8. September Broome – Eighty Mile Beach: 422
Nach einem gemütlichen Auftakt mit Wäsche und z’mörgele machen wir noch eine kurze Runde durch Broome wegen dem türkisblauen Meer – und entdecken Chinatown das lebhafte, farbenfrohe, aktive, marktschreierische Zentrum am Rand von Broome, mit Perlen- und anderen Schmuck- und Souvenierläden, Restaurants und, und, und… Also, das nächste Mal wissen wir, wo wir anfangen müssen. Meine Aborigine Heidi hat also doch Recht gehabt: Das kann doch nicht alles sein.
Dann geht’s mit vollen Tanks auf die lange Strecke Richtung 80-Mile Beach. Die Landschaft wechselt: flach, zum Teil niederes Gras, viel Wald, Savanne und Buschland, recht grün und neue Blütenpflanzen. Port Smith ist eine mangrovenbestandene Lagune, lädt nicht zum Bade bei Ebbe. Die lange Fahrt zur 80-Mile Beach lohnt sich: guter Campground, Beach wie’s in den Büchern steht: 1-2km breiter, flacher Sandstrand, rechts und links endlos weit und leer: Rimini mal 100, sauber und ohne Leute!
9. September Eighty Mile Beach: 6km
Heute wollen wir 80-Meilen Beach-Sand fahren. Der Boden scheint, wenigstens teilweise, fest zu sein. Ob wir wohl nach 94km den Ausgang finden werden? Nach 6km merken wir, dass der Untergrund doch nicht so gut ist: sogar unser starker Motor hat Mühe mit dem Sand. Wir fahren auf eine trockene Stelle: die Lage wird kritisch, finden aber doch einen sicheren, guten Standplatz über der Flutgrenze zum Bleiben. Wir wandern (beach-comben) ein weites Stück der Küste entlang: ganz allein, suchen schöne Muscheln, graben Gräben und Löcher, gehen ein wenig Schwimmen. Das Wasser ist relativ kühl. Zitternd wärmen wir uns in Strömen. Durch das seichte Wasser schwimmt ein ganzes Rudel Haie (oder sind es kleine Wale oder doch Delfine?) ganz nahe an uns vorbei. Ein toter Rochen (Coachwhip Stingray?) wird angeschwemmt. Wir geniessen den Abend inmitten von Einsiedlerkrebsen, die offenbar etwas in unserem Abwaschwasser finden. Im Sand schaufeln Krabben fleissig ihre Höhlen frei. Die Rücken schmerzen: den ganzen Tag laufen, stehen, nie absitzen.
10. September Eighty-Mile Beach – Marble Bar: 324km
Die Nacht verschlafen wir etwas unruhig: kommt das Wasser bis zum Fahrzeug oder nicht? Um 01.20 wissen wir es: die höchste Welle kommt genau bis zum vorhergesehenen Punkt, dann fällt das Wasser wieder. Nun können wir ruhig einschlafen. Am Morgen will ich wissen, wie weit draussen die Ebbe-Grenze liegt: vor dem Morgenessen marschieren wir durch den kalten Sand, Muddy-Muddy und Wasser. Nach 30 Minuten erreichen wir den Umkehrpunkt, das Wasser beginnt gerade wieder zu steigen. Das 2 km entfernte Auto am Ufer sehen wir nur noch ganz klein. Dann kommt noch die Zitterübung: Auto wenden an Ort und über den Sand-Mud zurück zum Campground. Im Geländegang schafft unser ,Brits die Tortur mit Bravour. Dann folgt eine lange Tour durch Ost-Pilbaras Flach- Gebirgs- und Minen-Landschaften: Man bekommt das Gefühl, jeder Stein/Fels enthält wertvolle Mineralien oder Erze. Die Kitty- und Coppin-Gaps sind zwar eindrucksvoll, imposant aber das Restwasser lädt nicht zum Bade: Die Rindviecher trinken im Wasser stehend und düngen die Uferlandschaft sehr stark. Die Jaspisfelsen von Marble Bar leuchten durchscheinend in allen Farben. Auch hier: kein Bad in der Fluss-Tränke.
