Carretera Austral 3

Vom NP Queulat fahren wir weiter auf der Carretera Austral nach Süden, zuerst dem Fjord entlang, dann durch ein breites Tal mit schönen Kalt-Regenwäldern.

Die Strasse steigt in engen Serpentinen auf 580müM über den Portezuelo Queulat.

Ein Dutzend Töfffahrer überholen uns beim Aufstieg zum Pass. Viele alte Bäume sind dürr. Abgebrannt?

Der Salto El Condor ist ein besseres, hohes Rinnsal.

Bei der Abzweigung entscheiden wir uns für Puerto Cisnes, ein Fischer- und Feriendorf mit einem Fährhafen.

Im Restaurant El Guairao geniessen wir Lachs und Merluza mit „Milchreis“. Wir fahren dem Rio Cisnes entlang wieder zurück und suchen einen Übernachtungsplatz.

Im iOverlander sind 3 schöne Plätze beschrieben, aber der Abstieg zum Fluss ist sehr steil und mit Steinen verblockt. Wir haben keine Lust auf ein Abenteuer und finden 1km weiter eine alte, flache Kiesgrube und zum Fluss hin einen schönen, geschützten Stellplatz.

Nach einem Apéro wird nochmals die Fischrute ausgerüstet mit Angel. Der Versuch bleibt ein Versuch. Im glasklaren Wasser ist nicht ein Fisch zu sehen oder an der Angel zu spüren. Natürlich sehen die mich aus ihrem Versteck! Auf dem Baum umschwirren ein paar Kolibris ein Bienennest. Eine Honigquelle?

Die Nacht ist feucht-kalt, 8*C. Am Morgen erneuter, erfolgloser Fisch-Versuch. Wir fahren bald los zurück zur Carretera und auf der gut ausgebauten Strasse weiter nach Süden. Hohe Berge, schöne Wälder rechts und links.

Der spitze Pico Alto schaut keck ins enge Tal hinunter.

Villa Amengual ist ein kleines Pionierdorf. Schöner Lagos las Torres.

Am Rio Mañihuales suchen wir den Platz von René & Brigitte, er ist leider schon besetzt. Wir suchen weiter und finden weiter unten einen grossen Kiesplatz am Fluss. Zur Abwechslung mal Brot backen, Gasflasche wechseln (dabei den Gashahn fixieren) und fischen im reissenden Wasser.

Wir fahren weiter Richtung Puerto Aysén durch das Mañihuales-Tal. Nach dem Zusammenfluss mit dem Rio Simpson wird es breiter, hohe Berge auf allen Seiten mit viel Landwirtschaft. Es erinnert an das österreichische Inntal. In Puerto Aysen füllen wir im Unic Supermercado unsere Reserven auf, inkl. ein geröstetes Poulet. Bei Kenkyo Sushi lassen wir uns vom Namen verführen. Solche Sushi gibt es kaum in Asien! Der Reisteig könnte auch für Pizza verwendet werden, Philadelphia-Käse ist eine kreative Erfindung. Die „Singapur“-Platte aus dem Wok mit Poulet, Gemüse schmeckt gut, der Reis ist gewöhnungsbedürftig und offenbar dürfen die Pommes nicht fehlen. Fazit: ohne Erwartungen nach Asien wäre das Ganze gar nicht so schlecht. Im Fischerei-Shop kaufen wir je einen Löffel für Lachs und Forellen. Der Rio Aysén sei ein guter Ort für Lachs. Werden wir gleich ausprobieren. Nichts!

Wir fahren das Tal zurück zum CP Las Torres del Simpson zu Sandra & Nacho.

Sie geben uns zur Einführung einen ausführlichen Maté-Kurs der Gauchos. Zum z‘Nacht vertilgen wir das Poulet, 1.Teil.

Dank vernünftigem Internet-Zugang können wir die Webseite aktualisieren. Nacho führt uns in die Kultur Chiles ein, gibt uns viele interessante Tipps für die Weiterreise und am Abend ein persönliches Gitarren / Gesangskonzert.

Der nächste Tag beginnt kühl-regnerische mit etwas Sonnenschein. Heute steht fischen mit Jean auf dem Programm. Er ist Profi-Sportfischer, organisiert Fischtouren in Patagonien und Irland für Franzosen. Er gibt ein paar gute Tipps. Innerhalb einer halben Stunde fange ich eine kapitale Regenbogenforelle von über 50cm!

Weitere Forellen sind recht bissig, jedoch zu klein. Wir lassen sie wieder los. Zum z‘Nacht macht Heidi ein vorzügliches Fischgericht, Wir müssen die Forelle halbieren, sie geht nicht in die Pfanne. Forelle auf ihrem Gemüsebett mit Zucchetti, Gurken, Kartoffeln. Mmmmh, fein. Am Abend unterhält Nacho uns mit seinem Gitarrenspiel.

Regen, kalt, wir bleiben nochmals eine Nacht. Den Tag verbringen wir mit Web-Vorbereitungen, Interneten, Fischen mit Stefan (D) ohne Erfolg. Sandra bäckt feines Brot. Auf dem CP herrscht reger Betrieb: Christian & Susanne im Ducato. 2 Holländer mit Velo und Zelt von Ushuaia nach Santiago in 4 Monaten. Günther & Langweig sind auf Weltreise, mit Dachzelt. Sie kamen von Südafrika nach Montevideo, ihr Ziel: Alaska bis September, dann Asien. Es schüttet, ist kalt, unangenehm zum Aufstehen. Aber wir können ja heizen, im Gegensatz zu den Holländern im Zelt oder Günther & Langweig in ihrem Dachzelt.

Wir packen, füllen Wasser nach, zahlen und verabschieden uns von Sandra und Nacho. Es war eine schöne Zeit trotz schlechtem Wetter. Stefan Christian & Susanne fahren ebenfalls nach Süden.

Das Tal des Rio Simpson wird immer enger und steiler, mündet in einer engen, tiefen Schlucht.

Über eine lange Baustelle gelangen wir schliesslich nach Coyhaique, eine recht grosse Stadt in den steilen Bergen. Der Cerro Mackay ragt fast 1000m über die Stadt hinaus. Die Landschaft ist viel gebirgiger als erwartet, mit hohen senkrechten Felswänden, flachen Kiesfeldern und tiefen Einschnitten, erinnert ein wenig an Jujuy in Nordargentinien. Beim Unimarc füllen wir unsere Vorräte auf, bei Lipigas die Gasflasche (es ist die einzige Möglichkeit in Südchile!) bei Petrobras die Dieseltanks und im Chelenko unser Mägen mit einem Lomo und einem Salmon. Im Casa del Maté kaufen wir die Bombilla, die Calabaza und Yerba, damit wir das Gelernte von Nacho auch umsetzen und selber Maté-Tee servieren können. Wir finden noch einen Kiosk um die SIM-Karte von Entel aufzufüllen und im Baumarkt ein Übergangsgewinde für den Gardena-Wasser-Anschluss. Die Sonnenwärme dringt langsam durch. Wieder einmal anderes Wetter. Wir fahren auf der Carretera weiter nach Süden, zweigen Richtung Valle Rio Simpson / Valle Frei zum Lago Elizalde ab.

Dichte Regenwolken erwarten uns, doch zuvor erscheint ein schöner Regenbogen.

Der Lago Elizalde ist zwischen hohen Bergen eingeklemmt. Eine kräftige Brise fegt über den See.

Der vorgesehene Übernachtungsplatz liegt tief unten am See. Der Weg hinunter zeugt von den Mühen der Autos, hier wieder emporzukommen: tiefe Löcher, Kieshaufen. Über dem Bootssteg finden wir einen großzügigen, flachen Platz, nicht ganz windgeschützt.

Der Morgen am See ist windig, kühl, nass. Ein kurzer Fischversuch ist negativ. Zur Weiterfahrt müssen wir zuerst den steilen Weg hinauf, Im 4WD – Geländegang kein Problem. Wir erdulden wieder eine ruppige Strasse bis zur Carretera Austral.

Diese führt uns durch hohe Berge, tiefe Täler, durch Schluchten mit rekultivierten und originalen Wäldern ins Tal des Rio Ibañez.

Fotostop beim grossen Wasserfall, dann weiter zur Halbinsel Levicán über einen kurvigen, steilen, gegen Ende ruppigen Weg.

Wir treffen auf unseres alten Bekannten Chris& Angie, Andrea & Marco und André & Baba (Barbara). Bei einem gemeinsamen Apéro und Kaffee tauschen wir viele Erfahrungen und Geschichten aus.

      

Zum Fischen ist der See zu sauber er hat keine Nahrung für Fische. André füllt alle Tanks mit Trinkwasser aus dem See. Wir machen eine Wanderung auf den Hausberg.

Wir geniessen die wunderbare Aussicht auf den dunkelblauen Lago Buenos Aires / General Carrera, auf die gegenüberliegende Küste von Chile Chico, auf die grün-türkisfarbene Bucht von Puerto Ibanez und ein paar vertrocknete Salzseen.

Leider verhindert die Bewölkung, trotz Sonnenschein, den freien Blick auf die vergletscherte Bergwelt.

Sehr kräftiger Wind veführt zum fliegen.

Apéro in runder Sitzordnung mit Austausch von Anekdoten, Reiseerfahrungen.

Gemeinsames Grillen im Cobb: das „fettig-faserig-zähe“ Fleisch entpuppt sich als ausserordentlich zart und saftig-fein.

Würste, Salat, Maiskolben und Angie‘s „Tortilla“ runden das Menu ab. Angie’s Tortilla wird aus Kartoffel mit verquirlten Eiern, gebraten und als Kuchen aufgetischt. Wichtig: die heissen, gekochten Kartoffeln im verquirlten Ei einwirken lassen, erst dann braten.

Heute ist ein besonderer Tag. Wir sollen um 9 Uhr bei Chris/Angie zum Kaffee kommen. Es steigt eine ganz einfache Birthday-Party für Heidi. Eine allgemeine Aufbruchstimmung macht sich bemerkbar. Wir wollen morgen die Tour zur Laguna Castillo unter die Füsse nehmen, die anderen wollen nach Coyhaique fahren. Ein emotionaler Abschied, aber wir sehen uns ja wieder.

Wir wählen den Weg „hinten durch“ nach Villa Cerro Castillo über die X723. Dies ist eine der interessanteren Routen in Chile.

 

—————————

Sie führt durch enge Schluchten, zwischen hohen Lava-Felsen in verträumte Bergtäler mit blauen Lagunen, kleinen Bauerngehöften und Weiden, durch schönen Wald hinunter zur Carretera Austral. Im Hintergrund das Panorama mit dem Cerro Castillo.

und der Cerro Ap Iwan

Bei der Abzweigung zum Monumento Nacional Paredón de Las Manos machen wir eine ausgiebige Pick-nick-Pause und stillen unseren Hunger (wir hatten ja kein Morgenessen!).

Anschliessend besuchen wir noch das Hände-Monument. Unter hohen, überhängenden Felswänden haben Bewohnern vor ca. 3000 Jahren ihre Hände mit Farbpulver auf den Felsen verewigt.

Vielleicht 20 sind gut erhalten. Auf dem CP La Araucaria in VIlla Cerro Castillo finden wir einen guten Platz für die Nacht mit viel Bewegungsfreiheit, warmen Duschen, Hühnern und einen grossen (ein Japanischer Akita ?) sowie kleinen Hund.

