Wir parken wie vor 2 Jahren, weit weg vom offiziellen Grenzübergang Corumbá / Arroyo Concepción. Die Immigration hat noch eine Multa offen, die wir ihnen jedoch ausreden können, dann kommt der Stempel in den Pass und weiter zur Receita, dem brasilianischen Zoll. Hier ist der Stempel reine Formsache. Weiter zur Immigration in Bolivien. Etwas umständlich aber problemlos. Die 30 Tage können vor Ablauf verlängert werden. Bei der Aduana wird‘s kompliziert: wir müssen Kopien machen lassen, aber der Schalter schliesst für 2 Stunden! Bolivanos können wir besorgen und dann heisst es warten. Die Kopien bekommen wir bald im benachbarten Shop für ein paar Bolivanos. Bananen shoppen, ein Milanese essen, beim Zoll warten. Ein heftiger Regen setzt ein, verwandelt die Strasse in einen Wildbach. Die junge Schalterdame nimmt ihren Job sehr ernst. Es dauert, bis der Stempel endlich auf dem Zettel steht.
Nach der Grenze blochen wir auf der F4 3Std. Richtung Aguas Calientes. Vorbei an niedrigem Urwald, teilweise frisch oder früher abgebrannt.
Vereinzelt Vieh am oder auf dem Strassenrand. Gegen Abend treffen wir müde auf dem CP Tucan in Aguas Calientes ein. Wir geniessen eine kurze Erfrischung im warmen Flusswasser.
Die Nacht ist trocken und ruhig, abgesehen von einem Hund der irgend einem langsamen Viech hinterher bellte und vereinzelten Güter-Zügen auf der Bahnlinie. Ein herrlich warmes Bad am kühlen Morgen im warmen Fluss. Der Sand wäre schön, ist aber teilweise mit Schlamm bedeckt. Die kleinen Fische sind sehr aktiv im knabbern an unseren Beinen. Gegen Mittag entschliessen wir uns doch noch, weiter zu fahren.
Bis San Ignazio ist es zu weit. Über die F4 bis San José de Chiquitos geht’s rassig, aber die F17 nach Norden ist happig: wir müssen den Reifendruck reduzieren:
Wellblech, grobe Steine, Löcher und lange Baustellen machen den Weg mühsam. Die anvisierten Schlafplätze sind inexistent oder unzugänglich, wir müssen bis San Miguel weiterfahren bis in die Dunkelheit hinein. Ist ja genau das, was wir schon immer wollten! Und das ist für das partnerschaftliche Raumklima nicht förderlich! Der Platz am See scheint in Ordnung zu sein, wir werden Morgen sehen.
Hoppla, gegen Mitternacht halten junge Leute mit Töff, Auto, lauter Musik, viel Gelächter und Gegröle eine Saufparty neben uns ab. Um 3 Uhr ist endlich wieder Ruhe. Da wir noch nicht im Bett waren, haben wir die Zeit mit Lesen verbracht. Am Morgen dann die Bescherung: Müll, Flaschen, Dosen überall. Wir räumen auf, legen alles fein säuberlich vor die Sitzbank. (Die Fotos sind im Mülleimer). Der Junge mit dem Töff kommt vorbei, sieht das Ganze verständnislos mit einem abwesenden Blick an. Sein Kopf scheint immer noch zu brummen. Wir packen und fahren Richtung San Ignacio weiter. Die Strasse ist übel: es wird gebaut, vorbereitet für den Bau, oder seit langem nicht mehr unterhalten, weil ja sowieso gebaut wird. Für die 40km brauchen wir fast 1 1/2 Stunden.
In San Ignacio fahren wir ins Zentrum, essen im „Food Court“ Fisch (+-) und Poulet (++) und kaufen im Mercado Central etwas Früchte ein.
Anschliessend erreichen wir Ruedi, Miriam, Toni und Heidi. Herzliches Wiedersehen. Wir bleiben auf dem neuen CP im Schatten grosser Bäume.
Es wird immer noch gearbeitet, gefräst, gebohrt. Aber die Anlage wird toll!
Carlos baute eine schöne Freiluft-Dusche
Bummel in die Stadt, wir suchen das Café Ame Tauna von Renate aus Österreich, mit WiFi. Leider erst ab 4 Uhr offen.
