10.3.2015 Alice Springs – Tanami – Tilmouth Wells
Heute solls endgültig in den Norden gehen, doch zuerst wollen wir den Flug nach Bali buchen, die Buchung im Mimpi bestätigen, eine Kühlbox kaufen und für die Woche einkaufen.
Ab und zu darf man auch es bitzeli frech sein! So heute: Vor unserer Abfahrt auf den Tanami Track laben wir uns noch beim Chinesen. Herrlicher Reis mit Black Bean Beef und Chicken mit viel Gemüse muss es noch sein, in der Wüste wirds kaum sowas geben. Neben uns an der Wand prangt ein Plakat der besonderen Art:
Ob sie bei uns schon zusammenbrechen? Nein, sie halten!
Ein junger Herr kommt um die Ecke, etwas beleibt, die Hose sitzt wie eine Wurstpelle, der Bauch hängt weit vor, wir schätzen etwa 150-170 kg…….., das wird spannend. Der Herr bestellt am Stand mit den Pommes und dem Saucenfleisch eine XXL-Portion und balanciert den Teller in Richtung Tisch und Stuhl neben uns. Gebannt glotzen wir auf die Sitzgelegenheit, ein relativ schlankes Modell mit recht dünnen Beinen, das wird nie halten. Der Mann sitzt gaaanz langsam ab….., wir starren auf das, was da kommen mag….., der Stuhl ächzt und quietscht, aber er hält standhaft durch.
Eilig putzt der Herr seine Mahlzeit weg. Und wir? Hätten doch soo gerne unser Gaudi gehabt!
Dann geht’s endlich los. Die Strecke bis zum Roadhouse Tilmouth Wells ist geteert, das erlaubt eine zügige Fahrt.
Links die West-MacDonnel Ranges einmal von hinten und rechts nichts als Ebene, flacher als eine Flunder soweit das Auge reicht. Doch die Landschaft ist grün, Buschwald und teilweise niedriges Gras. Termitenhügel ragen aus dem hohen Gras.
Die Strasse ist ein gerader, schmaler Strich aus Asphalt. Ein Fahrzeug hat Platz. Beim Kreuzen zeigt sich, wer die stärkeren Nerven hat und erst im letzten Moment auf den Kiesstreifen ausweicht.
Da fliegen aber dann die Steine und eine dichte Staubwolke behindert die Sicht.
Die Tanami Road ist eine beliebte Road-Train-Route zwischen Kimberley und Alice Springs.
Das Tilmouth Wells Roadhouse bietet neben dem CP noch ein Schwimmbad und im Restaurant feines Essen. Wir eifern dem Herrn von heute Mittag nach und geniessen ein Scotch Filet. Wir haben uns ja gestern stark zurückgehalten!
11.3.2015 Tilmouth Wells – Tanami – Renahans Bore
Wir kommen nur langsam in Schuss, obwohl neben uns das Northern Territory Healthcenter ein mobiles Breast-Screening Labor seit halbacht geöffnet hat.
Wo sollen auch all die Frauen herkommen. Weit und breit keine Siedlung und nur für die drei Frauen vom Roadhouse ist das sicher nicht gedacht. Im Laufe des Morgens trudeln dann Fahrzeuge, vollgestopft mit Frauen, ein.Auf dem Vorplatz macht sich ein Roadtrain für die Abfahrt bereit: ein Ungetüm von 55m Länge, 4 Lastenträger, die bis 250 Tonnen laden können. So voll beladen braucht er zum abbremsen aus 100 km/h gegen eineinhalb Kilometer.
Wenn Du ihm begegnest und direkt von vorne siehst, dann war das zu spät! Die Tanami Road ist nun nicht mehr durchgehend geteert, lange Strecken glänzen mit heftigen Corrugations, Manchmal hilft auch schnelles fahren nicht zur Beruhigung der Nerven. Die Gegend ist topfeben, mit ein paar Bergen zwischendurch, jedoch immer grün, verbuscht oder bewaldet. Vereinzelt liegt im Strassengraben noch Wasser vom letzten Regen.
Die Tanami ist berühmt wegen den vielen Termitenhügeln. Die Strasse ist schnurgerade, in der Ferne taucht ab und zu eine Staubwolke auf, nach einiger Zeit bemerkt man einen Punkt mitten drin.
Nach 2-3 km donnert dann ein Ungetüm eines Roadtrains mit einer dichten Staubwolke vorbei, man sieht nicht mal das Ende des Trains und nacher sowieso nichts mehr.
Bei Renahans Bore finden wir, etwas neben der Strasse einen schönen Platz für die Nacht. Zeit für Apéro, kochen, essen, Sterne gucken.
12.3.2015 Renahans Bore – Tanami – Wilson Creek
Die Nacht neben der Tanami Road verlief ruhig, erst am Morgen gabs zwei mal Brummen-Donnern–Donner-Echo. Von Roadtrains. Niemand störte uns. Wegen den verwischten Spuren zu unserem Platz konnte uns niemand finden. Der Tag erwacht mit blau-rot-gelberTönung im Osten, dann gleissender Sonnenschein. Heute liegt wieder eine grössere Etappe vor uns: geradeaus, Corrugation (für die Bushfrau) abwechselnd mit samtenen Strecken (für den Bushman).
Abwechslung bieten die vielen Termitenhügel, z.T. bis 3m hoch, mitten auf der Strasse nur 30cm, ob die eine Chance haben?
Von der aktiven Granite-Mine und der verlassenen Tanami-Mine, beides Goldminen, bemerkt man nur die Verbotstafeln und in der Ferne grosse Abraumhalden. Das Tanami-Rockhole ist unzugänglich wegen der Mine. Wir müssen also weiter Richtung Lajamanu fahren.
Der Weg ist, entgegen den Erwartungen in einem sehr guten Zustand. Die Coolmarie Spring ist nur über einen überwachsenen Track zugänglich. Also weiter.
VERTUSCHUNGSKÜNSTLER: weil wir mal durch Aboriginal- und mal durch Farmland fahren, müssen wir unsere Schlafplätze sorgfältig auswählen, so auch zwischen Black Hill und Lajamanu. Seit uns Andrew und Adam aus Melbourne (2 Freunde, die seit Jahren zusammen ehefraulose Ferien unternehmen) erzählt haben, dass sie eines nachts mit aufgespanntem Dachzelt vor Aborigines fliehen mussten, sind wir vorsichtig. Wir fahren Richtung Supplejack Farm und wollen dort für einen Schlafplatz fragen.
Die Menge an Rindern auf dem Weg nimmt von Minute zu Minute zu, so dass wir beschliessen umzukehren, um die armen Viecher nicht zu sehr zu erschrecken. Wir finden einen Platz am Wilson Creek, etwas von der Strasse weg.
Der Buschmann verwischt mittels Blätterzweig die Reifen- und Schuhspuren. Wir schliessen die Storen an den Fenstern, bedecken die Windschutzscheibe aussen und das Radiolicht innen, wir waschen ab im Dunkeln. Auf der Strasse tut sich nichts, schwarze Nacht plus Sternenhimmel umgeben uns. Erst als wir schon im Bett sind, hört man ein Auto kommen, seine Scheinwerfer durchschneiden die Dunkelheit. Ist es der Farmer oder sind es Aborigines? Sieht man unser Auto? Angespannt starren wir auf die Strasse, es wird immer heller….., das Auto braust vorbei ohne abzubremsen, buaah, geschafft, man hat uns nicht entdeckt! Getrost schlafen wir ein, es sollte das einzige Auto bleiben in dieser Nacht. Well done, Buschmann.
13.3.2015 Wilson Creek – Lajamanu – Kalkaringi RH
Die heutige Strecke verspricht wenig Abwechslung. Lange Fahrt, ein Aboriginal Dorf sonst nichts.
Schon nach wenigen Metern passieren wir den Wilson-Creek mit viel sauberem Wasser. Offenbar kommen wir langsam in den Norden, überall begegnen wir Wasserlöchern und die Dips in der Strasse nehmen wir mit links. Der Bushmann fährt salopp links, ist ja so flach, obschon die Spuren rechts durchgehen. Bums – Spritz – und schon hat er ein tiefes Schlammloch erwischt. Kookaburra wird bis oben vollgespritzt. Das Aboriginal-Gebiet ist noch in einem ursprünglichen Zustand, öfters abgebrannt.
