Tasmanien 5

Cradle Mountain – Mole Creek NP – Sheffield – Gowrie Park – Campbell Ranges – Dip Falls – Stanley – Somerset – Devonport

Tasmanien5

Heute stehen wir früh auf, wir wollen uns einen Parkplatz beim Lake Dove ergattern. Zuvor gehen wir ins Visitor Center für die notwendigen Informationen. Als erstes sollen wir den Parkkleber am Fenster bringen, damit wir ein Gratisticket für den Bus bekommen, dann heisst es, Campervans seien nicht zugelassen für die Fahrt nach oben. Da wir ohne z’Morge weggefahren sind und erst beim Parkplatz etwas essen wollten, passt uns das nicht in den Kram. Also fahren wir los. Bei der Barriere müsse man ganz nah dran fahren, dann gehe sie auf. Simsalabim! Auf einer Tafel können wir noch kurz etwas von Light Vehicles und Campervans lesen. Es ging uns zu schnell. Die Strasse ist sehr schmal, extrem kurvig und zeitweise recht steil. Typisch Tasmanien! Zum Glück gibt’s fast keinen Gegenverkehr. Der Parkplatz ist noch fast leer. Nur PW’s und ein Landcruiser (Werkstattwagen?). Mit etwas schlechtem Gewissen machen wir uns ein schnelles z’Morge und Sandwiches für die Tour auf den Cradle Mountain. Wir registrieren uns für die Summit Tour. Es sind etwa 600 Meter Höhendifferenz und 5km. Das würde unter Normalbedingungen gute 4 Stunden entsprechen. Die Angabe vom Park liegt zwischen 4 und 8 Stunden. Wir stellen uns auf eine lange Tour ein. Der Lake Dove und der Cradle Mountain liegen im Nebel. Das sollte sich bessern. Die Landschaft ist fantastisch. Sie ist zu Recht die Destination Nr. 1 in Tasmanien. Reine, wilde alpine Natur. Der Weg führt zuerst dem See entlang. Erste Fotosession auf der Plattform, nicht ganz allein, die ersten Touristenbusse sind schon angekommen. Der Weg zum Lake Lilla, dem Wombat Pool, dem Crater See zum Marions Lookout ist lang und steil, mit vielen hohen Treppenstufen und führt durch den alpinen Regenwald. Langsam dringt die Sonne durch den Nebel und beleuchtet die Gegend mit magischem Licht. Der Lookout gibt den Blick frei zu den verschiedenen Seen und in die Berge. Der Cradle Mountain ist nur noch an der Spitze im Nebel. Wir sind mitten in einer Berglandschaft. Wir nehmen die zweite Etappe unter die Füsse zur Nothütte beim Einstieg in die steile Bergflanke. Sie führt uns über eine Hochebene mit Bergmooren. Die Sicht wird immer besser. Am Wegrand leuchten uns gelbe Pilze entgegen. Das sind doch Eierschwämme! Nein beim genauen hinsehehn muss es sich um eine Hygrocybe handeln. Später können wir den mit Wahrscheinlichkeit als Hygrocybe schistophyla bestimmen. Er soll in Tasmanien bisher nur an einem einzigen Ort, einem Mountain Track. gefunden worden sein! Bei der Kitchen Hut zweigt der Overland Track von Cradle Mountain nach Lake St.Claire ab. Für diese mehrtägige Tour muss man sich speziell vor-anmelden, damit die Hütten unterwegs nicht überfüllt werden. Nun geht’s uns an den Kragen, resp. in die Beine. Zuerst geht’s steil hinauf über Treppenstufen und griffige Sandsteinfelsenbänder. Dann kommen die ersten Felsblöcke im Kubikmeter Format. Man muss den Pfad gut aussuchen, damit die Knie nicht sofort den Geist aufgeben. Die ersten Rückkehrer melden, dass sie nicht oben waren, der Weg werde noch steiler und sei eine Kletterei. Wir wollen nichts forcieren und machen solange es gut geht. Dann kommen die ersten und meinen, es sei machbar und würde nicht mehr schwieriger. Die ersten Schlüsselstellen machen wir mit Bravour, Klimmzügen und zum Teil auf Knien. Wir erreichen den ersten Pass. „Noch eine halbe Stunde“ heisst es. Es geht nochmals steil runter und dann wieder steil rauf über mehrere Schlüsselstellen. Nach 3/4 Stunden sind wir oben. Wer hat nur die grossen Felsblöcke hier aufgetürmt? Wir haben’s und sind geschafft. Die Buschgazelle hat zur Buschgämse mutiert! Wir geniessen die runde Aussicht. In der Ferne ragt der Barn Bluff hoch aus der Hochebene raus, dazwischen liegen tiefe Täler, eine Schlucht wird „Dantes Inferno“ genannt. Nach einer Stärkung nehmen wir den Rückweg unter die Füsse. Der ist nicht einfacher. Statt die Knie kommen nun die Bauchmuskeln zum Zug. Wir klettern langsam aber sicher runter, den gleichen Weg zurück zum Parkplatz. Die ganze Tour dauerte für uns knapp 8 Stunden. Müde setzen wir uns in Auto und fahren zum Ronny Creek Parkplatz. Wir wollen am Abend die Wombats abpassen. Sie sind schon früh am Grasen, fressen wie die Kühe ohne Unterbrechung, lassen sich von uns nicht stören. Sie kommen bis auf einen Meter heran, ohne uns zu beachten. Auf dem Parkplatz sind Anne, Philip und Ludwig an unserem Kookaburra interessiert. Sie sind mit einem Occ.-Britz unterwegs. Das Gespräch zieht sich bei der Abendkälte in die Länge. Etwas abgekühlt fahren wir mit laufender Heizung zum CP zurück.

