AUF DEN SPUREN DER MISSIONARE DURCH DAS TIEFLAND BOLIVIENS

Santa Cruz – San Ramon – San Julian – San Javier – Conception – an Silvestre – Santa Rosa de la Roca – San Ignacio de la Vasco – San Miguel de Velasco – San Rafael de Velasco – San Jose de Chiquitos – Taperas – Serrania de Santiago – Robore – Agua Caliente – El Carmen – Palmito – Yacuses – Puerto Suarez – Puerto Quijarro – Corumba

Kurz vor Abfahrt bemerken wir einen Druckverlust am linken Hinterrad: eine 20mm-Schraube steckt im Pneu. Bei der nächsten Gomeria wird das Fz kurzspitz auf der Strasse aufgebockt, der Pneu geflickt. Kooka auf dem Holzbein!

Wir umrunden das Zentrum von Santa Cruz auf dem 4.Ring nach Norden Richtung Trinidad / San Javier. Wir lernen ein neues Bolivien kennen: weites, flaches Land mit grossen Ackerbau- und Viehzuchtfarmen. Wir kommen an grossen Sonnenblumen-, Weizen-, Soja-Feldern vorbei.

Riesige Siloanlagen lagren das Erntegut. Uns fallen die vielen Reklamen der Agrofirmen auf: offenbar können hier noch sämtliche leistungssteigernden Methoden und Pestizide eingesetzt werden.

In den grösseren Ortschaften werden Märkte am Strassenrand abgehalten. Landmaschinenmechaniker haben hier ein gutes Auskommen im Unterhalt der alten und neuen Maschinen. Bei San Ramón beginnen die Serranias, ein hügeliges Gebiet bis 600müM mit vielen Estanzias.

Eine Gegend, die von den Jesuiten und anderen Missionaren vor 300 Jahren erfolgreich bearbeitet wurde. Fast jeder Ort ist nach einem Heiligen benannt. Die Kirchen bilden das sichtbare Hauptzentrum. Kloster-und Dorfeinrichtungen standen den Bekehrten als zivilisierte Unterkunft zur Verfügung. In San Javier suchen wir beim Einnachten einen vernünftigen Platz. Uns bleibt nur das San Xavier Eco Resort. Da schon alle Mitarbeiter weg sind, müssen wir uns im Zimmer selbst versorgen. Die Nacht ist kalt. Sogar im Zimmer ist es saukalt. Wir nutzen alles was uns irgendwie zudeckt. Das Morgenessen wird im Restaurant serviert, ebenfalls kalt. Die Sonne macht einen wärmenden Versuch. Dabei ist die Eco Lodge eigentlich ein tropisches Bijou, sie erinnert uns an Bali mit den Strohdächern, dem tropischen Garten.

 

Der Park ist zwar noch jung aber doch wirkt er schon ausgewachsen, tropisch eben. Der Besitzer ist ein Garten-Fan, hat alle Pflanzen botanisch angeschrieben. Sogar ein zahmer Ara begrüsst uns. Wir besuchen den grossen Kirchenkomplex beim Zentralplatz.

Die Jesuiten haben damals ganze Arbeit geleistet. Nach einer Renovation erinnern die schönen Bauten an die damaligen Zeiten.

Auf der F10 fahren wir via Concepción nach San Ignacio de Velasco über eine hügelige Berglandschaft, die an Mitteleuropa erinnert, aber mit vielen Palmen und indischen Buckelrindern oder Wasserbüffeln.

In den kleinen indigenen Dörfern ist heute Waschtag: überall hängt die farbige Wäsche zum Trocknen auf.

Oder ist es der erste sonnige Tag seit einer Woche?

Gelb und rosarot blühende Bäume leuchten trotz winterlicher Kälte. Schweinefamilien, Esel und Rinder trotten über die Strasse, ungeachtet des Verkehrs. Ein paar mal werden wir von der Strassenpolizei (korrekt) kontrolliert. Die Ausweiskopien genügen ihnen nach der Zusicherung, dass wir die Originale dabei haben. In San Ignacio de Velasco suchen wir auf dem Zentralplatz neben der grossen Kathedrale ein Café.

 

 

 

 

 

Ruedi mit ostschweizer Dialekt, von der Lavanderia Suiza lädt uns ein, bei ihm zu übernachten. Er ist seit 13 Jahren in Bolivien und 2 Jahre hier in Ignacio mit seiner bolivianischen Partnerin Miriam.

