben, Gewusel. Beim Markt wollen wir das Auto nicht allein stehen lassen also geht Heidi allein einkaufen. „Da musst Du auch hin, ist das ein Markt! Erinnert an Little India in Singapore. Fotomotive überall, die Bäuerinnen vom Land, die Früchte, das Gemüse!“ Nein wir fahren weiter. Wir sind ja auf einer Abenteuerreise! Die Hauptstrasse ist einwandfrei, führt über das Hochland nach Norden. Bei der Mautstelle melden wir, dass wir nur eine kurze Strecke auf der Hauptstrasse bleiben, wir wollen ins Camping Pasolo Bien. Das liegt tief unten am Rio San Juan del Oro.

Eine abenteuerliche Höllenfahrt in den Cañon runter, überwindet 500m auf eine Luftdistanz von einem Kilometer. Die Strasse ist zwar in einem guten Zustand, jedoch schmal, voller Spitzkehren und steil.

Links die Felsen, rechts der Abgrund. Die Aussicht in die Tiefe ist angstauslösend phänomenal: 350m fast freier Fall. Die Farben der Felsen sind eine Wiederholung des Kodacolorados. Der CP ist ein kleines Paradies mit tropischen und uns bekannten Gartenblumen und Früchten (div. Birnen, Trauben, Zitronen, Kürbisse, Wahlnüsse).

 

 

Für unseren Kookaburra etwas niedrig, eng, aber da wir allein sind, kein Problem. Der Swimmingpool ist schon eingewintert. Die Besitzerin, eine Indiofrau ist sehr freundlich, wir dürfen unter dem Birnbaum stehen und Birnen à discretion vertilgen. Am Morgen läuft Wasser in den Swimmingpool. Sie erwarten „muchos gentes, viele Leute“. Bald treffen sie ein, drei Cars voll, mit grossen Musikboxen. Wie sind die bloss runtergekommen? Der Grill wird eingefeuert, das Fleisch, ein 30kg-Sack wird vorbereitet.

Picknick, Getränke, Wein werden ausgepackt. Der Stromanschluss für die Musikbox funktioniert leider doch noch. Das treibt uns weg, wir machen einen Spaziergang den Fluss rauf. Erinnerungen an Rustici in den Seitentälern des Ticino oder die Suonen im Wallis werden wach.

  

Bei der Rückkehr ist die Stimmung blendend, der Swimmingpool voll. Brrrh.

Wir bekommen auch eine Flasche Wein auf den Tisch. Die Frauen spielen Fussball die Männer diskutieren die Weltprobleme am runden Tisch die Kinder planschen im eisigen Wasser.

Später kommen die Spiele: Seilziehen, Sackhüpfen, Eier auf einem Löffel im Mund tragen.

Die Weinflaschen werden noch schnell geleert, die Wangen satt gefüllt mit Coca-Blättern und schon gehts auf die Heimreise. Um 18.30 ist der Spuk zu Ende, wir sind wieder allein. Mit der heissen Kohle auf dem Grill können wir noch unser Fleisch „entsorgen“.

Die Rückfahrt die Cañonwand hinauf ist weniger angsteinflössend, nun sind die Plätze ja vertauscht. Die Hauptstrasse Richtung Tupiza eröffnet uns ein neues Bolivien: wie in Argentinien stark ausgewaschene, sehr farbige Felsen.

In Tupiza logieren wir im El Refugio. Man gönnt sich ja sonst nichts. Der Hauptgrund: Wieder mal gutes WiFi. Wieder mal interneten!

 

Wir faulenzen, bummeln durch die Stadt und essen (abenteuerlich) das frisch zubereitete lokale Essen im Markt.

  

  

 

Unser Servier-Junge wird immer wieder von seiner Mutter gerufen, wenn er mit uns schwatzen und unbedingt ein paar Brocken schweizerdeutsch lernen will. Er ist hartnäckig und huscht jede freie Minute zu uns. Beim Abschied strahlt er und meint… Ciao, merci, danke…

Tupiza soll in einer tollen Umgebung liegen. Das wollen wir erkundigen. Pech gehabt! Wir landen zuerst bei der laufenden aber nicht funktionierenden Kläranlage und anschliessend mitten in der Müllhalde.

 

Aber das Gebiet wäre sehr interessant, fotogen: blaue Lehmberge, bizarre Felsen, farbige Berge.

Wir drehen um und verlassen Tupiza Richtung Westen durch eine Klus. Die hohen Felsen aus weicher Nagelfluh sind turmartig in Schichten ausgewaschen.

Die recht gut ausgebaute Schotterstrasse steigt auf über 4300müM, steil, mit viele Kurven sowie den obligaten Ausblicken in die unendliche Tiefe. Gelegentlicher Gegenverkehr lässt das Adrenalin steigen.

 

Von oben ist die Landschaft phänomenal. In der Ferne glühen die roten, gelben, grauen Bergketten, in der Nähe bewundern wir bizarre, ausgewaschene Strukturen, die ein magisches Licht-Schatten-Spiel erzeugen, hunderte hoher Felskegel, wilde, farbige Berge.

Sowas haben wir in Argentinien noch nicht gesehen. Wir begegnen auf 4300müM weidenden Kühen, später einer grossen Herde Schafe und Ziegen. Der Bauer lebt offenbar in einer alten, immer noch aktiven Mine.

Neben uns sitzt eine Frau müde neben ihrem Claim. Sie kann etwa 2 g Gold pro Woche produzieren.. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Nach etwa 60 km fahren wir in ein Bachbett auf 3833müM zum Übernachten.

 

Wir wollen den Höhenkoller nicht herausfordern. Tupiza liegt auf 2960müM. Die 800 m sind an der oberen Grenze. Auf der Weiterfahrt steigt das Gelände wieder auf über 4500müM an und sinkt kaum unter 4000 m. „Altiplano“ ist hier eher „Allihügel“ mit tiefen Tälern, kaum Flächen.

Wir überqueren „Allihügel“ auf ca. 4000müM. Tiefe Täler öffnen sich nach Süden. Wir erkennen unseren Weg von Kodacolorado in Argentinien. Etwas abseits liegen ein paar aktive Minen.

Auf einer Hochebene grasen hunderte Lamas. Bei einer Verzweigung entscheiden wir uns für den kürzeren, direkten Weg. Der führt uns über 4400müM ins Tal des Rio Viluyo. Hier ist der Weg durch das Flussbett vorgegeben, die Strasse ist stark verwaschen.

Im kleinen Ort Viluyo Punku (etwa 10 Häuser und ein Schulhaus) übt eine Schulklasse eine Parade mit Trommel und Fahne. Die Kulisse des Dorfes ist phänomenal: braune Felsentürme wirken wie Schlösser und Burgen. Als die Strasse vom Flussbett aufsteigt, nehmen wir diese, da der Fluss noch Wasser führt. 3 km weiter verlassen wir die Strasse und wollen im schönen Sand des Rio Viluyo übernachten.

“ Rutsch“ und Kookaburra ist 60cm kleiner: er ist in einem Sumpfloch bis auf das Chassis abgesunken.

Das sieht nun absolut nicht gut aus, diese Situation hatten wir noch nie. Wir versuchen uns zu beruhigen und machen uns Gedanken, wie wir da je wieder rauskommen:

  • Hilfe durch Abschleppen können wir vergessen (weicher Sand, keine geeigneten Fahrzeuge)
  • Technische Hilfe ist unerreichbar weit weg
  • Hilfe vom Dorf dürfen wir nicht erwarten, die bauen mit Lehm
  • Selber wie Münchhausen aus dem Sumpf ziehen ist ein Wunschtraum
  • Studium des 4-WD-Handbuches: da funktioniert alles, weil die Übungen im Gelände mit Wald und Felsen stattfinden. Trotzdem hilfreich.

Die Nacht wird unruhig:

  • was sind die logischen Schlüsse?
  • welche Alternativen haben wir?
  • was, wenn wir das Fahrzeug stehen lassen müssen? (Zollformalitäten, Hab und Gut im Dorf verteilen, Heimreise organisieren, fertig, Schluss mit reisen?)

