Tasmanien 3

Hobart – Tasman Peninsula – Fortescue Bay – Huon Valley – Hastings – Jefferies Track – Dervent Valley – Mt. Fields NP – Lake Gordon

Tasmanien3

Wir fahren die 100km bis Port Arthur über die grosse Tasman Bridge, über die Autobahn nach Sorell und über den Arthur Highway durch die Berge der Forestier Peninsula und die Tasman Peninsula. Der Big4 CP ist sehr schön im Wald gelegen, empfängt uns mit einem feinen Lavendelduft von der nahen Lavendel Destillationsanlage. Dies ganz im Gegensatz zur letzten Absteige. Es gibt nur Salat und ein paar Sushi in den vollen Magen. Im Park tummeln sich Tasmanische Longnosed Potoroos, eine Art kleine Wallaby.

Wir fahren als erstes zur Historic Site von Port Arthur, eine grosse Sträflingskolonie von 1830 – 1854. Heute stehen nur noch restaurierte Ruinen. Wir wollen nur eine kurze Tour machen, bekommen aber eine 2-Tageskarte, damit man wirklich alles sehen und studieren kann. Wir müssen uns beeilen für die Bootsfahrt in der Bay und zu den Inseln der Toten und der Knaben. Die geführte Tour durchs Gelände schwänzen wir, zuviel Geschichte und Steinhaufen. Obschon die Darstellungen sehr gut gemacht sind: man wird individuell in das Schicksal eines Sträflings versetzt. Zu jener Zeit war die Deportation der Sträflinge (ob nun wirklich oder nur vermeintlich schuldig) zeitgemäss normal. Unser nächstes Ziel ist die Remarkable Cave. Von einem hohen Cliff aus steigt man tief in einen Felsen Canyon runter und kann die Wellen durch eine Höhle schwappen sehen. Remarkable! Das Blowhole in Doo in der Nähe des Eaglehawk Necks ist ähnlich gebaut: das Wasser hat sich während langer Zeit eine Höhle ausgewaschen, die irgendwann hinten einstürzt ist. Übrig bleibt ein Loch mit einer Höhlenverbindung zum Meer. Die nächsten Stationen verdeutlichen den Vorgang: beim Tasman Arch ist ein Teil der Höhle eingestürzt und der grosse Bogen bleibt zuruck. In der Devils Kitchen ist die ganze Höhle eingestürzt, zurück bleibt ein tiefer Graben. EindrückIich ist die 50-80m hohe Steilküste allemal. Tief eingeschnittene Buchten, Felsentürme, glatte Felswände und unten die tosenden Wellen. Der gut ausgebaute Gehweg zur Waterfall Bay führt durch den schönen Eukalyptus Wald. Die Bäume sind noch schwarz vom letzten Brand und die niedere Vegetation ist noch nicht über das Farn-Stadium hinaus. Interessant sind die verschiedenen Pilze: Röhrlinge, Blätterpilze und das grosse Goldblatt (?). Die Zeit reicht nicht mehr für weitere Eskapaden, so fahren wir über die Tasman Peninsula zur Fortescue Bay. Der CP ist von grossen Gruppen reserviert, ausser Platz Nr. 50. Den reservieren wir sofort für uns,(die nächsten Camper warten schon). 50 ist zwar besetzt von einem Bus mit vielen Booten. Der Tourenleiter kommt bald und schickt uns fort. Nun, nicht gebucht ist nicht gebucht! Wir bleiben. Der Caretaker schickt uns dann auf den freien Platz 41, direkt am Wasser, besser hätten wir’s uns nicht vorgestellt. Die Bucht ist ruhig, der Sonnenuntergang doch noch farbig und die Potoroos sind auch hier.

Regen in der Nacht. Am Morgen trüb, bedeckt. Nach dem Morgenessen zeigen sich ein paar blaue Stellen am Himmel. Gut zum Aufbruch zum Cape Hau, „allow 4 hours return“. Nun, vielleicht machen wir das in kürzerer Zeit. Der Weg beginnt flach, der Küste entlang, doch bald sind Stufen eingeschnitten, dann lange Treppen, zwar wunderschön gemacht mit lokalen Felsenstücken. Wir steigen bis auf 250m hinauf, wieder runter und wieder rauf. Nach eineinhalb Stunden sind wir am Ziel. Das Cape ist wirklich sehenswert. 130m senkrecht unter uns tosen die Wellen an die Felsentürme, feine dünne Fels-Nadeln stehen im Wasser und ragen mindestens 50 m in die Höhe. Die Sonne bricht stellenweise durch die Wolken und zeichnet helle Bilder ins Wasser. Wir sind nicht die einzigen auf der Plattform, ganze Radiowanderungen sind unterwegs. Viele wie wir, die zeigen wollen, dass sie es doch noch schaffen und ein paar Junge für ihre Selfies. Auf dem Rückweg werden fleissig Fotos geschossen, dadurch zieht sich der Weg durch den schönen Tasmanischen Wald in die Länge. Es werden im Ganzen doch fast 4 Stunden. Wir fahren auf der Strasse zurück, besuchen beim Eaglehawk Neck die Tessellated Pavements. Die Felsen am Ufer sind eigenartig strukturiert, wie von einem Bodenleger hingeplättelt. Schön regelmässig gebrochen, und in Jahrtausenden erodiert, entweder als flache Pfannen oder als runde Modelbrote. Wir fahren noch bis Cambridge in der Nähe des Flughafens von Hobart. Der Pizzeria in der Rezeption können wir nicht widerstehen. Seafood und Smoked Salmon with Brie Pizzas mit einem grünen Salat sind das Resultat.