11.September Marble Bar – Karijini NP: 320km
Heidi duscht seine verfilzten, versandeten Haare und sieht aus wie der Struwelpeter. Wir suchen im „Jasper Depot“ nach den schönsten aller Steine. Wir müssen uns mit ein paar wenigen begnügen. Bei der Comet Gold Mine suchen andere mit viel technischem Aufwand nach ihrem Glück. Die anschliessende Gegend ist pittoresk, filmesk, im Pionierstil hügelig, man kann sich in jedem Hang einem alten Digger mit seinem Esel vorstellen. Die Farben wechseln von spinifex-gelb-grün zu eucalyptus- und tea-tree-grün auf braunem Boden. Bei den Chichester Ranges finde ich statt Photos diverse interessante Steine. Einer davon enthält sicher (Trompeten-) Gold! Am Strassenrand tauchen die ersten Blütenteppiche auf. Der Boden nimmt eine dunkel-rote Farbe an. Bei der Yampire Gorge dringen wir in die Hamersley Ranges ein: ein uraltes, stark eisen-haltiges Gebirge mit feinen Felsschichten, durchschnitten von den Gorges. Die Dales Gorge macht von oben einen grün-roten Eindruck. Wir werden Morgen sehen.
12. September Karijini NP ( Fortesque, Joffre, Kalamina, Weano): 78km
Heute ist Gorges-Tag: wir beginnen mit den Fortesque-Falls: frisches Wasser fliesst über die feinen Felstreppen in einen Pool. Das Bad ist sehr erfrischend. Entlang der Dales Gorge: viel grün, ein erschreckter, sehr schneller Gould-Waran. Die Felsformationen wären noch interessanter, wenn ein Geologe die Details erklären würde. Wahrscheinlich gibt es in diesen Hamersley Ranges neben Eisen noch viele andere Mineralien. Vom Circular Pool kehren wir zum Campground zurück und machen uns auf die Räder zu Knox-Lookout, Red Gorge Lookout, Joffre Lookout, Kalamina Gorge und zum Oxer Lookout: „Spectacular views“ an Felsschicht-Formationen, tiefe, enge Schluchten, grünes Wasser in der Tiefe. Am Weano (“Camp-“) Parkplatz entscheiden wir uns für einen zusätzlichen Gang in die Weano Schlucht. Beim Handrail Pool ein ganz kurzer, sehr erfrischender Adam- und Eva-Taucher ins eiskalte Wasser: zu kalt zum Schwimmen. Die Schlucht wird faszinierend eng und tief und lässt sich dank den 2,5 milliarden Jahre alten Felsschichten gut durchklettern.
13. September Karijini NP – Mt. Bruce – Tom Price: 112km
Heute ist die Hancock Gorge an der Reihe: ein steiler Abstieg in ein flaches, treppenförmiges kleines Tal mit wenig fliessendem Wasser. Bald wird’s enger und steiler. Leichte Kletterei auf griffigem, geschichtetem Fels. Bei einem tiefen, kühlen Pool die Warnung: nur für geübte, ausgerüstete Personen. Ich verfolge den Weg weiter bis zum Ende der Schlucht. Die Kletterei wird teilweise kitzliger, aber der Fels, die Formen, Strukturen, die tiefen, engen Wände und grünen Pools lohnen den Gang. Am Ende der Schlucht kämen 20m Swim in sehr kaltem Wasser. Ich lasse es sein, gehe zu Heidi zurück und mache ein paar Schwimmzüge im kalten Pool (blutt, sonst ist ja niemand da). Die Fahrt durch den NP ist sehr abwechslungsreich: Berge, breite Täler. Und dann der Mt.Bruce: am Mittag, bei voller Sonne steigen wir über eine steile Geröllhalde in einer Stunde auf den Berg. Die Aussicht ist wirklich grossartig: im Süden die neue Erzmine Marando, sonst ringsherum über 200km nichts als Landschaft mit Bergen, Tälern und flachen Ebenen. Auf der neuen Minen-Erschliessungsstrasse fahren wir nach Tom Price, vorbei an vielen rosaroten, roten und gelben Blumen am Strassenrand. Auf dem Campground bekommen wir einen Platz unter einem stark nach feinen Lindenblüten duftenden Baum.