Die Heizung hat am Abend und Morgen funktioniert. Wir haben aus dem Kasten noch die beiden Daunen-Schlafsäcke rausgeholt und über die Decke gelegt. Das war warm. Bei weniger als 9’C erwachen wir. Die Kältebrücken sind nass. Wir überlegen den weiteren Weg: das Wetter ist durchzogen für die Wall of Jerusalem. Wir lassen sie im Regen stehen und fahren zu Solomon’s Cave durch eine „kultivierte“, abgeholzte Gegend über hohe Berge und tiefe Täler, vorbei an Stauanlagen und Kraftwerken. Wir sollten eine Stunde warten für die Führung, also fahren wir weiter zur Marakoopa Cave. Hier ist die nächste Führung schon ausgebucht, wir sollen in einer Stunde wieder kommen. Nochmals zurück zu Solomon’s Cave, die Stunde ist ja nun um. Die Warterei / Fahrerei hat sich gelohnt. Die Höhle ist gross, vielräumig und voll von wunderbaren Stalaktiten, Stalagmiten, Spaghetti und halb durchsichtigen Bändern. Sie konkurriert mit Hastings Cave. Anschliessend fahren wir zum CP in Moles Creek und genehmigen einen ausgedehnten Apéro. Dazwischen wird die Waschmaschine mit dreckiger Wäsche vollgestopft. Der Sonnenuntergang streicht die ganze Farbpalette an den Himmel.

Langsam machen wir uns auf den Weg zur Marakoopa Cave – und verpassen prompt die Führung. Wir laufen langsam den Fern Tree Trail rauf zum Eingang. Dieser Weg lohnt sich. Typisch Tasmanien, mit vielen Farnbäumen, einem wilden Regenwald mit jungen und dicken, alten umgestürzten Bäumen. Die zerbrochenen Stämme weisen auf die freigesetzte Energie hin, da sollte man nicht zu nahe dabei sein. Ein lauschiger Bach plätschert, die Sonne scheint durch die Farn- und Baumblätter. Beim Eingang warten schon viele Interessierte auf die nächste Führung, darunter ein ganze Familiengruppe aus Singapore. Die Höhle wird auf zwei Touren gezeigt: die Fluss-Tour und die Cathedral-Tour. Die erste führt auf einer tieferen Ebene durch enge Stellen in grosse, Räume mit enorm schönen Steinformationen. Ein 2m hoher Stalagmit von 5cm Durchmesser, eine Seltenheit, ist in einer Glaskabine geschützt. In einigen Kammern erklingt ein „ooohh“ wenn das Licht angeht. Diese Tour ist sicher sehenswert. Gegen den Eingang befinden sich Leuchtkäfer im Raum. Bei totaler Dunkelheit leuchten sie wie Sterne am Himmel. Die zweite Tour führt durch den gleichen Eingang und zweigt dann nach oben ab. Der Höhlengang ist sehr gross, die Kammern ebenfalls. Die Steinformationen sind zwar weniger zahlreich, aber immer wieder der „ooohh“-Effekt. Zuoberst gelangen wir in die Kathedrale, ein riesiger Raum, und an der Wand eine grosse Kirchen-Orgel, ein feines Tropfsteingebilde. Die Leuchtkäfer werden auch auf dieser Tour gezeigt. Diese Tour sollte ebenfalls nicht ausgelassen werden. Alle drei Höhlentouren gestern und heute haben die Reise und Warterei gelohnt. Anschliessend fahren wir durch „Voralpen, Appenzellerland, Churfirsten“ nach Sheffield. Das Städtchen ist berühmt wegen seinen bemalten Häusern. Von einfachen Malereien bis zu kunstvollen, detailreichen Szenen aus der Gegend und Geschichte ist alles zu sehen. Wir stillen unseren Hunger mit einem Chickensalat. Nach einem kurzen Einkauf fahren wir entlang dem Mt. Roland nach Gowrie auf den CP. Bei warmem Sonnenschein geniessen wir den Apéro und bei einem warmen Lagerfeuer schlachten wir das gekaufte heisse Chicken mit einem frischen Salat.

