18. Juli Zürich – Singapore
Auftakt zur Reise nach Australien. Am Morgen: erstaunliche Ruhe, noch keine Nervosität. Wir sind bereit, Sind wir wirklich bereit? Wir haben ja noch gar nicht gepackt, geputzt, aufgeräumt! Die Checkliste: haben wir alles? Langsam steigert sich die Nervosität: die Hosen müssen noch genäht werden, alle Kleider und Reise-Utensilien bereit gestellt werden. Haben wir auch nichts vergessen? Düdu will nicht fressen, was hat er nur? Gegen Abend kommt Christoph: „Willst Du nicht eine zweite Brille mitnehmen?“ Um 21.45 Uhr sollen wir abfliegen. Singapur Airline wünscht, dass wir 11/2 Stunden vor dem Abflug am Flughafen sind. Jaja! Um 20.15 gehen wir. Im Flughafen nur wenige Personen: das wird ja rasch gehen! Denkste! Da will doch einer eine ganze Gruppe ein-checken. Die Arme Swissair Dame braucht eine halbe Stunde. Die Folgen: unser Flug ist schon geschlossen. Er geht 10 Minuten früher als vorgesehen. Mit viel gutem Willen kommen wir doch noch durch. Nur das grosse Sackmesser und die schweren Wanderschuhe machen noch Schwierigkeiten beim Metalldetektor. Das Flugzeug, ein Jumbo Megatop B747-400 ist vollgestopft mit Passagieren. Mit 15 Minuten Verspätung (!) auf die vorgesehene Zeit starten wir. Und wie! Der Jumbo will und will nicht von der langen Blindlandepiste abheben. Er beschleunigt nur langsam. Endlich, am Ende der Piste doch noch! Die lange Reise hat begonnen. Der Flug (12 Stunden) ist zeitweise recht unruhig: die Riesenmaschine vibriert, verbiegt sich. Wenn das nur gut geht!
Wer hatte eigentlich die verrückte Idee, drei lange Monate in die Ferien zu fahren Jetzt, wo’s doch gerade soo schön ist zu Hause. Noch nie kamen mir Biotop, Bäume und Büsche so schön vor wie heute. Und Mitzi und Tigi, zeigen sie sich nicht von ihrer besten Seite? Gepackt ist auch noch nicht, überall Puff – mir ist eher nach Kaffee mixte zu Mute als nur einen Streich zu tun. Christoph fährt ein und jagt uns umher mit seinem „ schnäuer schnäuer“. Langsam nehmen unsere Koffer doch Formen an (meine Seite ist natürlich viel umfangreicher). Die Weinbergstrasse steht Spalier und winkt zum Abschied. Leider haben unsere Nachbarn verpasst, dass wir nochmals zurück kommen um Mutti’s Fahrausweis zu holen (Alzheimer lässt grüssen)! Vom Stress auf dem Flughafen erzähle ich gar nichts!
Singapur Airlines, bekannt durch ihren zuvorkommenden Service, verteilt kurz nach dem Abflug heisse „Wäschtüechli“. Während sich die Leute gesittet die Hände damit waschen, benutzt Willi die Gelegenheit, sich wieder einmal Gesicht, Hals und Arme zu waschen. Zum Glück hat er die Wanderschuhe an den Füssen und somit Schwierigkeiten, diese in kurzer Zeit auszuziehen, sonst hätten auch die Füsse einen Waschgang abbekommen. Nach einem ausgiebigen Nachtessen werden die Fenster geschlossen und das Licht gelöscht. Man stülpt sich die geschenkten Socken über und schlüpft unter die Decke. Kaum eingeschlafen (es kommt mir auf jeden Fall so vor), geht das Licht wieder an: „excuse me, madame“ und schon habe ich erneut ein heisses Tuch vor der Nase. Hopp, hopp, waschen dann gibt’s z’Morge. Bald werden wir in Singapur landen.