Mit der Lavanderia, feinem Vollkornbrot, dem kleinen Camping Platz und dem Untermieter Toni (Luzerner Hinterland, Metzger, seit >15 Jahren in Bolivien) kann er gut überleben. Nach dem Nachtessen bereiten wir das Fleisch für einen sauren Mocken vor. Der soll in den nächsten Tagen still vor sich hin marinieren. Vom Pantanal-Tour-Office bekommen wir eine unbefriedigende Nachricht: die Transpantanaira ist zwar offen, die Zeit ist ok für Jaguar-Beobachtungen aber die Schiffe ab Porto Jofre fahren nicht!

Die Nacht ist mit 13*C noch etwas kühl, die Sonne wärmt uns wieder nur leicht auf. Wir haben für Ruedi & Miriam ihren Platz auf iOverlander aufgeschaltet. Nach einem ausgiebigen Morgenessen brechen wir auf, zuerst zur Iglesia San Francisco de Assisi, dann an den See runter.

Wir haben heute eine lange Etappe vor uns, und das erst noch auf einer holprigen Piste. Wir haben unseren Plan geändert: statt via San Mathias / Poconé nach Porto Jofre ins Pantanal wollen wir den umgekehrten Weg versuchen: die Wahrscheinlichkeit, dass wir in Corumba ein Boot finden nach Porto Jofre ist wesentlich grösser als in Porto Jofre selber. Das bedeutet jedoch, dass wir mehr Zeit un Kilometer brauchen werden.
Über hügelges Gelände fahren wir an vielen Haziendas vorbei, oft durch einen Dschungel. Viehherden begleiten uns.

 

Eine Ameisenbär-Familie überquert die Strasse und versteckt sich sofort im Gebüsch. In San Miguel de Velasco und San Rafael de Velasco machen wir einen kleinen Umweg um den Hauptplatz mit Fototermin bei den Kirchen.

Zehn Leere Viehlaster kommen uns auf der schmalen Strasse entgegen. Der Hügelzug zieht sich weit in den Nachmittag hinein, endlich kommt die Ebene.

In San Jose de Velasco ist die Kirche nicht mehr ein Holzbau sobndern aus Steinen gebaut.

 

Wir fahren wir direkt auf den CP Villa de Chiquita. Im Hotel essen wir Chickensuppe und Schmorbraten. Wir haben wieder einmal ein funktionierendes WiFi.

Wir lassen uns treiben, geniessen die paar Sonnenstrahlen. Vor Mittag machen wir uns auf den Weg ins Valle de Luna im Gebirgszug südlich der Stadt.

 

Hier finden wir uralte Sandsteinklötze und tiefe Felsabbrüche. Über dem Valle de Luna ist ein Pilgerweg mit den Leidensstationen Christi und der Virgin de la Asunta aufgebaut.

Weiter östlich bei der Laguna Letei kommen böse Erinnerungen auf.

Abwer wir geniessen einen atemberaubenden Blick in die Felshänge und die weite Ebene von San Jose de Chiquitos.

Nun geht es auf der F4 Richtung Westen, vorbei an den hohen Serranias via Taperas nach Agua Caliente.

Bei Chochis sticht ein hoher Felsblock ins Auge: der Torre de David.

Nach Roboré zweigen wir links nach Santiago de Chiquitos ab.

Wir erwarten grosse Felstürme, nur macht das Wetter nicht mit: tiefe Wolken hängen über den Bergen und versauen die Aussicht. Dabei sind die Sandstein-Formationen wirklich sehenswert. Sie erinnern an die sächsische Schweiz in Deutschland, nur noch mächtiger. Das schlechte Wetter verleitet zu einer abgekürzten Tour, die Dämmerung beginnt schon und wir haben noch 40 km vor uns bis Agua Caliente. In der Nacht finden wir den CP doch noch. Leichter Regen in der Nacht. Manchmal fährt ein langer Zug vorbei. Der Morgen verhangen, kühl, nass. Charly und seine Frau aus Santa Cruz finden den Kooka „muy lindo“. Wir laufen dem „Fluss“ entlang zu den „Hervores“, dem Quellfluss.

Der Fluss ist eigentlich ein See mit fliessendem Wasser. Unter Sand quillt körperwarmes Wasser hervor, die Hauptquellen sind richtige Schwimmsandlöcher, man kann darin glatt versinken.