14. September Tom Price – Deep Reach ( Millstream ChichesterNP): 220km
Hamersley Iron Ore Mine Tom Price: eine lohnende Busrundfahrt durch die Stadt mit 3500 Einwohnern und die verrückt grosse, riesige Mine. Die Retortenstadt ist wie aus dem Schatztruckli geschnitzt: viel grün, Bäume, Sträucher, Blumen. Alle Häuser ähnlich, viele „Recreation Möglichkeiten“ wie Golf, Tennis, Aerobic, Schulen, 4WD-Club, Fussball, Cricket etc. und ein Spital, alles gesponsort von der Minen Gesellschaft. In der Mine ist alles einfach überdimensioniert: der Pneu des Lasters über drei Meter hoch, der Berg ist weg; an seiner Stelle klafft ein tiefes Loch, das im Endausbau noch 100m tiefer werden wird. Die gute Erzschicht ist etwa 3*13km gross. Stell dir vor, der Uetliberg wurde weggebaggert, auf die Seite gekarrt, und jetzt kommt noch der Albis dazu. Pro Jahr werden 50 millionen Tonnen Erz zu 35$/t auf 2km langen Zügen mit 200 Wagons an die Küste nach Dampier transportiert. Die Vorräte reichen noch bis 2006, dann wird möglicherweise auch hier wieder eine Geisterstadt entstehen. (Nachtrag: 2015 ist Tom Price immer noch voll aktiv). Vom Mt. Nameless bekommen wir einen Gesamteindruck von Stadt, Mine und Umgebung. Einzelne Halden werden schon heute neu rekultiviert, ein schwieriges Unterfangen. Trotz ihrer riesigen Ausmasse verschwinden beide, Stadt und Mine in der weiten, offenen Landschaft.
Auf dem Weg nach Millstream, entlang der Bahnstrasse nach Dampier machen wir einen kurzen Halt auf einem Seitenweg; der Officier kommt doch nicht! Deep Reach ist ein einsamer, schöner Platz am tiefen, sauberen Wasser. Wir geniessen den erfrischenden Swim. Die Nachbarn verbrennen Holz, Oel, Fleisch und Brot auf einem parkeigenen Grill: Aussi-BBQ.
15. September Millstream Chichester NP – Nanutarra Roadhouse: 306km
Der Sonnenaufgang über Deep Reach hält, was er versprochen hat: dunkelrotes Farbenspiel, glitzernde Wasserfläche. Die Nacht beginnt heiss, der Morgen ist kühl. Ein Sprung ins Wasser erwärmt und erfrischt. Die Rundfahrt im Millstream NP zeigt die paradiesischen Möglichkeiten dieses Ortes: viel klares, leicht temperiertes Quellwasser fliesst durch einen Palmengarten mit Seerosenteichen, Bächen, Fischen: hier könnte ich mich mit Bächen und Wasserläufen austoben. Auf der Pannawonica Millstream Road läuft uns das erste Emu über den Weg. Aber bis ich angehalten, den Fotoapparat hervorgerissen, Objektiv gewechselt habe ist die Seltenheit vorbei. Später begegnen wir auch unseren ersten Schafen in Australien. Am Robe River finden wir schöne, farbige Steine. Bald haben wir Übergewicht im Wagen, wenn wir so weiter machen. Die Landschaft ist reizvoll, abwechslungsreich: flach, Hügel, Tafelberge, Gebirgszüge, enge Täler, kurvenreiche und lange, gerade Strassenstücke, feine Kies-, grobe Schotter-, Wellblech- und Asphaltstrassen wechseln ab. Wir fahren nicht nach Onslow sondern direkt zum Nanutarra Roadhouse. Die Nacht verspricht viele haltende, motorlaufende Roadtrains.
