VIC – NSW

Melbourne – Bendigo – Swan Hill – Mungo NP – Kinchega NP – Broken Hill – Hay – Lake Barmah Forest Reserve – Lake Eildon NP – Melbourne

VIC-NSW

Nach Tasmanien rätseln wir lange, wohin wir fahren wollen. Die Wetterprognosen sind bis ein paar hundert km im Norden schlecht. Uns reizt der Süden gar nicht: Otway NP und Great Ocean Road haben wir hinter uns. Die Thermalquellen von Daylesford und Hepburn Springs entpuppen sich als Spa- und Massage-Gelegenheiten, die Philipps Island mit der Pinguin Parade liegt eher in kalter Richtung und die Skihänge des High Country ziehen uns gar nicht an. Bleibt noch das km-Fressen nach Norden. Auf der breiten Autobahn fahren wir im Schuss durch die Vorstädte von Melbourne und durch die Berge der Great Dividing Ranges nach Bendigo. Was uns sofort auffällt: die Australier haben genügend Platz für ihre Strassen, sie sind breit und gestreckt, nicht so eng und zusammengedrückt wie in Tasmanien. Bendigo empfängt uns mit warmem Sonnenschein. Wir bleiben auf dem zentralen CP. Zum z’Nacht gibt’s feinen Quarantäne-Kartoffelsalat: Die Murray River Gegend ist eine Fruit-Fly-free und Pest-free Zone. Zuwiderhandelnde werden massiv bestraft. Wenn wir noch weiter in den Norden wollen, dann müssen wir alles Gemüse und alle Früchte vorher essen oder in den Container wegwerfen.

 

Das Wetter ist durchzogen schön, wir bleiben in Bendigo und machen uns einen Lazy Day. Mit Wäsche und einem Spaziergang ins Stadtzentrum. Nach dem Goldsucherboom blieb die Stadt mit 75’000 Einwohnern als bedeutendes regionales Zentrum erhalten. In der alten Goldmine können 500m tiefe Schächte besucht werden. In der Sacred Heart Cathedral soll das Bruchstück eines Haares der ersten Heiligen von Australien liegen. Die Tafel haben wir gesehen, das Haar nicht. Die Stadt strahlt viel viktorianischen Zeitgeist aus, inklusive der Statue der Königin Victoria. Wir benützen weder das sprechende historische Tram noch besuchen wir das Chinesische Museum oder den chinesischen Tempel. Beide zeugen von den frühen Einflüssen der Chinesen während der Goldgräberzeit. Beim zentralen Brunnen steht eine riesige Statue von Marilyn Monroe. Die berühmte Bendigo Art Gallery ehrt die Schauspielerin mit einer Kunstaustellung. Wir sind heute eher von der fauleren Sorte und schlabbern lieber eine grosse Glace runter, die Sonne scheint momentan gerade. Zurück auf dem CP bereiten wir ein Rest-Pest-Festessen vor: Gemüsereste mit Chicken im asiatischen Stil. Morgen wollen wir die pestfree Zone durchqueren. Das hat nichts mit der Pest zu tun, sondern mit allerlei unerwünschten Mikroben, Käfern, Unkraut, Insekten etc im Murray River Valley. Kein frisches Gemüse oder Früchte darf in die Quarantäne Region gelangen. In einer Nachtschicht wird die Webseite „Tasmanien“ mit dem Text bestückt.

 