Bis zum Morgen zeichnet sich doch noch eine gangbare Lösung ab:

  • wir brauchen noch 2-6 Sandbleche, Metall- oder Holzplatten
  • wir müssen zuerst die Hinterräder sichern gegen weiteres Absinken
  • wir müssen das Auto anheben (Luftballon aufblasen mit Auspuffgasen)
  • Luftdruck absenken
  • Rad und Achse mit Wagenheber anheben (Reserverad als Unterlage)
  • Platte unterschieben
  • Unterboden, Achsen freischaufeln
  • Dann langsam im Geländegang rückwärts (doch wie Münchhausen!) rauf und weg

So einfach ist das! Wenn da nicht ein kleines Problem wäre: wo nehmen wir die zusätzlichen Sandbleche oder Platten her? Der Verkehr auf der Strasse: vielleicht 3 Fahrzeuge pro Woche, und erst noch Einheimische. Gegen Mittag kommt eine junge Frau mit 2 Kindern und 3 Eseln vorbei. Sie will ihre gewonnene Lama-Wolle irgendwo verkaufen. Das sind, bis zum nächsten grösseren Ort fünfzig Kilometer! Aber sie zückt sofort das Telephon (ja, hat sie denn Netzempfang?) und fordert im Dorf Hilfe an. Später kommt ein Hilux vorbei mit 3 Einheimischen. Die haben natürlich keine Sandbleche und im Dorf gibt es weder Metall- noch Holzplatten, und sie kennen auch niemanden, der sowas hätte. Bald kommt ein Töfffahrer auf dem Flussbett herangerast, die angeforderte Hilfe aus dem Dorf. Er schaut sich die Bescherung an, meint, es sei doch klar, dass man hier nicht parken sollte und will weitere Hilfe holen. Er meint das Problem sei in einer Stunde gelöst. Hä? Aber das Fahrzeug ist über 3500 kg schwer! Ist es denn aus Gold? Ja, dann vielleicht 2 Stunden. Die Räder mit dem Wagenheber anheben, Steine unterschieben, die Fahrspur mit Steinen belegen, die Sandbleche unterschieben und wegfahren. Ja wo nehmen wir die Steine her? Wir sind ein einem Vulkangebiet mit Vulkanasche (deshalb die wunderbaren Burgen!), da sind die Steine so bröcklig wie altes Brot.

Heidi sucht und findet dann genügend Steine im Flussbett. Wir machen uns an die Arbeit. Nach 4 Stunden mühseliger, harter Arbeit (wir sind auf 4000müM, etwa die Höhe des Finsteraarhorns) fährt sich Kookaburra, wie Münchhausen, selber frei. Übrigens, die drei Hilfen aus dem Dorf tauchen nicht mehr auf.

Was haben wir daraus gelernt?

  • die Situation abschätzen, erst denken, überlegen, dann handeln (nicht wie der Muni in den Chrishaufen stürzen)
  • Technik ist nicht alles, Naheliegendes mitberücksichtigen
  • Alle Alternativen mitbedenken
  • In einer Flussbiegung ist nasser Sand nur ein Deckel über dem flüssigen Schlamm (gilt übrigens analog auch für Salare!)
  • Die eigenen Hilfsmittel und Geräte kennen und richtig nutzen
  • „Adventure before Dementia“ wörtlich nehmen. Wenn das Hirn nicht mehr mitmacht, besser bei einer Werbefahrt mitreisen.

Alles nur halb so schlimm? Abenteuer haben wir uns gewünscht, aber doch nicht solche! Auch wenn wir uns manchmal gegenseitig ins Pfefferland wünschen, eine solche Anstrengung schweisst Teams zusammen.

Wir sind müde, können aber wieder lachen. Morgen reisen wir weiter auf der Suche nach Badewasser.

Nachträglich tauchen doch noch ein paar Fragen auf:

  • warum tun wir uns das an? Nun, weil wir’s noch können und noch wollen.
  • Überschätzen wir unser Können und unsere Fähigkeiten nicht? Nun, bisher noch nicht.
  • Was ist, wenn eines aus dem Team ausfällt? Da sind wir ein Stück weit gewappnet:
  • Wir können beide das Fahrzeug in leichtem und schwerem Gelände fahren.
  • Wir können beide navigieren, d.h. wir wissen wo wir sind und können uns gezielt dahin bewegen wo wir hin wollen.
  • Wir können beide mit der lokalen Bevölkerung kommunizieren und Hilfe anfordern.
  • Wir können beide das Satphone bedienen und international Hilfe anfordern.
  • Nahrungsmittel, Getränke, Wasser, Treibstoff sind normalerweise genügend in Reserve für eine Woche vorhanden.
  • Know-How: hier dürfte das Wissen um die vorhandenen Bordmittel (Werkzeuge, Reservematerial, Ersatzteile, Hilfsmittel, Einrichtungen, Dokumentation etc.) und deren sinnvolle Verwendung besser verteilt werden.

Gringos liebster Zeitvertreib

Auf unserer Reise gibt es auf Schritt und Tritt Fotosujets, die abgelichtet werden müssen. An allen möglichen und unmöglichen Stellen wird angehalten oder befohlen anzuhalten, nein, nicht nur an übersichtlichen Strassenrändern, das Auto wird quer in den engen, abschüssigen Weg gestellt, es wird links angehalten, in Kurven, auf Kuppen, kein Wunder stehen die Haare der Gringofrau von Natur aus senkrecht nach oben! Felsen von der Seite, von vorne, von der andern Seite, von oben und ganz oben, leider fehlen immer die Bilder von hinten. Das wiederholt sich bei Schluchten, Flüssen, Brücken, Bäumen, Kakteen, Blumen, Lamas, Vikunjas und anderen Fotosujets. Am Abend wird das Gefundene heruntergeladen, sortiert, bestaunt, angepasst, verschönert, eine Arbeit, die sich stundenlang hinzieht. Die Resultate daraus sind faszinierend und ausdrucksstark.

Was aber erblickt Gringo wohl auf dem Bildschirm? Sieht er den lang erwarteten Puma, oder die giftige Schlange hinter einem Stein, erschrickt er über die wagemutige Fahrt auf dem ausgewaschenen Track? Oder…….gähnt er einfach, weil es bereits 01.00 Uhr in der Früh ist?

Kodacolorado

Salta – La Caldera – San Salvador de Jujuy – Tilcara – Humauaca – Mirador Hornocal 14 Colores – Abra Pampa – Laguna de los Pozuelos – Medano de Fundiciones – Liviara – RN40 – „Kodacolorado“ – Paicone – San Juan de/y Oro – La Quiaca – Laguna Colorado – Yavi – La Quiaca / Villazon

Ich stehe auf dem achten der Ocho Hermanos, den Acht Brüdern, sichelförmige Berge in einer weiten Ebene. Harter, griffiger Sandstein macht den Aufstieg durch kleine, dornige Büsche, wenig Gras und Kakteen leicht, das Atmen fällt schwerer. Verständlich bei 3670 müM!

Unter mir die orange-braune Pfütze Laguna Colorada, ein paar Rinder (oder sind es doch die allgegenwärtigen Lamas?) grasen am Seerand. Dahinter leuchtet ein kleiner türkis-weisser See. In der Ferne glitzern die Wellblechdächer von La Quiaca, der nördlichsten Stadt Argentiniens und Villazon in Bolivien.

Die beiden Grenz-Städte sind fast zusammengebaut, getrennt durch den Rio La Quiaca. Die Augen schweifen in die Ferne. Weite, hügelige Ebenen enden am Horizont an flachen Bergketten. Schlangenlinien von trockenen Flüssen erreichen die Lagune, aber kein Bachbett entwässert den See. Er wird langsam zum Salzsee. Der Rio La Quiaca hat eine tiefe Furche in die Ebene geschnitten. Das Regenwasser hat aus den Hängen bizarre Felsenformen herausgewaschen. Die Gegend errinnert an Zentralaustralien, an den Great Central Highway mit den Petermans Ranges. Weite ohne Ende! Wir haben damals das Rainbow Valley besucht, ein kleines Tal mit wunderschönen weiss-rosaroten Felsen, die im Abendlicht magisch leuchteten. Aber was haben wir in den letzten Tagen hier gesehen?

In Salta lassen wir die Gasflasche auffüllen, eine grössere Operation bis die Verbindungen passen.. Dann Einkauf im Carrefour und Suche nach Gas-Kartouchen. In der Gartenabteilung des Easy-Jumbo (Equivalent zu Jumbo Heimwerkermarkt) im Portal Salta Einkaufszentrum werden wir fündig. Wir fahren zu unserem Rössli-CP am Digue La Caldera zurück. Die Fahrt durch den Yunga-Regenwald ist wieder bezaubernd, aber heute fahren wir einfach durch, das Tal hinauf Richtung Tilcara.

In Tumbaya ist wieder die Virgin los, viel Volk. Bei Maimarà steigen wir auf den Mirador-Hügel hinauf und bewundern die farbigen Steinhaufen auf der Gegenseite.

Tilcara ist an Ostern komplet verstopft mit Autos. Wir bleiben im El Jardin. In der Nachbarschaft läuft eine Show mit sehr lauter Musik und einem Sprecher, der fast ausflippt. Der gleiche Rodeo-Show-Sprecher wie in Cachi? 3 Stunden ohne Unterbruch (nur je 5 Sekunden um den Namen des Reiters zu lesen) ins Mikrophon schreien ohne heiser zu werden, eine Leistung, die wir gar nicht zu würdigen wissen! Ab 22 Uhr ist endlich Ruhe! Rolf, Werner, Marina, Magie aus Erlinsbach sind auch wieder hier (ex Salta). Sie wollen über den Jama Pass nach San Pedro de Atacama und die Lagunenroute von unten angreifen.

Bedenken und Reisestress wegen fast abgelaufenem Visum zerstreuen sich bald: die Einreise in Argentinien vom 5. Januar wurde am 16./17. Februar auf dem Weg zum Paso Agua Negra unterbrochen. Wir haben noch alle Zeit! Wir laufen in die Stadt zum Zentralplatz und in den gedeckten Mercado. Viel farbiges Handgestricktes, Souveniers, im Mercado frische Früchte und Gemüse.