Ein Esel schaut uns verwundert an. Dann ein richtiger Wasserfall!
Nicht sehr hoch und im Moment eher dürftig, kann aber nach den Spuren bei Regen richtig anschwellen. Mangels Beschreibung nennen wir ihn Heidi’s Waterfall.
Lajamanu ist eine Aboriginal Community, wie üblich ist kein Zutritt erlaubt. Die Police Station überwacht nicht nur den Zutritt, sondern besonders auch das Verhalten der Bewohner. Uns fallen grosse halbrunde Schirme auf. Wird hier mit Ausserirdischen kommuniziert? Betreibt der Geheimdienst eine geheime Abhörstation? Weshalb leuchten die Kugeln im Brennpunkt der Schirme? Dann bemerken wir seitlich des Strasse regelmässige kleine Signalpfosten und am Himmel tauchen urplötzlich kleine Wolken auf und verschwinden rasch wieder, manchmal in regelmässigen Mustern. Des Rätsels Lösung? Nein, keine Kommunikation mit Ausserirdischen, sondern grosse, moderne Sonnenkollektoren. Die kleinen Wolken sind ein Wetterphänomen. Offenbar sind Luftfeuchtigkeit und Luftdruck an einer kritischen Grenze der Wolkenbildung. Auf der Karte wird die gerade Strasse plötzlich durch eine Doppelkurve unterbrochen. In natura befindet sich dort Gordy’s Canyon.
Ein tiefer Abbruch in der Ebene, ein kleiner Kings Canyon und Vorläufer der Platteneinschnitte des Victoria Rivers.
In der Gegend muss es kürzlich gestürmt haben: viele Bäume liegen entwurzelt am Boden.
Schliesslich gelangen wir auf den geteerten Buntine Highway und überqueren den Victoria River bei Kalkaringi. Auf dem Campground kommen wir ins Schwitzen: der Heisswasseranschluss unserer Küche ist abgerissen und heisses Wasser läuft ins Fahrzeug. Endlich können wir alles soweit stoppen, dass keine Gefahr mehr besteht. Nun müssen wir halt das Kaffeewasser aus der Dusche entnehmen. Die Bushfrau muss die lange Zeit mit einem Mückenschwarm verbringen.
Dafür machen grosse grüne Frösche im WC besondere „Freude*! Überhaupt findet man nachts immer wieder eigenartige Viecher.
14.3.2015 Kalkaringi RH – Buntine Highway – Top Springs RH
Heute durchqueren wir die grossen Rinderfarmen des Victoria Rivers.
Über 1 00’000 Rinder soll eine einzige Farm bewirtschaften.
Tatsächlich ist das Land sehr grün und macht einen saftigen Eindruck. Es gibt auch viele Wasserstellen in den Creeks. Aber aus der Nähe betrachtet sieht man den trockenen Sand-Kies-Boden zwischen den Pflanzen.
An manchen Stellen sind die Termitenhügel recht dicht und gross. Im Top Springs Roadhouse geniessen wir Fish, Chips und T-Bone-Steak und anschliessend ziehen wir uns den ersten Film seit Monaten rein: The Life of Pi. Lustigerweise geht das Roadhouse-Paar schlafen, übergibt uns die diversen Kästli zum ausschalten des TV’s, der Ventilatoren und des Lichts. Wir finden das sehr grosszügig.
15.3.2015 Top Springs – Buchannan Highway – Timber Creek
Der Gang aufs WC entpuppt sich als Foto-Highlight: ein halbes Dutzende grüne Frösche sitzen in der Schüssel, 2 in der andern. Runterspühlen oder verschieben? Die 2 sind furchtlos und lassen sich in die andere Schüssel tragen. An der Wand klebt noch ein grösserer Gekko.
Top Springs bietet gutes Bore-Water, wir füllen unseren Tank. Der Buchannan Highway – reine Routine?
Schon nach kurzer Zeit überraschet er uns: Tempolimit: 110kmh, ein einspuriger Feldweg mit einem Gras-Mittelstreifen und bietet bei 75 kmh ein samtiges Fahrgefühl – wenigstens in der ersten Hälfte. Felsige Stellen und viele Dips (Flussdurchquerungen) folgen später.
Wir furten den Victoria River bei der Dashboard Crossing: ca. 40cm, stark fliessendes Wasser, absolut kein Problem für die Bushfrau und unseren Kookaburra. Victoria River Downs ist eine der ganz grossen aktiven Rinderfarmen mit 100’000 Rindern. Hier genügen die Cowboys auf ihren Pferden nicht mehr, auch die Quads reichen nicht.
Für das „Mustering“ wird eine ganze Flotte Helikopter eingesetzt. In der Reiseliteratur wird die Jasper Gorge als sehenswert beschrieben, sogar ein Bush-Camp soll es dort haben. Richtig, wir finden den Platz, eine kleine Wegschleife neben der Strasse, fast am fliessenden Fluss. Aber auch eine Warnung vor Krokodilen, und die Schlucht soll die Heimat der King-Brown-Snake sein (an der Spitze der 10 „Deadly Australiens“. Grund genug, nach einem besseren CP zu suchen. Die Schlucht ist wirklich sehenswert mit ihren schroffen Felsen, dem Flussbett, sogar einem Seerosenteich.
Etwas später als vorgesehen buchen wir den CP in Timber Creek. Ein schöner schattiger Platz, recht gut besetzt. Ein deutsches Paar interessiert sich für unseren Kookaburra. Wir sind nach der Fahrt und einem Apéro zu faul zum Selberkochen. Im Restaurant gibt es Barra! Der Barramundi ist DER FISCH in Nord-Australien, gleichbedeutend dem Lachs in Norwegen.
16.3.2015 Timber Creek
Seele nachpendeln lassen, retablieren, ausruhen, rumhängen, interneten. Der CP in Timber Creek passt uns: viel Schatten, gute Infrastruktur, sauber. Wir brauchen diese Zeit. Wieder einmal die Mails beantworten, die Webseite à jour bringen. Im Timber Creek vor unserem Platz schwimmen ein paar Sweeties (Süsswasser Krokodile). In den Bäumen hängen dutzende Flughunde und fächeln sich mit den Flügeln etwas frische Luft zu und chatten miteinander in ihrer Fledermaussprache. Sie sind der Grund für den penetranten Geruch nach faulendem Fleisch. Auf dem CP lagern noch ein paar Fischer aus Victoria. Sie jagen den Barramundi im Victoria River. Wir lernen das Fischer-Latein: Exemplare über 1.2m werfen sie wieder in den Fluss zurück, das sind die guten „Breader“, das Mindestmass ist 55cm. Was dazwischen liegt kommt in die 200-Liter-Gefriertruhe. Stolz zeigt uns der Fischer seine Reusen zum Fangen der Garnelen, die er später als Köder verwendet. Gegen Abend kommen die Fischer mit ihren Booten auf den CP zurück, ein emsiges Treiben beginnt am Filetiertisch, die Stimmung steigt mit jeder Dose Bier, und die Fische wachsen ins Unermessliche. Wir haben heute unseren Magertag. Er wird aber schändlich durcheinandergebracht von einem Fischer: er bringt uns stolz ein Riesenfilet Barramundi: „Do you like fish, guys?“ Und ob! „Freshly caught this morning in saltwater“ verkündet er. „Saltwater Barra is the best you can get!“ Wir sind gerührt, danken überschwänglich….. und lassen den Magertag sausen! Unser Menü heute Abend: Barramundi pochiert auf seinem Gemüsebett. Weisch wie fein!!