16. September Nanutarra Roadhouse – Pepple Beach (Exmouth Golf): 318km
Auf dem Weg zum Exmouth Golf zeigt sich Australien von seiner Normseite: Schafe (wenn auch nur Dutzende), mehrere Emus, lange Distanzen, flache und gebirgige Landschaft. Auffallende, lange parallel laufende rote Gebirgszüge entpuppen sich beim Überqueren als alte Sanddünen. Gegen Cape Exmouth wechselt der Boden: Kalk, Korallenriffe. Wir besuchen zwei interessante Canyons: Charles Knife: ein „Mini-Grand-Canyon“ und Shothole, erinnert an Colorado in der Provence in Südfrankreich mit seinen gelben, weissen, braunen Farben. In Kailis Fisheries kaufen wir 1kg Prawns und essen sie mit Reis und ein paar Austern „frisch vom Meeresfelsen“. In der Pebble Beach finden wir einen einsamen Strand, etwas felsig und sandig, das Wasser sehr warm, zum Schnorcheln ausgezeichnet. Wir finden ein kleines Barrier Reef mit Korallen, eine riesige Wasserschnecke (“die könnten wir doch am Ufer trocknen“), ein küssendes Fisch-Pärchen, Plattfische, Rochen, Riesenkrabben und viele Fische.
17. September Pepple Beach – Bundegi Beach (Exmouth): 63km
Die Nacht wird heiss/kühl/nass: wir haben unser „Gelieger“ aus dem Auto in den Sand verlegt. Der kühle Wind bringt viel Tau vom Meer. In unseren Pullovern haben wir trotzdem schön warm und können liegend den Mond und die Sterne spotten. In Exmouth buchen wir für Morgen zwei Tauchgänge. Am Bundegi Reef verbringen wir den ganzen Nachmittag schnorchelnd, frierend, an der Sonne bratend. Das Reef ist von Motorbooten recht stark zerstört, trotzdem auf weiten Strecken wunderschön, intakt. Viele Korallen in vielen Formen: Hirschgeweih, Boulder, Tische, Kugeln. Fische wie im Zoo: kleine neonblaue Schwärme, Katzenhaie, Schmetterlingsfische und andere Viecher (Oktopus, beissender Krebs). Das ganze hautnah, nur 50m vom Ufer entfernt. Übrigens: die Walhaie kommen hauptsächlich Mai-Juni. Wir finden einen guten Platz am Nordende des Parks auf einer Felsplatte. Wegen dem kühlen Wind zünden wir uns ein heisses Feuer an.