19.Juli Singapore – Brisbane
Nach langer, durchdöster Nacht landen wir am Nachmittag in Singapur. Erster Eindruck: die vielen „Schlitzaugen“ zeigen: wir sind in Asien! Temperatur: 33°C, heiss. Was sollen wir mit den drei Stunden Aufenthalt machen? Eine Taxirundfahrt (eine Stunde) gibt uns einen kurzen, oberflächlichen Eindruck: Sehr sauber, schöne Parkanlagen, tropische Bäume, Sträucher, Blumen, moderne Hochhäuser, ein recht neues Chinatown. Hauptsprachen: Mandarin, Englisch. Viele Kulturen haben sich hier getroffen: China, Indien, Araber, Kolonialisten. Zurück in den Flieger und weiter.
20.Juli Brisbane Townsville Dunk Island
Morgens früh um 05.20 Uhr Ankunft in Brisbane. Kühl: 9°C, na ja, Cairns ist ja 1000 km weiter nördlich gegen den Äquator zu, da wird’s schon wärmer sein! Vier Stunden Aufenthalt. Etwas essen, trinken?
Suchen wir doch zuerst, aus schlechter Erfahrung heraus, den Abflugschalter: Der Abflug geht nicht vom International Airport, sondern vom Domestic Airport, und der ist 10 km entfernt. Ein Bus bringt uns dorthin: sehr gross, weitläufig. Das gibt uns die Möglichkeit ausgiebig zu marschieren, unsere Beine zu vertreten. Aber wir sind hundemüde. Absitzen – Einschlafen.
Um 09.00 Uhr bringt uns Qantas nach Townsville, über eine flach-hügelige Landschaft mit geometrischen Figuren, braun-gelb-rot mit wenigen grünen rechteckigen und runden Flecken. Gegen Townsville nimmt die Bewölkung immer mehr zu. Hier steigen wir in eine DeHavilland Twin Otter Turboprop um. Die beiden Piloten wissen sicher was sie mit all den vielen Schaltern machen müssen. Das Steuern ist noch echte Hand- und Fussarbeit. Wir fliegen durch dichte Wolken bald tiefer über Hinchinbrook nach Dunk Island. Der Anflug: knapp übers Meer auf die kurze Landebahn.
Es regnet! Der Flughafen: ein gebogenes Dach, eine Stehbar als Abfertigungsschalter und ein Empfang mit einem tropischen Getränke Mix. Die Resort Anlage ist sehr schön gelegen an einer Bucht mit Sand, Palmen, Korallen und (bei aufkommender Flut) gelbbraunem Wasser, inmitten eines Regenwaldes. Regenwald heisst wirklich Regen-Wald! Regengüsse folgen trockenen Zeiten. Die Temperatur: 19-20°C. Ein Spaziergang durch Sand und Wasser überrascht uns mit vielen Korallenbruchstücken und Regen. Wir fliehen ins Zimmer zurück. Wollen wir noch die Umgebung weiter erkunden? Das linke Glas meiner Brille fällt aus der Fassung und zerbricht in dutzend Stücke. Was hat Christoph gesagt? Wir sind todmüde: seit Montag morgen haben wir nicht mehr richtig ge- schlafen, und jetzt ist Mittwoch Abend. Es ist noch zu früh für unser erstes tropische Nachtessen. Wir wollen uns kurz hinlegen. Nach fünf Stunden das erste Erwachen: Na also, es wird nichts aus unserem Nachtessen, dann weiter schlafen.
Um 05.00 Uhr morgens kommen wir in Brisbane an. Ob Willi doch recht hat (“es isch de Winter“): es ist richtig kalt. Unser Weiterflug ist nicht angegeben auf dem Abflug Plan, irgend etwas ist faul. Ein gütiger Herr klärt uns dann auf, dass es noch einen anderen Flughafen gibt in Brisbane. Wir sind langsam geschafft von der langen Reise – also schleppen wir auch noch unser Gepäck zum andern Flughafen. Auf dem Domestic Flughafen schnarcht Willi genüsslich vor sich hin, während ich auf die Moneten aufpasse.