17.3.2015 Timber Creek – Bullita Homestead
Morgens werden wir vom Geturtel der Tauben geweckt. Es ist feucht-heiss, alles schweissnass. Wir sind in den Subtropen angekommen! Anita und Jürg aus Rheinfelden sind für 5 Monate unterwegs, zuerst mit dem Camper an der Ostküste, dann mit einem 4WD-Camper von Perth über die Great Central Road ins Red Center. Nun wollen sie via Kimberley zurück nach Perth. Leider sind noch viele Tracks und Plätze wegen der Wet-Season gesperrt. Ebenso der Gregory NP, mit Ausnahme des Bullita Homesteads. Jürg sieht unseren Kookaburra, bekommt glänzige Augen und denkt an die Trans-Americana…Wir treffen uns wieder beim Bullita Homestead, die letzte Wohnstätte der Durrack-Family. In einem Brief beschreibt Lyn Berlowitz die grosse Überschwemmung 1977. Wie sie nachts vom Lärm in der Küche geweckt wurde: eine 2m-King-Brown-Snake rumorte in den Gestellen herum. Dabei bemerkte Lyn den schnell steigenden Wasserstand im Fluss. Sie alarmierte den Flying Doctor Service und versuchte noch den jungen Hund zu retten, Sie wurde jedoch von den Fluten weggeschwemmt. Den ganzen Tag über klammerte sie sich an einem Baum fest, bis am Abend die Fluten wieder leicht zurück gingen. Die Bescherung: fürchterlicher Dreck und Gestank. Derweil war ihr Mann auf einer Outstation, etwa 50km entfernt. Der Bullita Campground ist schön gelegen am East Barnes River und extrem ruhig. Wir haben Zeit zum Brotbacken: die Bushlady nimmt das Mehl hervor und dann beginnt bald ein hartes Kneten. Nach 20 Minuten sind beide fix und fertig: der Teig und die Bushlady. Und das bei fast 50°C. Well done my Lady. Das Brot wurde wunderbar knusprig, fein im Geschmack und sehr schön regelmässig im Teig. Wir haben sofort „ein bisschen“ probiert, dann war ein Viertel weg! Gegen Abend kommen die kreischenden Kakadus mit Getöse auf ihrem Schlafbaum. Nach etwa 10 Minuten (hallo, wie geht’s? Hast Du guten Tucker (Aboriginal für Lebensmittel) gefunden? Hast Du meine Freundin gesehen? Ah, da bist Du ja! Gute Nacht, schlaft gut, bis morgen), legt sich der Lärm und Ruhe kehrt ein. Von Ferne hören wir das leise Rauschen des Flusses, das Wasser fällt über eine kleine Felsstufe. Wir hören ein schleifendes Rascheln im Gras. Eine Schlange? Wir sehen nichts. Ein Kuckuck ruft mitten in der Nacht. Oder ist es eher ein Frosch oder eine Taube? Wir sitzen in der Finsternis und gucken die Sterne, sie leuchten wie Diamanten am Himmel. Da! Eine Sternschnuppe! Da, noch eine! Aber die bewegt sich ja nicht gerade aus! Dort fliegt eine im Kreis herum. Wie Diamanten schwirren Leuchtkäfer in den Bäumen herum. Auf dem Weg zur Toilette leuchten uns am Boden Diamanten entgegen. Ja, wir sind nahe bei Argyle, der grössten Diamantenmine Australiens. Aber hier? Mit der Stirnlampe gehen wir näher und näher: das zentrale Auge einer Spinne reflektiert den Lampenschein und glitzert wie ein Diamant. Dutzende Spinnen am Boden!
18.3.2015 Bullita Homestead – Victoria River Roadhouse
Beim Morgengrauen wachen die Kakadu wieder auf und erzählen einander lautstark ihre Träume. Bald macht einer den Anfang und alle fliegen wie gehetzt auf und davon. Ein Jabiru (Riesenstorch) fliegt vorbei. Kurze Zeit später kommt der Kakadu-Schwarm aufgeregt zurück, verfolgt von einem grossen weiss-schwarzen Seeadler. Wir packen unsere Sieben-Sachen und fahren Richtung Timber Creek zurück. Ein paar Flüsschen-Durchquerungen machen wir mit vollem Tempo. Das ist zwar nicht richtig, aber erstens wird das Fahrzeug ein wenig gewaschen von unten und zweitens macht es einfach Spass. Unterwegs bewundern wir einen wunderschön gewachsenen Boab. Der muss schon zur Zeit der ersten Siedler hier gestanden haben. Wir fahren an Timber Creek vorbei bis zum Big Horse Creek Campground mit der Boat-Ramp. Hier wassern die Fischer ihre Boote in den Victoria River. Die Bradshaw-Bridge über den River ist für Normalsterbliche gesperrt, sie führt in ein grosses Militär-Trainingsgebiet, erlaubt aber einen schönen Blick auf den mächtigen Victoria River. Bis hierher wirken sich noch Ebbe und Flut aus. Auf dem Rückweg Richtung Timber Creek machen wir noch einen Abstecher zum Outlook von den Felswänden ins Tal und die Stadt Timber Creek, denn hier oben sieht man, dass sich neben dem Roadhouse noch eine ganze Menge Häuser und Siedlungen befinden. Der Track führt noch weiter, wird aber immer wilder. Ein Denkmal erinnert an die Nackeroos, eine Spezialtruppe, die im 2.Weltkrieg im Dschungel Nordaustraliens mit Hilfe von Aboriginals vor den Japanern warnen mussten. In diesem unzugänglichen, abgelegenen, wilden Gelände eine Strapaze der besonderen Art. In Timber Creek nehmen wir noch einen kurzen Lunch und fahren auf der Hauptstrasse zum Victoria River Roadhouse. Der grosse CP ist fast leer und Schatten ist rar. Die Temperatur ist um die 40°C, gefühlt aber 49. Der Schweiss läuft nur so runter bei der hohen Luftfeuchtigkeit. Die Wolken verschwinden bald wieder, kein kühlender Regen. Gegen Abend tauchen neun Wallabys auf und lassen sich beim Fressen nicht stören. Zwischendurch donnert ein grosser Roadtrain über die Victoria River Brücke.
19.3.2015 Victoria River RH – Katherine
Die Nacht ist sehr schwül, wir sind bachnass im Bett. Wir werden von kreischenden Kakadus geweckt. Sie betreiben eine spezielle Morgengynastik: Bei der Stromleitung hängen sie am Schnabel, heben dann ein Bein hoch, krallen sich fest, das zweite Bein hoch, Kopf runter, dann mit ein paar Anläufen raufschwingen und sofort stehend ausbalancieren. Und weil’s so lustig war, Kopf runter und runter schwingend, das Ganze von vorne, noch und noch. Jeder macht’s dem andern nach, auch in den Baumästen. Wir fahren ein paar Kilometer zurück zum Escarpment Walk: Ein steiler Pfad führt uns in die Höhe auf das Felsen-Plateau über dem Victoria River mit einer ausgezeichneten Sicht über das Flusstal und die Weite der Hochebene. Auf dem Weg wird uns die Entstehung diese Gebietes aus den Augen der Aboriginals erzählt:
The Wardman and the Nungali-Ngaliwurru people recognise a time when Rainbow covered all the land here with water. At the beginning, everything was under water. They call this big water Ngalbalngabal. But then Ngalbalngabal retreated and Rainbow left. As Rainbow rolled away with the big sea, he made big waves. The waves cut into the land making big chunks of it fall and wash away, leaving the cliffs, valleys and river channels that we see today. A new Rainbow came after the first Rainbow left with the water. But there was only a little bit water left in one waterhole, the rest was underground. Rain was needed to fill the rivers so there would be water for everyone. So Brolga took the water up into the sky in a big coolamon (Holzschüssel) while the little left-handed frog, that borrows in the sand, Murrujurlman, made a spear with the grass that grows by the river. Murrujurlman used a spear thrower, Gamanggirr, to throw the spear at the Coolamon, rain fell out of the coolamon and filled the rivers. Black-headed Python and Water Python created big rivers. They cut up the big gorges and made many channels. When they finished they came back and said to Old Lightning “Well there you are, all the rivers are dry and need to be filled.” And Lightning said “Okay, I’ll go ahead now, to make rain”, and he dug a hole in the ground. Just before Lightning started to sing to make rain, the little Grasshopper came along and said “When you sing that rain, the cloud will go up in the air, only floating in one spot. I got a song, I can make big whirl to spread the cloud”. So Lightning and Grasshopper sang together. When they sang, all the spit came out of Lightning’s mouth and went into the hole he had dug. As Lightning sang, all the spit changed to hail. The hail changed to smoke that went up into the sky and became a cloud. As they continued singing, the cloud grew into a big rainy cloud. And the whirly wind that Grasshopper was singing went up into the air, picked up all the cloud and spread it all over the country. Old Lightning picked up the boomerang and threw it up in the air and hit the cloud. There was a big thunder and lightning and the water came straight down. And when it rained and rained, the floods moved. When the rain stopped, all the waterholes where full. Old Black-headed Python came up and said to Lightning “Well there you are you did a good job, you gave us all the water. And look what I did, I stopped the water from getting away”. And they were pleased together, talking about it. Everyone was happy. And so ends the Wardaman story about the creation of the rivers and shaping of the country. But many creation stories continue into the present day, with creation ancestors still playing important roles.