Ohne z’Morge fahren wir über die grosse Tasman Bridge nach Hobart zum Salamanca Market. Wir sind auch hier nicht die Einzigen! Im Hafen ankert die Diamond Princess, ein grosse Kreuzfahrtschiff. Die Gäste haben den ganzen Tag freien Ausgang und viele davon besuchen ebenfalls den Salamanca Market. Nun, wir haben sowas wie in Adelaide oder Melbourne erwartet. Hier erinnert er eher an die Nidaugasse in Biel während der Braderie: viele Stände mit Glismetem, Töpferetes, Schmuck, Homemade Säften oder Konfi, Take-away, Souveniers made in Tasmania, wenig Früchte, Gemüse, Käse, Brot. Davon packen wir etwas ein für die nächsten Tage. Asian Food als z’Morge. Wir fahren in den nächsten Woolworth und decken uns mit Wasser, Joghurt, Kaffe ein. Beim Telstra lassen wir das gebuchte Konto aufbessern. Wir entdecken dabei die Einkaufsmeile von Hobart. Eigentlich wollten wir auf den Mt. Wellington fahren, aber der liegt in dicken Wolken versteckt, obwohl über Hobart die Sonne durchscheint. Wir fahren über die Bergstrasse ins Huon Valley. Die kurvenreiche Strecke führt durch schöne, steile Wälder vorbei an Häusern im Wald (wenn hier nur nie ein Waldbrand ausbricht!). Im breiten Huon Valley werden Wein und Früchte angebaut. Bei Huonville stellt ein Farmer sein Gelände als riesigen Campground zur Verfügung. Wir zünden ein „künstliches“ Lagerfeuer an mit dickem Rauch. „Nimm doch Rücksicht auf die Nachbarn“. Das Risotto Marinara kochen wir einfacher auf dem Gaskocher. Schmeckt mit Wein und Muskatnuss herrlich.

Es ist kalt und trüb, gemütliches z’Mörgele mit frischem Brot vom Salamanca Market. Die Rinder und der Muni von der Farm schauen gelangweilt in der Gegend herum. Wir fahren nach Hastings durch einen schönen Wald, vorbei an Obstplantagen. Die Strasse ist extrem (Bushlady) kurvenreich und eng, mal geht’s hoch in die Berge, mal auf Meereshöhe dem Huon River entlang, der hier einen tiefen Fjord bildet. Vor Southport zweigen wir rechts ab nach Hastings und  buchen die Höhlentour beim Visitor Center. Der Weg dorthin ist „typisch Tassi“: dichter, hoher Wald mit grossen Bäumen und viele Farnbäume. Dazwischen stehen riesige alte Baumstrünke der Ur-Bäume, die vor 150 Jahren geschlagen wurden. Der Strunk war so mächtig, dass sie erst in einer Höhe von 5m abgesägt werden konnten, bei einem Durchmesser von 2m. Unvorstellbar, wie die Holzfäller diese Riesen aus dem Wald zu den Sägereien brachten, ohne Maschinenkraft. Während diesen Arbeiten wurde auch die Newdegate Cave entdeckt. Sie ist die grösste Höhle Australiens mit Dolomit. In der Tat steigt man 500 Treppenstufen auf und ab, die grosse Kammer ist 40 m unter der Oberfläche, 35 m hoch und 20m weit. Sie ist sehr reich an filigranen Stalaktiten. Einzelne Spagetti sind mehrere Meter lang und nur 5mm dick. Der Besuch dieser Höhle hat sich eindeutig gelohnt. Sowas haben wir noch nie gesehen. Beim Visitor Center befindet sich der Hot Pool. 29’C warmes Thermalwasser füllt einen Swimmingpool. Heute ist er aber viel zu klein für alle Kinder. Erwachsene haben gar keinen Platz. Es ist Sonntag vor den freien Labour Day! Auf dem Rasen spielt die Huon River Conzert Band zum hundert jährigen Jubiläum der National Parks Tasmaniens. Die Gegend hat uns schon lange an gewisse Gebiete im Seeland erinnert, nun spielt auch noch eine Blasmusik (wenig Blech, viel Harmonie) auf. Die Stücke sind dem Können der Spieler angepasst, ca. 4.Klasse. Der Dirigent gibt sich alle Mühe, eine Dynamik ins Spiel zu bringen. Die Bläser sind mit ihren Noten vollbeschäftigt. Nach dem Konzert tritt ein Trio auf und spielt rassigen Jazz und Hilly-Billy. Wir haben für heute genug Kurven gesehen und fahren bis Dover auf den CP. Zum Apéro ein Schluck vom Botrytis Semillon von Peter Lehmann und anschliessend ein feines Scotch Filet mit Speckbohnen und Kartoffeln. Die Nacht wird kühl, wir heizen ein.