Wir kaufen die typischen kleinen Anden-Patas und Koka-Blätter! Wir gehen unter die Junkies! Am Strassenrand rösten 2 Schafe zu Asado.

Wir können nicht widerstehen und füllen unsere Bäuche mit je einer riesigen Portion („eso es para una persona“ also bestellen wir 2). Danach füllen wir den Diesel- und den Wassertank auf, ab geht’s Richtung Humahuaca. kurzer Stopp bei der Abzweigung zum Weingut Zuccholino mit dem höchsten Weinberg der Welt 3331müM (höher als Hess!!) Da aber unser Weinkeller voll Hess ist, machen wir keinen Abstecher. Dafür fahren wir in Humahuaco direkt auf den Berg zum Mirador del Hornocal (14 Colores).

Mit dem Sonnenuntergang legen die schon an sich farbigen Felsen noch einen Zacken zu, ein geometrisches Feuerwerk.

Wir merken die Höhe von 4350müM nur zu gut. Kokablätter sollen gut gegen die Höhenmüdigkeit sein.

Wir merken nichts. In der Dunkelheit fahren wir den ruppigen Weg zurück nach Humahuaco und campen im CP Bella Vista.

Langsam kommen wir auf Touren, verlassen den CP erst am Mittag, Mit kurzem Blick auf das enorme Unabhängigkeits-Monument in der Stadt.

Auf der RN9 fahren wir das breite, grüne Tal des Rio Grande de Jujuy auf über 3700müM hinauf und erreichen die grüne Hochebene La Peña bei Abra Pampa. Hier zweigen wir auf die RP7 durch die Sierra de Cochinoca Richtung Laguna de los Pozuelos ab. Am Parkeingang werden wir registriert (ca. 3000 Besucher pro Jahr). Wir können direkt neben dem Rangerhaus übernachten. Zuvor fahren wir jedoch auf einem kleinen Track zum See. Er spielt eine grosse Rolle bei den Vogelzügen. Jährlich passieren abertausende Wasser- und Wattvögel diesen See von Nord- nach Süd-Amerika.

Zudem hat es eine grosse Population von den 3 Flamingoarten,  Andenflamingo, Jamesflamingo und Chileflamingo. Auf dem Trockenen grasen Lamas in Gehegen und Vikunias in freier Natur. Kein Netz, kein WiFi, aber WhatsApp funktioniert, la Gringa freuts!

Wir sind von der Laguna de Los Pozuelos auf der RP70 über den Médano de Fundiciones gefahren.

Hier wird ein neues Minengebiet eröffnet (Blei, Zinn??). Dank den vielen Minen im Altiplano sind die Strassen zwar ruppig, aber recht gut ausgebaut.

Wir gelangen durch eine zauberhafte grüne Berglandschaft auf die RN40, die Ruta Quarenta.

Hier tut sich eine neue Welt auf: in der Ferne leuchten die schneebedeckten Vulkane Cerro Panizos, Cerro Alcoak, Cerro Lipez und der Dreiländer-Vulkan Cerro Zapaleri (5653m). Der Rio Osmoraio hat sich ein tiefes Tal im farbigen Sandstein ausgewaschen.

Aber das Schönste folgt erst in der nächsten Bergkette: grosse, verwitterte Granitblöcke liegen in weissem Sand, dahinter Sandsteine in allen Farben: weiss, gelb, orange, rot, braun, grün, violet.

Der Cerro Verde ist ein in allen Grüntönen gefärbter Berghang.

Die Fortsetzung folgt in gelb-weiss-orange-rot vor grünen Feldern.

Eine reine Farben-Orgie, die sich im Abendlicht noch verstärkt!

Wir bleiben mitten auf der Strecke über Nacht: wir taufen das Tal Kodacolorado! Zur Abwechslung laufen wir noch auf den nächsten Hügel, mei gibt’s da was zu schnaufen! Wir bewegen uns ja auch auf fast 4000müM. Die Nacht ist ruhig, nur 2 Fahrzeuge passieren. Wir geniessen den schönen Platz und die farbigen Berge, nun von der anderen Seite beleuchtet.

Wir dachten, die Farborgie sei nun bald Vergangenheit. Weit gefehlt! Der kleine Ort Paicone legt noch einen drauf!

Wenn er nicht so abgelegen wäre, würden sich hier die Touristen mit den Selfies im Weg stehen. Das war’s?

In San Juan de Oro machen uns Oscar und Jolanda aus Jujuy darauf aufmerksam, dass wir unbedingt durch den Cañon des Rio de Oro fahren sollen, er sei „hermoso“, „schön“.

Die RN40 führt 11km durch das Bachbett dieses Cañons, ein weiterer Höhepunkt des Kodacolorados!

 

Unbeschreibliche, hohe Felsformationen und der kleine Kookaburra unten!

Die Strasse steigt immer mehr bis auf 4300 müM, Hügel reiht sich an Hügel. Vor Timo Cruz liegt der km 5000 der RN40.

Nach einer weiteren Hügelkette geht’s wieder runter in die Ebene der Laguna de los Pozuelos. Über eine letzte Kette kommen wir in die Nähe von La Quaica. Wir wollen nicht in die Stadt fahren und nehmen eine „Grab’sche Abkürzung“ Richtung Laguna Colorada, einen Feldweg der ein tiefsandiges Bachbett quert und steil über einen Sandhaufen mit Kieshindernis führt. Wir schaffen’s knapp! Nach der RN9 geht der Feldweg weiter bis zum Fluss neben der alten Bahnbrücke. Leider ist die Ausfahrt weggewaschen, kein Durchkommen für uns. Die Bahnbrücke vielleicht? Breit genug wäre sie, stark genug auch, aber die Schwellen sind etwas unregelmässig weit auseinander. Gringo juckt’s in den Fingerspitzen, Gringofrau wehrt vehement ab. Ein Spielchen für Andere! Wir kehren um, fahren durch die Stadt hinaus zur Laguna Colorada hinter den Ocho Hermanos.

 

Wir besuchen noch das Aborigin-Dorf Yavi.

Hier ist wenig los, viele Alt- und Neubauten. Vom Mirador haben wir einen gutem Überblick über das Dorf und seine Umgebung: der Rio Yavi hat sich einen kleinen Cañon geschaffen. Dann kommt die letzte Gelegenheit zum sauberen Diesel tanken. YPF nimmt nur VISA-Karten, wir verbrauchen die letzten ARG$, die Tanks sind nicht ganz voll. Dann geht’s zum Zoll. Wir sind auf vieles gefasst, aber eigentlich geht alles reibungslos. Nach einer guten Stunde können wir weiterfahren.

Die Zusatzschlaufe

Salta – Valle de la Lerma – Quebrada de las Conchas – Cafayate – Ruinas de los Quilmes – Quebrada de las Flechas – Colomé/ Hess Winery – Molinos – Laguna de Brealito – Cachi – Abra de Acay – San Antonio de los Cobres – Salina Grande – Cuest de Lipan – Purmamarca – Tumbaya – NP Potrero de Yala – Termas de Reyes – San Salvador de Jujuy – La Caldera -Quebrada San Lorenzo – Salta

Wir lassen die Post in Ruhe und wollen heute Richtung Cafayate fahren. Aber wir werden nicht in Ruhe gelassen. In aller Herrgottsfrühe werden wir vom penetranten Lärm einer Schwadron Fadenmäher um unser Fahrzeug geweckt. Ja, ja, wir gehen sofort. Das Gras hat den Schnitt dringend nötig: im Morgentau werden wir jeweils ganz nass vom 50cm hohen Gras. Noch ein letztes mal duschen, einkaufen im günstigen Casino nebenan, sowie im riesigen Hipermercado Libertad in der Nähe. Wasser und Diesel volltanken und los geht’s auf der RN68 durch das fruchtbare, grüne Valle de Lerma zwischen den Sierra La Ramada, Sierra Guanacos und den Randketten der Anden.  Bei Alemania beginnt die Schlucht, die Quebrada de Las Conchas.

Wie erwartet ein total zerfurchtes Gebirge, ausgewaschen mit, im Abendlicht leuchtenden, roten, grünen und gelben Felsen. Zunächst voll begrünt, die Kakteen sind wieder da. Später hochalpin, karg. Der braune Fluss schlängelt sich träge durch die breite Schlucht, viel Schwemmland. Wir geniessen abseits der Strasse auf einem kleinen Seitenweg die tolle Aussicht auf den Fluss, die Berge und die Nachtruhe.

Die 65km durch die Quebrada öffnen immer wieder neue Aussichten: mal beeindrucken die grünen Auen des breit mäandrierenden, braunen  Flusses, mal sind es die farbigen Felsen links und rechts des Tales.

Das weiche Gestein wurde schon zu Urzeiten ausgewaschen zu bizarren, ungewöhnlichen Formen.

  

Die Gargante del Diablo ist eine mächtige, enge und kurze Seitenschlucht wie El Anfiteatro.

Dieses wirkt wie eine grosse, offene Konzerthalle. Ein Musiker lässt sie sanft erklingen mit seiner Querflöte. El Fraile ist ein steingewordener Franziskaner Mönch.