Beim Parkplatz pflücken wir ein paar wilde Passionsfrüchte. Läck sind die fein, fruchtig und süss. Gedankenverloren fahren wir die lange Strecke über den Victoria River Highway nach Katherine. Wir hoffen, dass der Flora River Nature Park schon geöffnet ist, leider ein Trugschluss. Rainy Season! Also weiter zum River View Tourist Village, direkt neben den natürlichen Hot-Pools von Katherine. Wir freuen uns auf die Abwechslung. Sorry, Wet Season – Closure! Dafür überrascht der Pool im CP: sauberes, frisches Salzwasser, umgeben von Palmen. Wir wähnen uns in Singapore. Herrlich, frisch! Nach Sonnenuntergang begrüssen uns ein halbes Dutzend Kookaburras lautstark. Ob sie unserem Kookaburra etwas Gesellschaft leisten wollen?
20.3.2015 Katherine
Die Kookaburras wecken uns mit ihrem lauten Geschrei und Gelächter. Heute habe wir einen faulenTag mit Wäsche waschen, baden im Pool (mit Singapore-Gefühl wegen den Palmen, der Vegetation, Temperatur und dem Vogelgezwitscher). Die Suche nach einem Wasserhahn und Markisenstangen schlägt fehl: der Campingladen hat nur ganze Artikel, kein Ersatzmaterial, dafür aber eine Adresse in Darwin. Es bleibt noch Zeit für den Computer: GPS-Tracks ins Netz stellen, Webseite aktualisieren. Immer schön arbeiten für die Fan-Gemeinde, sei es am frühen Morgen oder spätabends! Fotos bearbeiten, Tracks laden, Waypoints markieren……, es gibt immer wieder Gelegenheit, etwas zu verbessern, verschönern oder zu ändern. Stundenlang!
Ob das die Buschfrau immer so gelassen hinnimmt? Dreimal dürft ihr raten!
21.3.2015 Katherine – Mataranka
Nach dem Tanken bekommt unser Kookaburra heute ein Schaumbad und eine Hochdruck-Dusche. Wow, wie der sich freut! Er strahlt über die ganze Karosserie und auch seine Füsse glänzen wieder. Er freut sich wieder auf den nächsten Bulldust. Kurzer Einkauf bei Woolworth. Ein typisches Aussie-Huhn (vom Drehgrill mit der speziellen Aussie-Füllung) wird auch noch eingepackt. Das kommt davon, wenn man mit hungrigem Magen einkauft.
Die Fahrt auf dem Stuart Highway geht zügig, wenig Verkehr, gute Strasse. Beim ersten Picknick-Platz nach 30km halten wir an und verschlingen ein halbes Huhn wie zwei Süchtige.
Der Strasse entlang fallen die vielen Termitenhügel auf. Man bemerkt wieder die unterschiedlichen Familien: einmal spitz,hoch, dann breit, rund oder kleine Sammelkollonien mit mehreren gleichartigen Bauten. Spassvögel haben ein paar der Bauten eingekleidet. Mataranka kennen wir von früher, wir fahren direkt zum Homestead auf den CP und anschliessend geht’s in den Hot-Pool: 3 Millionen Liter Wasser von 35°C quellen jeden Tag aus dem Boden hervor und fliessen durch einen Pool, den das Militär während dem 2.Weltkrieg gebaut hat, eine Attraktion, die in der Hochsaison Tausende anzieht. Heute ist ein Schulklasse lärmend im Wasser, bis der Lehrer sagt: ok guys, out of the water! So eine folgsame Schülerschar im Pubertätsalter haben wir seit Pestalozzi nicht mehr gesehen: ohne murren, weghören oder blödeln, kommen alle aus dem Wasser, immer noch laut, aber sie packen ihre Siebensachen und verschwinden. Bald sind wir allein in diesem schönen Pool, schauen dem Licht der untergehenden Sonne in den Palmwipfeln und den grossen Spinnen über dem Pool zu. Nach dem Nachtessen besucht uns ein kleines, zutrauliches Wallaby. Wir beobachten die fallenden Satelliten und im Westen ein herannahendes Gewitter. Hoffentlich kommt nicht soviel Regen, dass die Parks weiterhin geschlossen bleiben.
22.3.2015 Mataranka
Noch vor dem Morgenessen gehen wir baden im Pool. Fast niemand da. In der Nacht war dort noch lange lauter Betrieb der Schulklassen. Wie muss das aussehen in der Hochsaison? Bald haben wir den Pool allein für uns. Nach dem Z’Mörgele: herumsitzen, lesen, interneten und unser Zusatz-Moto angebracht:
Gegen Abend noch einmal in den Pool, immer noch wenige Leute. Wie angenehm! Zum Z’Nacht gibt’s feine Ravioli an einer Gorgonzola-Sauce mit Salat nach Ruthle Art.
23.3.2015 Mataranka
Heute hatten wir einen Feiertag: 48Jahre galt bisher das ja-Wort. Statt Champagner genügte uns eine Mischung Strongbow mit Yellow Tail Moscato. Nach 48Jahren sind wir mit allen Wassern gewaschen. Es soll nochmals solange gelten. Das scheint uns nun doch etwas lang, wenn man all die Nachrichten liest: Hans Erni ist mit 106 Jahren mitten aus seinem Schaffen gestorben. Wenn wir in 35 Jahren noch mit unserem Kookaburra herumziehen, dann stimmt etwas mit unseren Genen nicht mehr. In Singapore ist der Übervater Lee Kuan Yew gestorben. Damit sind wahrscheinlich heute auch Facebook und Twitter in Singapore übermässig belastet worden, denn sicher mehr als die Hälfte der Einwohner haben ihm die Reverenz erwiesen. Von verschiedener Seite wurden wir auf die Bitter Springs hingewiesen. Diese Quelle ist etwa 3 mal so ergiebig wie die Rainbow-Spring des Mataranka-Pools.
Wirklich, das kristllklare, warme Wasser fliesst im Fluss durch den Dschungel. An der Oberfläche schwimmen Algen und Blätter mit. Hier lohnt sich eindeutig das schwimmen mit Taucherbrille, eventuell mit Schnorchel. Eine wunderbare Welt mit schwingenden Algen und Baumwurzeln tut sich auf. Ohne Brille schwimmt man eher durch einen schlammgefüllten Fluss. Bei einer engen Stelle stauen sich Blätter und Schlamm, unten ist ein klarer Durchgang, oben muss man den Schlamm einfach wegheben oder sich durchtreiben lassen, dazu braucht es aber Nerven. Nach den Bitter Springs wollen wir die Mataranka Waterfalls besuchen.
Der Wanderweg vom Campground entlang dem Roper River ist jedoch noch gesperrt: Rainy Season!. Ein Ersatz-Wasserfällchen tuts auch. Wir machen wenigstens den Botanical Walk, der ist nur kurz, führt durch schönen Schwemm-Wald, ist aber botanisch eher dürftig ausgeschildert.
Nach dem Apéro haben wir keinen Hunger mehr, eine Magnum-Glace genügt uns. Auf dem grossen, leeren Platz bekommen wir direkt neben uns Nachbarschaft mit Hund. Da trauen sich die Pfauen und Wallaby nicht mehr her.
23.3.2015 Mataranka – Daly Waters
In der Nacht regnet es leicht. Wir sind in den Tropen angekommen! Nach einem ausgiebigen Z’Morge geniessen wir noch einmal das einsame baden im Pool. Wir stellen uns die Touristen-Meute in der Hochsaison vor: dicht gepackt wie im Hürlimann-Thermalbad in Zürich. Dann packen wir und fahren Richtung Süden auf dem Stuart Highway: lange Geraden mit wenig Kurven. Der Regen nimmt zu.
Wir hoffen auf warmes, trockens Wetter in Daly Waters, 180km weiter im Süden. Zwei Adler sind am Aufräumen: „Roadkill“ am Strassenrand (hier ein Känguru).
