25. August Darwin – Litchfield NP (Wangi Falls): 145km
Der Concierge hat unser Morgenessen vergessen, wir begnügen uns mit Kaffee, Joghurt. Packen, Einkaufen Päckli machen (gerade noch ohne Parkbusse) und ab mit der Post. Wir machen uns, wieder leicht angespannt, auf den Weg unserer 2. Etappe Darwin-Kimberley-Broome. Wir besuchen am Stuart Highway eine Krokodilfarm. In relativ naturnaher Umgebung leben einige grosse, ältere Krokodile, wild eingefangen, im Rahmen des Croq-Schutz-Programms. Daneben Aufzucht junger Croqs für industrielle Zwecke (Haut, Fleisch) in „Batterie-Haltung“. Die massige Muskelkraft, die kräftigen grossen Zähne und die erstaunliche Behendigkeit, wenn sich die Krokodile einmal bewegen zeigen, dass die Warnungen den Flüssen entlang wirklich ernst zu nehmen und nicht aus der Luft gegriffen sind. Meistens liegen sie aber nur wie ausgestopft da, bewegen kaum die Augendeckel. Auf dem Weg zum Litchfield NP fühlen wir uns wieder in die Pionierzeit versetzt: bei einer Feldspatmine glitzert viel Glimmer. In der alten Bamboo Creek Tin Mine rosten Reste dahin. Wir geniessen das erfrischende Bad unter den Wangi Falls und die Ruhe auf dem Campground.
26. August Litchfield NP (Wangi Falls – Lost City – Sandy Creek): 63km
Heute früh ein Vor-Morgenessen, dann auf den Wangi-Falls-Walk: durch dichten, trockenen, aber dank genügend Wasser im Boden voll grünen Monsunregenwald. Man sieht deutlich den Quellhorizont am Berghang: oberhalb des Horizonts Trockenwald, Bäume mit tiefgründigen Wurzeln. Im Wangi Creek oberhalb des Wasserfalls und an anderen nassen Stellen wachsen viele fleischfressende Pflanzen: Sonnentau und eine lange, klebrige Pflanze mit blauen Blüten. Dann gibt’s im Pool noch einmal ein kühlendes, erfrischendes Bad. Ich klettere wieder in den warmen Pool im Wasserfall: ein kleines, tiefes Wasserloch, gespiesen von einer warmen Quelle. Nach einem ausgiebigen Morgenessen geht’s weiter zum Buley-Rockhole: eine Kaskade von tiefen Wasserlöchern, durchflossen von einem glasklaren, kühlen Bach, so richtig erfrischend. Die Florence Falls sind von oben eindrücklich, wir gehen trotzdem nicht in den Pool runter. Dann kommt der Höhepunkt des Tages: die 4WD-Fahrt zur Lost City und runter zum Blyth Homestead: sehr schwierige, steile, verblockte, verlochte Geländefahrt. Mit einer einzigen Steinberührung kommen wir durch. Heidi geht einzelne Stellen vorzugsweise zu Fuss. Heidi meint, ich hätte das goldene Kreuz für Extremfahrer verdient. Wir übernachten mit einem Feuer am Sandy Creek.
27. August Sandy Creek – Reynolds River – Victoria River Inn (Gregory NP): 464km
Heute haben wir irgendwie nicht den Mumm, vor oder nach dem Morgenessen unseren Morgenwalk mit Wasserfall und Pool zu machen, wir fahren bald weiter: 35 km 4WD-Track. Und was für einer! Gestern ruppig, felsig, steil. Heute Sand, Löcher, Staub. Und die Reynolds River Crossing! Das Gefahrensignal zeigt: tiefes Wasser. Eine Spur weicht aus, dem Fluss entlang, nach vier km: Dead End. Umkehren. Die Wassertiefe prüfen: kommt mir fast bis zur Brust. Aber der Untergrund fühlt sich gut an: kiesig. Etwas sandig. Einfahrt und Ausfahrt gut, aber mit Steilufer. Offenbar sind vor mir schon einige durchgefahren. Wahrscheinlich auch Landcruiser. Der Weg zurück würde einige hundert km Umweg bedeuten. Also: 2.Geländegang, viel Gas und rein. Zuerst eine Wasserwelle, dann fast die ganze Motorhaube unter Wasser. Ein Wasserschwall strömt durch die Lüftung in die Kabine. Die Räder drehen leicht durch. Nur jetzt nicht stillstehen! Heidi macht ein paar Fotos. Endlich steigt der Boden an. Und dann mit viel Vollgas das steile Ufer hinauf. Geschafft. Wenn ich mir heute die Fotos anschaue, verstehe ich das Entsetzen von Heidi besser: das Fahrzeug ist ja bis weit über die Windschutzscheibe unter Wasser gewesen.
Nachher kommen endlose Asphaltstrassen bis zum Victoria River Inn im Gregory NP. Auf dem nackten Campground sucht eine zutrauliche Brolga Familie etwas Fressbares.