Die Geoforma del Sapo ist eine Kröte aus Nagelfluh. Bei La Yesera ist der Blick ins weite Tal überwältigend.El Obelisco und Las Ventana sind spezielle Steinformationen.

Los Castillos sind mächtige, an mittelalterliche Burgen erinnernde Felsstrukturen. Und schliesslich Los Colorados in einem Seitental: ausgewasche Felsen in allen Farben: rot, braun, grün gelb, bläulich, schwarz.

In einer Höhle leuchtet das Licht magisch und erinnert an Fotos aus den Colorados der USA.

Das Valle Calchaqui wird sehr breit, ist grün und voller Weinplantagen und Bodegas.

Wir landen im CP Luz i Fuerza in Cafayate. Hunde sind Gebärmaschinen

Die Sonne scheint schon am frühen Morgen. Das soll hier 360 Tage im Jahr so sein. Das weite Valle Calchaqui erinnert an das Wallis, nur viel breiter: auf beiden Seiten des Tales türmen sich hohe Berge, 3-4000m, in der Mitte eine „Rhone“ die vertrocknet ist, Wind wirbelt Sand und Staub auf. Im Westen liegen Weinberge, Bodega reiht sich an Bodega.

Die Rebenstöcke sind teilweise schon sehr alt. Wir besuchen eine Distilleria: ein schönes Schaustück für Touristen mit vielen alten Sammelstücken.

Der Grappa ist wie Grappa: scharf, brennend, für Geniesser.

Wir besuchen die Ruinas de los Quilmes. Die Quilmes waren ein Volk lange vor den Inkas in dieser Gegend.

Sie haben sich hier ein paar kleinere Städte am Berghang gebaut, mit einer Beobachtungsstation darüber, mit einer Wasserversorgung und einer Stadtmauer.

Das Zentrum für die Besucher wurde erst kürzlich eröffnet und bietet einen Überblick über die Geschichte, die Lebensweise und den Niedergang der Quilmes mit dem Einmarsch der Spanier.

In der Umgebung wachsen riesige Kakteen-Bäume mit fast meterdicken Stämmen. Dunkel-grün-schwarze Papageien fliegen in Schwärmen herum.

Unser nächstes Ziel ist die Hess Winery in Colomé. Wir folgen der RN40, zuerst durch das weite Valle Calchaqui mit seinen Weinbergen. Ab Los Sauces bis Santa Rosa wird das Tal enger, der Fluss fast so breit wie das Tal. Dann folgt die Quebrada de las Flechas. Wieder so ein Flussdurchbruch durch ein weiches Gebirge. Unvorstellbare Felsformationen wechseln sich ab, mal rundgewaschen, mal schräg aufgestellte Sandsteinschichten, eine Augenweide.

Natürlich sind solche Steinhaufen nicht jedermanns Sache, besonders, wenn sich diese Bilder immer wieder ablösen. Was in den USA die begrenzten Badlands, ist in Argentinien der Gebirgsgürtel vor den Anden, über tausende Kilometer. Der regionale NP Angastaco schützt zu recht diese erstaunliche Landschaft.

 

Nach Angastaco zweigen wir links auf die RP25 ab, die durchs Gebirge direkt nach Colomé führt.

Für Kookaburra eine Strapaze, für einen PW eher kritisch. Die Winery Colomé von Hess ist wunderbar gelegen über einem Fluss, mitten in den Reben.

Wir besuchen die Bodega, die Verarbeitung und die Lagertanks: modernste Anlagen sorgen für eine hohe Qualität. Die reifen Beeren werden automatisch nach Grösse eingeteilt: die grossen Beeren für den besseren Wein, die kleinen für die Masse.

Auf dem Gelände wachsen zur Anschauung alle Traubensorten, die im Norden Argentiniens angebaut werden. Für die Produktion wird vor allem die Malbec-Traube eingesetzt. Dieser Wein ist nicht gerade unser bevorzugter Geschmack. Aber Hess hat uns umgestimmt.

Wir degustieren diverse Muster aus tieferen und den höchsten Lagen und füllen unseren Weinkeller im Kooka. Neben der Bodega steht das Tyrell-Museum mit einem Auschnitt der Hess Collection. Besonders interessant sind die Raum-Licht Installationen. Das Hirn hat Mühe, den Eindruck einzuordnen: eine graue Fläche ist ein Hohlraum. Im diffusen Licht ohne Kanten im Raum können Distanzen überhaupt nicht geschätzt werden. Ein Lichtschimmer beginnt sich im Hirn zu bewegen. Kunst einmal anders. Leider ist fotografieren verständlicherweise verboten. Das Hotel hat von aussen betrachtet und vom Preis-hörensagen Chedi-Bali-Qualität. Der Weg nach Molinos ist bis zuletzt ein Traum.

Auf dem CP treffen wir auf Dorine & Aurelien aus Anvers, F. Sie sind mit ihrem Tandem-Liegevelo seit 4 Monaten in Ecuador, Peru, Bolivia, Argentine unterwegs und bleiben noch 2 Monate.

Nach Cachi wählen wir einen Umweg in die Berge Richting Laguna de Brealito statt den direkten Weg.

Dieser Weg ist eng, steil und aaaaabschüssig. Links der Berg, rechts (bei der Beifahrerin) geht’s hundert bis zweihundert Meter in die Tiefe. Kein Problem für den Fahrer, aber….Wir fahren an kleinen Ansiedlungen und Oasen vorbei. Die Landschaft ist herrlich, beim Wasser grün, sonst trocken, steinig voller Kakteen.

Wir verpassen zwar den direkten Zugang zur Lagune, haben aber von oben einen guten Überblick auf die sattgrüne Lagune.

Der zweite Teil des Weges ist frisch unterhalten und viel besser zu erdulden.

Ein Umweg, der sich unbedingt gelohnt hat. Schliesslich fahren wir auf der erstaunlich engen RN40 durch  grüne Dörfer entlang des Rio Calchaqui nach Cachi auf den CP Municipal.

Wir machen eine kurze Tour durch Cachi. Ja, die Häuser sind weiss, wie im Reiseführer beschrieben, und der Tourist bekommt was zu sehen.

Der Tourist bekommt aber auch eine gesalzene Touri-Rechnung beim Restaurant Aljero. Selber schuld, musst halt reklamieren.

Wir sind zum genau richtigen Zeitpunkt hier: auf dem Hauptplatz vor der Kirche üben die Tänzer und Kinder ihre Choreographie für die Fiestas Patronales en Honor a San José.

 

Ab 4Uhr treffen die Leute aus den umliegenden Dörfern ein. Die jungen Leute werden der Kirche geweiht und morgen findet nach der Messe eine Prozession und ein Defilée der Gauchos statt.

Wir bleiben also noch und geniessen den frischen Schwumm im Hallenbad des CP. Beim Besuch des Archäologischen Museums lernen wir die Geschichte des oberen Valle Calchaqui kennen.

Ja, dieses Fest! Von 16.00-20.00 Uhr treffen die Ortsgruppen ein: kleine, 2-4 Personen, die grösste etwa 50-100 Personen. Sie tragen ihre Heiligenfiguren aus ihren Kirchen auf Sänften und stellen sie auf Tischen bereit für die Prozessionen. Die Pilger werden verköstigt. Morgens nach 8 Uhr beginnt die „Zeremonie“, eine Predigt für die Konfirmation von über hundert jungen Leuten. Zuerst wird das halbe Telefonbuch der Region runtergeleiert, es zieht sich in die Länge, es wird kalt und zugig, wir sind die einzigen im T-Shirt, die ganze Bevölkerung ist mollig eingepackt in Wolljacken, Schals und wollene Kniestrümpfe. Um halb elf ist die Zeremonie endlich fertig. Wir wollen schon gehen, bleiben aber im Eck-Café noch sitzen.

Musik beginnt, dann werden die drei Haufen mit Kakteenholz angezündet, später ein grossartiges Feuerwerk mitten in der Stadt in einer Sackgasse. Die Stadt its offenbar unbrennbar! Musik und Darbietungen gehen noch weit in die Nacht. Wir lauschen vom Bett aus weiter.

Der Montag ist Festtag für San José, dem Schutzpatron von Cachi. Das beginnt mit Böllerschüssen am frühen Morgen. Bis gegen Mittag findet die grosse Messe statt. Daran anschliessend geht die Prozession mit all den lokalen Kirchenheiligen zum Denkmal von General Güemes.

Nach der Aufstellung am Strassenrand folgt die Parade der Gauchos, die ihre Ehre San José und der Heiligen Jungfrau darbieten.

Zur flotten Musik der Musikkapelle traben die Pferde solz durch die Strasse. Am späteren Nachmittag findet in der Sportarena das Rodeo der Gauchos statt:

Wilde Burschen versuchen wilde Pferde zu reiten, was meistens weniger als eine Minute dauert, bevor sie unsanft abgeworfen werden.

Zwischen den Show bieten lange Lieder und Tanzeinlagen Abwechslung.

 

Ausserhalb der Arena werden an Marktständen Gebrauchs-gegenstände für den Alltag in den Indiodörfern verkauft.