Wir lassen uns Zeit, geniessen den warmen Sonnenschein. Schon lange nicht mehr gefühlt! Wir fahren heute Richtung Westen mit Tagesziel Dip Falls, wenn wir denn mögen. Zuerst dem Mt. Roland entlang, tief runter zum Cethana Kraftwerk dann wieder steil und über Spitzkehren hinauf nach Moina, quer über die Hochebenen nach Hampshire, immer wieder mal in ein tiefes Tal runter und rauf. Die Landschaft „is beautiful“ sie erinnert stark an die alte Heimat in Europa, von den Freibergen über den Schwarzwald, das Appenzellerland oder den Sensebezirk. Die Weiden sind extrem grün, viele Black Angus Rinder füllen ihre Muskeln für die Steaks. Kleine, leichte Regengüsse zwischendurch, trotzdem wir viel bewässert. Die Gehöfte sind eher klein. Eines wird verkauft: 18ha, 2 doppelwandige Häuser, 3 Schlafzimmer, eine eigenartige Auswahl! Ab Oonah fahren wir über einen Forst-Track nach Dip Falls. Zuerst glatt und gut, dann grob, mit spitzen Steinen, dann vom Regen aufgeweichter Schlamm. Auf der Karte ist an der Fraquhars Road ein „Monkey Puzzle Tree“ eingezeichnet. Es ist ein Araukaria. Die Wälder werden „managed“: viel abgeholzte Teile, frische und reifere Jungwälder. Diese haben sich in den letzten Jahrzehnten zu ansehnlichen Naturwäldern entwickelt. Die Buschfrau schafft den Track mit Bravour. Der Dip Fall ist erstaunlich hoch, fällt über zwei Basaltstufen in kleinen Treppenschritten hinunter. Die abgebrochenen Basaltsäulen geben ihm etwas Besonderes. Mit einem Lagerfeuer und Chicken-Salat beschliessen wir den Abend in Begleitung zweier Possums auf dem Picknickplatz.

In der Nacht leichter Regen, der Boden ist nicht geeignet dafür: Schlamm an den Schuhen! Wir erwachen langsam, bis die ersten Hilux eintreffen, bald ein halbes Pfadilager, mit dröhnender Musik. Heute steht uns eine kurze Etappe bevor bis Stanley, „durch den Bucheggberg“ kurvig steil bergabwärts. Bald taucht das Blau des Meeres auf. In der Ferne liegt der Schatten des „Nut“ im Wasser, ein mächtiger Basaltfelsen, Reste eines Vulkanschlotes. Davor liegt das pittoreske Städtchen Stanley, nun als Touristen Attraktion. Im CP bekommen wir einen der letzten Plätze, es ist ja Osterwochenende. Wir besteigen den Nut auf einem sehr steilen Weg 140m hinauf. Wir könnten es auch leichter haben mit der Sesselbahn. Wie die Kunden von ATT King: „on the right the toilets, in the middle the shop, on the left the Coffee“. Die Aussicht von oben ist phänomenal: im Westen die Highfield Peninsula mit dem hell-dunkel-grünen Meer dahinter, im Süden die Tallows Beach mit den Bergen im Hintergrund. Unter uns der kleine Hafen mit den Fischerbooten und einer Schaf-Fähre. Im Osten die Küste Tasmaniens mit dem grün-blauen Meer und im Norden nichts als die dunkelblaue Bass Strait. Wir suchen eine „Fressgelegenheit“ aber alle ansprechenden Restaurants sind „fully booked, sorry about that“. So lassen wir’s sein.