Die Sonne scheint am frühen Morgen und wärmt unseren z’Morgentisch. Wir müssen noch unseren Vorrat von Wasser und Kaffee auffüllen. Das schöne Gemüse und die schönen Früchte im Woolworth lassen wir liegen. Wir fahren auf dem Loddon Valley Highway zügig nach Norden. Die Landschaft wird wieder rundum flach, der Horizont wird durch den Wald begrenzt, der mit uns weiterzieht. Die erste Fata Morgana taucht auf: der Himmel spiegelt sich in den warmen Boden-Luftschichten. Die Strasse ist kurvenreich der anderen Art: auf 190km zählen wir über in dutzend Kurven! Wir sind wieder in wärmeren Gefilden. Auf mittelgrossen Farmen werden Rinder und Schafe gehalten. Das Gras ist braun-beige trocken. Äcker werden mit Staubfahnen umgegraben. Einige Felder liegen unter einer dünnen Wasserschicht. Reisfelder?  Kanäle mit hohem Wasserstand durchziehen die Felder. Der Grundwasserspiegel scheint sehr hoch zu sein. Im Februar 2011 wurde die ganze Gegend (im Vergleich: das ganze Mittelland von der Waadt bis in den Aargau, vom Jura bis in die Voralpen) meterhoch überschwemmt. Bei der Quarantänegrenze am First Reedy Lake verschlingen wir den letzten Salat. Ein einzelner weisser Seeadler kreist in der Thermik. Denise aus Byron Bay setzt sich zu uns. Sie ist seit 2005 allein unterwegs mit ihrem Caravan. Sie hat ihr Haus „self-sufficient“ mit Solaranlagen ausgestattet. Die Gespräche über Umweltschutz, grüne Politik und Reisen ziehen sich, bei brütendem Sonnenschein, in die Länge. Schliesslich landen wir in Swan Hill auf dem Big4 direkt am Murray River. Wir geniessen beim Apéro die wärmende Sonne. Enten und Blässhühner suchen in Scharen nach etwas Fressbarem. Der Murray River zieht träge um eine scharfe Kurve und mischt sich mit dem trüben, gelben Little Murray River. Der CP ist voll von Schulferien-Familien.

 

Heute ein Lazy Day. Die Sonne scheint leicht hinter einem Wolkendunst. Ein Raddampfer fährt auf dem schmalen Fluss vorbei. Wir buchen für den Nachmittag eine Flussfahrt, den Besuch im Pioneer Settlement und die Lasershow am Abend. Das Settlement ist ein Ballenberg von Swan Hill mit vielen alten Zeitzeugen, Maschinen, Werkzeugen, Gegenständen und Bauten aus der Zeit der Siedler. Erstaunlich, mit welchen enormen Anstrengungen die ersten Siedler konfrontiert waren und wie sie sich erfinderisch das Leben leichter machten. Grosse Dampftraktoren zogen Erntemaschinen im Eigenbau. Die Küche war in einem separaten Backsteinbau untergebracht wegen der Feuergefahr. Der Barbier versprach gut geschliffene Rasiermesser und Scheren zu gebrauchen. Baumstämme dienten als Walzen gegen den Mallee Busch und das „Unkraut“. Die Wagen hatten riesige Holzräder für das unwegsame Gelände. Das Ganze eine gute Mischung von vergangener Technik, verbunden mit einem früheren Lebensstil. Pünktlich um 14.30 Uhr legt die PYAP ab und dreht sich um auf dem schmalen River. Die Radschaufeln legen sich ins Zeug und das Schiff nimmt Fahrt auf, zuerst den Little Murray runter bis zum Zusammenfluss mit dem Murray River beim CP. Dann geht’s flussaufwärts, vorbei an umgestürzten Bäumen, alten Raddampfern, die nun als Hausboote dienen, ein paar Kilometer um enge Kurven des Flusses. Er soll etwa 2.5m tief sein. Das Schiff hat einen Tiefgang von 90cm. Beim Wenden setzt der Steuermann das Boot einfach mit dem Hintern am Ufer auf Grund und das Wasser dreht das Boot herum. Der Murray River ist hier viel kleiner als in der Vorstellung, aber seine Geschichte ist ganz gross. Das sehen wir am Abend in der Laser Show auf einer Wasser-Leinwand. Laser- und Projektorenlicht wird in Wasserfontänen gestreut (wie damals an der Expo im Bieler Strandbad). Mit viel Fantasie wird uns die Geschichte des Murray Rivers erzählt, von der frühesten Erdgeschichte über die Zeit der Dinosaurier, der Aboriginals zu den weissen Siedlern. Der Besuch in Swan Hill hat sich voll gelohnt.