Der Dienstag ist Coiffeurtag! Wir schneiden uns gegenseitig die Haare. Frau Wenger hätte sicher ihre Freude am Resultat.

Bei der Abreise von Cachi geniessen wir vom Mirador Norte, beim Friedhof den guten Überblick über Cachi, die Nevados de Cachi und das Valle Calchaqui.

Auf der Parallelstrasse zur RN40 fahren wir über die Hochebene via Palermo Oeste auf die RN40. Der Fluss hat ein tiefes Tal aus der Hochebene weggeschwemmt.

Halt bei der Puente del Diabolo. Vor langer Zeit hat hier ein Vulkan das Tal verschüttet. Der Fluss musste sich den Weg unter dem Vulkanschutt suchen. Die enge Schlucht ist bei der Teufelsbrücke unterhölt von einer 150m langen Höhle. Sie ist nur mit Führer zugänglich.

Wir suchen uns einen Nachtplatz etwas abseits der Hauptstrasse in einem Seitental. Wir wollen die Höhenkrankheit vermeiden und nicht zu hoch übernachten. Der Bergkamm ist über 5000müM und führt nach 35 km auf den Nevado de Acay.

Am Morgen brennt die Sonne aufs Dach, die 10*C in der Nacht sind schnell überwunden. Auf der RN40 fahren wir weiter Richtung Passhöhe des Abra del Akay.

Erstaunlich wie weit hinauf Landwirtschaft betrieben wird. Noch bis 4000müM finden wir Stall- und Hausbauten, die die umliegenden grünen Felder bewirtschaften, zuletzt mit Lamas. Auf der Strasse liegt ein verletzter junger Töfffahrer mit gebrochenem Fuss. Er ist in einer Kurve mit einem Hylux zusammengestossen. Er benutzte die falsche Strassenseite. Wir versuchen per Satphone das Spital von La Poma zu erreichen, geht nicht. Jemand konnte doch noch mit dem Handy die Ambulanz anfordern. Wir fahren weiter durch eine wilde, sanfte Berglandschaft mit tollen Farben, den Nevado de Acay (5716m) vor Augen.

Christian, ein Franzose ist mit seinem schwer bepackten Velo zu Fuss auf dem Weg in die Höhe. Er hat mal in St.Imier gearbeitet. Wir füllen seine Wasserflasche auf.

Auf engen Spitzkehren und unübersichtlichen Kurven gelangen wir schliesslich auf die Passhöhe, mit 4953müM der höchste Pass in Südamerika.

Hier geniessen wir eine grandiose Aussicht in die tiefen, farbigen Täler (sie erinnern an Island), den Nevado de Acay und in der Ferne die Schneefelder des  Cerro Rincon und den schönen Vulkankegel des Cerro Tuzgle. Die weisse Fläche der Salinas Grande lockt schon von Weitem. Wir merken die Höhe gut: Puls und Atemfrequenz sind erhöht. Wegen einem agressiven Fuchs geraten wir uns derart in die Haare, dass eine Weiterreise fraglich ist.

Der schiefe Haussegen

Die kurvenreiche, zum Teil enge, unübersichtliche Passstrasse zum Abra del Acay, laut GPS 4953 m über Meer, forderte Kookaburra und uns heraus, der blaue Himmel, der wunderbare Rundblick und die frische und dünne Luft hat uns aber augenblicklich in ihren Bann geschlagen, wir sind allein hier oben, dem Himmel ein gutes Stück näher. Wir beschliessen, auf den Felsbrocken zu picknicken. Ich hole 2 Brötchen und 2 Äpfel aus unseren Vorräten und begebe mich Richtung Felsen. Ein struppiger, magerer Fuchs taucht auf, fletscht bedenklich seine Zähne, verdreht seine listigen Augen und hat augenblicklich meine Esswaren im Visier. Gringo springt eilends ins Fahrzeug zu seiner Kamera, diesen Schnappschuss will er sich nicht entgehen lassen, während der Fuchs schon sehr nahe an meinem Bein ist. Mir gehen Tollwut, Blutvergiftung durch den Kopf, Gringo schreit aus dem Innern des Kookas…. eh, dä macht Dir nüt…, der Fuchs knurrt, zeigt mir seine spitzen Zähne, 30 cm fehlen noch bis zu meiner Wade, sein Blick ist untrüglich. Gringo kommt immer noch nicht mit der Kamera, dafür aber der Fuchs. Im letzten Augenblick, kurz vor dem Zuschnappen des Ungeheuers,  schmeisse ich einen der Äpfel von mir, der Fuchs springt zu seiner Beute. Endlich kommt auch Gringo, das Fotosujet ist weg und das Donnerwetter für mich reserviert, und was für eines! Nach seiner Sicht hätte ich mein Bein sehr wohl opfern können für ein gelungenes Bild für die Webseite. Zugegeben, man füttert wilde Tiere nicht, es macht sie umso aggressiver, das ist auch mir klar, aber angesichts der spitzen Zähnen, der gierigen Augen und des Knurrens verzeihe Mann/Frau mir. Im übrigen kam der Fuchs wohlgenährt und gar nicht mehr furchterregend wieder zurück und liess sich von allen Seiten ablichten, der Haussegen jedoch hing noch den ganzen Tag schief!

Der Abstieg ist vergleichbar mit dem Aufstieg: enge Haarnadelkurven und im Tal teilweise ein Bachbett. Nach 40 km erreichen wir die RN51. Sollen wir direkt nach Salta fahren oder wie vorgesehen über die Salina Grande?

Nach San Antonio de los Cobres zweigen wir auf einen Seitenweg und campen am Bach. Nach einiger Zeit fährt der Besitzer, Sr. Martinez, vorbei. Er erlaubt uns freundlicherweise die Nacht hier zu bleiben.

Wir fahren am Rand der weiten Ebene Richtung Salina Grande, vorbei an vielen kleinen Gehöften mit Lamas, Schafen, Eseln, Vicuñas und Alpacas.

Die Salina Grande ist wirklich eine grosse Saline mit 40×8 km.

Die RN52 überquert sie auf einem 4km langen Damm. Schneeweiss gleissend, blendet das Salz die Augen. Wir wandern 1-2km hinaus zu den Ojos de las Salinas.

In ausgefrästen, offenen Wasserbecken (50x2x0.3m) kristallisiert das Fleur de Sel langsam an der Oberfläche aus. Weiter draussen räumt ein Traktor mit einem Schneepflug das Oberflächensalz zusammen.

Der Wasserspiegel ist knapp 5cm unter Oberflache. Das Salz ist pickelhart, in unregelmässige 6-Ecke aufgebrochen. Die Lastwagen bewegen sich wie kleine Ameisen über die Salzfläche.

Der Sonnenuntergang ist nicht wie versprochen spektkulär. Wir versöhnen uns bei einer Flasche Torrontés Pinot Grigio, einem Ojo de Bife und Mais mit Salat.

Wir fahren zur Laguna de Guayatayoc. Auf der Hauptstrasse vibriert plötzlich das ganze Fahrzeug. Eine erste Kontrolle unter dem Auto zeigt nichts verdächtiges. Wir fahren vorsichtig zum Parkplatz der Salina Grande und überprüfen nochmals alles gründlich. 2 Verdachtsmomente: der defekte Stossdämpfer hinten links ist verdreht montiert (?). Beim Vorderrad links fehlen die Ausgleichsgewichte. Bei der Weiterfahrt mit steigender und fallender Geschwindigkeit passiert nichts, also Weiterfahrt über die Piste zur Lagune, vorbei an vielen Lamaherden und vereinzelten Siedlungen.

Die Lagune erscheint uns nichts Besonderes, das Wasser wie erwartet nicht gerade sauber.

Zurück zur Salina Grande und auf der RN52 über den Questa de Lipan nach Purmamarca.

Die RN52 ist eine wichtige Verbindungsstrasse Argentinien-Chile über den Jama Pass. Die Landschaft wechselt wieder zu bizarren „Steinhaufen“, verwaschen, vielfarbig und steil. Über die Passhöhe drücken dichte Wolken, die Strasse führt durch eine Art „Föhntunnel“ um sehr zahlreichen Haarnadelkurven hinunter ins Tal des Rio Purmamarca. Links und rechts unvorstellbare, bizarre „Steinhaufen“: alles zerbröselt, ist ausgewaschen.

Hier müssen mal enorme Gesteinsmengen durcheinander gebracht worden sein. Im Purmamarca dann die berühmten farbigen Cerro Siete Colores: vielfarbige, wirklich wunderschön farbige Felsstrukturen.

Das Touristendorf ist ganz an die Besuchermassen angepasst: die Preise, die farbigen Marktstände und Läden mit Souveniers und Tand, die Restaurants, viel Volk, viele Touristen.

Beim Anblick all der Haufen Pullover, Socken und Decken, können wir uns nicht verkneifen, die Echtheit anzuzweifeln, made in China?

Vom Mirador vis-à-vis des Dorfes haben wir einen überwältigenden Überblick auf den Cerro de los Siete Colores.

Hier ist das zusammengefasst, was wir bisher als farbige, verwaschene Felsen gesehen haben. Vom Cerro El Porito lassen sich die farbigen Felsen näher bestaunen.