18. September Bundegi Reef – Sponge Garden Yardie Homestead: 43km Pier
Langes z’Mörgele, den „Chnuppesaager“ (Grab-deutsch für „Fishermen“) zuschauen, Pelikane und Krabbe mit grossen Fischkopf fötelen und warten bis wir endlich tauchen können. Mit dem Boot fahren wir ca. 1Km vom Ufer weg an eine Stelle, die der Schiffs-führer offenbar gut anpeilt (weshalb keine Boje?). Dann abtauchen auf 22m. Eine neue Welt tut sich auf. Wir schweben mit einer rechten Geschwindigkeit still über einen skurrilen, bizarren, phantastischen „Sponge Garden“. Auf dem flachen Sandboden eine Fülle von 0,5-2m hohen „Fahnen“, „Fäden“, „Fächern“, Anemonen, Schwämme, farbige Schnecken und relativ wenige Fische. Eine 1m grosse Languste schaut uns zu. Eine einzigartige neue unbekannte Welt. Nach dem Auftauchen verstehen wir die fehlende Boje: wir sind 2-3km abgedriftet. Der zweite Tauchgang geht unter den Schiffspier auf hohen Stahlrohren. Wieder eine neue Welt, voll mit grossen, skurrilen Fischen: Angler-, Stone-, Lions-, Carpetfish, riesige Schwärme von Trevallies, Biester von 1-2m, Barrakudas; Träume jeden Anglers, nur haben die Fische hier unten keine Lust zum Anbeissen. Zwei lohnende Tauchgänge, die uns unvergesslich bleiben werden. Die Nacht verbringen wir im Yardie Homestead. Keine Campkontrolle, wir können nicht einmal bezahlen.
19. September Yardie Homestead – Muiron Island – Exmouth: 43km
Nach dem Erwachen entschliessen wir uns, doch noch an der Tauchfahrt auf die Muiron Island teilzunehmen. Mit verwegenen Skippern rasen wir durch und über die Wellen auf die Inseln zu. Unterwegs begegnen wir 2 Humpback Walen. Majestätisch tauchen das alte und das junge Tier kurz mit ihren runden Rücken auf, blasen und verschwinden wieder. Die Mutter zeigt uns kurz ihre weisse Schwanzflosse. Der erste Tauchgang gilt dem Fische füttern. Wild und nervös umschwärmt uns eine Herde kleiner und grosser Fische und lässt sich füttern. Unser Interesse gilt besonders einem etwa 1,5m grossen, fetten Cod. Er saugt uns die Fische aus der Hand, wehe, wenn man nicht aufpasst, er hat recht scharfe Zähne. Wir tauchen auch durch eine Höhle. Dann fahren wir an die Turtle Beach. Etwa ein Dutzend 1,2m grosse Schildkröten schwimmen davon, wenn wir näher kommen. Im März sollen hier ca. 300 Schildkröten ihre Eier legen. Zum zweiten Tauchgang tauchen wir in den Korallengarten. Viele verschiedene Korallen und kleine, wunderfarbige „Christmas Tree Worms“, kleine Fische. Dann die rasende Fahrt mit 50km/h zurück mit unserem Aluboot und der Chef auf seinem Army-007-Jagdboot.
Wir bleiben in Exmouth, müde verzehren wir zwei zu grosse Pizze.
20. September Exmouth – Cape Range NP – Sandy Point: 91km
Morgens versuche ich lange vergeblich, die Nikonos zu reparieren. Endlich fahren wir Richtung Ningaloo NP weg. In der Turquoise Bay gehen wir schnorcheln: etwas Korallen, viele mittelgrosse Fische und als Höhepunkte ein versteckter Oktopus und ein Riesenstachelrochen von ca. 2m Durchmesser. Das faustgrosse Auge beobachtet genau, was los ist, aber der Rochen bleibt ruhig liegen. Die berüchtigte Sandbar beim Yardie Creek können wir problemlos durchqueren. Dann folgt ein 4WD-Track: sandig, holperig, eng. Wir suchen uns einen guten Nachtplatz. Wir müssen die Geschwindigkeit drosseln, denn sehr viele Kängurus grasen direkt neben der Piste, hüpfen über den Weg und erschreckt davon. Verwilderte Ziegen verziehen sich in die Felsen. Ein altes Riff bildet die Bergkette, zum Teil wie eine Trockenmauer anzuschauen. Beim Sandy Point finden wir einen kilometerweiten Sandstrand-Bogen, türkisfarbenes Wasser und Riesenschildkröten, die im trüben Wasser das Gras abfressen.