Im Markt finden wir noch etwas Früchte und Gemüse. Und im „Food Court“ essen wir ein Chuletta mit einem kleinen Salat.
Bei Renate gibt‘s dann doch noch eine Glace mit WiFi. Toni ist jeden Tag um vier hier. Am Abend die übliche laute Musik
Wir sind eingeladen zu einem feinen Brunch mit der ganzen Familie.
Ein böser Käfer legt mich flach: Brechdurchfall, Gliederschmerzen, Fieber. „Cook it, peel it or forget it!“ wäre doch besser gewesen. Die Hängematte ist ein Segen. Am Sonntag die übliche laute Musik
Nach einem Tag scheint der Käfer besiegt. Durchfall, Fieber und Gliederschmerzen sind weg, die Lebensgeister zurück. Fauler Tag mit Compi-Arbeit. Am Nachmittag Einkauf im Val-Mart. Auf dem Rückweg treffen wir Christa Frei S. vor ihrem Casa Suiza.
Die interessante Frau erzählt bei Kaffee und Kuchen etwas aus ihrem Leben, wohnt seit 46 Jahren in Bolivien, hat 5 Bücher geschrieben, Geschichten aus ihrem Leben in Versform. Spannend und lustig. Vor einem Jahr ist ihr Mann Horst gestorben. Ihre Tochter Barbara Hasen hat eine Schnapsbrennerei in Ottiswil, Grossaffoltern.
Am Abend lange Gespräche mit Ruedi.
Wir geniessen die Ruhe in Ignazio mit Lesen, Fotos bearbeiten und Webseite vorbereiten. Das aufladen braucht Stahlseil-Nerven.
Nach einer knappen Woche verabschieden wir uns herzlich von der ganzen Familie. Es war wieder toll mit euch. Wir wünschen euch viel Erfolg mit dem schönen, neuen CP.
Wir ergänzen im Val-Mart unsere Vorräte, tanken fast voll (erstaunlich, dass wir in Bolivien als Ausländer Diesel zum lokalen Preis tanken können) und sind wieder auf Achse. Über die gut ausgebaute F10 Richtung Concepción. Durch eine fast natürlich wirkende hügelige Waldlandschaft.
Gelegentlich indigene Dörfer. Vereinzelt Abzweigungen zu Haziendas. Wir bleiben auf dem schönen CP Las Piedras, genannt nach den grossen Monolithen..
Zur Büffelfarm gehört ein kleines Hotel mit Zimmern, einem See. Ein Naturparadies.
Eine Herde Büffel quert den See schwimmend, geniesst noch das Wasser.
Viele Capibaras mit Jungen grasen oder schwimmen im See. Viele Vögel und Papageien bevölkern das Paradies.
Am Morgen schwimmen 2 Mutterkühe mit ihren Kleinen durch den See, als Nachhut?
Die Hazienda hält 80 Wasserbüffel für die Cholesterin-freie Käseproduktion.
Der weisse, feste Käse ist wirklich sehr fein. Er wird nach Santa Cruz geliefert. Die Kühe werden von Hand gemolken. 6 Bedienstete schmeissen die ganze Hazienda und das Hotel mit 2 Dutzend Betten.
Das Restaurant ist nur offen, wenn genügend Betrieb ist, während der Carnevalszeit, der Semana Santa und anderen Ferienzeiten. Der Besitzer ist über 90, wohnt in Mexiko und den USA und will die Farm verkaufen. Ein Bijou!
Nachdem wir etwas Wasser in Bidons abgefüllt haben, geht‘s los. Durch eine bergig-hügelige Voralpen-Landschaft mit schönem natürlichem Wald. Kurvenreiche, gut ausgebaute, steile Auf-und-ab-Strasse, auf etwa 500müM. Verstreute Farmen. Bei San Ramon erreichen wir die Ebene auf 250müM. Diese queren wir, zuerst asphaltiert, dann kommt eine eckelhafte Sand-Staub-Piste mit enormem Lastwagenverkehr.
Die Gringo-Frau macht einen Super-Sau-job, fährt mit stoischer Ruhe hinter den Staubfahnen der Laster her.
Grosse Sojafelder werden bald durch Zuckerrohr-Felder ersetzt.