Als die Sonne durch die Wolken bricht, leuchten die Farben noch viel stärker. Auf dem Markt werden Fläschchen mit sieben farbigen Sandmusteren verkauft.

Überhaupt ist der Markt sehr farbenfreudig, vollgestopfet mit farbigen Wollsachen aus dem heimischen Kunsthandwerk, aus Bolivien und (wahrscheinlich) aus China „das kommt aus Bolivien!).

Wir haben Purmamarca gesehen, mit und ohne Sonne. Ja, die Touristen haben recht: der Besuch lohnt sich. Die Fahrt durch das weite Tal des Rio Grande de Jujuy Richtung Salta ist eine Wiederholung vergangener Quebrada-Querungen: Formen und Farben der Felsen und „Steinhaufen“ sind einfach grossartig. In Tumbaya ist ein riesiger Volksauflauf: die Leute aus den Bergen treffen sich zu Ehren der Virgen de la Candelaria.

Bei Yala zweigen wir rechts zum kleinen NP Potrero de Yala. Die Landschaft ändert isch schlagartig: statt trockene Felsen wächst hier ein üppiger, grüner Bergregenwald.

Das Schutzgebiet umfasst auch drei Lagunen, Bergseen mit etwas fragwürdiger Wasserqualität (zu viel Vieh?). Der steile Weg führt in engen Serpentinen über 2100m hinauf und wechselt über zwei Bergketten ins Tal des Rio Reyes.

Die Termen de Reyes bieten 3 Becken mit 20, 30 und 40*C. Das lassen wir uns nicht entgehen, trotz der kühlen Witterung. Das Restaurant serviert uns Forellen mit Reis und Pommes, genau und unerwartet nach unserem Geschmack. Wir dürfen die Nacht auf dem Parkplatz verbringen.

Über die RP4 erreichen wir im Tal wieder die RN 9. Auf der Autobahn herrscht für uns ungewöhnlich dichter Verkehr um San Salvador de Jujuy. Wir bleiben auf der RN9 Richtung El Carmen / Embalsa Las Maderas. Die enge, 4m breite Strasse führt in sehr engen, unübersichtlichen Kurven durch einen wundervollen Yunga-Regenwald.

 

 

Dichte Vegetation, alte, von Saprophyten bewachsene Bäume, Steilhänge bestimmen das Bild. Wir begegnen Martin aus Bern auf seinem Velo. Er ist von La Serena in Chile über den Agua Negra, Belen, El Peñon, Pocitos nach Salta gefahren und ist jetzt auf dem Weg via Salina Grande nach Chile, das alles in 6 Wochen.

Beim Digue La Caldera finden wir einen schönen CP am See, mit Fischern, Pferden, Kühen und am Himmel hunderte von Papageien auf dem Weg zu ihren Schlafbäumen.

Nach einem Ojo de Bife mit Speck-Kartoffel-Bohnen geniessen wir den frühen, kühlen Abend am Lagerfeuer. Es ist Ostern, wir merken nichts davon nur ganz heimlich träumen wir von einem Nougat-Ei.

Nach einer ruhigen  Nacht wecken uns die weidenden Pferde und viele Vögel. Bei Vaqueros zweigen wir rechts nach San Lorenzo zum privaten Schutzpark ab. Ein kleiner Ausschnitt aus dem Yunga-Regenwald. Der Track zum Aussichtspunkt wäre zwar nur mit zertifiziertem Führer gestattet, aber da sich niemand um uns kümmert, steigen wir mit einigen anderen den steilen aber schönen Weg hinauf.

Unterwegs Blumen, Epiphyten, Pilze und eine Unzahl verschiedener Bäume.

Von oben haben wir einen guten Überblick über den Wald und die Umgebung vom Salta.

Auf dem CP Xiamena in Salta treffen wir wieder auf Weltenbummler: 4 Schweizer Paare (Hans und Pierrine aus Zug, Köbi und Alice aus Urdorf, + 2 Paare mit Landcruisern, sowie ein Hallo-Wiedersehen mit Martine und Patrick von der Grande Atlantica.

Hilu und Sigo aus D sind schon länger auf dem Platz wegen Service-Arbeiten am Fahrzeug. Hilu erzählt uns Schauergeschichten von ihren Reisen inkl. Segeltörn.

2 Bretonen aus Nantes, Eric und Mireille mit einem Iveco Daily 4×4 mit Wohnaufbau, kommen dazu.

Salta ist für uns wieder ein Erhohlungsort, Wäsche waschen, Lesestoff auf den Tolino laden, Diskussionen mit den Globetrottern, Fotos bearbeiten, auf Webseite laden.

Bei Miguel lassen wir Kookaburra überprüfen: ein lockerer Stossdämpfer vorne hat die Schwingungen verursacht.

Und der Gang zur Post: der Brief aus Orpund ist immer noch nicht angekommen. Juan meint: Du kennst Argentinien noch nicht, das kann noch Wochen dauern! Ach die sollen uns mal kreuzweise! Versuchen wir doch, mit dem 4-stelligen Code auf der Kreditkarte zu überleben.

Salta

Salta liegt eingebettet in einem breiten Tal zwischen hohen 5000-ern der Kordillieren und den 2000-ern der Sierra La Ramada. Eine typische argentinische Stadt mit dem quadratischen Einbahn-Strassenmuster. Wir bleiben eine Woche im Camping Municipal Balneario Xamena.

Das Schwimmbecken übertrifft alles, was wir bisher gesehen haben: ein 80 m breites und 250m langes, bis 5m tiefes, ovales Schwimmbecken wäre bei Sonnenschein genau das, was wir suchen. Nur ist seit Ferienende das Schwimmbecken ohne Wasser. Die brauchen ja Wochen, um das Becken wieder zu füllen.

Beim Toyota Service von Miguel lassen wir den Landcruiser auf Vordermann bringen, den Stossdämpfer flicken, die kritischen Stellen schmieren und das Seitenblech ausbeulen. Miguel ist ein passionierter Mechaniker.

Dank seines guten Namens steckt seine Werkstatt voller reparaturbedürftiger Fahrzeuge und auf der Strasse warten immer ein halbes Dutzend auf ihren Termin. Er kann nicht nein sagen und verlangt auch von den Touristen nur den Einheimischen-Preis.  Miguel ist ein vergifteter Toyota Fan, ein Super-Mechaniker und erst noch sehr ehrlich mit seinen Preisen. Sein guter Name auf iOverlander ist berechtigt, sein Service und die Arbeitsqualität sind einfach perfekt. Zudem begleitet er uns selber zum Spengler.

Dieser hat den eingeschossenen Kotflügel und die verbogene Stossstange von unseren Campingnachbarn Carla und Boris aus Luzern neuwertig repariert zu einem sehr fairen Preis. Von einem solchen Service können wir in Europa nur träumen.

Wir erwarten aus der Schweiz Post. Beim Correo Argentina warten wir stundenlang, nur um zu vernehmen, der Brief sei noch nicht angekommen. Ja, und die Wäsche muss auch wieder einmal gewaschen werden.

Der Xamena CP in Salta ist ein Treffpunkt für Weltenbummler.

Hier treffen wir bekannte und noch unbekannte Gesichter, die auf ihren Reisen durch Südamerika hier Halt machen, sich neu alimentieren, einmal kurz ausspannen vom Reisen. Eine Gelegenheit, ausgiebig Reiseerfahrungen auszutauschen. Beat und Betty sind seit 4 Jahren unterwegs von Halifax via Alaska, USA, Mittelamerika und Südamerika.

Sie sind mit einer Phantom-4-Pro Drohne unterwegs und zeigen uns sensationelle Bilder und Filme.

Ein weiterer Landcruiser gehört Carla und Boris aus Luzern.

Boris hat eine klappbare Mavica-Drohne.

Lothar und Petra, ex-Lehrer aus der Gegend von Münster, D mit ihrem Bremach.

Mathias und Stephanie aus Landshut planen ihre Reise mit dem Mercedes Bus über die Lagunen Route.

Beat nimmt einen kleinen, multifunktionellen Holzofen hervor. Es gibt ein Grillfest. Mithilfe von Plastikplanen und gekonnter Wagenburg vergessen wir glatt, dass es regnet und plaudern bis in die frühen Morgenstunden.

Kookaburra hat wieder einmal ein Bad verdient, zwar taucht er nicht in Himbeerschaum, wie in Australien, hier muss Wasser genügen.

Wir besuchen die Stadt, Salta la Linda, wie sie sich nennt.

Auf der Post wird uns die Warterei zu dumm, wir werden in ein paar Wochen nochmals vorbei kommen.

Die Cathedral de la Virgen del Milagro ist schön und imposant und wird von vielen Gläubigen inbrünstig und andächtig besucht.

 

Am Abend sind die Strassen voll von Müssiggängern, Einkaufenden, Autos und Bussen. Diese fahren im Höllentempo durch die Strassen um ihre verlorene Zeit einzuholen. Die Stadt lebt! Mit dem vollgestopften Bus fahren wir nachts zum CP zurück.