Die Heizung weckt uns mit einem leisen surren und warmer Luft. Der Osterhase hat uns 3 Schoggi-Ostereili auf die Sandbleche gelegt. Wir feiern mit Spiegeleiern und grüssen unsere Familie mit einem Video. Wir haben Zeit und fahren Richtung Westen, zweigen ab zur Anthony Beach, „the seven mile beach“. Ein kilometerlanger flacher Strand erstreckt sich von Osten nach Westen in einem leichten Bogen. Von Ferne hören wir näherkommendes Motorengeräusch. Ein halbes Dutzend Quads rasen mit sehr viel Lärm über diese Sandpiste und entschwinden im Westen. Das Wasser ist kühl und sehr flach. Über den ratternden Feldweg fahren wir zurück und landen in Smithton, einer kleinen Industriestadt mit Holz- und Dairy-Industrie am Stadtrand. Wir streunen von der Esplanade zum Zentrum. Heute ist nichts los. Wir drehen um Richtung Osten und halten in Port Latta. Hier wird das Eisenerz von Savage River (die Mine mit den grossen Abraumhalden und Schlammbecken) zu Pellets verarbeitet und über einen 2km langen Pier zu den Frachtern verschoben. Das Erz wird in einer 95km langen Pipeline als Slurry von der Mine zum Meer gepumpt. Beim Rocky Cape NP ragen hohe, weisse Sandsteinfelsen aus dem türkisblauen Meer. Über der Wasserlinie färben Flechten die Felsen orange-rot. In zwei Höhlen hausten die Aboriginal über Jahrtausende und lebten vom Meer und der umgebenden Landschaft. Bei der Sister Beach suchen wir die Wet Cave und die Lee-Archer Cave, werden aber nicht fündig (wir haben eigentlich genügend Höhlen gesehen). In Wynyard suchen wir einen CP. „Sorry, completely booked out, try in Somerset“. Natürlich, alles ist über Ostern ausgebucht. In Somerset bleiben wir die letzte Nacht auf Tasmanien. Ein schöner Platz.

Die warme Sonne weckt uns (etwas spät). Tasmanien will sich doch noch von der warmen Seite zeigen. Wir haben’s nicht eilig, die Fähre fährt erst am Abend. Auf dem Bass Highway fahren wir der Küste entlang nach Bournie und besuchen das Little Penguin Observation Center. Ein ausgestopfter Pinguin ist alles was wir von ihnen sehen, Tages- und Jahreszeit sind falsch. Sie kommen erst am Abend zurück zu ihren Schlafplätzen. Wir umfahren Bournie und wollen Marco und Gabi in Forth auf dem Fussballplatz überraschen. Auf dem Sportscomplex nahe der Küste finden wir sie nicht, dafür nach ein paar SMS und Kilometern auf dem Fussballplatz. Ein ausgedehnter Erfahrungsaustausch und lange Gespräche bei einer Dose Cider führen uns einander näher. In einer Woch werden sie von Melbourne nach Perth fahren, dann WA erkunden und irgendwann mal nach Chile verschiffen. Wir bleiben in Kontakt. Marco hat von seiner Zeit beim Strassenverkehrsamt Erfahrung für die Zulassung des Toyota. Anschliessend fahren wir auf der Autobahn weiter nach Devonport zur Spirit of Tasmania. Natürlich sind wir viel zu früh und vertreiben Zeit und Hunger mit einem Teller Prawn, Chicken und Rice. Die Fahrzeuge stauen bis auf die Zufahrtsstrasse. Endlich um 6 Uhr bewegt sich die Schlange langsam vorwärts. Die Spirit of Tasmania fährt ein während wir in Reih und Glied warten müssen. Das Verladen geht ruhig und zügig voran. Wir müssen uns leider mit einem Recline Seat begnügen, die Kabinen sind schon lange ausgebucht. Das Büffet ist ordentlich. Wir diskutieren lange den weiteren Weg nach Melbourne. Wir suchen die Wärme, die ist aber nur einige hundert Kilometer nördlich von Melbourne zu haben. Mit Ivan haben wir für Morgen einen Termin zur Abgabe des Carnet de Passage.

Die Nacht ist etwas mühsam und kühl. Die Liegesitze sind nicht besonders bequem und unser Bettzeug hat jemand „ausgeliehen“! Trotzdem schlafen wir doch ein paar Stunden und wachen unterkühlt und gerädert am Morgen auf. Die Überfahrt war ruhig. Ein Kaffe zum wecken und lange warten bis zum Entladen. Auf der Strasse treffen wir auf Ivan und übergeben ihm das Carnet für die Rückführung des Fahrzeugs.

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