In der Nacht Regen, kühl, am Morgen Sonnenschein, später wieder bedeckt, „If you don’t like the weather, wait 10 minutes“. Die vier JahreszeitenTasmaniens eben! Wir brechen ausnahmsweise zeitig auf und fahren die kurvenreiche Stecke nach Huonville zurück. Am Strassenrand viel Roadkill: diverse Possums und Potoroos. So kann eine ganze Population ausgerottet werden. Bei Grove zweigen wir links ab Richtung Crabtree in die Berge. Bald steigt die Strasse an und dann kommt die Abzweigung zum Jefferies Track. Man wird vorgewarnt: steil, verblockt, grosse Löcher, bei Regen schlüpfrig, nur für gut ausgerüstete Fahrzeuge und geübte Fahrer. Im 4WD-Trackbuch ist sie mittelschwer beschrieben mit ein paar wirklich schweren Stellen. Wir sind gespannt, was auf uns zukommt. Der Track beginnt gleich saftig, steil und mit groben Steinen belegt, das geht bald nur noch im 1.-2. Geländegang, es wird noch steiler, noch gröber. Aber eigentlich etwa wie erwartet. Nach einigen Kilometern werden wir von einem jungen Hilux-Fahrer überholt. Er meint, dass die Überquerung nach New Norfolk nicht möglich sei, sogar die Motorbikes hätten grosse Probleme. Er macht die Runde über den White Timber Trail zurück nach Huonville. Wir geben noch nicht auf. Eine sehr steile Abfahrt gibt zu denken. Kommen wir da im Notfall wieder rauf? Dann kommen uns 3 Quads entgegen. Sie kommen von New Norfolk her. „The Track is ok“ meinen sie. Nun, vielleicht für die Quads, aber für uns? Bald kommen die Löcher, zuerst noch zahm, 50cm tiefe Spuren, mit Schlamm und Wasser gefüllt. Wir kommen an ihnen vorbei. Dann echte grosse Löcher, 1m tief. Dank den Steinen im Wasser kommen wir durch. Dann kommt’s ganz dick: 4 Spuren, all bis 1m tief, dazwischen trockene Rippen. Das sollte gehen, nur nicht reinrutschen! Geschafft. 2 tiefe Spuren nebeneinander, halbe Wagentiefe, schmal. Die linke mit Wasser gefüllt, die rechte trocken, aber sehr schmal. Da fuhren Landcruiser und Hilux durch aber unser Kookaburra hat eine dicke Arschbacke. Ob das reicht? Ein störender Stein wird noch entfernt, dann tauchen wir in die Grube, l a n g s a m. Wir schaukeln wegen den unebenen Löchern in der Grube. Ein kurzer Kratzer, weiter schaukeln, es geht wieder rauf. Durch. Eine weitere Grube, mit Wasser und am Ende fast einen Meter steil hinauf, mit Lehm, das wird kritisch. Aber es gibt kein zurück mehr. Rein ins Wasser, langsam und mit Diff-Sperre. Ein Hüpfer und wir sind durch. 2. Motorradfahrer „spielen“ in einer Wasser-Grube, durchstarten mit Vollgas und die Dreckschleife hinten filmen. Cool. Sie meinen der weitere Weg sei kein Problem. Wirklich. Bald kommt eine „saubere“ Strasse und die ersten Häuser von Lachlan. Der Jefferies Track hat’s in sich. Wir hatten auch etwas Glück mit der recht trockenen Strasse. Nach einem Regen mit glitschigen, nassen Steinen und schlüpfrigem Lehm würden wir das nicht nochmals versuchen. In New Norfolk kaufen wir uns ein Chicken und fahren durch das Dervent Tal hinauf. Obstplantagen und Viehzucht erinnern an Gegenden im Piemont. Bei Bushy Park wachsen die Hopfenstauden in grossen Mengen gegen den Himmel. Wir fahren in den Mt. Fields NP zum Visitor Center beim Russel Fall. Der CP ist um 3 Uhr schon locker besetzt. Als erstes geniessen wir das noch warme Chicken. Anschliessend informieren wir uns im Visitor Center über die Walking Trails. Wir starten zur kurzen Schlaufe zu den Wasserfällen und den Tall Trees. Der Russel Fall ist zurecht eine Ikone Tasmaniens: ein breiter Wasserfilm fällt über mehrere Stufen in die Tiefe, heute leider eher schwach. Aber die Landschaft ist Tasmanien! Grosse grüne Farmbäume wachsen im dichten Wald. Der Mt. Fields NP ist mit dem Freycinet NP der älteste NP in Tasmanien. Schon früh wurde der Wert hoch eingeschätzt. Der Park lohnt dies mit riesigen Bäumen. Beim Tall Tree Trail können alte, 80-90m hohe Bäume (Swamp Gums, Eucalyptus regnans) bestaunt werden, sie gehören zu den grössten Pflanzen weltweit, nur die Red Wood in Kalifornien sind noch grösser. Im Eifer der Beobachtungen verlieren wir uns aus den Augen und finden uns, verärgert, wieder beim Lady Barron Fall. Nach 2 Stunden sind wir wieder im Camper und heizen, Draussen ist es gegen Abend empfindlich kalt geworden.