 

Etwas spät landen wir bei Woolworth. Einkaufen für 2 Tage, denn auf der Rückkehr passieren wir wieder die Pest-Grenze. Dann ab auf die Hauptstrasse Richtung Mungo NP. NSW zeigt sich von der flachen Seite: bis Balranald eher kleine Farmen, Schafe, Weizen, trockene Felder, dann Baumplantagen: Obst, Pistazio? Nach Balranald beginnt der Outback NSW’s: flach wie eine Flunder, grosse Schaffarmen. Die Burke-Wills-Road so wie wir sie uns wünschen, eine rough road, die fast glatt ist, etwas corrugation (diese lieben wir hier, weil schon lange vermisst!) Die Strasse führt durch eingetrocknete flache Seen zum Mungo NP. Er wurde berühmt wegen dem Fund von Skeletten, die über 30’000 Jahre alt sind und damals bestattet wurden. Damit wurde die Geschichte der Menschheit neu geschrieben. Der CP etwas ausserhalb des Visitor Centers ist grosszügig angelegt und bietet uns viel Sonne und Sternenschein. Nach dem Scotch Filet mit Salat geniessen wir die Wärme eines Lagerfeuers.

 

Die Nacht ist klar, die Sterne leuchten, gegen Morgen ein anderer Himmelsausschnitt mit dem Schützen, dem Mars und M22, eine kleine Sternwolke. Nach einem ausgiebigen z’Morge machen wir uns auf die Tour im NP. Der alte Woolshed zeigt uns die Geschichte der Schafzüchter und -Scherer. Zuerst wurde von Hand mit einfachen Scheren das Flies abgeschnitten, später mit mechanischer Hilfe. Gute Scherer der alten Sorte waren ebenso schnell wie die modernen und kamen auf 350 Schafe im Tag, eine rückenbrechende Arbeit. Der Lake Mungo diente den Aboriginals mindesten 50’000 Jahre zum Wohnen, Jagen und als Nahrungsquelle von Fischen, Muscheln und Krebsen. Fuss-Spuren, Werkzeuge und Nahrungsmittelrückstände zeugen von deren Anwesenheit. Die Tour ist etwa 70km lang und auf 39 Posten werden Geologie, Flora, Fauna und die Geschichten der Aboriginals und Siedler erzählt. Ein volles Paket! Die Wall of China ist eine grosse Sicheldüne und schliesst den See gegen Osten ab. Diese Düne wurde in den letzten hundertausend Jahre abgelagert. Bei wechselndem Wasserstand bliesen die vorherrschenden Winde aus Westen Sand und Lehm auf die Dünen. Noch heute geht dieser Prozess weiter. Ein Teil der Dünen wandert, die Erosion legt alte Schichten frei und damit auch die Spuren früherer Besiedlung. Bizarre Formen mit unterschiedlichen Farben bleiben als „Pinacles“ zurück. Die Tour führt hinter der Wall durch Weideland mit Wasserlöchern, Zeitzeugen der Siedler. Wir begegnen Emus, Kängurus, Papageien, verlorenen Schafen. Auf Rundwegen werden uns die Flora, vor allem die unterschiedlichen Eucalyptus Arten der Mallee näher gebracht. Nahe der höchsten Düne ist eine permanente Wasserstelle. Kängurus graben hier Löcher, damit sie an das Wasser herankommen. An dieser Stelle führte einst ein Postkutschenweg vorbei. Sie diente als Tränke für die Pferde. Die Zanci Station ist heute reduziert auf ein paar restaurierte Ruinen, u.a. ein Woolshed und ein Keller-Wohnzimmer in dem die früheren Bewohner etwas der

Hitze entfliehen konnten. Die Tour endet wieder beim Visitor Center. Wir bleiben auf dem CP bei einem Apéro. Der Abendhimmel färbt sich lila-rot. Nach dem z’Nacht lassen wir uns von einem Feuer erwärmen.