Das Thermalbad ist das grösste in Südamerika mit 5km x 100m x 1m. Überall im ganzen Fluss quillt warmes Wasser aus dem
Boden empor, begleitet mit Gasblasen. Das Schwimmen ist trotz der winterlichen Kälte sehr angenehm. Tausende kleine Fische (Moderlieschen? Sardinas, max. 10cm) umschwärmen die Füsse und den aufgewirbelten Schlamm. Das Wasser ist sehr sauber. Der Fluss hat keinen Abfluss, das Wasser versickert irgendwo. Eine Mennoniten-Familie verlässt das Bad in ihren traditionellen Kleidern. Gotthelf lässt grüssen.

Leichter Nebel deutet auf besseres Wetter. In der Nacht und am Morgen fahren lange Züge vorbei. Vor dem Morgenessen gehen wir schwimmen.

Mit dem Sonnenschein ein herrliches Gefühl. Die Fischchen können sich nicht genug satt fressen und piecksen in die Füsse.

Nach einem ausgiebigen z’Morge fahren wir auf der F4 weiter Richtung Corumba.

Die Landschaft: ein tropischer Buschwald soweit das Auge reicht, Abzweigungen zu Haziendas, ein paar verschlafene Dörfer, kleine Bergketten. Bei Yacuse wollen wir auf einen dieser Berge, der Weg scheint gut. Wir passieren die „modernste Zementfabrik Boliviens“. Ihren Rohstoff hohlt sie aus einem Steinbruch bei „unserem“ Berg. Der Weg führt um diesen Steinbruch herum und verläuft sich im Gras: er wurde seit langer Zeit nicht mehr benutzt. Nach der Devise: „Nicht schon wieder ein Abenteuer“ kehren wir um und suchen uns einen geeigneteten Platz in der Pampe. Diesen finden wir auf einem Kehrplatz einer Seitenstrasse zu einer kleinen Hazienda. Wir scheuchen viele Vögel auf.

Wir fühlen uns fast wie im Pantanal Boliviens, nur die Jaguare fehlen uns noch.

Am Abend kommt der Farmer der Estancia vorbei, hält kurz und will wissen, ob alles ok sei. Am Morgen werden wir von summenden Insekten geweckt. Das Summen wir immer stärker, bis wir merken, dass ein Bienenschwarm Gefallen am Kooka findet und auch das Innere erkundet wird. Wir packen schnell, ohne zMorge, zusammen und fahren bis zur Hauptstrasse zurück. Dort holen wir den zMorge nach und gelangen auf der F4 durcheine flache Landschaft nach Puerto Suarez.

Zollformalitäten der besonderen Art

Bei der bolivianischen Immigration warten wir 3/4 Stunden in der Schlange, das Abstempeln geht dann schnell. Bei derAduana müssen wir das Fz Papier abstempeln lassen. Eine weiter 1/4Stunde und wir sind durch.
Die brasilianische Immigration geht mit 3/4 Std ebenfalls recht zügig. Kommt die Receita, der brasilianische Zoll für das Fz. In Puerto Suarez haben wir in einem Internet-Café das ominöse Papier ausfüllen wollen, es hat einfach nicht geklappt. An der Reiceita heisst es stoisch: wir brauchen 2 Kopien des Ausdrucks, ohne geht gar nichts. Nun sind wir nicht mehr in Bolivien mit dem Internet Anschluss und Brasilien hat keinen. Wir benutzen das WiFi des Zolls und können das Formular doch noch ausfüllen. Aber sie brauchen eine gedruckte Kopie! Dazu müssen wir das File auf den Laptop bringen, eine logistisch Knobelarbeit, denn der Drucker geht nur über den Laptop (kein Zwischenkabel!). ITunes geht auch nicht: gerade dieses File erscheint nicht im Browser. Der Laptop kann im Moment keine Mails empfangen, also über die Dropbox zwischenspeichern, mit einem Hotspot des iPhones. Das klappt, der Drucker druckt und wir gehen erleichtert zum Zoll: das ist das falsche Dokument! Nochmals von vorne! In der Hitz des Gefechts kommt wieder ein flasches File. Endlich bestätigt der Zöllner: das ist alles richtig, ihr müsst jetzt nur noch warten, bis der bevollmächtige Zöllner den Stempel aufdrücken kann, er selber darf das nicht! Mit einem Kollegen sitzt er den ganzen Nachmittag am Computer, der eine liest die Daten aus den Kopien vor, der ander tippt sie mühsam ein. Nach zwei Stunden warten kommt der Bevollmächtigte endlich. Langsam, bedächtig sitzt er vor dem Computer, tippt gelegentlich drauf herum, studiert zwischendurch sein Handy. In einer halben Stunde hat er das Formular abgeschrieben (das eigentlich auf dem Netz des brasilianischen Zolls zu finden ist) ich muss nur noch den Originalpass und das Fz für die Inspektion holen. Autonummer, Marke, Typ und Farbe stimmen. Wir bekommen das ersehnte Papier ausgehändigt, wir können gehen, nach 7 Stunden. Merke: wenn der brasilianische Zoll eine Kopie eines Dokument verlangt, dann sofort spuren! Sie haben unendlich Zeit für jeden Blödsinn und lassen Dich das spüren!
Im Pousada do Cochimba in Corumba, direkt am Rio Paraguay finden wir spät abends den gesuchten, ruhigen Platz für 2 müde iOverlanders bei Hugo und seiner Mutter Jane.