Pferde-Touren werden ebenfalls angeboten. Zum z‘Nacht das „zähe-faserig-fettige“ Steak mit Gemüse und Härpfelestock. Mmmmh, ist das zart und fein geworden.

Um halb Sieben weckt uns das iPhone mit Hundegebell. Abstellen, weiterschla….nochmals! Abstellen. Um viertel vor Acht richtiges Erwachen. Hoppla, wir wollen ja zur Laguna Castillo! Bei 14km und 1000 Höhenmetern macht das retour bei unserem Tempo fast 9 Stunden, da kommen wir bald in die Nacht bei der Rückkehr. Wir einschliessen uns für den normalen Aufstieg, der ist etwas kürzer und beginnt hinter dem Dorf. Der, von Nacho empfohlene, schönere Weg ist länger und beginnt 6 km weiter entfernt, über eine ruppige Lokalstrasse. Kurzer Kaffee, Sandwich, Ess- und Trinkreserven vorbereiten, dann los. Beim Eingang passen meine Keen-Sandalen dem Ranger nicht: zu gefährlich in den Bergen! Dabei sind die doch speziell für Bergtouren gemacht! Er lässt sich nicht erweichen, anständige Bergschuhe müssen angezogen werden, oder er lässt mich nicht auf den Berg! Ok. Die Schuhe werden gewechselt, die Keen kommen auf den Rucksack, sollten die andern Probleme machen. Der Pfad beginnt durch den Wald, steigt dann bald steil an, führt über Hochmoore zur Baumgrenze.

 

Eis im Schatten

Kurze Pause, Beeren pflücken/essen. Eine Art Preiselbeeren, sind süss, wenig Aroma. Schuhe wechseln, die Bergschuhe drücken wirklich auf die Füsse.. Wir sind nicht die einzigen auf dem Pfad, aber vielleicht die Ältesten. Aufmunterungen, Komplimente und Wanderstöcke werden uns angeboten. Nach 4 Stunden ermüdendem Aufstieg erreichen wir den Mirador de la Laguna Castillo.

Die Strapazen haben sich gelohnt: tief unter uns liegt der dunkel-türkis-farbige See unter den hohen Felsen mit dem mächtigen Gletscherabbruch.

Zuoberst thronen die scharfen Spitzen des Cerro Castillo und rechts des Cerro Peñas. Wenn wir nicht schon ähnliche Bilder in der Schweiz gesehen hätten, würden wir vor Entzücken laut schreien. Ein unglaublich schönes Panorama.

Wir geniessen die Zeit da oben mit picknicken und einem Powernapp.

Es tauchen noch viele weitere Berggänger auf, müde, entzückt und mit Selfie-Lächeln. Nach eineinhalb Stunden machen wir uns auf den Rückweg, den steilen Pfad runter. Das geht zwar schneller, ist aber ebenso anstrengend.

Nun haben wir das Tal des Rio Ibañez vor uns. Es erinnert an ein Inntal in Österreich vor 600 Jahren mit den breiten Schwemm-Ebenen und den verschneiten, vergletscherten Bergen im Hintergrund.

Auf der gegenüberliegenden Seite sehen wir die Lagunen und Berge der gestrigen Etappe.

Im Wald fällt ein eigenartiger Pilz (?) auf, fleischig, wässerig, rund, schwacher Geruch.

Wir schaffen die Strecke in 2 1/2 Stunden, also recht schnell. Wir kehren auf denselben CP zurück.

Die Hühner und Hunde erwarten uns schon. Sind scharf auf die gesalzenen Erdnüsse. Zum z‘Nacht g‘Hackets mit Gemüse. Mmmmhhh.

Heute ist Retablier-, Coiffeur-, Back-, Erholungstag. Unsere Nachbarn Martin, Lucca (Buenos Aires) & Manuel (Salta) sind auf Fisch-Tour, Richtung Coyhaique, Rio Simpson. Petri heil. Rossen („José“) & Flavia (BRA, Florianapolis) sind mit ihren Fahrrädern unterwegs, teilweise mit Zug, Bus, Flieger. 2 Berggänger aus Santiago kommen schwerbepackt, müde von der 2-Tagestour zur Laguna Castillo zurück. Heidi muss Haare lassen. Nun ist sie wieder 20Jahre jünger! Da kann der alte Knuppensager glatt einpacken.

Wir nehmen’s gemütlich mit dem Aufbrechen. Rossen & Flavia verabschieden sich, ihre Räder stehen bereit. Die Hunde und Hühner kommen nochmals vorbei.

Der Rio Ibañez fliesst beim Dorf durch eine enge Schlucht.

Die Carretera Austral ist bis zur Laguna Verde betoniert. An einer langen Baustelle müssen wir fast eine halbe Stunde warten.

Die Laguna leuchtet in einem magischen Grün. Es mischt sich bei der Confluenza mit dem trüb-grauen Wasser des Rio Ibañez.

Nun wird die CA so richtig authentisch: grobe Kiesstrasse (Ripio), staubig, enger werdend. Die Radfahrer auf der Strecke sind nicht zu beneiden. Sie zirkeln entweder im kleinsten Gang im Kies hin und her oder sie haben selber genug, machen Pause oder stossen sogar das Velo.

Bald zweigt die CA vom Valle Rio Ibañez ab, führt über einen Pass an der Laguna Cofre vorbei ins Tal des Rio Murta.

Vom Tagesziel Puerto Tranquillo sind wir noch 60km entfernt, haben aber genug von der Rüttelpiste.

Am Fluss finden wir (dank iOverlander) einen wunderbaren Platz zum Fischen, Feuern und Übernachten.

Fischen, ein Flop! Der geschenkte Angel von Jean geht verloren. Wir geniessen ein Kabis-Kartoffel-Wurstgemüse mit Zimt-Curry, einmal etwas ganz Besonderes.

Der Platz verlockt zum Verweilen. Früh am Morgen Fischversuch: der Kerl wartet doch am erwarteten Ort und beisst zu, grösser als derjenige vom Rio Simpson, ABER er kann sich frei machen. Schade. Gemütliches z‘Mörgele und langsam auf den Weg, weiter Richtung Süden. Die CA ist hier einfach nur mühsam! Kies-Wellblech vom schlimmeren. Aber uns geht‘s noch gut. Die armen Velofahrer mühen sich Kieshaufen um Kieshaufen ab. Die Gruppe ist, wie wir in Puerto Rio Tranquillo erfahren, aus Litauen auf der CA von Puerto Montt nach Punta Arenas, jeder fährt und leidet für sich. Die Landschaft um die CA ist eigentlich wunderschön, viele Wälder, Flüsse, Berge. Die CA jedoch ist selber nicht nur ruppig sondern auch sehr staubig, der Verkehr zwar schwach aber konstant. Am Rio Engaño kurzer Fischversuch. Flop.

Der Seitenarm des Lago Carrera leuchtet in einem tiefen blau-türkis.

In Puerto Rio Tranquillo finden wir auf dem CP Rio Chirifo einen guten Platz. Ausgedehnter Apéro. Zum z‘Nacht Heidi‘s Härdöpfelsalat mit Spiegelei. Mmmmmh fein. Die Litauer Gruppe tröpfelt langsam ein. Wir haben für Morgen um halb neun eine Tour zu den Marmorhöhlen gebucht.

Heute müssen wir früh aufstehen, die Tour startet bei der Anlegestelle um halb neun.. Kurz einen Kaffe runterwürgen, packen und gehen. Insgesamt 6 Touristen sind im Boot. Die Fahrt über den türkis-blauen See ist schnell aber kalt. Gute Idee, die langen Hosen anzuziehen. Bald tauchen die ersten Marmorfelsen auf, etwas düster. Doch dann folgen die hellen, ausgewaschenen Stellen kontinuierlich.

Der Fotoapparat läuft heiss.

Wie konnte man zur Kodachrome-Zeit eine solche Landschaft auf dem spärlichen Film festhalten?

Das flache Sonnenlicht des Morgens taucht die Grotten in ein magisches, türkis-blaues Licht.

Oder werden heute die Bildspeicher einfach nur mit Schrott gefüllt?

Einige Säulen sind schon recht filigran und werden das Gewicht der Felsen kaum mehr lange halten, ein paar Jahrzehnte oder -hunderte schon noch.

Besonders die schöne Kathedrale ist potentiell gefährdet: der riesige Felsklotz balanciert auf dünnen Beinchen.

Nach anderthalb Stunden ist die wirklich lohnende Tour zu Ende. Bei einem Kaffee entschliessen wir uns zu einem Abstecher ins Valle Exploradores. Eine gigantische Gletscher-Bergwelt öffnet sich.

Leider ist der Zugang nach 26km gesperrt wegen Reparatur- und Bauarbeiten.

Also ins Dorf zurück auf der nervenzehrenden Rüppelstrecke. Wir tanken Diesel und Wasser, prüfen den Reifendruck, füllen unser Fressreservoir und fahren auf der CA nach Süden. Die ist nicht einen Deut besser, sie legt die Nerven blank. Die Velofahrer sind ebenfalls unterwegs.

Entschädigt werden wir von der grandiosen Aussicht auf den Carrera See und die Berge.

Beim Rio Leones müssen wir wegen einer Baustelle auf der Brücke längere Zeit warten.

Genug Zeit, um ein neues Tagesziel zu setzen: wir fahren ins Valle Leones, aber nicht weit. Der hintere Teil ist Privatgelände, wir bleiben am Waldrand neben dem aufgeschütteten Damm. Ausgiebiger Apéro, kurzer Fischversuch im trüben Wasser. Feine Champignon-Miso-Flädli-Suppe.

Wir haben eine ruhige Nacht. Der Morgen ist trüb, leicht regnerisch, jedoch bald mit warmer Sonne. Wir packen und fahren Richtung Puerto Guadal. Das Delta des Rio Leones ist mit hohen, überwachsenen Sanddünen bedeckt. Auf der CA müssen wir warten: ein neuer, feiner Teppich wird ausgelegt. Später kommt dann wieder die übliche Rüppelstrecke.

Die Strasse ist aber wunderbar angelegt, mal hoch in den Bergen, mal tief beim See, fast immer eine schöne Sicht auf das türkis-blaue Wasser.

Die Berge sind leider mit Wolken bedeckt. Im Puerto Guadal stürmen wir zuerst den Supermercado, er ist erstaunlich gut bestückt. Anschliessend lassen wir uns im Restaurant Costanera mit Salmon, Reis / Salat bedienen. Guter Fisch. Dank WiFi wieder mal News vom Tagi.

Dann fahren wir noch 7 km weiter an den, von Nacho empfohlenen Strand. Eine Wucht!

Der Strand ist fein-kiesig, sehr sauberes Wasser und eine wunderbare Weitsicht über den See, in die vergletscherten Berge. Ein Fischversuch bleibt ein Versuch. Das Wasser scheint mir zu sauber, da würden die Fische doch glatt verhungern.

Carretera Austral 2

Der Morgen beginnt feucht-kalt. Der z‘Morge wird drinnen serviert. Heute fahren wir von der Playa Santa Barbara Richtung Süden, auf der R7 oder Carretera Austral. Fast die ganze Strecke asphaltiert. Die Gegend ist verhangen, wir können die grossartigen Berge kaum sehen. Wir sehen die Auswirkungen von Vulkanausbrüchen: heruntergerutschte Hänge, verbrannte, zerfetzte Bäume. In Vulkansand tief eingeschnittene Schluchten.

