Wudinna – Gawler Ranges – Mt. Ive – Lake Gairdner – Kingoonya – Coober Pedy
16.1. – 22.1.2016
Wir haben genug vom starken, kalten Wind. Wir hauen ab durch die Mitte nach Norden.
Zum Abschied von der Küste leisten wir uns ein Kilogramm Shrimps für den Abend. Wir füllen noch den Wassertank und fahren los Richtung Wudinna durch Weat Country. Wir passieren. Die grossen Getreidesilos entlang der Bahnlinie und Wasser Pipeline. In Lock wollen wir noch Kaffe nachfüllen. Der Laden ist am Samstag ab Mittag geschlossen. Nur ist die Türe nicht abgeschlossen, wir konnten den Laden ausräumen! Die Stadt macht eine ausgestorbenen, leeren Eindruck. Wir bleiben in Wudinna auf dem CP. Bald kommen Nachbarn. Matthias und Joceline von Schaffhausen sind 1Jahr mit einem Toyota Landcruiser mit Hardtop (ex Britz) unterwegs. Ihre Eltern begleiteten sie in einem Apollo Camper von Perth nach Wudinna und fliegen von Melbourne nach Brisbane weiter. Matthias und Joceline wollen in die Gawler Ranges und via Adelaide, Melbourne nach Tasmanien. Vielleicht treffen wir uns wieder. Später kommt noch eine ganze Familie aus Jonen AG. Als Primarlehrerin kann sie ihren Sohn in der Zwischenzeit selber schulen. Zum z’Nacht geniessen wir unsere Crevetten als Cocktail mit zwei ausgezeichneten Saucen:
- Mayonnaise, Schlagrahm, Thousand Island Sauce, Orange, Frühlingszwiebel, Champignon, Salz, Pfeffer.
- Soja Sauce, Knoblauch, frischer Chili, frischer Ingwer.
Begleitet mit einem Glas Sauvignon Blanc aus Marlboro, NZ. Ein Luxus auf einem CP!
Wir fahren direkt zum Mt.Wudinna und besteigen den zweitgrösste Monolithen in (Süd-) Australien. Der runde Granitklotz ragt 260müM und bietet eine weite Rundsicht über die endlosen Weizenfelder. Auf Umwegen erreichen wir den Tcharkuldu Hill, ein Granithaufen mit grossen, windgeschliffenen Granitklötzen und ein paar trockene Gnamma Holes. Der Pildappa Rock, fünfzehn Kilometer entfernt, ist bemerkenswert. Er gleicht an gewissen Stellen dem Wave Rock von Hyden: rund ausgeschliffene senkrechte Wände. Von oben bietet sich eine weite Fernsicht über die Weizenfelder (Kommentar Buschfrau: „immer s’gliiche!“) In kleinen Schluchten haben die Kwaterski Töchter 1938 Geranien gesetzt. Heute sind das grosse Büsche und blühen und duften noch. Weiter geht es über die Yardea Road in die Gawler Ranges, zuerst zu den Organ Pipes. Die ereichen wir über den ausgewaschenen 4WD-Track und schliesslich einen Fussweg von fünfhuntert Metern. Aber es hat sich gelohnt: im Schatten döst ein Yellow footed Wallaby, aufgescheucht vom lärmenden Buschmann. Die Orgelpfeiffen (Basaltsäulen) recken sich senkrecht in der Felswand in die Höhe. Matthias und Joceline sind auf demselben Tripp. Wir fahren noch bis zum Scrubby Peak CP mit schönen, weiten Plätzen ohne irgendwelche Einrichtun.gen, Die Toilette grabenwir selber. Der z’Nacht: Ein feiner Poulet-Champignon-Peperoni-Frühlingszwiebeln-Tomaten-mexican Schnellreis – Salat. Heute testen wir die neue Batterie erstmals. Sie bleibt bis zwei Uhr im Einsatz. Sie ist am Morgen geladen.
Langsam aufstehen, z’mörgele (feines tropical Müesli) käfelen und plötzlich: wir wollen noch den Scrubby Peak besteigen. Kurz vor Mittag, bei 38’C und alles durch kleinste Känguru Pfade in der Direttissima. Das zehrt an unseren Alterskräften, aber schliesslich schaffen wir das. Der Rundblick über die Gawler Ranges ist phänomenal: weite, runde Hügel, mit dichtem Pflanzenwuchs auf felsigem Grund. In der Ferne leuchten die Salzseen westlich des Gawler Ranges NP. Die Sonne brennt, die Luft ist trocken, die Zunge klebt. Durst. Der Abstieg ist ähnlich wie der Aufstieg: kleine Känguru Pfade durchs Gebüsch, über Felsen runterklettern. Die Hoppeltiere haben keine Probleme damit. Endlich kommen wir beim Fahrzeug an, dank GPS. Ohne würden wir problemlos knapp 50 Meter vorbeilatschen in diesem Dickicht! Wir fahren den engen, ausgewaschenen 4WD-Track zur Strasse zurück und weiter Richtung Mt. Ive Station. Die Strasse ist, abgesehen von kürzeren Corrugation-Strecken, sanft, fein gestrichen. Sie führt durch Sheep Country, breite Täler mit runden Hügeln, Desert-Oak- und Eukalyptus Wälder. Eine schöne Gegend. Ein Schild: „very remote region“, warnt vor den Gefahren und mahnt das richtige Verhalten: zwei Reservereifen, zwei Schaufeln, zwei Wagenheber, genügend Treibstoff und viel Wasser. Die Mt.Ive Station ist eine Sheep-Station mit Tradition. Sie ist seit 2002 eine touristische Attraktion mit CP. Der Besucher erhält detaillierte Touren Vorschläge im Gelände: Fahrten an den Lake Gairdner, auf die Hügel in der Umgebung oder an interessante Plätze. Die Campkitchen ist eine ehemalige Shearers Kitchen für die Schafscherer. Die Küchentische mit Marmorplatte und dicken, gedrechselten Holzbeinen macht der Buschfrau gehörig Eindruck. Wir brutzeln auf dem Grill feine Scotch Filets mit Champignon und einem frischen Salat. Reiner Luxus in dieser abgelegenen Pampa.