Wehe, wenn sie losgelassen…..,

Nach Uyuni treffen wir uns wieder im Garten von Felicidad und Alberto in Sucre. Wir, das sind Klaus und Gabi, Peter und Brigitte, Denis und Corinne und wir zwei Gringos. Die blühenden Hibiskus, Bougainvillea und Jasmin tragen zur gehobenen Stimmung bei, es wird getratscht, ge-aperölt, sonnengebadet….

Doch plötzlich gehts los, die Männer m ü s s e n arbeiten. Autos werden mit Brettern angehoben, Räder abmontiert,

Unterbodenbleche mit Restsalz vom Salar weggeschraubt, es wird gesprayt, geölt, geputzt, was das Zeug hält und das, wohlverstanden, in der geeigneten Kleidung,

Overalls, Schutzhose, am Boden Plastikplanen, jeder Chefmechaniker hätte seine helle Freude am Arbeitseinsatz unserer Overlanders.

Natürlich wird kommentiert, argumentiert, Vorschläge oder sogar Verbesserungen angebracht,

tatkräftig mitgeholfen oder auch nur zugeschaut.

Das Treiben hält bis zur Dämmerung an, morgen ist auch noch ein Tag!

Runter von den kalten Bergen ins kalte Tiefland. Von Uyuni nach Santa Cruz de la Sierras

    

Uyuni – (F5) – Pulacayo – Estancia Marcahui – Vila Kkota – Tica-Tica – Estancia Thaicactita – Potosi – Betanzos – Millares – Puente Mendez – Sucre – Yotala – Sucre – (F5) – Cal OrkhoMojotoro – El Chaco – Chuqui Chuqui – Bella Vista – Rio Novillero – Quiroga – Aiquile – Totora – Molle Molle – Chilijchi – Colpa – Ruinas Incallajta – Colpa – (F7) – Epizana – Rodeo Chico – Copa Chuncho A – Villa Esperanza – Siberia – Comarapa – San Isidoro – La Palizada – Mataral – Los Negros – Yerba Buena – Mairana – La Yunga Pueblito – Cerro Meson – NP Amboro – Samaipata – Ruinas del Fuerte de Samaipata – Canon Rio Laja – Bermejo – La Angostura – El Torno – La Guardia – Santa Cruz

Wir geniessen die Zeit im Hotel in Uyuni, treffen viele Overlanders. Gabi und Klaus fahren weiter nach Potosi. Hartmut und Lisa sind begeisterte SA-Reisende. Wir essen und tratschen mit Peter und Brigit, Gabi und Cornel. Wir tauschen Erfahrungen und Bücher für den Tolino aus. Wir schlürfen die neuesten Nachrichten aus dem Internet. Wir bereiten unseren Kookaburra für die Weiterreise vor, tanken Diesel und Wasser. Dicke Salzkrusten in der Stossstange wurden übersehen und werden nochmals gründlich weggeputzt.

Wir verlassen Uyuni auf der F5 Richtung Potosi. Über den Berg mit Aussicht auf den Salar. vorbei an der Silber Mine Pulakayo. Runter in ein breites Tal mit Quinoa-Äckern. Wir besuchen die Therme bei der Estancia Marcahui.

Hier kommt viel kochendes Wasser aus dem Boden, das in langen Kanälen gefasst, abgekühlt und ins Bad geleitet wird. Das Bad ist erst rudimentär fertig, die Wände stehen, die Wannen (3x10x1.5m, Becken von 2x2x1m) sind fertig und sauber, abgesehen vom normalen Algenwuchs.

Ein Besucherpaar aus Potosi kommt offenbar hierher zum Baden mit Seife und Shampo. Das sei normal, meint die Besitzerin. Draussen befinden sich mehrere kleine Becken (1x1x0.4m) als Waschtröge. Eine Familie wäscht ihren ganzen Haushalt.