Im Pub genehmigen wir einen Cider. Wir sind fast die einzigen Gäste hier. Der CP leer. Der Platzwart meint, in der Saison sähe das ganz anders aus: über 300 Camper jeden Tag. Da hat die Sommersaison doch etwas Gutes: Resturants leer, CP leer, NP leer, aber vieles ist deshalb leider auch geschlossen. Von wegen Sonnenschein: es regnet hier noch viel stärker als im Norden, bald befinden wir uns im „flooded“ CP. Erinnerungen an Norwegen und die Baltischen Staaten werden wach. Nein, nicht schon wieder, der Fluch, der uns anhaftet, dass es permanent regne, wenn Grab’s unterwegs seien, will sich ja wohl nicht wieder bewahrheiten! Zum Z’Nacht je ein 400g-Wagyu-Beef.
Das Pub fällt durch seine grosse Sammlung an Reisenden-Souvenirs auf: Geldscheine mit Namen, Visitenkarten, Fotos, Ausweise, Abzeichen, Mützen, BH’s, Unterwäsche, Schuhe etc.
25.3.2015 Daly Waters – Barkly Stock Route (Monmoona Creek)
In der Nacht fällt weiter Regen, nicht sehr stark aber genügend für grössere Wasserlachen. Wir machen uns Gedanken zum Wetter: weiter im Norden zieht ein Zyklon vorbei mit viel Regen, die Parks sind sowieso teilweise geschlossen, also versuchen wir unser Glück weiter im Süden, Richtung Elliot und der Barkly Stock Route. Noch ein kurzer Rundgang in Daly Waters: offenbar kann man hier nur mit viel Humor überleben.
Swimming Pool in Daly Waters
Vom Stuart Highway zweigen wir nach Newcastle Waters ab, eine ehemalige kleine „Stadt“ (ein knappes Dutzend Häuser) der Viehtreiber, die das Vieh aus der weiteren Umgebung (ein paar hundert Kilometer) sammelten und über die Stock Routes in die Zentren nach Queensland, Victoria und New South Wales brachten.
Heute eine Arbeit für Roadtrains (frag nicht, wieviele Rinder in einem Zug transportiert werden und wie lange!) Hier gibt es viel Wasser mit vielen Wasservögeln.
Nach Elliot zweigen wir in die Barkly Stock Route ab.
Die ist nirgends richtig beschrieben, im Atlas als Track und im GPS nur ein kleines Stück gezeichnet. Was uns wohl erwartet? Frei nach Wilu muss das eine Versorgungsstrasse für die Farmen sein, deshalb auch vernünftig befahrbar. Bis zum Tableland Highway (240km) sind weniger als ein halbes Dutzend eingezeichnet. Der Beginn ist überraschend feinfühlig, glatt gestrichen, Tempolimit 110km/h. Nach der Abzweigung zur ersten Farm wird der Weg etwas enger, rauher, aber immer noch sehr gut im Vergleich zu anderen „Highways“.
Das Land wird sehr flach und bald gibt es kaum noch Bäume oder Sträucher, dafür sehr viele Rinder.
Entlang der Stock Route wurden viel Bohrlöcher für künstliche Wasserstellen gebohrt, die Windräder verlottern und sind durch Dieselpumpen ersetzt.
Zwei der raren „Australian Bustards“ (Trappvögel) fliehen vor dem ungewohnten Kookaburra.
Bei diesem Landcruiser hilft auch das Reseverad nicht mehr. Beim Monmoonia Creek mit etwas Wasser finden wir einen schönen Platz zum übernachten. Das Nachtmahl: als Apéro Bicowa 123 (Bier/Cola/Wasser 1/2/3) mit Monster-Noodle-Snacks, Chicken Flavor und als Hauptmenü Bush-Curry mit Krokodil mit Yellow Tail Moscato.
Klar, die Kombinationen sind ungewohnt, aber irgendwie passen sich die Geschmackspräferenzen der ungewohnten Situation an. Wir haben’s jedenfalls genossen.
26.3.2015 Monmoona Creek – Tablelands Highway – CP Kiana
Schon früh fährt ein Truck der Helen Springs Station vorbei. Wir sind doch nicht ganz allein auf dieser Welt. Das Wetter hat sich beruhigt. Die Barkly Stock Route wird nur selten befahren, der Track war bisher sehr gut unterhalten, das geht noch die nächsten paar Dutzend Kilometer so weiter, dann wechselt die Station und damit der Unterhalt: für etwa 30km nur noch schwere Corrugations und zum Glück trockener Schlammweg.
Hier hat es nur wenige Rinder, die Landschaft ist flach, eben, der Horizont eine gerade Linie ringsherum.
Immer wieder kreuzen wir kleine Creeks zum Teil mit Wasserlachen.
Viele Vögel nehmen Reissaus vor uns: Brolgas, Silberreiher, Ibisse, Raubvögel verschiendener Grösse und Heerscharen von Papageien. Bei der nächsten Farm (wobei: die Farmen liegen normalerweise 20-80km neben der Strasse) wird der Weg wieder gut, viele Rinder grasen in der Nähe der Wasserlöcher und Bohrstellen.
Nach 240km biegen wir auf den Tablelands Highway ab, ebenfalls eine Farmerschliessungsstrasse Nord-Süd aber einspurig geteert.
Wer in dieser Gegend fährt, muss mindestens für 500km Treibstoff im Tank haben. Beim Rastplatz Kiana bleiben wir über Nacht.
Vielleicht nicht der beste Platz aber der einzige im Umkreis von 100km.
Ein Windrad pumpt frisches Wasser herauf, aber nur mit lautem Geräusch. Zum Glück ist der Wind nur schwach.
Der Highway wird benutzt von Fischern die im Norden den Barramundi fangen wollen, von Reisenden auf dem weiten Weg nach Hause
und von einer Schar Rinder auf der Suche nach Wasser.
27.3.2015 CP Kiana – Tablelands Highway – Cape Crawford
Ausgiebiges Frühstück mit frisch gebackenen Gipfeli, Butter und Honig (danke Anita und Jürg, er ist wirklich gut). Zum Dessert Aboriginal Food Tucker: frisch gepflückte wilde Passionsfrüchte, wunderbar süss und fruchtig mit einer schwefligen Note (deshalb auch genannt „die stinkende Passionsfrucht“).
Nein, nein, nach Känguruh- und Krokodilfleisch sind wir noch nicht zu Aboriginals mutiert. Wir laufen in Schuhen herum und wechseln unsere Kleider mehrmals pro Jahr. Wir spulen den letzten Teil des Tablelands Highway ab. Zuerst flach wie gehabt, dann kommen hügelige Landschaften, die an die Freiberge erinnern, wiederum viele Rinder.
Das Kreuzen auf dem einspurigen Highway ist klar: kommt ein Roadtrain entgegen, gehen wir sofort an den Rand und warten, bis er vorbei ist. Kommt ein PW entgegen, nimmt der sofort reissaus ins Gras vor dem Kookaburra, na ja, es könnte sich dahinter ein Roadtrain verstecken. Wir passieren viele Creeks, die meisten trocken oder mit einer Wasserlache vom kürzlichen Regen. Nur der breite Mc. Arthur River führt in einem Arm etwas Wasser. Bis zum Roadhouse Cape Crawford oder Heartbreak Hotel sinkt die Landschaft um 200m.
Der CP ist angenehm unter hohen, alten Bäumen gelegen. Der Swimming Pool erscheint uns sehr kalt nach den Erfahrungen der letzten Wochen, das Wasser hat aber sicher eine Temperatur über 26°C.
Leider finden die Flüge zu den versteckten Lost Cities erst ab Ostern statt. Wir haben diesen Flug schon vor 20 Jahren verpasst. Vielleicht klappt es das nächstemal. Ihre Szenerie steht in Konkurrenz zu den Bungles Bungles, sie sind aber kaum bekannt.
28.3.2015 Cape Crawford – Lorella Springs
Unsere Nachbarn Pat und Bob fahren schon sehr früh weg mit ihrem Landcruiser Typ 78. Es muss bei ihnen sehr eng sein und sie konnten auch nicht schlafen wie wir: der Stromgenerator war viel zu nah und viel zu laut. Mit Brummschädel machen wir uns langsam bereit. Noch Wasser auffüllen und Diesel nachtanken (bei dem Preis von 1.99 nur 50 Liter eiserne Reserve. Wir fahren über den Verbindungstrack zum Savannah Way Richtung Roper Bar, Rough Road mit viel spitzen Steinen, etwas Sand und immer wieder tiefe Creeks mit steilen Ab- und Auffahrten.