Neulich im Supermercado

Im Laden gleich neben dem Campingplatz haben wir uns eingedeckt mit ein paar Kleinigkeiten und stehen jetzt in der Warteschlange vor der einzigen Kasse. Der Kassierer nimmts gemütlich, hält hier und dort ein Schwätzchen mit den Kunden. Vor mir bezahlt eine Frau ihre Einkäufe und wartet auf das Rückgeld. „De donde son?“ (von wo seid ihr) fragt sie mich, ich erwidere „de Suiza“.  Die Dame stellt ihre Einkaufstasche auf den Boden, reisst die Arme hoch und ruft laut in die Runde: „que hermoso, bienvenido en Argentina“ (wie schön, willkommen in Argentinien)! Bevor ich weiss, wie mir geschieht, werde ich umarmt und geküsst, auch Gringo hinter mir erhält dieselbe Abreibung. Der Kassierer wartet indess mit dem Geld in der Hand und freut sich mit. Die Frau nimmt Tasche und Geld, geht zum Ausgang, dreht sich nochmals um, winkt und ruft.. „suerte“ (viel Glück) und verschwindet. Man stelle sich solch ein Szenario in der Schweiz an der Migroskasse vor!!

Nicht schon wieder ein Abenteuer! In den Altiplanos La Peña Argentiniens

Fiambala – Chuquisaca – Fiambala – Timogasta – Cumbres del Medano – Belen – Termas de la Quebrada – NP Laguna Blanca – El Penon – Piedras Pomez – Laguna Carachi Pampas – Antofagasta de la Sierra – Paycuqui – Antofalla -Salar de Antofalla – Antofallita – Salar de Arizora – Tolar Grande – Las Siete Curvas – Salar de Pocitos – San Antonio de los CubresQuebrada de Tastil – Quebrada del ToroSalta

Wir planen unsere Reise hinauf zur Laguna Carachi Pampa über eien Track, den Susi & Ruedi vor ein paar Jahren genommen haben. Wenn die mit ihrem OKA durchkommen, sollte das für uns auch reichen. Der Track scheint wenig begangen zu sein, eine einzige Spur ist frisch. Bei der dritten Flussquerung kommen uns Zweifel und Erinnerungen an Altautina. Wir kehren um und folgen der RP34 in die Höhe. Sie sieht nicht gerade einladend aus. Eine Indio-Familie mit ihren Eseln meint: ja das geht schon.

 

Weiter oben ist der Weg so stark ausgewaschen, dass wir uns entschliessen, nicht wieder unter die Strassenbauer zu gehen. Wir kehren um und nehmen einen Umweg über 350km in Kauf.

 

    

Termas de la Quebrada

 

 

 

Bei der Laguna Blanca geniessen wir die weite Lagune mit den Flamingos, Vikunias und einem waschechten Hasen.

 

 

 

Mitten in der Wiese liegt eine ergiebige Wasserquelle, leider nicht temperiert.

Der Duft der Sträucher ist penetrant Grapefruit, floral, safran-würzig, herb, eigentlich ein angenehmes Herrenparfüm.

 

Michael, Anna und Stephanie besuchen die Laguna Blanca mit einem gemieteten Hylux. Wir werden ihnen noch ein paarmal begegnen.

Wir umrunden den schneeweiss leuchtenden Cerro Laguna Blanca auf der 4000m hohen Hochebene über den Portezuelo de Pasto Ventura nach El Peñon.

 

Difunta Correa überall

Überall weiden Wilde Vicunias. Bei den Oasen eher Alpaccas, Lamas und Esel.

 

Der Vulkan Carachi Pampa liegt einsam mitten in der Ebene, völlig schwarz von einem nicht allzu alten Ausbruch.

Auf einem einfachen Track erreichen wir die Piedras de Pomez, ein etwa 75km2 grosses Bimssteinfeld, von einem alten Vulkanausbruch herrührend.

Die leuchtend weissen, bizarr ausgeblasenen Formationen sind einzigartig auf der Erde.

 

 

Den Track zurück zur Lagune Carachi Pampa wählen wir über das Sanddünenfeld und den Salzsee.

 

Zuerst ein Vergnügen mit sanften Sandwellen bis zum Ausguck! Ein abrupter Stopp nach einem Aufschrei der Beifahrerin! Das geht ja steil herunter und keine Spur führt weiter! Umkehren und 40km Umweg oder 12km riskieren? Mit dem Feldstecher lassen sich Spuren erkennen: doch der Weg führt weiter, über den Salzsee und die Lavafelder des Vulkans. Wir wagen es. Die Sanddünen sind leicht zu queren und der Salzsee ist steinhart, aber auch mit tiefen Löchern versehen. Langsam im kleinen Schritttempo, zotteln wir über diese Buckelpiste. Die Lavafelder sind anspruchsvoll, steil, rauf und runter. Erleichtert und zufrieden erreichen wir bei der Laguna Carachi Pampa einen sehr luftigen Standplatz.

 

Von Carachi Pampa führt uns die RP34 über eine weite Hochebene vorbei an vielen kleinen Vulkanen, nach Antofagasta de la Sierra, einer alten Minenstadt. Hier können wir wieder mal Diesel und Wasser nachtanken.

 

Weiter geht’s am weiss leuchtenden Cerro Mojones vorbei über enge und breite Hochtäler auf 4000m hinauf.

 

Von dort haben wir einen wunderbaren Blick auf den Salar de Antofalla und die umliegenden, sehr farbigen Berge.

Wir suchen im Salar die farbigen Lagunen, die Christian in seinem Kochbuch beschreibt, verfehlen aber die richtigen. Unsere Lagunen sind aber auch schön farbig.

Wir folgen einer Piste entlang des Salars de Antofalla, vorbei an grossen Glimmerbergen. So riesige Glimmerkristalle haben wir noch nie gesehen.

 

Auf der 4000m hohen Passhöhe nach der Oase Antofallita weitet sich der Blick in eine ganz andere Landschaft: in der Ferne grüssen die schneebedeckten Vulkane Llullaillaco, Socomba, Tanque, Aracar und Rincon, unten liegt der Salar de Arizora, der grösste Salar Argentiniens.

Mit dem schön geformten Vulkan El Cono de Aríta und einem grossen viereckigen Haufen Schwarzer Lava.

Wir fahren auf der, für eine Goldmine „gepflegten“ Salzstrasse mitten in den Salar und geniessen die Einsamkeit in der Nacht.

Die 50km lange Salzstrasse ist eigenartig: mörderische Wellen wechseln ab mit fürchterlichen Salzsteinpflaster und feinen, glatten „Schnee“-Pisten aus reinem Salz.

Ein ungewöhnliches Erlebnis, das uns den Gummi eines Stossdämpfers kostet. Mangels Ersatz basteln wir einen Notbehelf mit Nylon-Gürteln.

 

 

Vor hundert jahren wurde eine Bahnlinie über den Socombapass zwischen Antofagasta an der chilenischen Küste und Salta, am Rand der argentinischen Pampa gebaut. Die Bahn quert die Hochanden auf 4000müM und diente den Minen zum Abtransport der Erze und der Versorgung des argentinischen Hinterlandes. Sie ist noch heute funktionstüchtig, fährt aber selten.

 

In Tolar Grande beim Salar de Arizora steht ein sterbender Bahnhof. Nahe dabei liegen in einem Salzsee die wunderschönen „Ojos del Mar“, runde Wasserlöcher, die wie Augen wirken. In Ihnen wachsen noch prähistorische Blaualgen (diejenigen, die den Sauerstoff auf der Erde entwickelten).

Über eine Bergkette erreichen wir die „Siete Curvas“, eine steile Strassenstrecke, die über sieben Spitzkehren in eine neue Wunderwelt hinabführen: eine wilde runde Wüstenlandschaft aus versteinertem, rotem Lehm.

Im untergehenden Sonnenlicht brennen die Berge förmlich. Wir treffen dort Beat und Betty aus dem Baselbiet.

Sie sind mit ihrem Landcruiser mit Wohnkabine seit 4 Jahren auf der Panamericana von Alaska nach Südamerika unterwegs und nehmen eindrückliche Aufnahmen mit ihrer Phantom-Drohne auf.

Auf dem Salar de Pocitos fahren wir wieder auf feinem „Schnee“: die Strasse ist aus Salz gebaut, neben der Strasse leuchtet das Salzwasser türkis-blau.

Auf 3500 – 4500müM folgen wir der grösstenteils asphaltierten RN51 durch das eindrückliche Hochland nach San Antonio de la Cubres.

Wir verpassen zwar den berühmten Bahnviadukt mit dem darüber rollenden Zug des Tren a las Nubes, aber im Internet finden sich schon genügend Fotos davon.

 

Weiter geht’s durch die nicht zu verpassenden Quebrada de Tastil und Quebrada del Toro.

  

 

Über hundert Kilometer einmalige Schluchten mit sehr unterschiedlichen, farbigen Felsformationen: mal stark ausgewaschener Sandstein oder Nagelfluh, mal verwitterter Granit oder Basalt von vulkanischen Aktivitäten. Die Vegetation ist karg, sehr viele Kakteen und in der Nähe des Flusses grüne Oasen mit kleinen Siedlungen. Bahn und Strasse teilen sich den engen Platz.