Schöner Sonnenaufgang bei komplet bewölktem Himmel. Langsames starten im den Tag. Heute wollen wir den Lake Gairdner besuchen. Wir haben den Schlüssel und den Plan von der Station bekommen. Der Track führt uns zurück und Richtung See. Wir zweigen zu den Organ Pipes ab, schöne Felsensäulen, die vielen Wallabies und Geissen als Schattenspender dienen. Weiter zu einer alten Staumauer, 1892 erbaut als Wassersammler. Hier drücken sich die Wallabies eng an die Felsen um den kleinsten Schattenplatz zu nutzen. Der grosse Salzsee ist überwältigend: eine riesige, weisse Salzfläche dehnt sich über hundert Kilometer aus. Der Grund ist beinhart. Auf ihm finden im März Hochgeschwindigkeits-Rennen mit Landfahrzeugen statt. Ein Event mit hunderten von Besuchern. Bei der Rückkehr zur Station kommt ein kräftiger Sandsturm mit anschliessendem Regen auf. Die Outbacklady bietet uns ein sicheres, komfortables Zimmer an. Aber wir sind uns an die Unbill des Wetters gewöhnt und lehnen dankend ab. Wir werden noch zur Happy Hour bei Steven, Mick und Peter, drei Brüdern, die hier auf de Farm aushelfen. Jerlice, die Tochter von Peter ist ebenfalls da (Peter: „die Mutter stand unter Morphium, als sie diesen Namen auswählte“). Die drei sind richige Outback Boys, bei mehreren Bieren diskutieren sie über Gott und die Welt. Sie werden am Donnerstag Morgen die Ziegen im Stock Yard zum Schlachten für die USA auf Roadtrains verladen. Wir spenden uns einen feinen „Heidi-Kartoffelsalat“ mit Bohnen, Speck und Spiegeleiern.
Langsames Aufstehen und feiner Konfitoast zum z’Morge. Schlüssel abgeben und letzte Informationen zum Strassenzustand nach dem letzen Regensturm abkläten: alles im grünen Bereich, die Strasse ist offen nach Kingoonya im Norden. Jerlice bringt ein kleines zwei Wochen altes Gitzi vorbei. Seine Mutter ist bereits verladen zum Metzger. Fast Zustände wie in Dachau! Da wird nicht gezaudert! „You can’t please everybody“ meint Steven. Die Leute in Mt.Ive sind äusserst freundlich und offen. Hier gefällt es uns. Wir fahren ein rechtes Stück den gleichen Weg zurück und zweigen bei der Pondanna Dam Ruine nach Norden ab. Ein kurzer Besuch des Waltumba Conservation Parks am Lake Gairdner. Aufstieg auf den Felsenhügel mit schönem Rundblick über den Salzsee. Die Piste ist zum Teil gut, manchmal holprig. Wir fahren durch eine hügelige Landschaft mit Desert Oaks, Eucalyptus und Pine Wäldern, abgelöst von niedrigem „Rosmarien-Busch“. Kängurus und Emus fliehen von der Strasse weg. Nach der Kangaroo Hutt Station mit Ponys und Pferden folgen alte Sanddünen und dazwischen trockene, kahle, steinige Flächen. Das erinnert uns an die Simpson Desert. Kingoonya ist ein sehr kleines Kaff mit einer Bahn-Ausweichstelle der Pacific und Ghan Strecke. Daneben ein kleines Hotel-Bar-Restaurant und eine Tankstelle mit Campground. Dieser wird extra für uns sauber vorbereitet. Früher führte hier der alte Stuart Highway durch. Vom grossen Shorty (er ist der kleinste in seiner Verwandtschaft) erfahren wir, dass ein Dutzend Leute hier wohnen. Es habe in den vergangenen vier Jahren kaum geregnet. Aber heute kommt ein kleinerer Sturm auf mit ein paar Regentropfen. Wir essen grossartig (wie in Péry vor 49 Jahren) im Restaurant ein gut durchgekochtes T-Bone und Rump Steak. Als Abschluss sehen wir den schönsten Sonnenuntergang auf Erden. Leider fehlt uns der Beweis, die Batterie in der Kamera war tot!