Die Landschaft ist leicht bewaldet mit Gras, hügelig. Die Creeks führer noch etwas Wasser, viele „Glunggen“ mit Seerosen.
Der Verkehr, wie erwartet, gering, ein einziger PW kommt uns entgegen. Auf dem Savannah Way wechselt die Landschaft: ein grosses Felsband begleitet uns, die Hügel werden höher.
Ein paar Kilometer vor der Abzweigung zur Lorella Station machen uns Tafeln gluschtig: yummy meals, hot spring, freshly baked bread and scones, ice cold beer, adventure tours, 4WD-tracks, walking tracks.
Da wir ja Zeit haben, biegen wir ab und fahren die 29km teils ruppiger, teils ruhiger Track. Die Farm macht einen schönen Eindruck und der CP sieht gut gepflegt aus. Ein Traktorfahrer kommt zum Office. Wir sind die ersten Gäste in diesem Jahr, sie haben noch gar nicht geöffnet, sind noch am vorbereiten, aber in den kommenden Wochen sollen weitere Gäste eintreffen. Im Moment sind nur zwei Brüder da (sehen aus wie Zwillinge), am Abend sollen Eltern und Schwestern mit den Vorräten eintreffen. Also nichts mit eiskaltem Bier, frischem Brot, feinen Menüs. Aber wir sind ja „self-sufficient“ und unabhängig von einem Service.
Die Anlagen versprechen viel, fast paradiesische Zustände: grosszügige Campingplätze, ein Bach, gespiesen aus einer warmen Quelle, tropische Vegetation mit Pandanus, Bananen, Palmen.
Der Pool (aufgestauter Bach) ist zwar noch nicht gereinigt, aber man kann mit ruhigem Gewissen drin schwimmen.
Begrüsst werden wir auch vom Haustier, einem jungen Kalb, einem Emu, Hühner mit Güggel und einem Kookaburra. Z’Nacht: Spiegelei auf gerösteter Kürbisschnitte mit Speck und Käse.
29.3.2015 Lorella Springs – Butterfly Springs
Marie begrüsst uns am Morgen früh. Sie hat 2 junge Pariserinnen, denen das wilde Outbackleben nicht besonders gefällt, sie möchten nach Darwin zurück. Wir können leider nicht helfen, also müssen sie noch eine Woche bleiben, bis wieder ein Einkauf geplant ist. Stell Dir vor, Du musst von der Schweiz aus in Dänemark einkaufen für den täglichen Bedarf. In der Saison haben sie hier 500 Gäste, jede Nacht, eine Herkulesarbeit. Ein Drittel der Strecke ist nur ein schmaler, holpriger Feldweg. Da brauchst Du eine Lastwagenkolonne, denn kein Road Train schafft diese Strecke. Es wird kaum ein Gedränge herrschen, denn man darf auf der ganzen Ranch campieren. Bei 4000 Quadratkilometern, 100km bis zur Küste verteilen sich die im Niemandsland. Neben dem Hotspring direkt beim Haus soll es noch weitere geben mit Wasser bis 45°C. Das Quellwasser ist übrigens von feinster Qualität, sehr weich, wenig Kalk. Wir haben das frische Wasser von Cape Crawford abgelassen und durch Lorella-Wasser ersetzt. Marie ist fast enttäuscht, dass wir nicht länger bleiben, aber sie haben sehr viel zu tun mit den Vorbereitungen und Reinigungen. Wir fahren die 30km zurück zum Savannah Way und weiter nach Westen. Auf unseren Karten ist die Southern Lost City nicht eingezeichnet, das GPS gibt keck den Weg (Fluglinie) an. Acht Kilometer vorher finden wir eine Hinweistafel. Der Weg ist noch gesperrt, also gehen wir die 4km zu Fuss, ist ja nichts für uns!
Der Weg zieht sich jedoch in die Länge, die Sonne brennt, die Stimmung sinkt. Endlich das Info-Haus. Nein es ist eine Halluzination. Noch einen halben Kilometer. Aber die Mühe hat sich gelohnt: imposante Felsformationen stechen in den Himmel, zuerst wie eine Wand. Auf der Rundtour kommen dann einzelne Kolosse zur Geltung.
Diese Lost City ist weit imposanter als die berühmte im Litchfield NP nahe Darwin.
Von weitem sehen wir auch die Western Lost City, sie ist für uns damit abgehakt. Müde kommen wir zum Kookaburra zurück. Er stämpfelet schon und will weiter. Nach 30km biegen wir zur Butterfly Springs ab. Der Campground wird gerade in Stand gestellt von einer Equipe, die offenbar 7 Tage in der Woche arbeitet.
Im sauberen Natur-Pool unter dem Wasserfall (eher Wassefällchen) geniessen wir ein kühlendes Bad. Schwimmen tut den müden Muskeln so wohl.
30.3.2015 Butterfly Springs – Tomato Island / Munbadilla
Nach einer sehr ruhigen, aber feucht-warmen Nacht geniessen wir ein Bad vor dem Morgenessen.
Dann fahren wir auf dem Savannah Way weiter Richtung Westen. Bei der Nathan River Station suchen wir den Ranger vergebens.
Vielleicht ist er am Post verteilen. Neben dem Flugplatz finden wir eine auffälllige Mailbox. Der Savannah Way durchquert hier das flache, schmale Limmen Bight Tal, links und rechts mit steilen hohen Felsen abgeschlossen. Die ausgefransten Teile ergeben jeweils die „Lost Cities“. Immer wieder müssen wir tiefe, steile Creeks durchqueren, meistens ohne Wasser. Die grösseren Flüsse sind mit Beton-Furten abesichert, aber immer mit der Krokodil-Warnung versehen. Der Track ist „very rough“. Lautes Wellblech wechselt mit spitzen Steinen, kleinen Felsen, mal eine Schlammpfütze, die Kookaburra in die Augen geht, dann zur Beruhigung samtweiche Stücke.
Bei der Burketown-Crossing im Limmen Bight River schwimmen nicht nur Kroks und Barras sondern auch kleine Fische. Mitten auf der Strecke plötzlich eine grosse Strassenkreuzung mit einer gesperrten Minenstrasse.
Bei den St. Vidgeon Ruinen ist die Lomarieum mit dem dichten Lilien-Teppich sehenswert, trotz Croc-Warnung.
Noch vor Roper Bar finden wir einen erstaunlich guten CP mit einwandfreien Einrichtungen und etlichen Fischern, die von hier aus dem Roper River Barramundies fischen. Noch ahnen wir nichts von der Mücken-Invasion.
31.3.2015 Tomato Island / Munbadilla – Mataranka
Haben wir die Masern? Nein, es ist das Resultat des nächtlichen Mückenkrieges – sie haben gewonnen. Dutzende vollgesogene Viecher hängen träge am Moskitonetz, innen notabene. Fenistil sei Dank!! Zum Frühstück gibts frisch gebackene Brötli mit Käse und Butter/Honig. Wir müssen den geschenkten Honig noch bis zur Western-Australian Grenze aufessen, der darf nicht über die Grenze. Wir sind immer noch erschlagen von der Grösse der WC-Dusche-Anlagen hier, weitab von den Touristenströmen.
Die Fahrt über den Savannah Way ist wie gehabt: rauhe, grobe Kiesstrasse mit tiefen Dips durch die Creeks und Schlammlöcher. Bei Roper Bar hoffen wir auf ein Wasser-Gaudi beim Ueberqueren des Roper Rivers, das haben wir schon vor 20 Jahren gemacht: zweimal durch für die Foto-Session. Aber oha lätz! Der Fluss kommt als wildes Hochwasser daher, keine Spur einer Furt. Aboriginals sitzen am Ufer, warten auf eine Gelegenheit, mit dem Boot überzusetzen. Berühmt ist die Roper Bar auch wegen dem Shop, ein paar Kilometer weiter neben dem „Flughafen“. Das Nötigste ist hier recht teuer: 1l Cola: 11.30; 1l Diesel: 2.20. Zum Glück reicht unser Treibstoff-Vorrat noch lange. Etwa 60km nach Roper Bar nimmt die Tortour ein Ende: einstreifiges Asphaltband.
Die Landschaft wechselt von flach nach hügelig-bergig mit schönen bewaldeten Bergen und Tälern, dazwischen versunkene Wasserlandschaften.