21. Juli Dunk Island
Nach einer lange durchschlafenen Nacht wachen wir endlich, gerädert auf. Das Morgenessen ist „con mio gusto“: Speck mit Ei, Schafwurst, Tomate, dann Schinken, Käse, zum Schluss Früchte: gute Passionsfrüchte, saure Baumtomaten; Kaffee mit Toast, Konfitüre. Für den Lunch-Picnic sind wir zu spät. Wir versorgen uns mit Früchten. Heidi entdeckt den gut gefüllten Kühlschrank. Heute wollen wir die Inselrundtour über den Mt.Kootaloo machen: 5 Stunden. Für uns Bergler sicher keine Sache! Durch den lichten Regenwald geht es, wie durch ein überdimensioniertes Treibhaus, steil in die Höhe. Oben auf der Aussichtsplattform „herrliche“ Aussicht auf die Inseln, das Meer, viele „Touris“ (wie wir!) Auf dem Weg nach unten machen sich die untrainierten Knies bemerkbar: Knie beugen heisst eben nicht nur auf dem Stuhl sitzen und die Knie beugen! Bei Ebbe Wandern wir dem Strand entlang zurück. Viele Krabben, Korallensteine und Mangroven. Heidi stürzt, die Hand schmerzt stark. Mit der Anmeldung zum Nachtessen kommen wir nach dem Singen: wir müssen bis zuletzt warten: es hat sich gelohnt: gegrillter Barramundi, Chnoblibrot, Wein.
23. Juli Cairns
In der Lobby unten finde ich den Concierge schweisstriefend, bleich, zerrüttet: er telefoniert gerade mit den Eltern von Frank und Kathrin in New York. Den Hörer mit der Hand bedeckend ruft er mir zu: „ It’s a real problem, they are on the flight to Vienna“. Jetzt wird’s mir aber auch etwas mulmig zu Mute. Ich habe die eigenartigen Boarding Karten schon bemerkt. Und dass ich sie nicht abgeben musste am „Flughafen“ von Dunk Island hat mich nicht weiter gestört. Wir mussten unsere ab Townsville ja auch nicht zeigen. Offenbar haben die beiden den Flug nach Los Angeles verpasst. Aber dass die beiden jetzt nach Wien fliegen, war wirklich nicht meine Absicht. Ich bekomme ganz weiche Knie und erwache mit Herzklopfen. Es wird sicher noch andere Lösungen geben. Schöne Nächte fördern Träume!
Plötzlich das Telephon: “Somebody is waiting for you“. Was, jetzt schon? Ruft er nicht um 07.50 Uhr an? Schnell auf, runter ohne Morgenessen. Schon weg! „He couldn’t wait so long! He will catch you up after the others“. David Bradburry, unser Tauchlehrer, bringt uns rasch zur Sache: Am Morgen Theorie, Gas-Physik im Wasser, Tauchausrüstung, das „Buddy“-System, Atmen im Wasser, Verständigung. Über Mittag: Optiker für neue Brillengläser, fett-triefende salzige Fast-Food, Medical Check: alles ok. Nachmittag: rein ins kühle Wasser, 4 Runden Schwimmen zum Aufwärmen, rein in den Taucheranzug, Gewichte, Auftriebsjacke, Flasche, Octopus anziehen und durch meinen Buddy Heidi prüfen lassen. Rein ins Pool-Wasser platschen. Ruhig, tief atmen, Brille auf/ab, Wechsel zwischen Schnorchel und Mundstück und runter ins tiefe Wasser, Druck ausgleichen. Das geht, mit ein paar Anlaufschwierigkeiten, ja prima (nur keine Hetze, nicht den Atem anhalten). Das Wasser ist recht kühl.
Für den Abend wird ein Diavortrag in der Gemeindebibliothek vorgeschlagen. So ein typischer, kultureller Vortrag? Denkste! Paddy Colwell lebt vom, im, fürs, am, ist Barrier Reef. Seine Stimme überschlägt sich oft vor Begeisterung, sein Vortrag, die Bilder, das Video und das Demo-Material stecken an: Das Barrier Reef ist wirklich einzigartig und schützenswert. Hände weg vom Reef, in jeder Beziehung: Schönheit kann unbeschreiblich schmerzen. Doch keine Angst: das Reef, tauchen und die Haie können ganz harmlos, faszinierend sein. Eine grosse Seafood Platte und eine Glace geben uns den Rest: Wir müssen ins Hotel zurück, das grosse Buch büffeln. Morgen geht’s weiter, Übrigens: Frank und Kathrin sind immer noch auf Dunk Island und bekommen ihre Billette zurück.