21. September Sandy Point – Coral Bay: 91 km
Morgens früh Versuch, die Sandy Point Spitze zu Fuss zu erreichen. Auf dem ersten Drittel geben wir auf: alles weicher Sand und die Spitze liegt immer noch weit draussen im Meer. Bis zum Mittag: schnorcheln und Liebesspiele im Wasser und packen. Wir suchen die Dugongs, finden statt dessen Schildkröten, zwei 1,3m lange Haie und einen 2m langen Shovelnose Ray. Der Track nach Coral Bay: Wellblech vom Schlimmeren. Unser Hab und Gut wird kräftig durchgeschüttelt. Unterwegs Schafe à l’Australia, Emus, Kängurus. Der Küste entlang schöne, hohe Sanddünen: hier werden neue „Ranges“ geboren. In Coral Bay schnorcheln in ufernahen, schönen, grossen Korallen. Viele „Aquariumsfische und unter einem grossen Boot viele grosse Fische. Ein Bluespotted Stingray flieht wegen der Störung. Am Ufer eine Wand von 10cm kleinen Fischen, die fast aneinander kleben, üben das Synchronschwimmen. Der Abend ist recht kühl und windig, die Auswirkungen eines Cyclons im Süden. Schon am Morgen war der Himmel leicht bewölkt. Das erste Mal seit der Ostküste.
22.September Coral Bay – Carnavaron – Shark Bay – Monkey Mia: 581km
Heute wird 580 km nach Süden bis Monkey Mia geblocht. Die Landschaft ist topfeben, die Vegetation eintönig. Eine einschläfernde Strecke. Und doch gibt es ein paar Abwechslungen: die Buschsavanne wird etwas grüner, der Boden ist mehr und mehr durchzogen von lila, gelben und hellblauen Blütenteppichfetzen. Zwischendurch eine flache Salzpfannensteppe mit niederen Erika-artigen Büschen. Einzelne „versteinerte“ Sanddünen und Tafelberge. Bei Carnavaron riesige Bananen Plantagen. An der Shark Bay eine weisse Küste, nur aus kleinen Muscheln bestehend. Monkey Mia, wie Coral Bay, ein neues Touristenzentrum mit grossem Caravan Park: „Batterie-Camper-Haltung“.
23. September Monkey Mia – Galena Bridge (Murchison River): 334km
“Dolphin feeding“ und „Dolphin tätschle“ sind so ziemlich die einzigen Gründe für einen Monkey Mia Besuch. Lage, Beach, Meer und Umgebung laden zwar zum Verweilen ein aber die Cars schütten ihre Touris an den Strand. Der Ranger wacht auf eine gerade Linie und einzelne Leute dürfen vortreten, tätschle, streicheln oder einen Fisch füttern: die Delphine kommen pünktlich um 08.00 und 10.00 Uhr. Den ersten Besuch verpassen wir natürlich, den zweiten fast: zuerst spottet Heidi eine schwarze Finne, dann kommen fünf Stück, warten geduldig auf die Fische. Manchmal sind die Kormorane etwas schneller und schnappen den Fisch. Ein zweiter Ranger lenkt die Pelikane und Kormorane mit eigener „Konzert-Fütterung“ ab. Auf dem Rückweg kurzer Besuch bei den Stromatolithen, wachsende Steinformen, gebildet von Cyanobacter. Auf dem Weg nach Süden wechselt die Landschaft: dichte Buschsavanne, Baumsavanne, blühende Buschsavanne, Wald, Grassteppe, Weizenfeld. Bei der Galenabrücke über den Murchison River finden wir einen guten Campground.