In der Nähe des Elsey NP durchqueren wir ein paarmal wasserüberflutete Strassenstücke. Beim Homestead in Mataranka bekommen wir schlechten Bescheid: der Hot-Pool, auf den wir uns so gefreut haben, ist wegen Überflutung geschlossen. Die letzte Woche war offenbar wirklich sehr nass, unsere Flucht in den Süden hat sich also gelohnt.
2.4.2015 Katherine
Reisegefährten: Heute ist Ruhetag angesagt, am Morgen schnell eine Maschine verschwitzter Klamotten waschen und aufhängen, die Wohnung putzen (bei 8 qm geht das ruck zuck, zack zack), dann kanns losgehen, wir wollen in die Stadt. Kurz bevor wir uns auf den Weg machen, fährt ein Wohnwagen auf den Platz neben uns. Halt, die Leute kennen wir doch von Mataranka, sie waren doch schon dort unsere Nachbarn. Der Wohnwagen sieht zwar recht passabel aus, stark und auch es bitzeli fürs Outback gemacht. Sie seien früher mit einem Anhänger gereist, aber jetzt im Alter, hätte man es gerne etwas komfortabler. Sie hätten eine eigene Waschmaschine dabei und natürlich eine Aircon im Wagen. Ja, ja, das haben wir in Mataranka erlebt, was das heisst. Offenbar fasst die Waschmaschine gerade mal ein Frottiertuch und vielleicht noch ein Nastuch. Das Waschwasser blubberte den ganzen Tag frisch fröhlich über den Campingplatz, mal mit Schaum, mal ohne. Rund um den Wohnwagen waren Seile gespannt, auch ein Mini-Stewi wurde beladen. Die Aircondition ratterte den ganzen Tag, he ja, zum fernsehen will man es schön kühl haben und in der Nacht muss es sein wie zuhause. Leider sind die guten Leute scheinbar schwerhörig und merken nicht, dass das Gerät einen Höllenlärm veranstaltet, wir haben in Mataranka nachts kaum ein Auge zugetan deswegen. Buschmann wollte schon dort das grosse Beil einsetzen. Ja, und nun hier in Katherine wollen sie genau neben uns parkieren….. Nice to meet you again……, ja, doch, wir habens noch nicht vergessen. Die Aircon wird augenblicklich in Gang gesetzt, es knattert und scheppert……, it’s a bit noisy, isn’t it?…., das kannst du laut sagen, mate! Für diese Nacht wechseln wir auf die andere Seite des Campingplatzes.
3.4.2015 Katherine – Edith Falls
„Did you change the place due to my aircon?“ Yes! “Sorry about that!” Dafür war die Nacht ruhig, nicht mal die Kookaburras konnten uns wecken. Heute ist Karfreitag, alle Shops sind zu, nur die Tankstelle mit Waschanlage ist in Betrieb. Diesel volltanken und dann ab ins Bad.
Kookaburra Sonntagswäsche: Wir jagen ihn durch den Bulldust, über staubige Strassen, brausen durch Dreck-Flüsse, er verfärbt sich zusehends in ein braunes Monster. Am Ende der Regenzeit hat es immer noch Schlammlöcher, ab und zu erwischen wir auch so eins. Dann schaut Kookaburra traurig aus der Karosserie, von oben bis unten mit Dreck vollgespritzt, Stossstange, Spiegel, Seitenwände, alles klebt und wird betonhart in der Sonne. Spätestens dann gönnen wir ihm ein Bad im himbeerfarbenen, ebenso riechenden Schaum, wir spenden $ um $, um Kooka wieder zum lachen zu bringen. Spätestens beim Programm „rinse“, grinst er wieder und ist zu neuen Taten bereit. Und uns freuts auch.Mit Schwung summt er über den Stuart Highway zu den Edith Falls. Wir sind zwar etwas früh auf dem CP, die Tagesbesucher schwimmen noch unter den Wasserfällen, Zeit zum relaxen, lesen. Der untere Pool ist wegen Krok-Gefahr zum Schwimmen geschlossen. Wir steigen also den Leliyn-Track seitlich der Schlucht hinauf. Hier bietet sich ein schöner Blick auf den Fluss, die Pools und die Wasserfälle.
Der Upper Pool ist heute ein besonders anziehender Ort: neben den vielen Touristen röhrt und gröhlt eine Gruppe junger Leute mit Power-Blaster und viel Dosen- und Flaschen-Flüssigkeit. Wenn nur keine Flaschen kaputt gehen! Ach ja, vergessen, dass wir auch mal jung waren! Das schwimmen im sauberen, warmen Wasser tut gut. Vorsicht wegen der starken Strömung und den Felsen im Wasser. Auf dem Rückweg trennen sich unsere Wege: Die Buschfrau geht den gleichen Weg zurück, und trifft auf eine kleine Schlange. Der Buschmann macht den Rundweg fertig, mit schönem Blick auf die Wasserfälle.
Zum Znacht wird BBQ-gegrillt: Rumpsteak mit Pilzen in Wrap mit Salat. Mmh, fein. Der Nachbar interessiert sich für Kookaburra: „any objection against a foto?“ Er ist Volunteer im Park, für 12 Monate. Er macht das schon 7 Jahre. Gratis-Platz gegen Arbeit. Er lebt von seiner Pension. „I’m in love with your car“, doppelt der Mann nach. Ja, wir eben auch!
4.4.2015 Edith Falls
Der Platz ist schön, die Gegend ebenfalls, wir haben Zeit und ein Walking Trail zum Sweetwater Pool oder Longpool lockt. Wieder einmal die Muskeln bewegen tut immer gut. Der Pfad führt in die Höhe auf das Plateau und durch einen lockeren Dschungel zum Longpool. Das ist ja ein richtiger kleiner See, beginnend mit einem Wasserfall und einem schönen Planschbecken. Wir sind zwar nicht die einzigen Entdecker diese Kleinods aber nach kurzer Zeit schwimmen und plauschen wir allein unter dem Wasserfall. Die Wassertemperatur ist angenehm frisch-warm. Am Abend warten wir gespannt auf DAS Nichtereignis dieses Tages: die Mondfinsternis. Beim Mondaufgang ist die Scheibe noch komplett durchgeleuchtet. Bald beginnt die Abdeckung und erreicht um 21Uhr 30 das Maximum. Wir suchen das magische Rot vergebens, ein winzig kleiner heller Streifen bleibt, nachher nimmt das Licht wieder zu.
5.4.2015 Edith Falls – Douglas Hot Springs
Fröhliche Ostern! Klingts vom Nachbarn. Die Kiosk-Lady schreitet als Bugs-Bunny mit langen Löffel-Ohren durch den Park. Sie hat Happy Ostereier-Suchen und Free BBQ ausgeschrieben, aber um 10 Uhr ist der CP schon fast leer. Wir machen uns auch auf den Weg, halbe Strecke zum Litchfield NP. Ein kurzer Halt in Pine Creek mit der stillgelegten Goldmine. Hier wurden 1985-1995 über 300’000 Unzen Gold gefördert, das sind ca. 10 Tonnen, oder einen halben Kubikmeter. Die Grube ist jedoch riesig und nun mit Wasser gefüllt. Wir biegen in die Dorat Road ab und fahren zu den Douglas Hot Springs. Da kommen uns die Wegbeschreibungen der Aussies in den Sinn: „ Just take the main road to the next turn-off left, follow the side road to the end and his house is the first on the right side.” Das bedeutet in Realität: fahr mal den Highway runter. Nach 20km kommt eine Abzweigung, auf ihr fährst Du 30km bis Du am Ende 3 Häuser findest. Die Hot Springs erinnern uns an Island (weisch no Vrendy?): das Wasser angenehm warm, aber der Sand ist brennend heiss von den heissen Quellen. Der ganze Fluss ist warm, Blasen steigen auf, an ein paar Stellen quillt das Wasser aus den Felsen. Wir befinden uns hier auf einem längst erloschenen Vulkan. Auf dem CP sind wir nicht allein. Generatoren sind zugelassen und „füürle“, untermalt mit lauter Musik ist eine Lieblingsbeschäftigung der Aussies.