 

Vor der Abfahrt machen wir den Grasland Nature Walk vom CP aus. Auf einem Kilometer werden uns die diversen Bäume und Pflanzen erklärt: die grossen Casuarina und Eukalyptus oder der Blaue Saltbush. Wir werden auf die Löcher der schädlichen Kaninchen oder die unscheinbaren Termitenbauten, die tief in den Boden reichen, aufmerksam gemacht.Unser heutiges Tagesziel, der Kinchega NP, liegt über 200km nördlich vom Mungo NP Richtung Broken Hill. Die Piste führt durch trockenes Weideland über Dünen und durch ausgetrocknete Seen. Die Corrugations zehren an den Nerven. Nach 60km erreichen wir die asphaltierte Pooncarie Road, ein Genuss, der aber abrupt endet. Schon wieder das Geratter. Wir reduzieren den Reifendruck. Ah, tut das gut. Pooncarie ist ein kleines Kaff mit dem alten Telegraph Hotel, Tankstelle und Flugplatz. Wir folgen dem Darling River Fluss aufwärts, vorbei an vielen Stations, die das Wasser des Rivers nutzen, bis Menindee. Wir suchen eine Shopping Gelegenheit. Der Pfeil zum Town Center zeigt fast ins Leere, aber drum herum ist auch nicht mehr los. Der Friendly Grocer hat, was wir brauchen. Ein Einwohner entschuldigt die Stadt, dass kein Wasser in den Seen sei. Die Stauseen sind tatsächlich furztrocken. Zeugen der Klimaveränderung oder einfach eine jahrelange Trockenheit? Die Seen wurden von BHP, dem grossen Bergbaukonzern in Broken Hill, am Darling River angelegt als Trinkwasserreservoir, als Vergnügungsort seiner Angestellten und zur Bewässerung der neu angelegten Plantagen. Wir haben ein paar Eisengestelle mit vertrockneten Beerenstauden gesehen. Verdorrt! Der River ist durch mehrere Wehre gestaut, zur Wasserspeicherung und zur Regulierung der Hochwasser. Wir finden einen wunderbaren, einsamen CP direkt am Fluss. Eine grosse Gruppe Pelikane zieht in Formation über den Abendhimmel. Ein Lagerfeuer erhellt die frühe Nacht. Wir haben nicht realisiert, dass NSW die Zeit eine halbe Stunde früher umgestellt hat. Känguru Stroganoff mit Bohnen stillt unseren Hunger. Im Fluss springen Fische nach Insekten.

 

Die Nacht war kühl aber nicht kalt. Der Morgen empfängt uns mit prallem Sonnenschein hinter den Bäumen. Uns gefällt der Platz so gut, wir bleiben hier. Die Glut von gestern ist noch so heiss, dass sich aufgelegte trockene Eukalyptusblätter rasch entzünden. Adler, Pelikane, Ziegen, Kangaroos, Enten, weisse Reiher, ein Goanna und Vögel besuchen und grüssen uns. Die kleinen Fliegen würden wir gerne weglassen, die Plagegeister. Wir schauen dem stillen Wasser zu, den Fischen, fragen uns ob die Ziege vom gegenüberliegenden Ufer wirklich keinen Durst hat, oder ob sie sich vor dem steilen Flussufer fürchtet. Sie macht ein, zwei Versuche und gibt dann auf. Die Kamera muss noch repariert werden, das gefundene Teilchen passt. Wir erkunden das Flussufer und machen uns dann auf den Weg, dem River Drive entlang, klappern wir alle 34 CP ab. Wir haben wirklich den Besten gefunden. Das Weir 32 staut den Fluss bis zu uns hinauf, deshalb das viele Wasser. Unterhalb des Wehrs ist wieder fast alles trocken. Das alte Kinchega Homestead war mal eine ganz tolle Farm mit grossem Obst- und Gemüsegarten. Nach den grossen Überschwemmungen 1954 wurde die neue Farm 50km entfernt aufgebaut. Sie war damals ja „nur 8’000 km2“ gross, ein Fünftel der Schweiz. Nun liegen nur noch Backsteintrümmer herum. Sehenswert ist dagegen der alte Woolshed. Hierher wurden die Schafe von weit herum hergebracht zur Schur. Die Scheune wird gleichzeitig als „Heimatmuseum“ benutzt mit alten Maschinen und Gerätschaften. Auf dem Rückweg zu unserem CP suchen wir etwas Holz für das Lagerfeuer zu den Tortelloni. Eine Känguru Familie kommt zögernd zum Wasser und trinkt und trinkt und trinkt. Die haben wohl recht Durst gehabt. Pelikane fischen mit ihren langen Schnäbeln. Der Sirius ist der erste von vielen leuchtenden Sternen.