Der breite Rio Grande
Montero ist eine grosse Industriestadt mit einer grossen Zuckerfabrik, ein Nest für grosse Lastenzüge.
Endlich ist die neue Autobahn wenigstens 1-spurig fertig gebaut. In Buena Vista fahren wir an der Queseria Suiza vorbei, hinauf zur Hazienda y Hotel El Cafetal. Eine wunderbare Anlage mitten im Dschungel, mit grossartiger Weitsicht über die Wälder (Kaffeeplantagen?) zun NP Amboró und einem einladenden Swimming Pool. Leider ist ausser einem Hund und vielen Katzen kein Knochen zu finden. Wir kehren um, fahren in die Stadt zurück zum überteuerten CP Pozazul. Der Besitzer weiss, dass er der einzige ist in der Stadt! Es ist schon recht spät und wir sind beide müde von der langen Fahrt.
Nachts herrscht viel Verkehr auf der Strasse. Ich gebe ja zu, der CP-Wart und seine Frau sind sehr freundlich, die Toiletten sauber, die Dusche funktioniert und das Schwimmbad ist angenehm. Trotzdem bleibt die Wolle im Bauch wegen der Preis-Diskussion der bolivianischen Camping Plätze! Fauler Tag mit Waschen, Lesen, Schwimmen, Reise-Details planen. Gegen Abend gehen wir in die Queseria Suiza.
Der Käse ist „wie gewohnt“, einfach gut. Das Essen im dazu gehörigen Restaurant: Züri Gschnäzlets mit Rösti und Medaillons Café de Paris ungewohnt gut gemacht. Wir verzichten auf das Fondue!
Happy Birthday, z’Mörgele mit Blüemli.
Wir dürfen die Queseria Suiza besuchen.
Peter und Markus, ex Emmi-Mitarbeiter, betreiben die Käserei seit fast 20 Jahren, erst etwas mühsam, riskant. Nun läuft das Geschäft „gut“ im kleinen Rahmen, ca 500 lt Milch. Auf der Führung bekommen wir einen guten Einblick in die modern eingerichtete Käserei und die Reife-Keller.
Sie machen etwa 10 verschiedene Käse-Sorten, darunter Emmental, Gruyère, Buena Vista, Tilsiter, Reblochon, Raclette, Ziegenkäse, Sandwichkäse, am Wochenende noch Quark und Yoghurt natur. Sie haben ihre 24 Lieferanten unter vernünftiger Qualitäts-Kontrolle.
Vor der Weiterfahrt machen wir einen Abstecher zum Markt, kaufen Brot, Früchte, darunter Key-Limes, gelbe Limetten mit dem feinen Methyljasmonat-Geruch in der Schale. Dann weiter, auf die F4 Richtung Villa Tunari. Die F4 ist die Hauptverkehrsader zwischen Cochabamba und Santa Cruz. Die 4-spurige Strasse ist weitgehend wenigstens 2-spurig befahrbar, die restlichen Spuren sind im Bau. Sehr viel Lastwagenverkehr. Die Landschaft ist flach, rechts die flache Pampa, links etwas entfernt die Gebirgskette des Amboró NP. Immer wieder folgen Dörfer und kleinere Städte wie Chimorré.
Wir quere mehrere breite Flüsse mit viel Sand. Am Wochenende wird viel gebadet, sogar die Autos stehen im Wasser des Rio Rio Vinchuta.
Gegen Villa Tunari wird der Wald dichter, üppiger, natürlicher. Die Berge vor uns sind wolkenverhangen, Regen?
Grosses Sportzentrum für Adventure Sport
Der CP Leña Verde ist ein Naturpark. Wir werden vom Grossvater Hugo und 2 schönen blau-gelben Aras sowie 3 kleinen, wilden Hunden empfangen.
Ruhige Nacht, etwas Hundegebell, weil sich Leute in der Nähe bewegen. Etwas Donnergrollen. Beim z‘Mörgele offeriert Hugo eine Tour über das Grundstück. Er ist 78, die 55ha gehören der Familie seit über 50 Jahren. Seit längerer Zeit wird hier nicht mehr intensiv produktiv geerntet, sondern ein natürliches Erbe gepflegt.