Wir fahren unter tief hängenden türkisfarbenen Gletschern, durch dichte Primär-Wälder, vorbei an kleineren und grösseren Farmen.  

Vereinzelt liegen kleinere Ortschaften am Weg. Der Rio Yelcho führt viel Wasser vom Lago Yelcho ins Meer bei Chaitén.

Kurz vor Villa Santa Lucia durchqueren wir ein grosses Schuttgebiet.

Vor noch nicht allzu langer Zeit hat sich hier eine grosse Katastrophe ereignet. Von Ventisquero Yelcho Chico stürzte eine riesige Wasser- und Schlammlawine durch das Tal in die Tiefe. Ein Teil von Villa Santa Lucia wurde dabei zerstört.

Bei La Junta zweigen wir rechts ab, entlang dem Rio Palena. Die Terme El Sauce ist wegen Wassermangel geschlossen, deshalb biegen wir zum Fluss ab. Beim Zusammenfluss des Rio Palena und dem Rio Risopatrón finden wir einen grossen, schönen Platz für die Nacht.

Der Wind und die tiefhängenden Wolken trüben die Freude etwas.

Später dringt die warme Sonne durch.

Apéro im Windschaten.

Fischen-Versuche sind erfolglos. Ein einziger, zu kleiner Fisch bleibt kurz am Angel hängen.

Der farbige Sonnenuntergang entschädigt den Eindruck.

Zum z‘Nacht gibt es Wurst- Gemüse-Weizensuppe. Mmmmmh. Nach dem Kaffe entzünden wir doch noch das Lagerfeuer und erwärmen uns. Die Nacht ist sternenklar, mondhell und kalt. Unter unsere Daunendecke ist‘s angenehm warm.

Der Morgen ist magisch: Bodennebel mit blauen Löchern.

Wir bleiben noch einen Tag auf diesem schönen Platz. Fischen, Brot backen, Wäsche waschen mit dem Scrubba-Sack.

Die Wäsche wird sauber, das Brot ausgezeichnet, die Fische bleiben im Wasser. Bis auf einen: beim Morgenessen beobachten wir 3 Fischer auf der anderen Flussseite. Plötzlich Hektik. Die haben einen Bodenhecht gefangen. Aber der bewegt sich ja, schwimmt sogar flussaufwärts. Nach einiger Zeit ziehen sie den Lachs an Land. Fotosession! Jetzt wird klar: das ist ein Riesending von über einem Meter. Auf den Armen lampen Kopf und Schwanz weit über die Achseln hinaus. Der Berufsfischer hat seinen Gästen (Vater und Sohn?) einen Traum erfüllt!. Nur bei uns ist der Fisch noch ein Traum.

In der Nachbarschaft bekommen wir Besuch: ein Ford mit Kabine, US-Schildern und an der Front „Fidibus“ zwischen 2 Schweizerkreuzen. Die beiden Schweizer („mir si am ässe!“) leben seit 8 Jahren in Argentinien und kennen diese Gegend gut. Sie empfehlen uns das sehr schöne Villa O‘Higgins und warnen vor grossen Waldbränden bei Cochrane (>20‘000 ha Urwald sind abgebrannt).

Nach einem ausgiebigen z‘Morge mit frischem Brot fahren wir den ruppigen Weg zurück nach La Junta zur Carretera Austral. Diese führt uns durch eine schöne, wilde Naturlandschaft mit vielen ursprünglichen Urwäldern mit etwas Landwirtschaft.

Die Strasse ist teils in steilen, schwierigen Fels gehauen, dem Lago Risopatron entlang. in Puyuhuapi besuchen wir den Supermercado Don Ciro. Er ist berühmt für sein überbordendes Angebot. Wir kaufen Gaspatronen, Fischblinker (Löffeli), Haushaltpapier, Gurke, Snacks. Er hat einfach alles was Du nie erwarten würdest. In der Cocineria Estrela del Sur essen wir was es gibt: Fisch: Merluza oder Salmon? Beilage: Purré, Aroz? Oder Papas fritas? Sonst? Nichts! Kein Dessert, kein Kola, nur Brösmelikaffee. Dafur das schnellste WiFi von Südchile: 5G, das hält, was es verspricht. Mangels Essensangebot können wir nicht beliebig lang am Netz bleiben. Übrigens, der Fisch war ausgezeichnet!

Dann fahren wir zu den Termas del Ventisquero. Wir geniessen das heisse Wasser lange, zusammen mit vielen anderen Besuchern.

Samuel & Arianne aus Bern sind mit ihren Velos mit Zelt unterwegs, von Buenos Aires, der Küste entlang, Calafate und jetzt die Carretera Austral, eine beachtliche Leistung bei dem starken Wind. Beim CP Las Toninas am Puyuhuapi Fjord übernachten wir.

Wegen dem regnerischen Wetter lohnt sich der Aufstieg zum Mirador Ventisquero nicht. Morgen soll besseres Wetter sein. Wir leisten uns einen faulen Tag mit lesen, fischen (2 Angel verloren) und kochen. Es gibt eine feine asiatische Poulet-Gemüse-Reissuppe mit Kokosmilch).

Die Nacht kühlt auf 6*C ab. Das Wetter beginnt mit Sonnenschein, später etwas trüb. Der NP scheint unter einer Wolkendecke klar zu sein. Vor der Abfahrt finde ich bei Ebbe die beiden verlorenen Angelhaken, verkeilt hinter schweren Steinen. Die Fahrt zum NP Queulat ist kurz.

Auf dem Sitio 7 bleiben wir über Nacht. Doch zuerst laufen wir zum Mirador Ventisquero Colgante. Durch einen wunderschönen, alten Kaltregenwald, stark vermoost und mit grossen Flechten, alten, umgestürzten Bäumen.

 

 

Der nasse Pfad führt über eine Seilbrücke und bald steil auf eine alte Seitenmoräne.

Wir sind nicht allein. Die Radiowanderung ist ganztägig angesagt! Beim Mirador gilt anstehen für die Selfies mit eingefrorenem Lächeln.

Der Ausblick auf den Gletscher und den grossen Wasserfall belohnen die Aufstiegsmühen.

 

Nach 3 Stunden sind wir wieder bei Kooka.

Viele kleine Objekte bedingen eine Makro-Photo-Session am Platz.

 

 

 

In der Nacht hören wir gelegentliches Donnern vom Gletscherabbruch. Erneut eine Macro-Photo-Session am Morgen. Nach einem schnellen z‘Morge machen wir uns auf zum Mirador über dem Zeltplatz. Der Sendero hat dringend eine Renovation nötig: Sumpf, schlüpfrig, ausgelatschte Naturstufen, steil. Wir sind auch die Einzigen, die diesen Weg gehen.

Beim Mirador dann die Erlösung: einen grossartigen Weitblick über die Laguna Témpanos zum Wasserfall und dem blauen Hängegletscher entschädigt für den mühsamen Aufstieg.

Der Abstieg ist etwas leichter als erwartet. Ein müdes Pärchen kommt uns entgegen.

Carretera Austral 1

Am Morgen werden wir in Chaitén unsanft geweckt: heftige Windböen von der falschen Seite zerren an unserem Windschutz, aufstehen und sichern! Und das bei Regen! Wir haben bald genug und suchen Einkaufsmöglichkeiten und ein Café. Die Shops gehören Tante Emma oder Onkel Fritz. Eine alte Scheune ist gefüllt mit vollen Holzregalen, keine schönen Frischwaren. Im Café Buen Sabor geniessen wir einen feinen Kaffee. Im gegenüberliegenden Mercado Redon bekommen wir endlich die gesuchten Artikel. Im Café treffen wir die Beluga Family Gina, Micha, Enya (4j), Miro (2j) aus Zürich. Sie sind seit letztem Sommer via Halifax, USA, Mexiko, Mittelamerika, Kolumbien, Ecuador, Peru bis hierher unterwegs, mit den Kleinkindern. Das wäre für uns eine absolute Herausforderung. Wir fragen uns, wie man soweit mit Kleinkindern reisen kann. Der VW-Bus quillt über von den Spielzeugen.

Statt zu den warmen Termas del Amarillo fahren wir an die windige, kalt-nasse Playa Santa Barbara.  

Eine gute Wahl, denn bald bricht die warme Sonne durch, der Wind zusammen.

Das fördert die Lust zum Brotbacken. Das Brot mit Landi-Mehl wird wunderbar und passt ausgezeichnet zur Erbsen-Linsen-Gerste-Teigwaren-Suppe La Sopa Mixta.

Beim Sonnenuntergang leisten uns (neben den Touristen) Delphine und ein Seehund Gesellschaft.

Im Rhythmus der Wellen schlafen wir tief. Der Morgen beginnt etwas trüb, wird dann bald sonnig.

Wir besteigen den Vulkan Chaitén bis zum Kraterrand. Eine „kurze Tour“ von 2.5km, aber mit 600m Höhenunterschied. Der grösste Teil des Tracks geht über Treppen steil rauf. Zuerst durch einen grünen, jungen Wald mit riesigen Farnen,

dann durch Büsche mit grossen, abgestorbenen Bäumen.

Am 2.Mai 2008 ist der Vulkan unerwartet und sehr heftig ausgebrochen. Die Rauchwolke erreichte 20km Höhe. Nach 4 Tagen erfolgte eine weiter Explosion mit pyroklastischen Hitzewolken, die rasch ins Tal sausten. Dabei wurden die Wälder zerstört.

Einige alte Bäume haben dem Horror fast widerstanden, sind einseitig angebrannt oder knapp umgestürzt.

Bei dieser Katastrophe sind über 800 Menschen und unzählige Tiere, Rinder und Wildtiere, umgekommen. Nach 10 Jahren übernimmt die grüne Natur wieder die zerstörten Flächen.

Der Track war recht mühsam. Wir brauchten 3 Stunden rauf und eine runter. Das nächste mal sollten wir vielleicht doch die Stöcke mitnehmen. Wir fahren noch ein Stück die Carretera Austral in NE-Richtung bis zum Rio Rayas. Hier haben wir einen schönen Blick auf die Gletscher des Vulkans Michinmahuida und den Vulkan Chaitén. Wir übernachten wieder an der Playa Santa Barbara, am gleichen Platz. Diesmal ist das Wetter etwas garstiger. Zum z‘Nacht Gemüsesuppe mit Instant-Nudeln. Mmmmmh.

Starker Regen fällt in der Nacht, der Morgen bleibt trüb. Mit der geplanten Tour zu den Wasserfällen Escondida wird nichts. Wir fahren nach Chaitén zum Einkaufen, Tanken (Wasser, Diesel). Im Supermercado Edon sollen am Mittwoch frische Früchte und Gemüse angeliefert werden. Aber erst nach 5 Uhr. Statt einfach warten zuerst Essen. In der Cocinera Costumbristas Altamar vertilgen wir ein Casuela, eine Eintopf-Suppe mit Fleisch. Die ist gut und wir bekommen mehr als genug. Im Edon müssen wir warten bis nach den Paketen mit WC-Papier, Haushaltrollen, den Würsten und Käse endlich ein paar Früchte und Gemüse ausgepackt werden. Eher eine Enttäuschung. Die Nektarinen sind stark angefault. Das muss jetzt für eine Woche reichen?! Beim Parkplatz werden wir von Sabine & Jürg Niederhauser aus Wallisellen angesprochen. Sie wollen von unseren Erfahrungen mit Kooka profitieren. Sie planen für die Zukunft etwas Ähnliches. Ivan & Valesca aus Conception, Chile flippen fast aus wegen Kooka.