 

Wir lassen uns Zeit und geniessen unseren Platz. Der Adler grüsst vom hohen Baum. Eine Gruppe rosa Kakadus kommt mit Geschrei zur Tränke am Fluss. Das Lagerfeuer von gestern entzündet immer noch trockene Eukalyptusblätter. Eine Ameise findet ein kleines Stück Käse und trägt es über eine Strecke von 20m in 15min direkt zu ihrem Bau, über kleine Holzstücke, Lehmbrocken, und Blättern, vorbei am Lagerfeuer, kreuzt die Ameisenautobahn ohne anzuhalten. Den Regenrinnen, die wie grosse Canyon wirken müssen, weicht sie vorher aus. Neben der enormen Kraftleistung ist ihre Orientierung erstaunlich. Da war keine Geruchsspur wie bei anderen Ameisen. Sie kannte ihre Umgebung „wie den eigenen Hosensack“. Wir geniessen die Fahrt durch den NP, vorbei an riesigen , alten Red Gums nach Menindee. Der „berühmte Lake Menindee“ ist trockene Graslandschaft. Nichts von Bootszone oder von unvergesslichen Sonnenuntergängen über dem See! Der Kanal zwischen den Lakes Meningee und Pamamaroo enthält zwar wenig Wasser aber das Wehr ist für die grossen Wassermassen gebaut. Die Strasse nach Broken Hill steigt langsam aber stetig bis über 300 müM an. Die Minenstadt liegt in einer bergigen Landschaft. Der gebrochene Hügel entpuppte sich als weltgrösste Erzlode für Silber, Blei und Zink. Sie ist 7km lang, 250m breit und bis 1600m tief. Die Broken Hill Proprietary Ltd wurde als BHP Billiton einer der weltgrössten Bergbaukonzerne. Die Strassen der Stadt tragen Namen des Periodensystems der Elemente und von Mineralien. Wir verschlingen verbrannte Chicken- und Salmen- Teriyaki mit Reis und im Januar abgelaufene Cola. Kurzer Einkauf bei Woolworth und Apéro im Broken Hill Tourist Park.

 

Wenn wir unser Tagesziel, den Paroo Darling NP, erreichen wollen, müssen wir zügig aufstehen, denn wir wollen doch noch etwas von Broken Hill sehen. Als erstes besuchen wir das Geo-Center für Geologie, Mineralogie und Metallurgie. Es ist ein Mineralien Museum und zeigt die Geschichte der Broken Hill Mine, deren Geologie  und insbesondere die reiche Mineralienvielfalt in der Erzlode. Da klopft das Herz eines Mineraliensammlers ganz stark. Hier wurden auch sehr grosse Kristalle gefunden. Ein 42kg schweres Silberstück ist ausgestellt. Das grösste wog über eine Tonne. Die Mine ist eine der am längsten betriebenen Bergwerke und ist immer noch produktiv. Nachher fahren wir auf die riesige Abraumhalde zum Denkmal für die verunglückten Kumpel. Von hier oben hat man einen guten Überblick über die Stadt, leider sieht man nicht in den offenen Tagebau. Bei der alten, geschlossenen Brownie Mine steht noch ein kleines Stück des originalen Broken Hill. Die dunklen, verzerrten Gesteinsschichten lassen erahnen, dass da etwas sein könnte. Die richtig reichen Erze waren aber erst ein paar dutzend Meter unter der Oberfläche. Zuletzt fahren wir noch zur Living Desert mit den Sandsteinskulpturen. Broken Hill ist bekannt für seine Malereien. Ein Bildhauer wollte das ändern und hat ein Dutzend Künstler aus aller Welt eingeladen zu einem Skulpturen Symposium. Dabei entstanden die grossen Skulpturen. Nun ist es reichlich spät geworden. Wir ändern unseren Plan und fahren zurück zu unserem schönen CP Nr.11 im Kinchega NP am Darling River. Unterwegs begegnen wir vielen Emus, Kängurus, Ziegen und ein paar Schafen. Ein grosser Tag für Kookaburra: er überschreitet 40’000km. Herzliche Gratulation. Für das Lagerfeuer sammeln wir genügend Holz. Das Risotto con Fungi mit Känguru und Broccolino schmeckt ausgezeichnet.