Seine Philosophie deckt sich weitgehend mit unserer: „la naturaleza es la vida“. Es gibt viele Fruchtbäume mit tropischen Früchten, Blumen und Gewürzen,
Kakao, Cupuaçu, Palmen, Bananen, Zitrus in diversen Sorten, Chili,
Starfruits. Wenn sie reif sind, sind sie erstaunlich süss und aromatisch, nicht sauer, erdig,herb.
Coca Pflanze
Grosse Schmetterlinge und kleine Kolibris schwirren um die Blüten. Viele ungewöhnliche Insekten und Wildbienen machen uns nervös oder neugierig.
Ein paar wenige Baum-Riesen haben die Holzfäller überlebt.
Ein Fluss schließt das Gelände ab, er soll früher viel mehr Wasser geführt haben.
Zurück im Camp löschen wir den Durst. Der Nachmittag wird sehr heiss. Gerade richtig zum Brot backen, in der Hängematte lesen. Die 4 Aras lassen sich von Hand mit Starfruits füttern.
Nachts folgt ein heftiges Gewitter mit viel Regen. Am Morgen 100% Luftfeuchtigkeit und 38°C warm, wir triefen nur so. Nach dem Abschied von Hugo fahren wir auf der F4 Richtung Cochabamba.
Zuerst durch einen feuchten, natürlichen Berg-Regenwald, vorbei an vielen Baustellen auf den 3700m hohen Pass.
Nebel in der Höhe, die Temperatur fällt drastisch. Ein Elektizitätswerk nutzt die Wasserenergie über die grosse Höhendifferenz durch einen Druckstollen. Nach der Passhöhe wechselt die Landschaft: Kleinfelder-Landwirtschaft an steilen Hängen, vereinzelt verbuscht.
Unten grüsst die grosse Stadt Cochabamba.
Wir suchen zuerst einen Supermercado und dann einen CP. Las Lilas ist überraschend gut gemacht. Heisshungrig verschlingen wir ein Gnagi im Essig, fein. Ein CDN / CHL- Paar ist mit einem Kleinbus unterwegs.
Wir merken, dass wir die Strecke von Villa Tunari über den 3713m hohen Waqanqui-Pass bis Cochabamba auf 2600müM zu schnell angegangen sind: Druck im Kopf, leichter Schwindel, „Dizziness“ macht uns zu schaffen. Anzeichen von Höhenkrankheit! Da hilft auch der Maté-Coca-Tee nicht viel. Wir müssen die Höhe 4 Tage aussitzen und bleiben auf dem CP.
2 Holländer tauchen auf: Thijs und Rieneke lebten viele Jahre in den USA und sind jetzt auf ihrer 2. Weltreise. Als junges Paar haben sie alle Kontinente bereist, sind jetzt mit einem Mercedes Sprinter Lastwagen mit Aufbau in SA unterwegs. Sie haben das Amazonasbecken von Quito bis Belem durchquert. Sie wollen das Fz in Quito stehen lassen, müssen in die NL zurück und ihr Wohnboot einrichten. Dann wollen sie weiter bis in die Antarktis.
Wir machen einen Ausflug in die Stadt, besuchen die grossen Märkte Las Canchas und 25.Mayo.
Die Busse sind alt und sehr farbenfroh.
Sehr strukturierte Angelegenheit: die Schuhstrasse, Tortenstrasse, Kinder-Ballkleiderstrasse, Ess-Strasse, Gemüse- & Früchtestrasse, usw. in jeder Strasse hat jedes Geschäft etwa die gleichen Artikel.
Eine Ordnungs-Polizeitruppe macht eine Razzia: Ständer und Verkaufswaren, die in die Strasse hinein reichen, werden in einem Lastwagen abtransportiert.
Wir finden eine Fressbude mit gutem Essen.
Die Advokaten offerieren ihren Service offen
Mit dem Taxi gelangen wir abends wieder zum CP.Ein veritabler Skorpion rennt durch die WC-Anlage. Hab nicht geprüft, ob er sticht.
Jochen, Maschinenbauingenieur, repariert und optimiert die chinesischen Plastik-Spritzguss-Maschinen des CP-Besitzers. Er arbeitet hier ein paar Wochen im Auftrag eines Hilfswerks der deutschen Behörden. Interessante technische Gespräche.