Statt nach Süden fahren wir wieder zurück zu unserem schönen Platz am Playa Santa Barbara.

Am Strand arbeitet Sysiphus. In aller Ruhe sammelt er den Dreck zusammen. In aller Ruhe streicht er den Sand glatt mit seinem Rechen. In aller Ruhe entstopft er jeden Tag die versch… Toilette. In aller Ruhe wischt er die versandete, überschwemmte Dusche auf.

Der Platz ist gratis. Der Platz ist sauber. Der Platz ist einmalig

Chiloé Tantauco NP

Von Quellon fahren wir auf der R5 zurück und zweigen Richtung NP Tantauco ab. Beim Lago Coipué können wir direkt am See übernachten.

Die Reise-Haus-Bäckerin bereitet ein feines Brot zu.

Der frühe Morgen ist bedeckt mit Nebel über dem See, also weiterschlafen. Später scheint die Sonne warm, der Himmel ist wolkenlos und der Platz idyllisch. Wir geniessen das frische Brot. Beim Parkeingang gibt es ein Problem mit dem Camper-Platz: die wenigen, verfügbaren Plätze sind besetz. Aber am nächsten Morgen können wir reinfahren. Wir bleiben auf dem Abstellplatz hinter dem Eingang und begeben uns auf den Sendero Rio Yaldad. Ein urchiger, wilder Urwald erwartet uns.

  

In hundert Millionen Jahren gibt das hier ein Kohleflöz von vielleicht 30cm. Dichtes Unterholz, ein dicker Teppich von umgestürzten Bäumen, überdeckt von Moss- und Farnschichten.

Der weiche Teppich tönt hohl. Beim Visitor Center stehen ein paar grosse, alte Grossväter (800 Jahre, 30m) Abuelo Mañío (Saxegothaea conspicua)

  

Etwas müde erreichen wir wieder unsern Kooka und geniessen einen Apéro. Zum z‘Nacht werden G‘hacketes mit Kartoffelstock „nach Heidi Art“ superfein zubereitet. Vor dem Schlafen gehen wir noch beim Ranger vorbei (Baños) Er ist 7 Tage hier und 7 Tage zu hause. Sein Haus ist angenehm. wohnlich eingerichtet.

Beim Ranger zahlen wir unseren reservierten CP. 2 Junge aus Santiago, Ignacio Droener und Melanie wollen ebenfalls zum CP Chaiguata. Sie haben riesige Rucksäcke dabei. Wir nehmen die Säcke mit, geben sie später an der Rezeption ab. Der Weg ist sehr ruppig, ausgefahren von 2WD-Fz, die sich mit den steilen Steigungen abmühen. Der Wald ist noch gut erhalten, fast Primärer Kaltregenwald.

Wie Unkraut wachsen die riesigen Nalcas und gleichen unseren Rhabarbern, sie sind sogar essbar.

Beim CP sieht es etwas anders aus: eine Feuersbrunst hat 1940/42 den ganzen Wald vernichtet. Seither rappelt er sich langsam wieder auf, sieht heute wieder passabel als Sekundärwald aus. Der ganze CP Chaiguata ist auf Rucksack- und Clamping- Touristen ausgerichtet. Grosse Domes locken mit grosszügigem Clamping-Komfort. Für Casa Rodantes hat es nur 2 max. 3 Plätze. Wir laufen den Sendero de Nirrés, eine 3-stündige Tour durch die Hochmoore und die aufzuforstenden Wälder.

Ein Highlight ist die Pasarela Hued Hued, ein Steg durch ein, mit alten, toten Bäumen zugemülltes Bachbett.

Ganz unten das rote Torf-Wasser, dann die alten Baumstämme, total vermoost, darüber senkrechte Schösslinge junger Bäume. Ein ganz wilder, unverdorbener Eindruck. Die brennende Sonne fördert unseren Durst. Ein ausgiebiger Apéro versucht ihn zu löschen. Zum z‘Nacht geniessen wir Rippli mit Sauerkraut und Kartoffeln, einmal etwas anders als gewohnt.

Der Morgen beginnt trüb, bedeckt, hellt aber bald auf, bis die Sonne wärmt. Nach einem ausgiebigen z‘Morge (mit Geburtstags-Kerzli!)

machen wir uns bereit für den langen Marsch, den Sendero zum Lago und Refugio Chaiguaco. Er soll 8 Stunden dauern. Bei 16km etwas viel gerechnet! Frohgemut geht es los, durch den jungen Wald, über Moorgebiete, rauf auf die Hügel und runter zum Bach, wieder rauf und runter. Beim ersten Mirador treffen wir wieder auf Melanie und Ignazio. Endlich, nach 3 1/2 Stunden landen wir beim Refugio, eine einfach eingerichtete „Berghütte“. Im See könnten wir baden.

Wir lassen es sein, brechen nach einem kurzen Picknick wieder auf. Der Rückweg durch die schöne Naturlandschaft zieht sich in die Länge (oder die Schritte sind dem Alter angepasst!). Alte, gebleichte Baumstämme ragen bizarr, weiss in den Himmel.

 

Der See spiegelt blau, obschon das Wasser torfbraun ist.

Der Fluss ist übersät von toten Bäumen und Ästen.

Nach 7Stunden erreichen wir den Fogon, das Restaurant im CP. Ein Mangosaft mit Eis wird heiss heruntergestürzt. Beim Kooka lassen wir dann das BiPoWa (Bier-Pomelo-Wasser 123) die Kehlen runter rauschen. Ja, wir hatten echt Durst. Und müde Beine. Wir haben die Strecke doch etwas unterschätzt.

Am Morgen warten unsere Lastesel schon mit ihren Säcken. Ignazio und Melanie sind froh, nehmen wir ihre Last für die Überfahrt mit der Fähre ab. Nach dem z‘Mörgele brechen wir auf, zurück auf der ruppigen, steilen Waldstrasse. Heute wagen sich ein paar verrückte PW-Fahrer auf diese Strecke! In Quellón holen wir die Wäsche ab und leisten uns im Tierra del Fuego ein Seafoodmenu. Dann kommt das lange warten auf die Fähre, nach letzten Infos müssen wir um halb neun bereit sein.

Um halb elf fahren wir. Ignazio und Melanie sind auch angekommen. Sie werden ihre Säcke in Chaitén übernehmen.

Um 3 Uhr morgens haben wir keine Lust auf lange Suche nach einem CP. Wir geben Ignazio und Melanie ihr Gepäck ab, sie suchen sich irgendwo ein Lager. Wir parken vor der Fährgesellschaft Naviera Austral, die haben noch eine offene Toilette. Kurz das Bett einrichten und schlafen.

Los Lagos 1

Wir haben in Puerto Montt, bei der COPEC-Tankstelle die Nacht verbracht. Wir geniessen den Kaffee bei Sonnenschein und kühlem Wind. Unsere Dreckwäsche werden wir in der Lavanderia los, können sie jedoch erst nach dem Wochenende abholen.. Der Mercado Munizipal ist wieder einmal so richtig farbig und mit kräftigem Geruch. Bevor wir uns in einen Kaufrausch stürzen, essen wir ein feines Seafood-Menu. Über das Wochenende fahren wir über die Autobahn nach Norden nach Llanquihue auf den Camping Werner am gleichnamigen See. Die deutsche Familie ist vor 150 Jahren hierher ausgewandert, sie sprechen immer noch deutsch, obschon sie noch nie in Europa waren.

Über dem See leuchtet prominent das Wahrzeichen der Gegend, der schöne, symmetrische Vulkan Osorno.

Den Sonnenuntergang geniessen wir vom Logenplatz aus.

Der Platz ist voll und daneben findet das jährliche Bierfest statt: Oktoberfest im Januar. Rosamunde, Schneewalzer, Ambos-Polka & Co. lassen grüssen bis spät in die Nacht.

Am Morgen sehr früh aufstehen für den ultimativen Sonnenaufgang beim Osorno aber irgendwie stimmen unsere Uhren nicht.

Wir geniessen einen faulen Sonntag bei viel Bum-Bum-Musik im bayrischen Rhythmus.

Wir können die Wäsche abholen. Kookaburra bekommt auch ein Schaumbad, so sieht er wieder richtig schön aus. Er bekommt noch ein paar Fettspritzer in seine Gelenke. Hungrig kaufen wir im Unimarc ein. Das ist gar nicht gut. Die Einkaufstaschen überquellen von den Spontankäufen. Im Mercado Municipal decken wir uns zusätzlich mit Früchten ein

Seetang

Seafood

Riesenknoblauch

und verschlingen ein Paile Mare, eine Suppe mit vielen Muscheln

und ein Curanto, ein Eintopf mit Meeresfrüchten, geräuchertem Speck, gebratenem Poulet und Kartoffel, beides Spezialitäten der Region Chiloé.

Vollgefressen erreichen wir unser heutiges Ziel, Petrohue hinter dem Osorno am Lago Todos Los Santos auf einer schönen Fahrt dem Lago Llanquihue entlang.

Hotels, Ferienhäuser, Villen und die schönen Vulkansandstrände laden zum Ferien-machen ein. Der Osorno versteckt sich zuerst hinter Wolken, am Abend ist er wolkenfrei.

Er wirft einen langen Schatten über den See und die Bergkette zum spitzen Vulkan Puntiagudo.

Wir finden einen absoluten „Cosy-Spitzenplatz“ direkt am See mit vollem Blick auf den Osorno. Ein Traum! Und der Wind hat auch noch aufgehört.

Die Nacht ist absolut ruhig, die Milchstrasse leuchtet. Nur am Morgen meint jemand, er müsste seine hochwertige Musikbox laut laufen lassen, in diesem Paradies der Stille. Der Himmel ist bedeckt, der Osorno in den Wolken.

Wir fahren zu den Saltos de Petrohue. Hier wurde der Fluss von Lava gestaut, mehrere Fälle überwinden diese Barriere.

Er punktet mit seinem glasklaren, türkisfarbenen Wasser und den bizarren Felsformationen.

Auf der V69 umrunden wir den Volcan Calbuco. Zuerst ist die Strasse noch geteert doch dann folgt übles Ripio.

Im Fjord gibt es viele Aquakulturen, u.a. Tintenfische, wahrscheinlich die ganze Sammlung der Mariscos (Meeresfrüchte).

Die Landschaft ist prächtig, verwunschene Wälder mit patagonischen Laubbäumen, Eucalyptus und Bambus.

Leider verhüllen Wolken den Vulkan. Nach der Brücke über den Rio Puelo zweigen wir rechts auf einen schönen Platz, windgeschützt, Blick auf den Fluss und Feuerstelle.

Zum z‘Nacht gibt‘s den grossen Merluzzo vom Mercado Munizipal auf einem Sojasprossen-Broccoli-Champignon-Bett.

Weisch wie fein!! Kaffee am Lagerfeuer.

Um 2 Uhr Stimmen und Lärm: Junge sind spät angekommen, suchen laut Holz für ein Feuer. In den Unterhosen, voll bewaffnet mit Klappspaten und Pfefferspray verteidigen wir unseren Platz.