24. Juli Cairns
Heute haben uns, zur Sicherheit, das Telephon und der Auto-Buzzer mehrmals aus dem Schlaf gerissen, trotzdem müssen wir das Morgenessen herunter schlingen und zum Bus rennen. Heute geht’s schon am Morgen früh ins kühle, geheizte Wasser (Brrrrr…). Tauchgeräte auf – tauchen – üben – tauchen. Am Nachmittag überraschend die ersten Prüfungen (gehen erstaunlich gut).
Auf der Suche nach einer Miet-Tauchkamera finde ich ein günstiges Angebot einer gebrauchten Nikonos V. Soll ich, soll ich nicht? Darf ich? Ich darf doch nicht! Spinne ich eigentlich? Aber ein Traum wäre sie doch! Heidi: Entscheide dich endlich und komm! Der Verkäufer will noch einen Drucktest machen. Nach einer halben Stunde kann ich sie holen. Ich lasse Heidi bei Kartoffelchips und Kalamares hocken, kaufe noch ein Nahlinsen System dazu (nach langer, reiflicher Überlegung). Heidi ist hoch unerfreut (über die lange Zeit oder über die „neue“ Kamera?) Morgen früh geht’s aufs Schiff. Meine Nase trieft etwas vom Chlorwasser, hoffentlich ist morgen alles in Butter.
25. Juli Cairns – Atlantic Clipper
Heute ist der erste grosse Tag: früh morgens aufstehen (nach vier Stunden Schlaf, wir mussten doch noch büffeln und packen!) Heidi: „Da, nimm noch eine Antichotz Tablette“. „Aber ich doch nicht!“ Und ob! Auf der Fahrt auf der HAI-BAY II zum Tauchschiff fängt’s schon an: ein Drücken und Rumoren in Magen, Bauch, Hals und Kopf. Ich kann’s gerade noch aus-(resp.be-) halten.
Von Ferne naht ein grosser Zwei-Master, ATLANTIC CLIPPER. Unsere Kajüte liegt direkt neben dem Dieselgenerator. Das Dröhnen wird uns schon in den Schlaf wiegen, zusammen mit den Wellen. Das Meer ist ruhig, die Wellen „nur“ etwa eineinhalb Meter hoch, das Wasser dunkelblau und über dem Riff smaragdgrün. Dann kommt er, der erste Sprung ins Salzwasser. Schluck, hust, ja natürlich, das Mundstück im Mund ist viel besser zum Atmen. Ein Blick durch die Taucherbrille: viele grosse, gelb-blau-graue Fische. Das Tauchen entlang dem Seil nach unten geht wie geübt problemlos. Uns tut sich eine ganz neue, wunderbare, farben- und formenreiche Welt auf. Hätten wir nicht schon Videos, Filme Bilder gesehen, wir kämen überhaupt nicht mehr zum Staunen heraus. In dieser Tiefe und ohne Lichtquelle wirken die Farben halt etwas eintöniger, braun-grün-blau. Trotzdem: diese herrliche Vielfalt ist überwältigend. Wir können ruhig, wohlig darüber hinwegschweben. Ein unbeschreibliches Gefühl. Eine etwa 1.5 Meter grosse Maori-Wrasse mit tiefem, finsteren Blick macht uns grossen Eindruck.