 

In der Nacht fällt leichter Regen. Der lehmige Boden wird klebrig. Am Morgen begrüssen uns die schwarzen Schwäne und zwei durstige Schafe. Wir lassen uns Zeit und geniessen den Platz ein letztes mal. Eine Ameise trägt ein doppelt so grosses Stück Käse in den Bau. Eine andere findet einen Streifen Schinken, drei mal so lang wie sie. Die spinnen, die Ameisen! Am Mittag brechen wir auf, eigentlich viel zu spät, denn wir haben eine Strecke von über 400km vor uns, die Hälfte davon ist Rough Road. Der weg führt durch Farmland mit Rindern und Schafen. Die ganze Gegend ist flach wie eine Flunder, von 55 müM über einen Rücken bis 90m wieder auf 50m runter. Kein Wunder sehen wir weite Spuren von Überschwemmungen und trockene flache Seen. Sollte mal Regen fallen, kann der kaum abfliessen. Viele Emus und Kängurus fliehen vor uns. Kaum Verkehr auf der Strasse. In Ivanhoe verzehren wir eine Glace. Der Ort besteht aus einem Hotel, einer Grocery, einer Tankstelle mit Caravan Park und ein paar weiteren Häusern. Die Gegend wird noch flacher, weil nun die Bäume fehlen. Die Strasse zieht sich endlos bis zum Abend. Der Himmel glüht beim Sonnenuntergang in allen Farben. Die Kängurus, Rinder und Schafe kommen in der Abenddämmerung gefährlich nahe an die Strasse, man sieht sie fast nicht. Das ist die Zeit für den Road Kill. In Hay fahren wir auf den CP und gehen direkt ins „South Hay Hotel“. Es ist geragelt voll mit mehr oder weniger betrunkenen Leuten. „Friday is Music and Raffels“. Sie versuchen ihr Glück bei der Tombola. Wir bestellen Beef und Reef und warten, und warten, und warten eineinhalb Stunden lang bis wir etwas bekommen. Der Appetit ist uns schon fast vergangen. Die grosse Portion verdrücken wir mühsam.

 