Sonne, leicht bewölkter Himmel, das Schreien eines Tourette-Syndroms (oder einfach Lebensfreude) in der Nachbarschaft, wir wachen relativ früh auf, geniessen den Morgen und fahren auf der V69 weiter, zuerst auf röhrendem Asphalt, dann dem berüchtigten südchilenischen Ripio! Rechts der Fjord mit vielen Aquakulturen, links die hohen bewaldeten Berge mit den Gletschern auf den wolkenverhangenen Gipfeln.

Die Ziegen auf der Strasse lassen sich kaum stören vom Verkehr.

Frühlings-Orchideen am Strassenrand.

Kleine Dörfer der Wassergärtner, Cabañas und Ferienhäuser für die Touristen. In Caleta Puelche wartet die Fähre auf uns und bringt uns auf die andere Seite des Fjords nach La Arena. In Chaicas verführt uns Mapsme auf eine Grab’sche Abkürzung durch einen engen, zum Schluss sehr steilen Feldweg zum NP.

Wir besprechen die Tour von Morgen mit dem Ranger, laufen durch einen kurzen Urwaldtrack und bleiben auf dem CP in der Nähe, direkt am Fluss.

Bei schönstem Sonnenschein geniessen wir den Apéro und zum z‘Nacht feine Wraps mit Ghacketem, Salat, Guacamole, Käse und als Beilage in Butter gebratene Maiskolben. So wird man zum verwöhnten Mitesser.

Der neue Tag verspricht viel Sonne. Wir bereiten unsere Brötchen für den Imbiss zu. Wir wollen zur Laguna Triángulo, 10km mit 500m Höhendifferenz, total 28 Lkm, ca 7Std. Schaffen wir das?

Der Anfang ist noch flach, zieht sich aber in die Lange bis zum Wasserfall und der tausendjährigen Alerce Andino.

  

 

Der Weg führt durch einen wilden, dichten und undurchdringlichen Kaltregenwald. Hohe Farne, Bambus und dichtes Moos säumen den Weg.

Nach dem Wasserfall steigt der Weg steil an und sinkt wieder auf die Höhe der Laguna Chaiquenes. Er ist durchsetzt mit Wurzeln und Schlammpfützen. Von der Laguna geht‘s dann sehr steil hinauf, mit kleinen Kletterpartien.

Bei der Bachüberquerung ist der Weg geschlossen. Ein Parkwächter zeigt uns den Weiterweg über eine Naturbrücke: ein alter Baum liegt quer über dem Bach.

  

Hier erscheint der Urwald noch recht ursprünglich: viele grosse, alte Bäume, durchmischt mit kleineren und Gebüsch, nicht mehr sehr dicht.

Nur ist ein Vorwärtskommen hier ausgeschlossen, weil die Bodenschicht tief mit Moosen und abgestorbenen Bäumen durchsetzt ist. Die Bäume brechen meist über dem Boden ab, sie sind bis in die Wurzeln hohl.

Nach 3 1/2 Stunden erreichen wir die traumhafte Laguna Triángulo. Sie bietet mehr als erwartet, sie liegt in einem tiefen Kraterkessel, das Wasser ist kristallklar.

2 Junge Touristen wagen das Bad im kühlen Wasser. Riesige, zwar schöne, Brämen reizen unsere Geduld.

Unterwegs begegnen wir einer riesigen Hummel. Sind wir hier im Jurassic Park? Wir vertilgen unsere mitgebrachten Brötchen und brechen bald wieder auf zum Abstieg. Der ist nicht etwa viel leichter, im Gegenteil, die hohen Stufen müssen nun „runtergerutscht“ werden. Bald macht sich der Muskelkrampf bemerkbar.

Endlich sind wir wieder bei der Laguna Chaiquenes, der Weg wird wieder etwas „normaler“.

Nach dem Wasserfall ist der Weg touristengerecht flach ausgebaut. Aber der zieht sich noch „unendliche“ 4 1/2 km bis zum Parkeingang.

 

Wir sind fix & fertig, müde abgeschlagen aber doch stolz: wir haben die ganze Strecke in 7 1/2 Std gemacht. Der Urwald war den Besuch absolut wert, der Wasserfall ist sehenswert, die Laguna Chaiquenes ist ein schöner Bergsee und die Laguna Triängulo hat für die Strapazen entschädigt.

Nur für die tausendjährige Alerce Andino allein lohnt isch der Tripp hierher nicht. Sie ist eingeengt in einen Beobachtungssteg, voll mit Selfie-Touris.

Wir wollen nicht mehr weiter und bleiben im selben CP. Eine rasche Nudelsuppe genügt uns gegen den fehlenden Hunger.

Sonnenschein und das Rauschen des Flusses wecken uns. Porridge mit Früchten und Joghurt, ein feines z‘Morge, dann geht‘s los zum anderen Eingang des NP nach Correntoso / Pangal.

Nein, da müssen wir nicht rüber.

Zuerst zügig Asphalt, dann die Bergstrecke Ripio. Warum verkauft eigentlich ein Geschäft „Ripio“? Aha, Wellblech! Oder doch „Kies“? Der Küste entlang viele Aquakulturen und Ferienhäuser, Cabañas, „se vende“. Über dem NP liegen dicke Wolken, doch hinter den Bergen eitel Sonnenschein. Die Parkverwaltung eröffnet uns, dass die alten Alerces hinten im Park nicht zugänglich sind: sehr schlechter Weg. Trotzdem möchten sie den normalen doppelten Einheimischen Tarif.

Das passt uns nicht, wir kehren um und legen uns beim schönen Ausguck, den wir Mirador Calbuco nennen, zur Ruhe, natürlich mit feinem Apéro, lesen und Compi-Arbeit.

Auf der Gegenseite des Tales grüsst der schneebedeckte Volcano Calbuco Wir lassen Puerto Montt warten. Bei heisser Sonne geniessen wir den freien Tag.

Wir erwachen bei schönstem Sonnenschein, das Tal liegt unter einem Nebelmeer, darüber der stolze Volcano Calbuco im blauen Himmel.

Die Bienen der Apiculteure sind fleissig am Nektar sammeln. Auf dem Weg nach Puerto Montt begegnen wir vielen „Entwicklungszonen“ für neue Wochenendhäuser mitten im Wald. Da läuft die Post ab!

Eine auffällige Kirche ist deutschen Auswanderern letzte Ruhestätte.

In Puerto Montt versuchen wir die Gasflasche aufzufüllen. Geht nicht. Wir besuchen nochmals den Mercado Munizipal, kaufen Früchte und schlagen unsere Mägen voll mit Curante und Fisch aus dem Dampf. Über die R5 erreichen wir die Fähre, die uns in einer halben Stunde nach Chiloe bringt.

Die Fjorde Patagoniens

In Puerto Natales suchen zuerst die Fähre nach Galeta Tortel.

Die ist, wie uns bekannt und befürchtet, bis Ende Februar ausgebucht. Die Fähre nach Puerto Montt hat noch freie Plätze. Nach langem Überlegen buchen wir bei NAVIMAG die Fähre durch die Fjorde, trotz recht hohem Preis. Wir müssen dann halt die Carretera Austral von Norden nach Süden fahren und nachher wieder gegen Norden im Zick-Zack ARG-CHI. Chris & Angie lehnen ab. Ein vorläufig letztes gemeinsames Nachtessen im „La Mesita Grande“ mit Pizza und Ossobucco. Die Fähre hat wegen dem starken Wind Verspätung. Letzte Info: Boarding statt heute Abend erst um 8-9 Uhr morgens. Ausfahrt, statt um 6 Uhr morgens, erst um 8 Uhr abends. Die Realität werden wir morgen sehen. Die Wind-Prognose ist jedenfalls alles andere als gut! Viel Papierkram mit Zoll und Fähre. Wir übernachten auf dem geschlossenen Cargo-Gelände. Ein paar Kühlwagen begleiten unseren Schlaf. Wir haben einen guten Windschutz hinter den Sattelschleppern.

De Nacht ist unruhig, viel Motorenlärm der Laster, die ihre Kühlaggregate und Batterien am Leben erhalten. Gegen Morgen viel Betrieb, ein Kommen und Gehen. Um 7 Uhr machen wir uns bereit, aber nichts ist klar: die herumstehenden Orangejacken wissen nichts, die Büros sind geschlossen. Nach 8 Uhr wissen wir: Boarding um 8.30. wir sollen einfach rauffahren. Wir werden eingewiesen, kommen in den grossen Essraum, können frühstücken und bald unsere Kabine beziehen. Abfahren? Abwarten!

Niemand weiss konkretes, die Windprognosen sind für den ganzen Tag schlecht. Am späten Abend geht‘s endlich los.

Die Nacht ist sehr ruhig. Morgen früh Nebel-Regen. Also weiterschlafen, bis das Morgenesssen vorbei ist. Die verhangenen Fjorde sind trotz Nebel-Regen eine Augenweide, leider fehlt das richtige Licht.

 

An einer Engstelle „schrammt“ das grosseSchiff knapp an den Felsen links und rechts vorbei.

Der Wind nimmt zu, erreicht über 100km/h.

Beim kleinen Ort Puerto Edén stoppen wir.

Drei Kleinboote bringen Material und Leute.

Nach kurzer Zeit wenden wir wieder in den starken Wind.

 

Foto Motiv eines Foto Motivs eines Foto Motivs

Das Schiff gerät in unangenehme Schräglage. Beim Vortrag über die Fauna Patagoniens sieht man auf der linken Seite nur Wellen, auf der rechten muss man aufstehen, um die Wasseroberfläche zu sehen.

Durch die „englische Enge“ muss der Kapitän den Kurs genau einhalten.

Ein entgegenkommendes Schiff muss warten, bis der Weg frei ist.

Beim Schiffswrack über dem Cotopaxi dürfen wir wegen zu starkem Wind nicht mehr aufs Oberdeck.

Am Abend eine Präsentation „Winter in der Antarktis“ und ein chilenisches Drama „Violeta“. Die Chotztabletten für die Nacht sind verteilt, sollen vor dem Einschlafen genommen werden, in 2 Std erreichen wir denn “Golfo de Penas“ (Golf der Leiden) am Pazific. Die kleinen Wellen sollen nur 6m erreichen, die grossen wesentlich mehr!

Die Bucht „Golfo de Penas“ kündigt sich in der Nacht mit einem Knall an. Aha, die Wellen!

Draussen tiefe Nacht, Nebel, Regen und vor allem starker Wind. Weiterschlafen. Die Gravitation spielt verrückt: mal zieht sie nach rechts, mal nach links, oben oder unten. Mal ist sie stärker, mal schwächer. Alles ist relativ, nur unsere Kajüte ist fix. Den ganzen Tag fahren wir durch hohe Wellen (5-10m?) Die Fähre schwankt dramatisch hin und her. Beim Mittagessen rutschen die Tablets nur so herum, alle haben den Besoffenen-Schritt. Draussen schwimmen Delfin-Rudel mit Luftsprüngen hin und her.

Albatrosse nutzen die Luftwelle, ziehen schwebend über dem Schiff vorbei.

Wir sitzen herum, diskutieren die möglichen Weg-Varianten. Am Abend ein Film: „La mejor Mujer“. Ein nichtaufgelöstes Transvestiten-Problem.