26.Juli Atlantic Clipper
Tauchen vor dem Morgenessen. Zurück zum Schiff, eine Aufregung: zwei Minkwale ganz nahe beim Schiff. Ich komme zu spät, andere können auf ganz kurze Distanz hinschwimmen. Letzter Tauchgang unter kundiger Führung von David Bradburry: wir bekommen unsere provisorischen Zertifikate. Wir sind selbständige Taucher. Wir dürfen zu zweit den ersten Alleingang machen. Wir kommen in etwas flacheres Wasser. Die Sicht und Farben werden wesentlich besser. Korallen wie in den Büchern. Ein etwa 1.5m harmloser Riffhai flieht vor uns. Viele farbige „Aquarienfische“ und Korallen, leuchtend blau-weiss-rot-braun-grau. Am Abend Nachttauchen mit Taschenlampe: gespenstische Lichtkegel durchkreuzen die Finsternis. Die Farben sind ganz anders, viel leuchtender, mehr Rottöne. Die Verständigung mit meinem Buddy ist nicht ganz leicht. Ein exklusives Erlebnis.
27.Juli Atlantic Clipper Cairns
Heute kommt der letzte Tauchtag auf dem ATLANTIC CLIPPER. Wir dürfen schon um 06.30 Uhr aus dem Bett müssen, Kaffee runter, in den nassen Tauchanzug und bei aufgehender Sonne ab ins kühl-warme Nass. Wir schweben durch grosse Fischschwärme den Korallen entlang, ein unbeschreibliches Gefühl. Eine Schildkröte schwebt leicht, bedächtig, elegant und ruhig an uns vorbei. Ein weiss-grauer Rochen liebt offenbar meine Nähe nicht besonders und entschwebt. Nach dem Morgenessen wird das Schiff vom Saxon Reef zum Norman Reef verschoben. Wir können noch unsere letzte Tour machen. Wir kommen an eine ca. 20m hohe Steilwand in glasklarem Wasser. Sicht, Formen, und Farben sind überwältigend. Eine grosse Schildkröte hängt, gut getarnt in den Korallen. Schwärme grosser (50-80cm) Fische tauchen aus einer Schlucht auf. Nach dem Mittagessen geht die lange Fahrt zurück nach Cairns. Wir sind beide geschafft, müde. Aber glücklich. Wir werden wieder tauchen gehen!
28.Juli Cairns – Atherton: 114km
Heute: Fasstag für unseren Bushcamper. Das Fahrzeug sieht von aussen (noch) wie neu aus. Unter dem Boden sieht man die ersten 28’000km: Staub. Die Instruktion ist kurz: 4WD manual vorne zuschalten, Pneuwechsel auf halber Strecke, Oelwechsel nach 15’000km, links fahren, Vortritt von rechts, bei T-Einmündungen kein Vortritt. Ich nehme Vollkasko und hoffe, es sei vergebens.
Und dann: Einladen, Schlüssel drehen, los! 5-Gang Schaltung, links fahren, rechts überholen, einspuren, wenden, in die Stadt hinein, meine Brille holen: bifokal, oben scharf, unten verschwommen. Die gestrige Schiffahrt wirkt noch nach. Die wichtigsten Einkäufe: Wohnutensilien, Fresswaren und auf geht’s auf Achse für die nächsten 77 Tage.
Ueber den Giles Drive die Dividing Range hinauf (Alpenstrassen lassen grüssen!). Zuerst durch Zuckerrohrfelder, dann Regenwald, Bergregenwald auf die Atherton Tablelands, eine Hochebene hinauf. Der Curtain Fig Tree mit seien langen, würgenden Luftwurzeln ist sehr beeindruckend.
In Atherton finden wir die „Mill Barn“ von Walli (Walter) und Mari- anne Gehri. Beide haben längere Zeit im „Pflug“ in Rafz gearbeitet, kennen das „Löckli“ Claudia und sie sammeln sich langsam eine Rafzerfelder Australienfamilie zusammen. Walli hat im Bären Orpund als Koch gearbeitet beim Zürcher Sämu (ca. Mitte der 70er Jahre) Marianne hat kurz im Chutzen in Meinisberg serviert. Sie kommt aus dem Emmental, er aus Mülchi, Limpachtal. Seine Lehrstelle als Käser hat ihm noch Hans Ruch vermittelt. Wie ist doch die Welt so klein!! Das Restaurant läuft mal besser mal weniger gut, Heimweh taucht zwischendurch auf.