Weil wir früh dran sind, fahren wir weiter. Bei den Cordilleras Vila Vila zweigen wir links ab zu einer orange-roten Laguna. Wir folgen Signalen nach einer Therme bei Villa Kkota in 6km, finden aber nichts. Wir bleiben neben dem Weg über Nacht.

Die Nacht ist mit -10*C sehr kalt, dafür scheint am Morgen die Sonne angenehm warm, zum draussen essen. Ein paar Flamingos und andere Wasservögel beleben die Gras- und Wasserflächen. Wir laufen auf die Sanddüne, sie bietet einen schönen Ausblick auf die Bofedales mit den zahllosen Lamas.

Entlang der F5 bestaunen wir die vielen farbigen Landschaften und Felsen, verwaschene Berge, Bofedales, Dörfer und eine gut ausgebaute Strasse über 4000müM.

Nach Thakactita suchen wir einen Platz vor Potosi. Auf der Hochebene zweigen wir links ab und finden einen besetzten Platz: Peter und  Brigit sind schon da, an einer kleinen Lagune.

Zum z’Nacht gibts Rindsplätzli mit Gemüse. Die Nacht ist wieder kalt -8*C. Die Sonne wärmt zwar schnell und gut, aber weil wir spät dran sind, kommt frischer Wind auf. Peter, Brigit und wir fahren heute via Potosi nach Sucre.

Potosi ist eine gebirgige, staubige Minenstadt (einst eine der reichsten Städte der Welt), wir halten nicht. Die F5 ist sehr gut ausgebaut und führt durch eine schöne Berglandschaft, mal durch enge Schluchten mit speziellen geologischen Formationen, mal über eine landwirtschaftlich genutzte Hochebene auf 3300müM mit grossen Weizen- und Maisfeldern.

Die Hochebene erinnert entfernt an die Freiberge. Dann geht’s tief in ein Tal hinunter. Hier ist nun Bolivien authentisch: breite, fast trockene Flussbette, viele Dörfer.

Die Fussgängerbrücke Puente Mendez – Sucre besuchen wir zu Fuss. Der Zugang ist schon fast abgewaschen, aber die 2008 renovierte Brücke und ihre Brückenpfeiler sind in einem guten Zustand.

Leider ist sie nicht vollständig fertig gebaut, die letzten 3m auf der Chuquisaca-Seite fehlen. Der Fluss kommt hier in einem sehr breiten Bett daher.

Bis Sucre nimmt der Verkehr immer mehr zu. Wir fahren direkt zum CP Alberto y Felicidad. Wir finden zwar das verschlossene Tor, aber niemand öffnet. Nach einer Weile kommen Peter und Brigit daher. Gemeinsam suchen und finden wir die Besitzerin. Der CP ist ein kleiner Hinterhof mit Platz für 5-7Fz unter Bäumen in einem Blumengarten und sauberen Baños. In seiner Werkstatt wickelt Professor Alberto Elektro-Motoren neu (er ist Professor für Motorentechnologie an der Universität und seine Studenten machen bei ihm in der Werkstatt ein Praktikum). Seine Frau ist so glücklich wie sie heisst.Die beiden sind sehr aufmerksam und freundlich, geben viele Hinweise für den Stadtbummel.

Weil der Platz so angenehm ist, die Stadt sehenswert und doch ein paar Servicearbeiten anstehen, bleiben wir ein paar Tage in Sucre. Wir bummeln durch die Stadt, gehen wieder mal Sushi essen, shoppen im Central Market.

Wir finden einen bolivianischen Gas-Adapter, nur passt leider unser Gasschlauch gar nicht auf die leere Gasflasche. Wir versuchen bei der Immigration unser Visum zu verlängern. Das geht erst ab 5 Tagen vor Ablauf. Das Bodenblech muss weg, da noch Salzresten übrig geblieben sind. Die werden sauber weggewaschen (erstaunlich, was für Dreck noch runter kommt!) Das Einfetten erfolgt „mitten auf der Strasse“: ein ganzer, dicht befahrener Strassenzug wird als Autowerkstatt benutzt: Pneuhändler montieren Reifen, defekte Windschutzscheiben werden ersetzt, Lastwagen stehen auf Böcken ohne Räder und eben: in der Strassenmitte stehen Junge mit Fettpumpen. Ein Wink und sie rennen daher, klettern unters Fahrzeug und pressen das Fett in die Nippel.

Bei einem Glas Wein und Früchten verbessern wir die Welt und tauschen Reiseerfahrungen aus und geniessen die faule Zeit. Wir, das sind Peter & Brigit, Klaus & Gabi, Dennis & Corinne aus Luzern. Sie sind mit dem VW-Bus seit Dezember in SA.