In der Nacht fahren wir wieder in die Fjorde rein, der Wellengang beruhigt sich, doch der Regen bleibt noch bis am Morgen. Eine Yoga-Session für Interessierte wird angeboten.

Langsam bessert das Wetter, die Sonne drückt hervor.

Wir dürfen die Brücke besuchen und erfahren viel wissenswertes zur Seefahrt mit einer solchen Fähre.

Übrigens, das angsteinflössende Wetter war zwar nicht ganz harmlos, aber noch lange nicht grenzwertig. Die Wellen nur etwa 4m hoch und die Neigung kaum über 6 Grad. Bei 25 Grad kann’s kritisch werden besonders wenn die Fracht verrutscht.

Auf dem Schiff viele Gespräche mit Mitreisenden aus der Schweiz, Australien, Irland, Brasilien uva.

Am Nachmittag sonnt sich die gesamte Reisegesellschaft auf dem Oberdeck. Einmal sehen wir den Dampfstoss eines Wales (Blauwal?)

Gegen Abend kommen wir in Puerto Montt an.

Möwen umkreisen einen Fischkutter.

 

Auf den Bojen sonnen sich Seelöwen,

Nach dem Festmachen dürfen wir warten. Die Passagiere fast eine Stunde, die Fahrzeuge nochmals fast eine Stunde. Zuerst muss die Fracht von den Decks entfernt werden. Endlich kommen wir raus, ohne Probleme. Die CP sind in Puerto Montt dünn gesät. Wir fahren, gemäss iOverlander, zur COPEC Station an der Av. Salvador Allende. Die PP hinter der Station sind voll Lastwagen, wir parken neben dem Restaurant. René und Brigitte (AG) sind da, sowie 2 Aussi aus Sydney, Franzosen Argentinier und Chilenen. iOverlander hat gute Reklame gemacht für diesen Platz. Wir essen Fastfood und legen uns bald schlafen. Recht starker Freitagabendlärm mit Verkehr, Tanken, röhrenden Motoren bis weit in die Nacht hinein. Die Nacht ist recht laut aber doch „schlafbar“. Am Morgen verabschieden sich René & Brigitte.

Chiloé Mitte

Die Überfahrt mit der Fähre von der Isla Quinchao nach Dalcahue geht schnell. Auf der W55 fahren wir nach Putemin und suchen das bekannte Restaurant Rucalaf.

Es ist berühmt für seine extravagante Küche mit normalen Menüs: sehr gut und sorgfältig zubereitet, schön serviert, angenehme Atmosphäre.

Wir geniessen den Merluzo mir Rotwein-Risotto oder Papas nativas, Salat und ein Tiramisu.

Der Besuch hat sich absolut gelohnt. In Castro ist der anvisierte CP der Schule geschlossen, etwas weiter draussen ist im CP Santa Elba noch ein Plätzchen frei. Er ist mit Zelten überfüllt.

Wir suchen noch eine Lösung für den Fährentransport aufs Festland, nachdem die Zahlung nicht funktioniert hat. Wir bekommen eine Offerte für den 17.2. Noch eine ganze Woche! Die Fähre über Hornopirén ist ebenfalls besetzt. Wollen wir überhaupt in den Süden auf die Carretera Austral? Chris und Angie melden sich mit schönen Fotos. Wir gehen, buchen für den 17.2. !

In Castro finden wir einen Parkplatz direkt bei der Iglesia San Francisco am Plaza de Armas.

 

Die Holzkirche ist um 1905 abgebrannt und neu aufgebaut worden. Innen sehr schön mit Holz ausgebaut, schöne Figuren, so richtig „Religion“.

Im Casa Parroquial daneben verkaufen die Frauen ihr Handwerk in kleinen Verkaufskojen.

Im Unimarc füllen wir unsere Vorräte und bei Petrobras unsere Dieseltanks wieder auf. Auf dem Weg nach Süden wieder das steile Strassenstück. Die Inseln Chiloe sind hohe Felsplattformen mit steilen Küsten. Die einfachen Holz-Häuser sehr farbig, auf Stelzen.

Mapsme führt uns durch einen engen, kurvigen Feldweg direkt zum CP in Quinched. Wir sind allein auf dem Platz, schöne Aussicht auf die Meeresbucht. Ein stinkendes, rauchendes Plastikfeuer und ein beissender Wind verderben die Atmosphäre etwas. Wir vertilgen das frische Poulet vom Unimarc. In der Nacht fällt leichter Regen.

Das trübe, leicht regnerische Wetter mit kühlem Wind löst keine Anreize aus, weder zum Gehen, noch zum Bleiben. Nach Mittag fahren wir doch los, die ersten Sonnenstrahlen drücken durch die Wolken. Wir fahren entlang den Lagos Huillinco und Cucao zur Pazifik Küste, bleiben auf dem CP Cucao. Hohe Eukalyptus Bäume bieten einen guten Schutz gegen den starken Wind. Nach einem Apéro laufen wir zur Küste.

Feine chilenische Wilderdbeeren wachsen im niederen Gras. Die Wellen branden ungehemmt an den Strand, der Wind bläst den Sand vor sich hin.

Auf dem Rückweg folgen wir den Sendero de Dunas des NP Chiloé. In 3 Etappen wird die Entstehung eines Dünen-Waldes demonstriert und unheimliche Geschichten erzählt von Fabelwesen und Geisterschiffen.

Der Weg durch den Wald ist „unheimlich“ schön. Bei einem Glas Sauvignon Blanc geniessen wir die warme Sonne.

Wir besuchen den NP Chiloé, laufen die Tracks durch den Sekundärurwald ab.

Sie führen durch einen sehr dichten, undurchdringlichen, aber schönen Wald mit einem Mirador.

Riesige Nalcas

Fuchsia-Bäume, nicht nur Stöckli!

Der Track ist meistens auf guten Plankenwegen, zum Teil aber in saftigen Schlammstrecken angelegt.. Im Restaurant gönnen wir uns einen Pisco Sour, eine süsse Apfeltorte, Ceviche mit Lachs und einen Braten mit Reis. Das reicht für‘s z‘Nacht. Der CP-Wart lädt uns in der Nacht zur Besichtigung des Mondes ein, durch sein Teleskop. Auf dem Halbmond sind die Krater sehr schön zu sehen.

Bei schönstem Sonnenschein geniessen wir das z‘Mörgele. Heute fahren wir die kurze Strecke zur Muelle de las Almas am Pazifikstrand vorbei über eine fürchterliche Ripio-Strecke steil hinauf und hinunter. Wie kommen da nur die PWs durch? Die graben sich mit den Vorderrädern richtig ein. Die Landschaft ist ein typisches Hochplateau mit tiefen Einschnitten bis auf Meereshöhe.

Oben (Bauern-) Häuser, unten schöne Moorlandschaften. Beim Parkplatz sind wir nicht die Einzigen. Der Wanderweg ist zur Moelle ist „nur“ 2km, aber die steilen Höhenunterschiede haben es in sich!

Ich glaube, die meisten Wanderer haben die Strecke unterschätzt, besonders die nicht gerade geländegängigen Grossmütter. Vorne bei der Muelle, einem Holzsteg die Überraschung: da stehen hunderte Leute in einer Warteschlange.

Sie möchten alle die ultimativen Fotos mit sich, fröhlich grinsend und händeschwingend, und dem Pazifik im Hintergrund, machen.

Was für eine Marketing-Strategie haben die Betreiber sich da ausgedacht, dass so viele Leute sich an diesem Steg anstellen. Die Geschichte mit den sehnsüchtigen Seelen ist ja sowas von an den Haaren herbeigezogen. Vielleicht erhofft sich die Grossmutter doch noch einen Seelensprung!

Klar, die Landschaft ist wunderbar, die Felsen, das Meer und, fast unbemerkt, die Seelöwen in der Loberia auf den Felsen, tief unten.

Der Rückweg ist wieder sehr ruppig, im 4WD Modus jedoch leicht zu bewältigen, wenn auch sehr langsam. Zurück auf dem CP gibt es einen Apéro und zum z‘Nacht Poulet-Reissalat. Mmmmhh, fein.

Es hatte viel Besuch auf dem CP. Die Jungen Backpacker hatten es richtig lustig, mit Lachen, Musik, Gesang bis in die frühen Morgenstunden. Wir fahren weiter, auf die Ruta 5 Sur, vorbei an langen Baustellen Richtung Quellón.

Wir müssen noch die Fähre bezahlen, sonst geht die noch ohne uns! In einer Ferreteria suchen wir vergeblich einen Gasanschluss. Vielleicht in Santiago!. In der Lavanderia werden wir unsere Wäsche los, wir holen sie erst am Sonntag ab, wenn wir auf die Fähre gehen. Bei Entel möchten wir unsere Internetverbindung verbessern: der iPad läuft jetzt wenigstens auf 3G. Für ein Abo auf 4G müssten wir Chilenos sein. Im übrigen, hat es südlich von Puerto Montt sowieso kein 4G-Netz! Dafür essen wir im Tierra del Fuego eine Tabla Tierra del Fuego, eine Platte mit Poulet, Rind, Schweinefleich, Crevetten, einen feinen Kartoffel-Käse-Auflauf und Risotto Camarones. Etwas viel auf einmal, es gibt keinen z‘Nacht mehr!

Chiloé Nord

Von Puerto Montt erreichen wir über die R5 die Fähre, die uns in einer halben Stunde nach Chiloe bringt.

Hier brennt der Wald an 3 Stellen mit dichtem Rauch.

In Ancud bleiben wir auf dem CP Arena Guersa, hoch über dem Meer mit fantastischer Aussicht.

Bald geht die Sonne über dem Meer mit Rottönen unter.

Kläffende Hunde begleiten unseren Schlaf bis zum Morgengrauen.

Toni & Silvia, SO sind mit einem kleineren, gemieteten PW mit einem sehr interessanten Dachzelt „mit freiem Ausblick“ ein paar Wochen in Südchile unterwegs. Wir leisten uns keine zweite Nacht auf diesem schönen Platz, ziehen weiter zum Faro Corona. Der Leuchtturm hat noch heute eine wichtige Funktion für den Schiffsverkehr im Kanal.

In einer musealen Ausstellung werden Relikte der Vergamgenheit gezeigt, u.a. alte Kompressoren, die einen Zylinder mit Pressluft füllten, für laute Hornstösse im Nebel. Ursula & Martin, Gümligen streicheln den Basset wie ihren eigenen. Sie sind ebenfalls ein paar Wochen in Südchile unterwegs. Wir fahren zurück Richtung Barnacle Beach. Die Landschaft erinnert ans Emmental mit Meeresanschluss

oder an die bewohnten Gegenden in Tasmanien.

Auch hier läuft das Geschäft mit den Landparzellen.

Die schönsten Gegenden werden durch die Baustellen verschandelt.

Mapsme findet eine Grab‘sche Abkürzung durch Dünen und in ein Sumpfgebiet. Dr Muni git nach, umkehren und dann zur Pinguineria in Puñihuil. Ein voll entwickeltes Touristenzentrum mit jeglichen Tour-Anbietern. Wir halten nicht mal, verzichten auf die Magellan- und Humboldt-Pinguine und fahren den steilen Hang hinauf, über die Berge zur Pumillahue Bucht. Der Ballena Azul CP bietet eine wunderbare Aussicht auf die Bucht, die zerklüftete Steilküste und das Meer.