Die Nacht ist ruhig und angenehm kühl mit dem kleinen Ventilator an der Decke. Nach dem feinen tropischen Birchermüesli fahren wir auf dem alten Stuart Hwy noch Norden Richtung Coober Pedy durch militärisches Sperrgebiet („users of the road are not allowed to deviate from the road“). Offenbar hat der Grader kürzlich gute Arbeit geleistet: die Strecke bis zum neuen Stuart Hwy ist sanft. Die lange Fahrt auf dem geteerten Stuart Hwy ist für die meisten Fahrer eine ausgesprochen langweilige Fahrt: km um km immer das Gleiche. Wenn man aber genauer hinsieht, bemerkt man den Wechsel der Landschaft, mal buschig, mal kahl, steinig, mal mit abgebrannten oder noch grünen Bäumen. Alte Flusstäler durchziehen die hügelige Landschaft. Flora und Fauna haben sich hier in den letzten paar Millionen Jahren an das sehr trockene Klima angepasst, weshalb die ganze Gegend einen grünen Eindruck hinterlässt. Das ist in der Sahara anders. Dort herrschte vor 10’000 Jahren noch ein feuchtes, frisches Klima wegen der Eiszeit im Norden. Die kurze Zeit seither hat nicht gereicht um eine stabile Pflanzendecke aufzubauen. Wie wird das erst mit der „anthropogenen“ Klimaveränderung sein, die wenige Jahrzehnte bis ein paar Jahrhunderte dauert? Gegen Coober Pedy, die „Opal Capital of the World“, fallen immer mehr Minenfelder auf: offenbar ist der weite Untergrund recht ergiebig für die Opalsucher. Der Ort selber ist ein Sammelsurium von alten Löchern, modernen Mineninstallationen, Touristen Attraktionen und Wohnbaracken sowie den berühmten unterirdischen Wohnungen. Wir finden einen „shady place“ unter einem Netz. Gegen Abend zucken Blitze in der Ferne und bald setzt Regen ein, zuerst nicht viel aber bald liegen grosse Lachen herum.
Die Nacht ist erfrschend, der Regen hört auf, ein paar Roadtrains lärmen über den Stuart Hwy. Unsere Nachbarn, Joseph & Jerilyn aus Sydney sind im Landi unterwegs, fahren jetzt über Oodnandatta und Strzelecky Track zurück nach Sydney. Wir überlegen uns auch einen weiteren Umweg über Williams Creek, Oodnandatta Track. Marree, Birdsville Track nach Birdsville und über den Strzelecky Track nach Süden in die Flinders Ranges. Das sind zwar 1500km zusätzlicher Umweg, aber wenn das Wetter und der Strassenzustand mitmacht vielleicht doch attraktiv. Wir machen heute eine Stadtrundgang. Der Big Winch Lookout bietet einen guten Überblick über die kleine Stadt, denn 70% der Bevölkerung wohnt unterirdisch. Im Shop lassen wir uns die Welt der Opale zeigen. Die Old Timers Mine ist saisonal geschlossen. Bei der public Noodling Area ist viel Minenschutt aufgeschüttet und jeder darf hier sein Glück versuchen. Wir lassen’s sein, uns fehlt das Opal-Fieber etwas. Der Besuch des Umoona Opal Mine and Museum hat sich aber sehr gelohnt: eine Filmshow zeigt Geschichte und Hintergrund der Opal Geschichte, im Shop gibt es sehr schöne Opals zu stolzen Preisen von ein paar zehntausend Dollars. Der Opal ist ein spezieller, wasserhaltiger Quarz und wird vor allem hier in Coober Pedy gewonnen. Die ersten Miners haben ihre Löcher bald zu Behausungen ausgebaut, wegen dem harschen Klima. Heute werden viele neue Häuser bewusst unterirdisch in den Felsen gehauen. Sie sind Sehr angenehm kühl im Sommer, warm im Winter, trocken, absolut lärm- und lichtdicht, sehr komfortabel eingerichtet. Unter der Wohnung des Umoona Museums befinden sich noch viele Stollen der Mine. Die könnten jederzeit zu weiterem Wohnraum ausgebaut werden. Es gibt sogar noch Opal-führende Stellen zu Demozwecken. Im Prinzip darf jedermann eine verlassene Mine als Claim registrieren lassen und im Untergrund oder auf den Schutthügeln weiter graben. Vielleicht liegt sein Glück nur ein Pickelschlag tiefer versteckt! Das Essen wird heute etwas komplizierter: die meisten Restaurants haben Saisonferien oder öffnen erst um 6 Uhr. Im Roadhouse finden wir das Gesuchte: Suvlaka Chicken Spiess und Chicken Parmigiano. Wir verfolgen auf dm TV-Schirm das Australian Open in Melbourne. Der Match mit King Roger wird erst gegen Ende gezeigt. Dafür amüsieren wir uns an den Live-Tagi-Kommentaren via Handy. Die Temperatur steigt auf gefühlte 42’C.