Kaltes Müesli kalter Morgen, heisser Kaffee. Heute geht’s in die Tasmanischen Alpen ins Skigebiet oberhalb des Lake Dobson. Die Strasse windet sich in Spitzkehren hinauf, durch verschiedenen Vegetationsstufen: zuerst kommt der Regenwald mit den grossen Farnbäumen, dann die hohen Swamp Gums, weiter oben dann dichter Wald mit jungen Bäumen, ein Resultat eines Buschbrandes. Vor dem Lake Fenton eine riesige Geröllhalde mit grossen Felskugeln. Wie finden hier die Bäume ihren Halt? Vom Parkplatz beim Lake Dobson laufen wir steile 250 Höhenmeter hinauf, durch die Snow Gums zum Lake Seal Lookout. Die Anstrengung hat sich gelohnt. Die Aussicht ist fantastisch auf den tief liegenden Seal-See trotz mittelprächtigem Wetter und saukaltem Wind. In der Ferne locken 3 Gletscherseen. Wir laufen auf dem gut ausgebauten Steg über eine Alpenmoorwiese mit Büschen eine halbe Stunde weiter zum Skilift. Hier in diesen Felsblöcken kann tatsächlich im Winter Ski gefahren werden. Wir geniessen die Sicht auf die Gletscherseen und den Sealsee. Die Kälte motiviert uns zur Umkehr. Ein junges Paar vom Zürichsee ist seit 6 Monaten unterwegs, 2 Wochen In Tasmanien. Wir fahren die steile, enge Spitzkehrenstrasse runter ins Tal und weiter Richtung Lake Gordon, zweigen links in die Scotts Peak Road ab und halten beim Creepy Crawly Nature Trail. Der Name ist berechtigt. Wir müssen fast kriechend durch die fantastische Baum-Moss-Landschaft klettern. Hier haben sich die Macher von „Avatar“ wohl Inspirationen geholt für ihre Fantasie Welt. Alte, vermodernde Baumstrünke liegen am Boden, überwachsen mit Mossen und spriessenden Pilzen (Armillaria novaezelandiae, Neuseeländischer Hallimarsch) darüber wachsen Bäume waagrecht kreuz und quer, ein riesiges natürliches Durcheinander. Der Lake Pedder gehört zum grossen Staudammprojekt Lake Gordon. Zwei Dämme, Edgar Dam und Scotts Peak Dam verschliessen den Abfluss nach Süden. Wir fahren auf den Red Knoll Lookout. Hier bietet sich ein 360′ Rundblick in die Berge. Gegen Südwesten liegt die zackige Stockhorn-Gantrischkette, im Norden leuchtet die Niesen-Pyramide, gegen Nordwesten der Pilatus und im Süden liegt die Greina-Ebene unter uns. Halt, wie sind ja in Tasmanien, die Gebirge haben ganz andere Namen: Frankland Range, Sentinel Range, Mt. Wedge, Mt. Anne, Huon River Valley. Und die Pflanzengesellschaft ist eindeutig anders als in der Schweiz. Wir bleiben beim Edgar Dam auf dem CP. Es wird sehr kalt, innentemperatur unter 8’C. Ein Lagerfeuer erwärmt Körper und Seele. Paul aus Sydney (der mit der barocken Musik im Wald) leistet uns Gesellschaft. Wir bekommen Besuch von einer Familie Pademelons und eine hektische, vorwitzige Dreierbande Quolls. Sie kommen bis zu unseren Füssen zum Schnuppern, rennen dann sofort weit weg.

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