Leider sind die Stellpläte nicht ideal gewählt, weshalb wir weiter zur Kiesgrube am Ende der Bucht fahren. Fischen in den Badehosen, der Bodenhecht greift wieder zu.

Auf dem Kies erleben wir einen wunderschönen Sonnenuntergang über dem Pazifik, mit einem Nachbrenner 5 Minuten später.

Ausklang am Lagerfeuer. Die ganze Nacht das regelmässige Donnern der Wellen.

Am Morgen kommen die Algensammler. Die blättrigen Algen sind für den japanischen Markt bestimmt. Wir lassen uns Zeit mit der Abfahrt, reduzieren den Pneudruck, wer weiss, ob wir noch aus dem Kies herauskommen. Wir können mit Ach und Krach im tiefsten Geländegang, mit kompletter Diffsperre hinten und vorn und allen schleifenden Rädern doch noch langsam rausfahren. Wir haben gelernt: Rundkies ist wie tiefer, weicher Sand, nicht zum Spassen! Wir fahren über die Hügel und tiefen Täler Richtung Quemchi,

Überall die berühmten Holzkirchen von Chiloé.

quer über die ganze Insel. Dabei spielt uns mapsme wieder einen Streich und wählt andere Wege. Merke: mapsme immer genau überprüfen!

Die Strassen / Tracks sind teilweise sehr steil. Viel Landwirtschaft ist am Abserbeln, Landstücke stehen zum Verkauf. In Quemchi lassen wir uns einen Fisch mit Reis servieren. Plötzlich ist der ganze Ort von dickem Rauch eingehüllt, die Alarmsirene geht los, kurz darauf markieren die Bomberos Präsenz. Der Rauch der grossen Waldbrände etwa 20km entfernt hat die Stadt erreicht.

Wir fliehen nach Tenaún auf den CP. Der Strand scheint für die Bewohner nicht wichtig zu sein: voll Algen, keine Strand-Promenade, die Fenster vom Strand weg auf die Strasse gerichtet.

Der CP Betreiber ist ein Oeko-Freak: moderne Solartechnologie mit Wärmekollektoren, Solarzellen, Stromwandler. Zum z‘Nacht Resten-Reissalat mit Maiskolben.

Wir geniessen einen faulen Tag und besuchen auf einem Spaziergang die schön renovierte Iglesia de Nuestra Señora del Patrocino in Tenaún.

 

Die Kirche steht unter UNESCO Schutz, wurde 1837 erbaut und 2005-12 von Grund auf renoviert.

Ein schöner Morgen hält uns recht lange zurück bis wir zur Abfahrt bereit sind. Wir fahren über die kurvenreiche Ruta Costera über hohe Hügel und tiefe Täler, eine mitteleuropäische oder toscanische Landschaft mit vielen kleinen Bauernhöfen, neuen Ferienhäusern, nach Dalcahue zur Fähre, die uns in kurzer Zeit auf die Isla Quinchao bringt. Hier steigt die Strasse sofort auf fast 200 müM an und verläuft dann, mit Abstechern zur Küste weitgehend auf den Hochplateau. Die meisten Häuser sind auf Stelzen gebaut, nicht verwunderlich, denn alles sind reine Holzhäuser, wie die alten Kirchen. Wir fahren bis zur Südspitze nach Chequián an die Küste. Hier treffen wir auf eine grosse Lachsfarm.   

Die Junglachse, etwa 10cm, wachsen hier in einem Jahr zur Schlachtreife von 4-5kg. Natürlich unter sorgfältig kontrollierten, sterilen Bedingungen. Chile hat vor einigen Jahren eine Katastrophe erlebt, als eine Virusinfektion die Lachsproduktion fast vernichtete. Dementsprechend gross ist heute der Pestizid- und Antibiotika Verbrauch.

Der Strand ist hier schlecht zugänglich, zu weicher, tiefer Sand, wir sind gebrannte Kinder!

Also weiter zur Kirche von Matao.

Die alte Holzkirche steht mitten im Gras, guter Stellplatz, aber nicht schöner Strand. Weiter zum Playa Traiguén. Hier passt alles: fast keine Leute, feiner Sandstrand, guter Stellplatz am Meer, vorbeiziehende Delphine, im Hintergrund die schneebedeckten Anden,

was wollen wir noch mehr! Fischerboote verkehren draussen.

 

Norma legt die gestern geernteten Algen im Sand zum Trocknen aus. Sie wurden im September im Meer gepflanzt und können nun geerntet werden.

Sie bekommen 200 Peso (ca. 30Rp) pro kg Trockenware. Zum z‘Nacht vertilgen wir feines Kürbis-Kartoffel Gemüse mit einem Schweinssteak. Mmmmmhhh.

Wieder ein fauler Tag, mit fischen, Delphine und Seehunde vor dem Platz beobachten. Die Algen trocknen vor sich hin, Möwen und Ibise suchen darin Fressresten.

Ohne Vogeldreck? Norma sammelt abends die getrockneten Algen ein.

Wir verlassen den schönen Platz und fahren den Weg zurück bis Achao.

Hier landen wir mitten in einem Fiera Agricola, ein Bauernmarkt mit Musik, Fresshütten und Kunsthandwerk.  

Die grosse, alte Holzkirche steht unter UNESCO-Schutz.

Die Pfeiler stehen auf Felsbrocken, der alte Holzboden besteht aus handgespaltenen Brettern.

Die Zweierkiste

Oder die Spirale „ich. du. Ich. Du. Ich! Du! ICH. DU. ICH! DU!“

———————————-

Vor-Sicht:

Der folgende Text könnte missverstanden werden! Die Episoden sind zusammengewürfelt aus mehreren Jahren Reiseerfahrungen! Wir leben immer noch und haben uns die Köpfe nicht eingeschlagen! Also: nehmt das Ganze mit Fassung, wie wir auch!

———————————–

Wir haben ein ausgezeichnetes Weltreisemobil: kräftig gebaut mit Reserven, grossräumig (vergl. 50m2 Wohnfläche), nach unseren Wünschen konfiguriert. Wir leben in diesem Fz unseren Traum vom Reisen, kommen überall hin, treffen viele Leute. Zugegeben, manchmal beneiden wir andere mit den grossen Kabinen und deren Wohnzimmer, Dusche, WC, aber nur kurz. Denn unser Fz ist für uns genau das Richtige. Es ist viel flexibler, wir können draussen sitzen und essen. Haben drinnen viel Platz, wenn wir die gleiche Raumzeit haben.

Also alles eitel Freude, Friede und Eierkuchen? Mitnichten!

Bist Du zu müde zum Fahren? Nein keineswegs. Aber Dein Gähnen? Ach was….Du bist müde, soll ich fahren? Keine Antwort. Sag mal, warum fährst Du so langsam? Ja sind wir den pressiert? …. Fahr doch schneller, so kommen wir nirgends hin! Spinnst Du? Pass doch auf! Heh, heh, nicht so schnell in die Kurve! Zwängele? Wir müssen doch pressieren! Zwänggring! Du hast doch gesagt…nein Du!…… ich. du. Ich. Du. Ich! Du! ICH. DU. ICH! DU!

Schalt doch mal rauf, einen Diesel fährt man nicht hochtourig wie eine Suzuki, sondern gemächlich wie eine Harley. Das Drehmoment ist am höchsten bei etwa 2000 Umdrehungen pro Minute. Besserwisser, ich bin schon lange im 5.Gang. Ja aber der Motor röhrt ja wie verrückt! Das sind die Ripios! Dann fahr doch langsamer! Du hast selber gesagt, dass man schnell über die Ripios fahren soll! Aber ich… ich. du. Ich. Du. Ich! Du! ICH. DU. ICH! DU!

Achtung, da kommt einer! Wo! Da vorne! Aha, der dort weit vorne? Du hast ihn ja nicht gesehen. Doch habe ich, aber der ist noch weit weg. Hinten blinkt einer, er will überholen. Ja, da vorne. Der Idiot, doch nicht in der Kurve! Ich habs doch gesagt. Was schreist Du mich an? Ich schreie nicht, Du hörst nicht. Doch Du schreist! Nein! Was hast Du gesagt? …. ich. du. Ich. Du. Ich! Du! ICH. DU. ICH! DU!

Kann ich Dir etwas helfen? Nein das kann ich selber. Das Gemüse schneiden? Muss ich zuerst rüsten und waschen. Da, aber nicht so klein fürs Breili im Altersheim, ich habe noch Zähne. Etwa 1cm-Stücke? Das muss nicht wissenschaftlich genau sein. Geit’s? Die sind zu gross, die Hälfte reicht! Eben. Bei diesem Theater mach ich das lieber selber. Ich mach kein Theater. Doch, machst Du immer! Nein ich…. ich. du. Ich. Du. Ich! Du! ICH. DU. ICH! DU!

Wie war das Essen? Gut. So, gut? Gut. Was hat Dir nicht gepasst? Es hat gepasst! Nein, ich merke das an Deinem Gesicht! Gut, das Fleisch war etwas zäh. Siehst Du ich hab’s ja gewusst, es passt Dir nicht. Doch! Nein, warum sagst Du nicht, dass es Dir nicht passt….!…He? Ich will kein Theater! Ich mach kein Theater! Doch, Du… ich. du. Ich. Du. Ich! Du! ICH. DU. ICH! DU!

Was musst Du immer den Leuten den gleichen Scheiss erzählen. Das habe ich schon hundertmal gehört. Die haben sich dafür interessiert. Ach was, Du hast immer nur geredet, sie konnten kein Wort sagen, wegen Deinem Geschnorre. Doch wir haben diskutiert! Du hast ihnen ja nicht zugehört! Doch ich…. ich. du. Ich. Du. Ich! Du! ICH. DU. ICH! DU!

Schrei mich nicht so an! Ich schreie nicht, Du verstehst sonst gar nichts. Doch, wenn Du klar und deutlich sprichst, verstehe ich alles!…..was hast Du gesagt? I-c-h – h-a-b-e – g-e-s-a-g-t -D-u – s-o-l-l-s-t g-u-t – z-u-h-ö-r-e-n – u-n-d – n-i-c-h-t – n-u-r – e-r-r-a-t-e-n! Ich errate nicht! Aber Du verstehst falsch. Nein, Du weisst nicht was Du gesagt hast!. Was soll ich gesagt haben! Das weisst Du ganz genau! Ich….. ich. du. Ich. Du. Ich! Du! ICH. DU. ICH! DU!

Ich muss immer alles selber machen, kochen abwaschen, putzen. Du sitzt am Computer den ganzen Tag. Ich will Dir doch helfen! Ja eine solche Hilfe kann ich gut gebrauchen, wenn jetzt schon alles fertig ist! Also ich mache den Kaffe, Du kannst die Whatsapp durchgehen. Kannst Du mir den Wasserkocher reichen? Und das Wasser auffüllen? Dann kann ich das Ganze ebenso gut selber machen! Nein ich mach das schon….Musst Du nicht noch das Gas anzünden? Ja, gibst Du mir den Gasanzünder? ….. He, der Kessel pfeift schon lange! Ou, ja. Was machst Du eigentlich am Computer die ganze Zeit? Fotos sortieren. Wozu? Für die Webseite. Das interessiert doch niemanden! Ist mir egal, ich mach’s für mich! Und Deine Fan-Gemeinde! Hab ich nicht! Doch, der Pesche schreibt doch immer wieder einen Kommentar! Hmm. Was soll der ganze Aufwand? Mach ich gerne! Und was soll ich machen? Mit Dir kann man ja nicht reden! Du hast doch Deine Whatsapp-Freunde! Ja, aber das ist nicht das gleiche! Ich würde gerne mit Dir sprechen! Du sprichst nie über Deine Gefühle! Doch, aber Du willst es nicht hören! Wenn ich sage es passt mir, sagst Du nein, das stimmt nicht! Was soll ich also sagen? Sage ich etwas, ist es falsch, sage ich nichts, ist es falsch, gebe ich Dir eine Antwort, heisst es pass auf was Du sagst! Wenn ich aufpasse, kommt nichts gescheites raus, wenn ich etwas gescheites sage, heisst es: muss es bei Dir immer so wissenschaftlich sein! …..mir. dir. Mir. Dir. Mir! Dir! MIR. DIR. MIR! DIR!