24. September Galena Bridge – Kalbarri NP: 160km
Die Fahrt geht entlang riesiger Weizenfelder in den Kalbarri NP: eine gewellte Hochebene mit der 150m tiefen Schlucht des Murchison Rivers, tief in feine Sandschichten ein- geschnitten mit bizarren Windschliff-Formationen (Hawk Lookout, Natural Window). Die Landschaft ist übersät mit blühenden Blumen, Büschen, Bäumen: exotische Pflanzen völlig fremder Pflanzenfamilien. In Kalbarri besuchen wir den Rainbow Jungle, eine gute Schau von Papageien, die Volieren in dichten Palmen. Die Küste beim Red Bluff (Roter Sandsteinkopf) reizt zum Baden: hohe Wellen brausen auf den langen Sandstrand. Die Füsse signalisieren aber sofort: Wasser ist viel zu kalt.
25. September Kalbarri NP – Three Springs – Yara: 344km
Morgens um 03.00 Uhr aufstehen und die Küste by night im Mondschein photographieren. Unterkühlt, heizt mich Heidi wieder auf. Die Kalbarri Coastal Gorges sind geologische Aufschlüsse bis weit übers Devon hinunter, wie die versteinerten „Devon-Wurm-Loch-Füllkörper“ beweisen. Die Farben der Sandsteinschichten und besonders die Erosionsformen sind phantastisch: Mushroom Rock, Natural Bridge. Dann folgt eine lange, lange Fahrt „über Land“ durch weite, grüne und bunte, mit dichten blauen, roten, rosa-roten, gelben Blütenteppichen und riesigen Weizenfeldern bedeckten Landwirtschaftsgebieten. Diese Gegend des Mittleren Westens scheint die Kornkammer zu sein, daneben viele Schafe und fette Rinder. Der Ellendale Pool ist zwar eine schön gelegene Wasserfläche des Greenough Rivers am Fuss hoher Felswände, aber die Warnung vor Ameuba meninghitis verdirbt unsere Lust zum Schwimmen. Unterwegs viele „Blauzungenkurzschwanz Skinks“: chchchchäh, Kaninchen und ein „Langschnäuziger Igel“. Wir schaffen am Abend den Weg bis zu den schneeweissen Yara Salzseen.
Montag 26. September Yara – Pinnacle Desert – Wanagarren Nature Reserve – Lancelin: 286km
Der Morgen beginnt geruhsam: der „eisbedeckte See“ ist nicht eingetrocknet. Die Salzkruste ist nass, weich, das Ufer muddy-muddy. Die Landschaft erinnert traumhaft an eine Schneelandschaft im Frühling: der See eisbedeckt, die Pflanzen grün. Die Fahrt geht durch „Wildflower Drives“. Der Strasse entlang wachsen viele blühende Büsche (Banksia) und Blütenteppiche. Ein Mr. Lang hat 1948 die Gegend von Badgingarra und die Sandböden für die Landwirtschaft entdeckt: riesige Flächen Urvegetation wurden gerodet und für Weizen, Kühe, Schafe zubereitet, zurück bleiben ein paar „Nature Reserves“ und „National Parks“. Offenbar hat diese Gegend vor Tagen genügend Regenwasser abbekommen, denn sie ist grün und üppig, fast wie im Emmental (aber flach, ohne Chrachen). Der Nambung NP bei Cervantes hat zwei Gesichter: die weitläufige Wildflora wie im ganzen Südwesten und die weltberühmten „Pinnacles“, phantastische Kalksäulen mitten in der Sand-Dünen-Wüsten-Landschaft, entstanden durch Kalkerosion durch saures Wasser, Agglomeration im darunterliegenden lockeren Dünensandstein mit anschliessender Erosion des Sandsteins. Von der Pinnacle Desert wollen wir der Küste entlang nach Süden fahren. Gemäss Ranger soll es einen Track geben, der nicht auf meinen Karten verzeichnet ist, der aber regelmässig von Safari Tours aus Perth benützt wird. Der Beginn ist recht übel: Löcher, Steine, Felsen, ausgewaschen; keine