Gegen Salta quillt die grüne Vegetation aus allen Fugen. Regen hat in den letzten Tagen viel Schutt auf die Strassen gebracht. Nach sooviel Gebirge können wir uns fast nicht sattsehen ob der Üppigkeit der Vegetation.

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Die Dinosaurier – Argentinien ist ein Paradies für Paläontologen

Rodeo – Ischigualasto – Talampaya – Pagancillo – Nonogasta – Chilecito – Famatina – Tinogasta – Fiambala

Auf dem Weg in die NP Ischigualasto und Talampaya durchqueren wir Millionen Jahre alte Gesteinsschichten. Wie gehabt, in allen Farben und Formen.

Im NP Ischigualasto und Talampaya liegen die geologischen Schichten des Trias (ca. 300 Millionen Jahre alt) frei und offen an der Oberfläche.

 

Hier wurden die ältesten Dinosaurier gefunden. Noch heute legt der Regen immer wieder neue Spuren frei. Die sind zwar nicht immer leicht von irgenwelchen Verfärbungen zu unterscheiden.

 

Ischigualasto ist ein Paradies für Saurier-Süchtige.

 

Aber auch der Normalbürger kommt zum Zuge: die verwaschenen und farbigen Landschaften sind umwerfend.

 

Ganz speziell sind die „Bocciakugeln“, eine Ansammlung von kugelförmigen Steinen, deren Herkunft nicht sicher ist, wahrscheinlich eine Agglomeration um einen Kern im Meer (ähnlich den Manganknollen im Pazifik)

 

oder die ausserordentlichen Steinsäulen El Submarino und El Hongo.

 

Gegen Abend leuchten die roten Felsen der Sierra Morada orange-rot im untergehenden Sonnenlicht.

Der NP Talampaya liegt über den Triasschichten von Ischigualasto. Seine 200m hohen, roten Sandsteinfelsen sind von einer tiefen, weiten Schlucht durchschnitten.

 

Wir fahren mit einem Touri-Bus hin und geniessen die schöne, unberührte Natur. Die hohen, senkrechten Felsen reflektieren das Echo 3-4 mal!.

 

Sie wirken wie eine Kathedrale. Guanacos und Nandus leben hier. Eine giftige Schlange verkriecht sich im Unterholz.

 

Felszeichnungen zeugen von früheren Bewohnern.

 

Beeindruckende Steinsäulen

   

Auf dem CP treffen wir Jean-Marc und Silvia mit ihrem Kooka-Zwilling PuraVida.

Vielen Dank für die Degustation von Hess-Weinen und die nützlichen Informationen.

Wir fahren auf der RN40 nach Chilecito, eine ehemalige Minenstadt. Hier steht die längste, stillgelegte Transportseilbahn. Auf 30km führt sie zu den Gold-Minen auf 4000müM.

 

Der Nevada de Famatina leuchtet weiss mit seinen Schneefeldern. Auf der RN78 fahren wir entlang der 6000m hohen Sierra de Famatina durch weite Hochtäler und grosse, fruchtbare Ebenen nach Fiambala.

 

Das Valle Fiambala ist starken Winden ausgesetzt. Mächtige Sanddünen formieren sich langsam, das Tal „verwüstet“.

 

Wir wollen die bekannten Thermen hoch in den Bergen geniessen. Ein Bach mit über 40*C heissem Wasser quillt aus dem Boden und wird im engen Tal in Bassins geleitet.

 

Eine herrliche Abwechslung und Erfrischung.

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Am Rand der Anden

Villa Dolores – NP Sierras de las Quijadas – Vallecito – San Juan – Alto de Talacasto – Sierra de la Crucecita – Sierra del Tigre – Calingasta – (Barreal) – Iglesis – Las Flores – Paso del Agua Negra – Rodeo – San Jose de Jacal – Cuesta de Huaca – NP Ischigualasto – NP Talampaya – Pagancillo – Nonogasta – Chilecito – Famatina – Timogasta – Fiambala

Der NP de las Quijadas ist ein eher flacher Gebirgszug mit phantastisch ausgewaschenen Sandsteinfelsen und einer vielfältigen Tier-und Pflanzenwelt. Die Tracks waren wegen der Unwetter geschlossen und erst wieder kurz vorher eröffnet worden. Eine wundervolle Farben- und Formenwelt öffnet sich vor unseren Augen.

 

  

 

    

Auf der Strasse hüpfen Maras ohne Angst herum, ein grosser Pampahase, der uns an die Känguruhs erinnert, Junge Guanakos schauen uns interessiert zu.

 

 

Ganze Guanako-Familien weiden das spärliche Gras ab.

Auf der Karte finden wir ein grosses Sand-Dünenfeld, mit einem Track auf die höchste, hundert Meter hohe Düne mit einem Funkturm. Das wollten wir natürlich erleben.

Die Dünen sind offenbar schon ein paar tausend Jahre alt, Sand wurde von den umliegenden Bergen mit den starken Winden an diese Stelle verfrachtet.

Quadfahrer nutzen die wilden Wege für ihre Spritztouren.

Auf dem Rückweg fahren wir durch Vallecito und staunen über den Rummel und die Infrastruktur: dort können tausende Touristen aufgenommen werden. Erst bei der Wegfahrt realisieren wir, dass dies DER Wallfahrtsort in Argentinien ist: der berühmte Platz an dem Difunta Correo, die Schutzheilige der Reisenden, verehrt wird. Vor langer Zeit verdurstete sie in der Wüste, ihr kleines Baby überlebte jedoch dank der noch immer fliessenden Muttermilch. Riesige Sammlungen von vollen Wasserflaschen an allen möglichen und unmöglichen Strassen im ganzen Land zeugen von diesem Heiligen-Kult.

In San Juan fliken wir unseren Kookaburra wieder zusammen. Der schöne CP am Rio San Juan lädt zum Verweilen.

Von San Juan fahren wir über die Sierra de Talacasto auf 2000müM und langgezogen in die tiefe, breite Schlucht des Rio San Juan durch das Massiv der Sierra del Tigre.

Eine wunderbar wilde Landschaft. Der Rio ist noch ganz braun von den Unwettern in der Gegend.

Calingasta

Wir beobachten am Abend Gewitter in der Ferne, aber nur ein paar wenige Regentropfen. Am nächsten Tag wollen wir nach Barreal. Dieser Ort biete einen prächtigen Blick auf den Aconcagua, den höchsten Vulkan Südamerikas, sagt man. Nach kurzer Zeit müssen wir von der Strasse weg. Sie ist bei einem Bachdurchgang eingestürzt.

Etwas später ist Schluss: 3m hohe Murgänge haben die Strasse total verschüttet, von einem Auto sehen wir nur noch das rundliche Dach. Die Familie versucht verzweifelt, mit den Händen etwas Brauchbares zu retten. Die Gerüchte von verheerenden Unwettern und geschlossenen Strassen werden hier zur Tatsache.

Der Aconcagua verschwimmt in der Ferne

Von hier steigt das Gelände von 1500 langsam auf über 2000m an, zum Fuss der Anden.

  

 

Auf dem Weg zum Paso Agua Negra erleben wir ein Naturschauspiel der besonderen Art: kurz nach Sonnenuntergang färben sich die tief liegenden Wolken und die ganze Umgebung kräftig orange-rot.

Da die Passhöhe auf 4770müM liegt, steigen wir nur in Etappen hinauf. Wir wollen eine Höhenkrankheit unbedingt vermeiden (Reisende haben uns von tragischen Todesfällen erzählt). Man kann zwar rasch in grosse Höhen vorstossen, sollte aber das Nachlager höchstens um 500 Höhenmeter verschieben. Der Weg auf den Pass ist zuerst asphaltiert, später aber nur noch eine schmale Naturstrasse.

Die mächtigen Andengipfel erdrücken uns fast mit ihrer farbigen Schönheit. Kurz vor der Passhöhe treffen wir auf Büsserschneefelder, eine typische Schneeform in tropischen Hochgebirgen:

  

Die Schneeoberfläche schmilzt zu meterhohen, spitzen Schneesäulen, die kaum begangen werden können. Auf dem Pass werden wir schweizerdeutsch angesprochen, Laurenz aus der Nähe von Bern ist auf einer Tour, seine Frau sitzt jedoch noch in Chile fest, da der Reiseführer sein Auto nicht odrnungsgemäss angemeldet hat.

Wir treffen Laurenz später wieder am Argentinischen Zoll: er sucht verzweifelt Mitesser, weil er seine vielen frischen Früchte nicht nach Argentinien mitführen darf. Wir schlagen uns die Bäuche voll mit Pfirsichen, Avocados, Tomaten, den Rest lassen wir zurück, er würde eine 4-köpfige Familie noch gut ernähren. Später treffen wir 2 Radfahrer auf der Passstrasse: der eine müht sich heroisch den Pass hinauf, eine harte Meisterleistung in dieser Höhe.

 

Der andere müht sich frustriert ab, wieder ins Tal runter zu kommen. Der Gegenwind ist so stark, dass er das Velo runter schieben muss. Wir ziehen ihn ein Stück weit mit.

(weiter)

 

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