Kannst Du mal da vorne halten? Was willst Du? Siehst Du diese Landschaft. Aber das hast Du doch schon hundert mal aufgenommen. Aber nicht diese Lichtstimmung. Danke….Kannst Du mal…Schon wieder? Wo? Da! Das ist zu weit, etwas zurück. Danke….Ou,schau mal, da! Wo? Da? Anhalten? Schon ZU SPÄT !! ……Geht’s noch lange? Nur noch das Panorama!…Kommst Du jetzt? Das Panorama hat nicht geklappt, die Kamera klemmt…….So, ich gehe jetzt! Ich komme schon….Scheisskamera! Kannst Du nicht warten, bis ich komme? Ich habe lange gewartet! Bist Du so pressiert? Nein, aber…… ich. du. Ich. Du. Ich! Du! ICH. DU. ICH! DU!

Ich hasse meine Haare! Soll ich sie Dir schneiden? Nein das kannst Du nicht! Habe ich aber auch schon gemacht! Aber Du machst es nicht so wie ich will! Sag mir wie Du sie willst! Nicht zu lang! Also kurz? Nein nicht zu lang! ?? Mit dem Apparat die längste Einstellung. Das sind 20mm. Das ist zu kurz! Es geht nicht länger! Also, aber Du musst von vorn nach hinten! Ich weiss schon wie! Nein! …Geht das so? Aber die sind hier viel zu lang! Da hab ich noch gar nichts abgeschnitten….. Da sind immer noch lange Haare! Ich bin ja am Ausputzen! Der Haaransatz muss gebogen sein! Nach oben oder unten? Nicht gerade! Die Kottlet müssen auf beiden Seiten genau gleich hoch sein. So? Noch tiefer! So? Nicht so tief! ……Die Farbe muss genau an den Haaransatz! So geht das nicht! Doch! Nein, Du musst Streifen für Streifen den Haaransatz einstreichen! Nicht mit dem trockenen Pinsel! Du musst nicht mit der Farbe sparen, die muss aufgebraucht werden! Hier hinten ist alles noch weiss! Hab da noch gar nichts aufgetragen! Da, dieser Haarbüschel! Kommt auch noch dran…..So, fertig, geht das so? Ja, also, aber da sind noch viele Lücken! Aber es geht. Jetzt kannst Du mit Deinem Computer weitermachen, den Rest mache ich selber….. Nach dem Einwirken, Waschen, Trocknen…. Duuu, das hesch guet gmacht, merci!….Läck, häsch gseh? D’s Heidi hät e nöi Frisur! Die steit de Dir aber guet! Jez gfaue mir mini Hoor o wieder besser. U Du gfausch mer o! Jez chan i wieder emol so richtig i Dine Hoor nusche! Mmmtschi.

Das Leben in der Zweierkiste ist eng. Unsere Zweierkiste hat zwar 50m2 Wohnraum, aber nicht gleichzeitig. Wir beide bewegen uns jedoch immer in der gleichen Raum-Zeit mit 5m2 Wohnraum. Es fehlt der Raum, es fehlen die Angehörigen, die Freunde. Man kann nicht ausweichen, sich aus dem Weg gehen. Man kann die Türe nicht zuschletzen, sich in einem anderen Zimmer ausweinen, etwas ganz anderes machen. Davonlaufen, stehenlassen geht nicht. Die Zweierkiste bewegt sich weg.

Eigentlich ist das Zusammenleben in der Zweierkiste ganz einfach: man geht sich auf die Nerven, der/die Andere ist einfach unmöglich, unausstehlich, dumm, idiotisch, macht alles falsch und gehört weit weg vom Reisefahrzeug. Und doch bleibt man (wenigstens noch heute) zusammen. Kommen andere Leute dazu, ist sowieso alles wie weggeblasen, gute Miene zum bösen Spiel, eitel Friede, Freude, Eierkuchen. „Man“ gibt sich wieder etwas Mühe, der Friede ist kurzfristig gerettet, bis zum nächsten Knatsch. Der beginnt meistens mit einer Kleinigkeit, einem Missverständnis, einem falsch gewählten Wort, einem Fahrfehler. Dann beginnt die Spirale mit dem „ich. du. Ich. Du. Ich! Du! ICH. DU. ICH! DU!“ Wenn diese Spirale über Nacht nicht aufgerollt wird, dreht sie sich am nächsten Tag weiter, wird noch grösser und schneller, bis sie kaum mehr gestoppt werden kann.

Wenn wir das Leben leben wollen, vielleicht nach unserem Motto (live your dream, don’t dream your life, you have only one), dann müssen wir uns bewusst werden, dass wir das „Gestern“ nicht mehr ändern können und das „Morgen“ nicht kennen. Wir können nur heute und jetzt leben. Und das Leben ist zu kurz, um es zu vergeuden. Also ärgern wir uns nicht wegen gestern, machen uns keine Sorgen wegen morgen und leben heute und jetzt unseren Traum.

Wir haben eine grossartige Erfahrung gemacht: wenn wir im Schlamm stecken bleiben, wenn der Weg nicht mehr weiter geht, wenn wir echte Probleme haben, dann gibt es keinen Knatsch, keine Vorwürfe, keine Spirale. Dann gibt es nur enges, vertrautes zielstrebiges Zusammenarbeiten. Wir sind dann zwar fix und fertig, müde, abgeschlagen aber zufrieden mit uns und der Welt.

Also jetzt nicht hyperventilieren! Wir sind alle ok. Aber wie schnell kann ein Urknall entstehen? Eben. Und daraus entsteht Leben.

Süd-Chile

Wir wollen am Morgen früh wegfahren aber von wegen früh aufstehen! Um elf sind wir endlich fahrbereit. Zügig geht’s Richtung Fähre in Punta Espora auf der asphaltierten 257CH, Chris ist schon mal vorausgefahren. Die Landschaft ist flach-hügelig, leer gefressen von den Schafen. Dazwischen stehen vermehrt Gewerbebauten. Chris steht in einer Warteschlange von Lastwagen, wir mussten / durften vorne warten und konnten auf die nächste Fähre fahren, Chris kommt mit der übernächsten an.

Nach einem Kaffee mit Sandwich fahren wir auf der Y535 der Küste entlang an die Spitze der südamerikanischen Kontinents, zum Punta Dungeness. Die Strasse ist erstaunlich gut ausgebaut. Sie führt an vielen Erdöl / Erdgas Feldern und Kleinraffinerien vorbei. Im Magallan-Kanal stehen viel Förder-Plattformen.

Die Landschaft ist bedeckt mit prähistorische Sanddünen. Unterwegs begegnen wir einer riesigen Schafherde mit einigen tausend Schafen.

Die argentinische Grenze verläuft teilweise sehr nahe an der Strasse. Bei der Halbinsel Dungeness bleiben wir in der Nähe des Abhangs. Die Temperatur ist hoch, zum ersten mal seit langem sitzen wir in T-Shirts beim Apéro.

Der Morgen ist bedeckt, kühl, nichts mehr von der gestrigen Wärme. Wir fahren zum Faro Punta Dungeness, machen einen Spaziergang der Beach entlang.

Ein paar Magallan-Pinguine haben ihre Fresspause und fischen vergnügt im Meer. Wir besuchen eine der grössten Pinguin-Kolonien auf der argentinischen Seite nicht. Die Punta Dungeness ist ein riesiger Kieshaufen, auf der chilenischen Seite das Leuchtfeuer mit alten Repliken, auf der argentinischen Seite, bis zur Grenze eine Petrol-Aufbereitungsanlage für das Erdöl, Erdgas, das hier in der Magallan-Strasse aus dem Boden geholt wird. Viele verrostete Förderlöcher und Leitungen liegen herum.

Dieses Oelfeld hat wahrscheinlich seinen Zenit überschritten. Der Weg auf der Y535 zurück zur 255CH erscheint uns heute recht ruppig.

Bei Punta Delgada zweigen wir auf die Y255 zum NP Pali Aike. Das Vulkangebiet erstreckt sich über 5000 km2 in Chile / Argentinien. Die Laguna Azul ist nur über Argentinien zu erreichen, im NP besuchen wir die Cueva Pali Aike (Höhle Böser Geist).

Dieser Unterschlupf im Lavahang wurde von den Ureinwohnern benutzt. Wir bleiben auf dem CP. Schutzhütten bieten einen Windschutz, v.a. für Zeltler.

Bei einem Glas Wein geniessen wir die Wärme des Sonnenuntergangs. In der blauen Stunde feuert der Himmel nochmals so richtig ein.

Wir bleiben noch einen Tag im Pali Aike NP, wandern über die Lavafelder zu den Vulkankratern Morada del Diablo und Pozos del Diablo.

Das sind eindrückliche, tiefe Löcher und bizarr verzworglete Lavafelsen.

Beim Pozos ist das grosse Maar mit 2km Durchmesser vor 1 mio Jahren entstanden und der 2. Krater drin vor 15’000 Jahren. Im grossen Krater weidet eine Guanaco-Herde..

Nach der Rückkehr geniessen wir den Apéro bei bedecktem Himmel und leichtem Wind unter Schutzdecken.

In der Nacht leuchtet der Blutmond: eine totale Mondfinsternis zwischen 1.45 und 2.45 Uhr. Das verschlafen wir fast.

Er leuchtet noch etwas, dann wird er heller, und.. und am Morgen verpassen wir knapp den farbigen Sonnenaufgang.

Wir fahren durch den NP zur Laguna Ana, ein grösserer Salzsee in einem alten Vulkankrater. Der Wind bläst sehr heftig.

Wir laufen nur kurz runter, machen das obligate Foto der Flamingos in der Ferne. Wir hauen ab, Richtung Westen über die Y405 durch Estanzia-Land.

Bei einem Wasserloch fliegt ein Schwarm Flamingos und Graugänse weg. Am Boden liegt ein frisch geschlagenes Guanaco. Günstiges Jagdgebiet eines Pumas? Eine Pferdeherde flieht mit wehenden Mähnen, ein richtig schönes, wildes Bild (im Kopf). Guanacos, Nandus, Graugänse, Zugvögel, Pferde und viele Schafe wechseln sich ab. Zuerst einfach Weite, Leere, flach, bis zum Horizont, dann tiefe, alte vertrocknete Flusstäler. Bewölkt, gelegentlich etwas Regen. Die letzten 100km bis Puerto Natales sind asphaltiert, vorbei am Morro Chico, einem vulkanischen Felsklotz.

Am Horizont tauchen die Südanden auf.