Endlich haben wir uns entschlossen, weiter zu fahren (Peter & Brigit ebenfalls). Wir fahren zuerst durch Sucre, in Sackgassenhinein, bei Märkten vorbei bis wir bei der Zementfabrik im Parque Cretácico landen. Hier liegt eine riesige, geneigte Wand Cal Orck’o (110x1500m) mit über 12’000 Fuss-Spuren von diversen Dinosauriern offen. Cal Orck’o ist weltweit die grösste Sammlung seiner Art.

 

Das Zentrum bietet eine gute Übersicht über die Zeitepochen und die Dinos mit lebensgrossen Modellen. Auf der Führung können wir die quadratmeter grossen Spuren von nah bewundern.

Dann führt uns die F5 Richtung Aiquile über hohe Berge und tiefe Täler.

Nach dem Zusammenfluss des Rio Chico mit dem Rio Grande finden wir im Flussbett des Rio Novillero einen vernünftigen Nachtplatz.

Vom Flussbett geht’s über die F5 nach Aiquile. Stop zum Geldwechseln, Essen, Tanken. Dies ist jedoch nicht möglich: es gibt keinen Diesel für Ausländer. Weiter auf der Carretera nach Totora: Kopfsteinpflaster über 75km.

Besser als Wellblech, dafür über hohe (2500müM) Berge und tiefe Täler (1800müM) mit steilen, engen Kurven. Viel Landwirtschaft mit Getreide, Mais, Soja. Die Landschaft verändert sich, wird waldiger.

Die Strasse ist eigentlich ein schöner Panoramaweg. Vor Totora zweigen wir nach links Richtung Collpa ab, eine Grab’sche Abkürzung: ein schmaler Feldweg an Steilhängen, der relativ frisch ausgebessert wurde.

Vor den Ruinenstätten Incallajta bleiben wir auf einem Grasfeld über Nacht. Wir folgen den Spuren der Inkas in den Ruinas de Incallajta. Auf einem Plateau über dem Tal wurde im XV.Jahrhundert eine Verwaltungssiedlung gebaut.

Ein grosses Gebäude Kallanka (78x26m, überdacht), sowie zweistöckige Gebäude (damals einmalig), Truppenunterkünfte, Bürogebäude, Wohngebäude und Lebensmittelsilos prägen die Siedlung. Ein grosser Platz wurde für Märkte und Zeremonien benutzt, mitten drin ein grosser Opferstein.

Die Siedlung ist umgeben von einer Schutzmauer und bewacht von Wachtürmen. Hinter der Siedlung zerstiebt ein 30m hoher Wasserfall sein Wasser. In den Bäumen hängen lange Flechten herunter.

Wir fahren denselben Weg bis Collpa auf (Inka-?)Pflastersteinen zurück, dann Richtung F7. Diese überrascht uns mit einem feinen, neuen Asphaltbelag, Balsam für die Nerven. Die F7 führt durch die Cordillera Cochabamba auf 3000müM hinauf und runter auf 2100m. Sie bietet eine wunderbare Aussicht auf Berge und in tiefe Täler. Vom Norden her drücken dichte Wolken (stationär?) über den Bergrand. Bald ist jedoch fertig lustig mit dem Asphalt: die neue Strasse ist immer noch im Bau. Kilometerlange Baustellen und Bulldust versauen buchstäblich den Genuss der Landschaft.

Vom Strassenrand hebt ein Condor elegant ab und lässt sich vom Wind tragen. Wir suchen lange nach einem vernünftigen Nachtplatz. Die iOverländerplätze sind wieder zugebaut. Im Bachbett des Rio Pojo finden wir einen guten Standplatz, leider geht bald die Sonne unter. Morgens gemütliches Geniessen des Bachbettes bis ein paar Einheimische hinten am Bach waschen wollen.

Wir fahren auf der F7 weiter, zuerst Asphalt, dann roher Belag in Arbeit und ab Siberia 20km bis vor Comarapa Bäbätsch vom Feinsten: wir sind in die immerfeuchten Nebelwälder eingetaucht.

Dünnflüssig, dickflüssig, klebrig, zäh, bis 30 cm tief ist der Strassenbelag, unser Kooka wird wieder einmal vollgespritzt.

Wie wird das erst in der Regenzeit! Zum Glück fahren wir runter und nicht hinauf. Ein Lastwagen kommt in einer Kurve in die Bedrouille, schwenkt weg und versinkt mit den Hinterrädern.