6.4.2015 Douglas Springs – Florence Falls
Neben dem Fahrzeug tobt der Kampf der Titanen: grosse schwarze Ameisen („Klammern“) dringen ins Gebiet der grossen grünen Ameisen ein. Das tut ihnen nicht gut, sie haben keine Chance gegen den Nervenkampfstoff der Grünen. Sie werden sofort gelähmt und dann Hau-Ruck von den Grünen die Eisenstange hinauf und über den Draht ins Nest der Grünen verschleppt. Wir verlassen das Kriegsgelände und gehen nochmals zu den heissen Quellen. Klar, in Neuseeland gibt es tausende solcher Quellen und in Island auch, aber hier ist das doch etwas Spezielles. Wir geniessen auf jeden Fall das kühle Wasser über dem heissen Sand und bewegen uns je nach Bedarf mehr ins kühlere oder heissere Wasser. Die alten Muskeln danken. Nach dem Packen fahren wir über die Dorat-Scenic-Road durch pitoreske grüne Täler und über Hügel. Wir werden von Anzeigetafeln zum Abstecher zu den Robin Falls angeregt. Es ist Ostermontag, offenbar haben viele Aussies Freitage eingezogen. Wir sind nicht die einzigen beim Parkplatz. Im kleinen Bach wird geplanscht und gebadet. Wir laufen die etwa 300m zum Wasserfall. Der grösste in dieser Gegend (ist auch der einzige), immerhin etwa 30m Kaskaden mit einem Pool auf halber Höhe. Wir fahren weiter nach Adelaide River und verköstigen uns im Roadhouse. Ein halbes Kilo Rumpssteak und ein Riesenbitz Barra munden uns dermassen, wir haben genug für den ganzen Tag. Unser Tagesziel, der Litchfieldpark ist doch sehr gross. Wir bleiben beim Florence Fall. Zum Z’Nacht: ein Lagerfeuer mit einem Glas Wein und eine kalte Platte mit Resten von Schinken, Feta, Rüebli, Jalapenos und Reiswaffeln. Dazu Mücken à Discretion.
7.4.2015 Florence Falls – Wangi Falls
Heute wird gebadet! Vom CP laufen wir zur Aussichtsterasse und die Treppe runter in die Schlucht. Schon von weitem sieht und hört man: wir sind nicht die einzigen, aber offenbar sind die Florence Falls die einzigen Feuchtgebiete in der Gegend: ganze Busladungen werden hier für eine Stunde ins Wasser geworfen. Das Wasser ist noch recht sauber und erfrischend. Ein paar ganz Mutige (oder dumme, je nach Standpunkt) springen von den hohen Felsen runter, bestaunt vom Publikum. Sie können offenbar Unterwasserfelsen genau sehen. Über den schattigen Shady Creek Walk laufen wir durch dichten tropischen Regenwald (der uns stark an Singapore erinnert) in die trockene Höhe und zurück zum CP. Wir wollen im Buley Rockhole nochmals baden, mit weniger Leuten. Nun, der Carpark ist fast voll und ein Schild meint: “If the carpark is full, Buley Rockhole is crowded, please come later“. Wir haben unseren fixen Plan und bleiben. Die Becken direkt unter dem Carpark sind wirklich randvoll, aber etwa 100m weiter oben finden wir ein grosses, tiefes Becken ganz für uns allein. Das Wasser ist sehr sauber, oberhalb darf niemand mehr ins Wasser. Wir geniessen das frische Bad. Auf der Weiterfahrt über das Tableland beginnt der lang erwartete Regen. Wir machen noch einen Abstecher zu den Tolmer Falls: ein sehr hoher Wasserfall mit einem grossen Becken, ist aber zum Schwimmen geschlossen wegen den vielen seltenen Fledermäusen die hier in der Schlucht vorkommen. Dafür entschädigt der Tolmer Creek Walk mit seiner vielseitigen Pflanzen- und Tierwelt sowie einer herrlichen Landschaft.
Die kleine Blume am Turkey Bush, leuchtet rosa aus den grünen, feinen Blättern. Sie stellt meine Schwester dar, jedesmal wenn ich die Pflanze sehe, ist mir meine Schwester nahe. Das gilt auch für meine Brüder und meine Eltern, wenn ich einen Turkey Bush oder auch Tiere sehe, frage ich mich, wie es meinen Leuten wohl geht und wünsche ihnen Wohlergehen.
Aboriginal Geschichte, frei erzählt von der Buschfrau
Beim Wangi Falls CP sind wir fast die einzigen Camper, vorne, hinter und neben uns ein paar Schweizer und Deutsche (wir haben ihr Fahrzeug auf einer Foto von Bekannten gesehen: schaut mal, diese Fahrzeug kommt aus Deutschland, und jetzt sind sie da!) Kurz vor Sonnenuntergang wird noch schnell zum Ausguck gerannt für das obligate Sonnenuntergangsfoto, leider ein paar Minuten zu spät. Auf dem CP ist Besuch beim Auto: Andy und Leonie aus Winterthur leisten uns Gesellschaft, es gibt viel zu erzählen. Sie sind seit 5 Monaten in Tasmanien und Australien unterwegs.
8.4.2015 Wangi Falls – Darwin
Unsere Nachbarn aus Perth, Monika und René, sind mit einem Wohnwagen seit 11 Monaten unterwegs. Sie sind vor 24 Jahren aus der Schweiz nach Australien ausgewandert und haben hier voll Wurzeln geschlagen. Wir tauschen viele Erfahrungen, Anregungen und Ideen aus. Gegen Mittag machen wir uns doch noch auf den Weg. Eine kurze Visite bei der Aussichtsplattform am Pool, damit wir wenigstens die Fälle noch gesehen haben. Die anspruchsvollere Tour rund um die Fälle werden wir mit Margrit und Thomas unternehmen. Heute genügt uns eine Glace im Café. Das GPS gibt uns die weitere Route über die Litchfield Park Road an. Nach einigen Kilometern kommt Rough Road mit Fluss-Durchquerungen. Man merkt, dass diese Strasse erst vor wenigen Tagen geöffnet werden konnte: Pfützen liegen auf und neben der Strasse, der Townsend River führt noch viel Wasser. Gegen Darwin stimmen Karten und GPS nicht mehr mit der Realität überein. Wir fahren über eine grosse Autobahn, nicht mehr über den Stuart Highway. Doch bei einer Kreuzung ist Ende: die Weiterfahrt ist gesperrt wegen einem Unfall. Ja, ja, die Region Darwin hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Schliesslich finden wir den CP Discovery doch noch. Im Essraum wird ein Seafood-Buffet offeriert, das wir uns nicht entgehen lassen. Schade, hatten wir schon bei unserem Apéro so zugegriffen. Wir erwarten wegen dem fehlenden Nachtflugverbot einen unterbrochenen Schlaf!
Die Etappe Alice Springs – Darwin ist abgeschlossen. Die Fortsetzung folgt auf Darwin – Bali – Darwin.
Hallo liebe Nachbarn aus Orpund! Schon seit Wochen reise ich dank „Willi & Heidi on Tour“ durch das faszinierende Australien. Spannende und eindrückliche Berichterstattung! Eine Superidee uns per Internet mit auf die Reise zu nehmen.
Herzlichst Chris (und Jean) von der Lindenstrasse
das klingt ja fantastisch. Mit grossen Augen lese ich eure spannenden Berichte über die diversen Abenteuer und abenteuerlichen Begegnungen mit aller Art von Kreaturen und Naturwundern. . . .Ich wünsche euch weiterhin eine angenehm spannende Zeit. Danke dass ihr euch immer wieder die Zeit nehmt, um daheimgebliebene auf eure Reise mitzunehmen. Weiterhin viel Freude und herzliche Ostergrüsse aus der verregneten, kalten Schweiz, Melanie
Hallo zäme
Härzleche Glückwunsch zu de 48 Jahr u no witerhin viu idrücklechi, schpannendi, gmeinsami Erläbnis.
Es isch e Fröid, dank de aschouleche Brichte u de schöne Fotine chli chönne mit öich z reise.
Witerhin aus Guete u liebi Grüess
Marlis
Mit Spannung verfolgen wir Eure Abenteuer-Reise quer durch Australien. Es ist faszinierend Eure Blogs zu lesen und bekommt fast Sehnsucht nach diesem schönen Land.
Macht weiter so und lasst uns teilhaben an Eurer Reise.
Alles Gute weiterhin und herzliche Grüße
Uschi und René