Die Nacht bleibt ruhig, die Musik nehmen wir bald nicht mehr wahr. Der fehlende Kaffee macht sich am Morgen mit einem Kopfbrummen bemerkbar. Koffeinmangelerscheinung bei uns! Wir besuchen das Shearers Outback, eine Hall of Fame der Schafscherer eines Jahrhunderts mit einer Schur-Demo. Es ist erstaunlich, was so ein Scherer können und leisten muss. Ein guter Profi macht 120 Schafe im Tag, der Rekord liegt über 350. das ist schwerste Arbeit, 8 Stunden am Tag. Ein Schaf wiegt bald zwischen 50 und 80kg und es hat Kraft in den Beinen, im Körper und im Kopf. Keith zeigt uns wie man alles richtig macht. Das Schaf bleibt ruhig und ergibt sich seinem Schicksal. Das Woll-Flies wird in einem Stück abgeschnitten, möglichst ohne das Schaf zu verletzen. Das Flies wird anschliessend verlesen, Urin-verfärbte Wolle geht in den Kübel, verschmutzte wird deklassiert und der Rest nach Qualität klassiert: Faden-Feinheit, -Länge und -Reissfestigkeit sowie die Farbe beeinflussen die Qualität. Gesunde, stressfrei lebende Schafe produzieren eine gute Qualität. Stress durch Hunger, Durst, schlechtem Futter und Flucht-Attacken vermindern diese. Eine grosse Rolle spielt natürlich die Zuchtrasse, hier meistens das Merino Schaf. Neben uns sind noch 2 weitere Frauen an der Demo. Teresa aus Cootamundra NSW ist selber Schafzüchterin und kennt sich in allen Details aus. Sie ist 69, ihr Mann 77, sie haben die Farm an ihren Nachbarn, mit vielen Tränen, verkauft, ihre eigenen Kinder sind in die Stadt gezogen und haben „moderne“ Berufe. Nachwuchsprobleme und Landflucht auch hier! Die Fahrt über den Cobb-Highway ist wie erwartet: 200km geradeaus mit wenigen Kurven, kaum Höhendifferenzen und vereinzelten kleinen Ortschaften. Rinder, Schafe, Emus und Kängurus grasen am Strassenrand, viel Roadkill liegt verstreut herum. Wir zweigen vor Echuca nach links zur Lake Barmah Forest Reserve ab, überqueren am Murray River die Grenze zu Victoria (mit einem schlechten Gewissen, denn wir haben noch einen Beutel Salat, 2 Champignon, Knoblauch und eine Zwiebel) Am See finden wir einen schönen Platz, verzehren den Salat beim Lagerfeuer. Wir können viele Vögel in der Abenddämmerung beobachten: Schwarze Schwäne, Pelikane, diverse Enten, Kormorane, Ibise, Löffelreiher und Pink Kakadus auf ihrem Schlafbaum. Sogar die Kookaburras begrüssen uns.

 

Der Platz gefällt uns, wir haben keine Eile. Wir „müssen“ noch das Feuer entfachen, damit wir den Restmüll verbrennen können, wir „müssen“ noch die spärliche Sonne geniessen. Wir „müssen“ noch die nächtlichen Besucher durchgehen: 2 Pferde, Kängurus, Kookaburras, ein Fuchs und ein fauchendes Etwas (war es wirklich nicht der legendäre Tasmanische Tiger?) Endlich, gegen Mittag ist das Feuer aus, wir haben fertig gepackt und sind fast reisefertig, nur noch schnell ein letztes Bisi. Wir fahren nach Süden durch das Goulburn Valley. Zuerst durch hohe Eukalyptus Wälder über flache Felder mit Bewässerungsanlagen. Hier gibt es offenbar genügend Wasser für die Landwirtschaft. Wir vermuten Reisfelder, sehen Weizenfelder, Obst-und Beerenplantagen, Weingüter und viele Rinder und Pferde. In Shepparton füllen wir den Tank und den Kühlschrank wieder auf, wir sind ja jetzt aus der Pest- und Fruchtfliegen- Schutzzone raus. Dem Japaner können wir nicht widerstehen und versuchen seine Sushi und Wonton. Über den Goulburne Valley Highway erreichen wir Seymour und zweigen Richtung Alexandra ab. Von weitem grüssen schon die Berge der Great Dividing Ranges. Das Tal verliert seine flache Breite. Die Strasse steigt an, bis 300 müM. Täler werden tiefer und Hügel begrenzen den Horizont. Nach Alexandra fühlen wir uns wie in Tasmanien: die steile, enge, sehr kurvenreiche Strasse führt uns über den Haines Saddle in den Eildon Lake NP. Eine Kolonne Feuerwehrfahrzeuge kommt uns entgegen. Oben auf dem Pass sehen und riechen wir den Rauch, hoffentlich ist der Park nicht gesperrt. Eine Tafel weist auf „controlled burning“ hin. Aha! Zudem sehen wir eine Tafel: „Booking essential“ via Internet oder Telefon. Weder das eine noch das andere funktioniert. Ach, was soll’s! Beim Ranger Haus nochmals dasselbe, mit der Warnung von „Fines“ und einer Telefonkabine. Es gibt keine Ausreden mehr! Der Gesprächspartner am anderen Ende nimmt die Angaben entgegen, kann jedoch die Buchung nicht vornehmen. Wir sollen uns einen Platz aussuchen und Morgen nach 9 Uhr wieder anrufen. Arbeitszeiten, fast wie in der Schweizer Armee. Auf dem Lakeside CP finden wir einen guten Platz. Es ist schon Dunkel und wir haben kaum Hunger. Es bleibt bei Lachs mit frischem, feinem Brot.