Nach viel Steineschleppen ist er wieder frei, der Verkehr geht weiter. In Comarapa verdrücken wir ein Huhn mit Reis/Pommes/Spaghetti für ganze 24Bol (inkl. Trinkgeld und ein Glas Saft, das sind etwa 3.50Fr für beide!) Wir suchen einen Nachtplatz abseits der Strasse. Der Weiher auf einem Berg ist abgesperrt, kein Zugang. Mist, dabei wäre der Platz sehr schön gewesen, mit Weitsicht und Sonne von morgens bis abends. Etwas weiter finden wir dann doch noch einen Platz auf einer Pipeline-Service-Piste.

Am Morgen wissen wir, weshalb die Lastwagen nachts immer scharf abbremsten: vor unserem Camp befinden sich 2 hohe Schwellen wegen der Baustelle. Die F7 führt uns durch weite, fruchtbare (sogar grosse Traktoren werden eingesetzt) Täler über Pampa Grande, Yerba Buena nach Mairana.

Hier folgen wir den Spuren von Susi & Ruedi  in die Berge: sehr steil, eng, ausgewaschen geht’s hoch hinauf, hinunter, hinauf. Wir haben genug und zweigen bei La Yunga Pueblito Richtung Samaipata ab. Die Felder sind bis in die steilsten Hänge mit Kartoffeln, Soja, Erbsen  und anderem bepflanzt.

Wir möchten die Elechos Gigantes, ein Riesenfarn, aufstöbern (Hinweis vom iOverlander). Auf dem PP treffen wir auf einen Tourguide: der Wald soll ein einzigartiges Relikt aus der Jurassic Zeit sein. Elechos Gigantes Riesenfarn, Arroyo Ando und Pino negro werden versprochen. Wir lassen uns überraschen.

Die Wolken rasen über den Himmel, verdecken kurz Mond, später Sonne begleitet von stark rauschenden Windböen. Kommt ein Auto? Nein, nur eine Böe rauscht heran und zerrt am Dachzelt. Die dicken Wolken hinter dem Berg lösen sich hier in Nichts auf. Die Sonne brennt, fast wie im Sommer. Ein richtiger Föhnsturm über den Anden. Wir sind auf 2166müM. Die Temperatur in der Nacht angenehme 15*C. Es gibt keine offiziellen Wege in den NP Amboro. Wir folgen dem Track in die „Area Natural de Mañejo Integrado Amboró“, ein Gemeinschaftswerk der Eingeborenen. Deshalb müssen wir auch 30 Bol Eintritt bezahlen. Wir laufen ein Stück den Weg entlang bis zum Ende: der Weg ist neu bearbeitet und führt zu einem „Bauernhaus“ mit frisch abgebrannten Feldern,

aber nicht zu den gigantischen Farnbäumen. Auf dem Rückweg entdecken wir den gesuchten Pfad. Er führt steil in die Höhe, durch einen sekundär-Regenwald mit vielen Flechten, Farnen und einer grossen Diversität der Pflanzen.

 

 

 

 

Endlich finden wir auch die Elechos Gigantes. Sie sind zwar noch jung und klein, aber in hundert Jahren können sie noch wachsen.

Wer sie in Tasmanien gesehen hat wird hier mächtig enttäuscht. Das könnte im Zentrum des NP jedoch anders aussehen. Wir verlassen den Platz und fahren den Berg hinunter nach Samaipata. Wir erreichen den CP La Vispera noch rechtzeitig, denn das Restaurant ist nur bis 15Uhr geöffnet. Ein Holländer hat sich vor 25 Jahren ein Paradies geschaffen. Wir gönnen uns die berühmte grosse Gemüseomelette. Mmmh so fein! Dazu gibt’s das bisher beste Brot in SA, feinen Tee und eine Karaffe mit Mango-Passionsaft. Hier lässt’s sich gut leben! Wir dürften den Gemüse- und Früchte-Garten plündern, wenn wir wollten!

Am Abend suchen Nele und David aus Deutschland verzweifelt jemanden, der ihr Gepäck aus dem verschlossenen Sekretariat bringt. Sie haben den Nachtbus nach Sucre gebucht, der in 2 Stunden fährt. Sie haben 9 Monate in Santa Cruz gearbeitet und wollen jetzt noch ein wenig von Südamerika sehen. Die Sekretärin kommt doch noch vorbei, die beiden werden mit ihrem schweren Gepäck von einem Taxi zeitig abgeholt.