Walli’s „Pippu“ ist eine äusserst eifersüchtige, rosagefiederte Papageiendame, ein Galah, die niemand ausser Walli an sich heranlässt. Zubeissen kann sie sehr gut, das Biest! Die Fleischwunde hält noch lange nach.
29. Juli Atherton – Laura – Catfish Waterhole (Lakefield NP): 338km
Nach einer letzten, angenehm im Bett verbrachten Nacht und einem feinen z’Morge müssen wir uns von den gastfreundlichen Walli und Marianne verabschieden. Weiter geht die Fahrt über die Atherton Tabletops km um km Richtung York Peninsula. Wie im Mittelland, zwischen zwei grossen Bergketten mit lockerem Eukalyptuswald, den ersten kleinen Kängurus und dann über eine unendlich lange, unebene, mit Schlaglöchern und Wellblech durchsetzten Piste. Das Fahren ist anstrengend, besonders für den Beifahrer (gilt für beide!) Langsam fahren heisst von Wellblechhügel zu Wellblechhügel schaukeln. Schnell fahren heisst von Schlagloch zu Schlagloch zu fliegen. Wie man auch fährt, es ist falsch. Im Lakefield NP übernachten wir am Catfish Waterhole. Lassen uns die Croqs in Ruhe? Die Fast Food Nudeln im Wasser schmecken ausgezeichnet.
30. Juli Catfish Waterhole – Laura – Musgrave Station: 273km
Die Nacht am Catfish Waterhole ist ruhig. Das Schlafen etwas eng aber es geht. Am Morgen gemütliches z’Morgenessen mit zwei kleinen Kängurus. Dann auf/über einen ratternden Feldweg Richtung Norden. Wir wollen ja noch weiter die York Halbinsel hinauf. Der Lakefield NP ist fast ausgetrocknet, die Creeks staubtrocken. Lockerer Baumbestand mit majestätischen Termiten-Kathedralen. Auf einen Hinweis eines Trampers suchen wir im Sweetwater vergebens nach dem Croq. Dafür gibt’s einen weiten, beschwerlichen Umweg, wortwörtlich über Stock und Stein. Endlich geht’s über die Grassteppe (mit vielen Termiten Hügeln) wieder etwas rassiger vorwärts. Aber eigentlich spielt das keine Rolle, denn der Weg ist unser Ziel! Unterwegs noch ein Fahrer mit umgekipptem Anhänger mit gebrochenen Federn. Hoffentlich passiert uns nicht sowas. Er ist ausgezeichnet ausgerüstet mit Seilwinde, Drahtseil, Ballon-Wagenheber etc. Im Gegensatz zu uns. Seine Familie ist ruhig, ihm ist dies nicht zum ersten mal passiert! Bei der Musgrave Station wollen wir den vermeintlich halbplatten Pneu aufpumpen. Offenbar ist jedoch genügend Luft drin. Nach einem Sandwich geht’s bei der Musgrave Station nach rechts weiter. Ein Kontrollblick auf die Sonne und ab die Post. Bis Archers River werden wir’s kaum schaffen, aber bis Coen sind’s nur 106km. Dort können wir dann in Ruhe tanken, einkaufen und einen Campingplatz suchen. Die Peninsula Development Road ist zwar sehr holprig, versetzt mit Wellblech und Sandspuren aber trotzdem rasch. Truckfahrerin Heidi donnert mit 90-110 km/h durch die Gegend und geht bei jedem Creek vorsichtig, langsam durch die DIPs. Komisch wie sich die Name der Creeks wiederholen: Hann River, Little Laura, Laura River und ich finde sie nirgends auf der Karte. Auch die Distanz stimmt nicht: nach 106 km ist weit und breit kein Coen zu sehen. Vielleicht galt die Distanz für ein, von uns übersehenes Kaffehaus? Plötzlich kommen wir in Laura an: Da waren wir gestern. Wir sind um 180° verkehrt nach Süden statt nach Norden gefahren. Meine Himmelsorientierung ist immer noch auf die nördliche Halbkugel abgestimmt. Heidi ist mit Recht wütend auf meine Navigationskünste!