besondere Freude, nur holprig. Dann geht’s in die Dünen: sandig, weich, sehr kurvenreich, mit felsigen Stücken versetzt: ein Genuss. Ein Tour-Bus überholt uns. Wir folgen ihm, denn jetzt wird es kompliziert: viele Tracks enden irgendwo. Der Weg führt hinter den Dünen durch den Nambung NP und die Wanagarren National Reserve. Enge Gassen zwischen hohen Mimosabüschen, vielen eigenartigen Blumenbüschen, Grasbäumen (Zentharria preciae). Ein grosses Stück Weg führt über die Sand Beach dem Meer entlang. Wunderbar weisse “Schneedünen“ leuchten wie Schneeverwehungen. Plötzlich fährt der Tour Bus eine solche steile Düne hinauf, bleibt stecken, fährt wieder zurück und über einen anderen Weg die Düne hinauf. Müssen wir wirklich da durch? Wir folgen ihm bis zu einer steilen Abfahrt. Der hat einfach Freude, so im Sand herumzufahren und seinen Gästen ein spezielles Erlebnis zu bieten. Er macht die Tour ein zweites mal. Das machen wir nicht mit. Oben auf der Düne winkt uns der Fahrer zu. Wir müssen die Fahrt ebenfalls machen. Der Track führt oben durch. Wieder eine lange, echte 4WD-Fahrt durch hügelige, kurvenreiche Dünenpisten. Dann wieder so ein Abstecher über eine Düne. Wir bleiben voll „eingebogged“ sitzen. Sand hervor ziehen nützt nichts: zwei Räder sind schon fast 60cm tiefer als die andern. Ein grosser Touri-Safari-Lastwagen-Bus müpft uns durch einen starken Stoss mit seiner Stossstange an unser Reserve Rad über die Krete den Sandhang hinunter. Die Fahrt endet heute in Lancelin (fast: beim Rückwärtsfahren sehe ich die zwei grossen Pneus mit Pflanzengefäss mitten auf der Strasse nicht. Es kracht, und das hintere Trittbrett ist weg. Und jetzt regnet und stürmt es auch noch in dieser kalten Nacht.
27. September Lancelin – Yanchep NP – Perth: 163km
In Lancelin machen wir einen Spaziergang dem Meeresstrand entlang. Ein kräftiger schwefel-fauliger Tanggeruch sticht in die Nase und kontrastiert stark mit dem klaren Wasser. In der Nacht blies ein starker Wind und brachte uns den ersten kleinen Regen seit zwei Monaten. Auf dem Weg nach Perth machen wir noch Abstecher an die Küstenorte: alles Wochenend- und Ferienorte à la Spanien, jetzt fast ganz leer. Unterwegs wieder viele, für mich neuartige Blumen entlang der Strasse. Sie erinnern mich stark an die Blumentrips in die Provence mit Roman Kaiser. Im Yanchep NP lernen wir weitere Australier kennen: die putzigen Koala Bären, auf den Bäumen schlafend oder Eucalyptusblätter fressend. In Perth suchen wir kurz Brits auf für eine grobe Wagenkontrolle. Der Leiter, P.Ott ist Schweizer. Nach längerem Suchen finden wir in der City doch noch eine preiswerte Absteige, das Kings Hotel. Wir machen, nach Douche und Tenuwechsel auf „Schicki-Micki“ und schlürfen wieder einmal etwas Zivilisation, Stadtlärm, Crowds und Fernsehprogramme.
28. September Perth
Morgenprogramm: Wäsche waschen, Permits für die Weiterfahrt durch Aboriginal Reservate organisieren, Coiffeur besuchen. Nachmittag: Schicki-Micki flanieren, shoppen, herumlaufen, Postkarten schreiben, essen, fernsehen. Und das Tagebuch nachführen. Perth ist eine moderne Weltstadt, sauber, gut erhalten, renoviert. Neben der modernen Alu-Glas-Wolkenkratzer-Skyline kleine, alte, renovierte Pionier- und Colonialhäuser, zT. Englischer Stil. Die Busbenützung ist in der Stadt gratis.