Samaipata feiert 400-jähriges Jubiläum und erwartet den Präsidenten. Fast die ganze Nacht und den ganzen Tag bis spät in die nächste Nacht wird gefeiert, wir hören nur von Ferne zu, hören jedoch keinen Helikopter landen. Wir geniessen einen faulen Tag und das feine Essen im Cafe (Thai-Curry mit Pollo). Wir besuchen den Markt zum Einkaufen.

 

Wir haben in der Nacht Besuch bekommen: Max und Laura aus Köln sind mit ihrem Landi mit Dachzelt seit Januar (ein Schiff nach uns) unterwegs. Sie haben Chris, Angie und Walter in La Paloma getroffen. Wir verabschieden uns bald und fahren zur Inka-Festung La Fuerte de Samaipata.

Diese liegt sehr gut gesichert auf einem hohen Fels.

Eindrückliche Felsgravuren im Sandstein zeugen von einer rituellen Bedeutung. Daneben finden sich Spuren der militärischen Macht der Inkas.

Wie in Incallajta ist hier ein „Grosses Gebäude“, die Kallanka das zeremonielle Zentrum.

Auf der RN7 fahren wir weiter Richtung Santa Cruz durch einen tiefen Cañon des Rio Laja.

Bei La Angostura verlassen wir die Anden endgültig (für diesen Trip). Wir sind wieder in der Zivilisation: dichter Verkehr, Lärm, Maut- und Polizeikontrollen, eine hügelige Landschaft mit vielen, zusammenhängenden Dörfern, die ein wenig an Indonesien erinnern. Vor Santa Cruz zweigen wir ab zum Landhaus CP. Der ist zwar geschlossen, aber ein Mitarbeiter öffnet uns trotzdem. Statt ein Steak im Restaurant gibt es halt Spiegelei mit Speck und frisches Brot aus Samaipata.

Nach dem Morgenessen im Restaurant gehen wir in die Stadt zur Migracion um unser Visum zu verlangern. Wir benutzen einen der vielen Microbusse und ein Taxi. Der Taxifahrer weiss wo die Migracion ist, unser maps.me-Eintrag ist falsch. Das Procedere ist einfach, wenn man zuerst die Q-Number nimmt und eine Kopie des Passes mitbringt, hat man den Verlängerungsstempel rasch im Pass. Nachher laufen wir Richtung Zentralplatz, essen im Nuevo Mercado ein Menu und in einem Cafe mit WiFi ein Dessert mit Kaffee und Pisco Sour.

Dann schlendern wir Richtung Ausfahrt zum Landhaus, erwischen den Bus 44, der uns direkt vor den Eingang bringt. Die Busfahrer sind hier schon etwas verrückt: sie halten auf Verlangen von draussen und drinnen, kassieren / wechseln das Fahrgeld, prüfen ihr Facebook und fahren schnell durch dichten, drängenden Verkehr mit einem Höllentempo, das die Schweissdrüsen überquellen lässt. Und das alles in Ruhe, ohne Ausrufen, Schimpfen und ohne einen Tätsch mit anderen Verkehrsteilnehmern. Eine Meisterleistung! Zum z’Nacht gehen wir wieder ins Landhaus und vertilgen ein 400g-Quadril mit Reis, Papas frittas und blanchierter Gemüsesalat (für zwei!). Auf eiskalten Tellern in einer eiskalten Atmosphäre. Es ist saukalt in Santa Cruz! Nichts von „tropischem Klima“! Dabei haben wir uns doch so gefreut auf die tropischen Temperaturen nach den eiskalten Nächten in den Anden. Die Einwohner bestätigen: es ist aussergewöhnlich kalt, aber eigentlich normal für diese Zeit. Die Wetterprognosen für die nächste Woche sieht nicht gerade blendend aus: es gibt kein entrinnen aus der Kälte. Max und Laura hat’s auch hierher verschlagen. Sie müssen ihren Aufenthalt verlängern lassen. Sie bleiben nur kurz, im Hotelzimmer ist es einiges wärmer als im Dachzelt auf ihrem Landi (meinen sie).

Über’s Internet versuchen wir herauszufinden, ob eine Flussfahrt im Pantanal zurzeit möglich ist. Wir bekommen nur unbefriedigende Antworten, weil alle nur die teuren Boots-Ausflüge verkaufen möchten. Rudi vom Landhaus gibt uns viele gute Tipps für unsere Weiterreise. Wir lassen unseren

Kooka nochmals waschen und fetten und können doch noch als Ausländer volltanken. Im Hipermaxi kaufen wir für die nächste Woche ein und im Landhaus versuchen wir ein Cordon Bleu und eine Schweinshaxe.

Diese erschlägt mich! Das ist etwas zuviel des Guten!