31.Juli Laura – Lakefield NP – Cooktown – Bloomfield Resort: 215km
Auf dem kahlen, etwas unfreundlichen Campingplatz von Laura lässt es sich trotzdem Schlafen. Duschen, WC und frisches Wasser werten den Platz auf. Wir ändern unsere Pläne: Wir gehen nun nicht noch einmal die York Halbinsel hinauf, sondern wenden uns der Küste zu Richtung Cooktown, mit Uhr und Kompass kontrolliert. Bei der Horseshoe Lagoon sichten wir unsere ersten Süss-wasserkrokodile (ca. 10 Stück, 80 – 140cm lang). Sie sind ganz scheu (oder schlau) und zeigen nur ihre Augen und einen kleinen Teil ihrer Schnauze. Auf dem Weg zur Lagoon (nicht blau, sondern dick gelb-braun!) liegt ein beige-grauer Blauzungen Skink. Die Vegetation wechselt vom lockeren Savannenwald gegen Cooktown hinunter in Regenwald. Unterwegs ein gestrandeter Touri-Adventurebus mit defektem Kühler und schwitzenden Touristen im heissen Bus. Wir melden die verspätete Ankunft im Reisebüro. Von Cooktown bis zum Bloomfield Resort: üppiger, dichter grüner Regenwald wie im botanischen Garten. Auf dem Campingplatz kommen Träume auf: was wäre, wenn wir die Weinbergstrasse an den Nagel hängen würden, wie das Ehepaar aus Perth, das seit Januar unterwegs ist?
1. August Bloomfield Resort – Cape Tribulation – Port Douglas: 126km
Nach gemütlichem Aufstehen geht die Reise auf der Piste Richtung Bloomfield River weiter durch dichten, üppigen Regenwald. Der Fluss, etwa 40m breit, führt recht viel Wasser, aber von einem Rückstau durch die Flut ist nirgends etwas zu sehen. Bauarbeiten für eine neue Betonpassage sind im Gang, doch wir können zum Glück unsere erste grössere Flussüberquerung doch noch machen. Der Bauarbeiter hat aber nicht Freude an unserer Bugwelle! Die Piste wird nun teilweise sehr steil und überquert Hügel um Hügel. Hier kommen wirklich nur noch 4WD-Geländefahrzeuge durch. Eine weitere Bachdurchquerung mache ich, weil’s so schön ist, drei mal für einen Fototermin. Vegetation, Landschaft und Küste laden wirklich zum Bleiben: Farnbäume, Palmen, tropische Pflanzen, Treibhaus- und Zimmerpflanzen in Baumgrösse. In Port Douglas buchen wir einen Tauchtag für morgen. Wir übernachten am Meer unter Palmen, neben Eisenbahn und Marina auf dem Parkplatz.
2. August Port Douglas – Opal Reef – Rumula: 37km
Heute fahren wir mit der HABA QUEEN zum Opal Reef für zwei Tauchgänge. Wie gewohnt: die Fahrt mit dem schnellen Katamaran geht rassig, forsch durch und über alle Wellen. Wenn wir’s nur aushalten! Draussen tauchen wir zu viert in die zauberhafte Korallenwelt mitten in Fisch-Schwärme (u.a. Barracudas, grosser Korallen Cod). Aggressive Anemonenfische verteidigen die Seeanemonen. Heute kommt die Nikonos zum ersten mal zum Einsatz. Es scheint, dass sie funktioniert. Wenn ich die Distanz richtig geschätzt habe, sollten ein paar Dias gelungen sein. Die beiden Dives waren wieder äusserst beeindruckend. Und die neuen Fins von Heidi passen und schmerzen nicht! Nach der rassigen, halb verschlafenen Fahrt nach Port Douglas zurück kaufen wir noch etwas ein und fahren Richtung Mareeba den Berg hinauf. Bei einem kleinen Campingplatz übernachten wir, kaputt aber glücklich, nach einem Wäscheabend.