 

Braune Kookaburras und rote Papageien beobachten uns beim Morgenessen. Zwei Väter machen mit ihren 5 Jungen Camping-Fischen-Bootsferien Die Papageien sind schon angefüttert, sie knabbern den Apfel in der Hand. Der Stausee ist nur zu 30% gefüllt. Er erstreckt sich, verzweigt, über 50 – 100km. Beim Ranger buchen wir noch den Platz. Mit 48.- gehört er zu den teureren. „Sorry about that, the hot showers, you know“. Wir fahren wieder über den Haines Saddel via Alexandra und Yea über die Hügel der Great Dividing Ranges nach Whittlesea und Melbourne auf den Big4. Die ersten gelb-roten Herbstfarben an den Bäumen tauchen auf. Das GPS führt uns durch die Aussenquartiere von Melbourne zum falschen CP. Es gibt mehrere Big4 hier! Schliesslich finden wir doch noch den vor-reservierten Platz in Ashley Garden. Nach einem kurzen Apéro machen wir uns an die Arbeit: in der Waschanlage wird Kookaburra vom Schlamm und Staub befreit, nun leuchtet er wieder in alter Frische. Wir wollen uns noch Snack-Nudeln, Reiswaffeln und Cider besorgen für zu Hause. Auf dem Parkplatz möchte Peter einen kurzen Blick ins Innere werfen. Er ist am Evaluieren eines Reisefahrzeugs. Seine Wurzeln hat er in Finnland, seine Frau war Deutsche. Von Ivan bekommen wir den Termin zum Verladen: Mittwoch, 9.30 Uhr.

 

Heute ganzer Tag ausräumen, putzen, einpacken, sortieren für New Zealand. Wir wechseln in die Family-Cabin 2: eine grosszügige 3-Zimmerwohnung, wie wir sie schon lange nicht mehr gesehen haben, bequem und viel Platz. Das Putzen-Packen dehnt sich bis in die Nacht hinein. Haben wir auch wirklich nichts vergessen?

 

Heute geht’s früh los. Wir verabschieden unseren Kookaburra. Die Leute von Secon Freight gehen süferli mit ihm um. Noch ein wenig Luft raus und er passt in den Container. Adieu bis Europa! Dann nehmen wir ein Taxi in die Stadt, Bourke Street Mall. Es treibt uns direkt ins China Red Restaurant. Wieder einmal richtig asiatisch essen: Nudelsuppe mit Szechuan Pfeffer, Beef, Pork und Prawns oder Fried noodles mit Seafood, dazu diverse Wontons. Einfach herrlich! Dann kaufen wir uns zweitens neue Turnschuhe für die Bushlady und erstens die versprochenen Keens für Opa. Die Opa-Latschen bleiben hier. Wir geraten in einen Demo-Marsch gegen die Beschneidung der staatlichen Ausbildungsbeiträge. Die Polizei trägt dick auf: zu Fuss, mit Pferden und Velos und hinten dran eine Gruppe in Teilmontur. Ausser den lauten Stimmen ist alles ruhig und friedlich. Mit dem Bus fahren wir zurück zum CP. „Sorry, you have to buy the ticket in the shop“ der Bus-Chauffeur verkauft uns keine Tickets. Mit verklemmten Backen fahren wir schwarz. Die Bushlady bekommt einen Soforttermin und einen frischen Haarschnitt. Es reicht zwar nicht mehr zum Haare trocknen, die Coiffeuse muss zu einem dringenden Familien-Termin. Wenn das nur keine Erkältung gibt!

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