28. August Victoria River Inn – Keep River NP: 304km
Heute fahren wir durch die endlosen Weiten des Victoria River Einzugsgebietes: Flache Ebenen, unterbrochen durch pittoreske Tafelberge und felsige Täler des Gregory NPs. Bei Timber Creek: eine Busladung Touris und ein ganzes Treppenhaus Aborigines Kinder. Vor der Grenze zu Western Australia versuchen wir, wegen Quarantänebestimmungen, noch alle Früchte, Gemüse, Nüsse zu essen. Bis auf die Zwiebeln schaffen wir es. Ein Walk durch die Keep River Gorge entlang eines traditionellen Viehtrieb-Tracks. Heidi spottet noch ein mittelgrosses Freshy.
29. August Keep River NP – (Turkey Creek): 257km
Nach dem Morgenessen machen wir uns auf, mit öppis z’Trinke, zur Niggli Gap und zu den „Bienenstöcken“ des Kelly’s Knob Sandstone. Sehr schöne Sandsteinformationen, Mini-Bungle-Bungle mit endemischen Livistona Palmen. Der Weg durch den feinen Sand ist ermüdend, der Drink erlabend, die Gegend erhaben. Es hat sich gelohnt, noch etwas weiter eine Schlucht hinauf zu gehen: eine kleine Oase inmitten der Wüste. In einer Felsenbucht eine Ansammlung von Schmetterlingen. Der Keep River NP lohnt sich, schon nur wegen diesem Walk!
Dann folgt das übliche: km einsaugen. An der Grenze zu WA: Abgabe der Zwiebeln und Knoblauch. Was die Grenzdame wohl damit macht? In Kununura neu einkaufen und auf dem Victoria Highway weiter Richtung Bungle Bungle. Unterwegs, vor Turkey Creek (Warmun) übernachten wir neben der Strasse auf freiem Feld, nach einem gemütlichen Glas Rotwein, grünem Salat, Hörnli und Lambsteak. Viel Verkehr auf dem Highway: Tou- ris, Roadtrains und Flugzeuge in der Luft.
30. August Turkey Creek – Purnululu (Bungle Bungle) NP: 186km
Asphaltfahrt hinter einem Roadtrain: bei 90-100km/h ist kaum ein Überholen möglich. Schläft der Chauffeur oder macht er mit seiner Kurvenfahrt Jagd auf Kälber und Kängurus? Dann folgen 60km 4WD-Track: wie ein kräftiges z’Vieri: Bauernbrot, Käse, Wurst, Most: viel Wellblech, verblockte, verlochte und versandete Strecken. Die Strasse wirkt wie von einem versoffenen Traxfahrer kurvenreich in die hügelige Landschaft gekratzt. Wir suchen den Horizont nach den berühmten Bilder-Bienenstöcken ab, sehen aber keine! Wir buchen einen Heli Flug für 15.00 Uhr (jetzt WA-time, dh. Wir gewinnen heute 1,5 Stunden). Die Zeit reicht noch für den Besuch der Cathedral Gorge. Auf der extrem sandigen Piste kommen endlich die Bee-Hives zum Vorschein: die Aussis haben uns doch nicht betrogen: phantastische Felsformen, Erosionsspuren, Schluchten, Farben, Lichtreflexe und Gesteinsschichten, überzogen mit Silikaten und dunklen Flechten, das sind die wahren Bungles-Bungles auf 450 km2. Die Cathedral Gorge endet mit einem grossen, domartigen Wasserfallabschluss. Rasch knipsen, zurückhetzen und die Piste zurück: die Helis sind für uns bereit. Ein eindrücklicher, unvergesslicher Flug über die Formen und Farben, ganz anders als vom Boden aus. Am Abend eine Slide Show über den Park.
31. August Purnululu NP – Great Northern Highway: 194km
Nachts bläst ein starker Wind, heult der Dingo? Am Morgen ist der Himmel ganz bedeckt. Gestern erreichte das Thermometer des Rangers noch 38°C. Wird’s heute etwas kühler? Regnet es vielleicht sogar? Nein, die Wolken halten nicht, was sie versprechen: sie verdünnen, verschwinden wieder. Heute besuchen wir nochmals die Bungles-Bungles: das Frog Hole, eine imposante, trockene Schlucht mit einem grossen Becken und vielen Palmen. Noch eindrücklicher ist die Echidna Chasm: ein 2km langer, 150m tiefer, 1m breiter Schlitz im Berg, der sich zuhinterst etwas öffnet. Mittags um 11.30 scheint die Sonne während ca. 30 Minuten in diesen tiefen Schlitz hinein. Ein ganz spezielles Erlebnis! Am Schluchtausgang hat sich ein Bower-Männchen ein Hochzeitsnest mit vielen weissen Steinen und Knochen und fein verwobenen Ästchen gebaut. Auf dem Rückweg zum Great Northern Highway nehmen wir einen amerikanischen Autostopper mit. Die 4WD-Piste will heute überhaupt nicht mehr enden. Die Fahrt auf dem Highway wird wegen der tiefstehenden, blendenden Sonne mühsam. Wir übernachten in einer Kiesgrube neben dem Great Northern Highway.
1. September Great Northern Highway – Gibb River Road – Drysdale River: 424km
Heute ist km-Fressen angesagt: zuerst über den Great Northern Highway zurück Richtung Wyndham und dann auf die berüchtigte Gibb River Road: Gravel Road, Drive carefully! Aber wie? Langsam alle Löcher ausfahren oder schnell darüber hinwegfahren, möglichst den grossen Steinen und Löchern ausweichen? Wir entscheiden uns für die zweite Variante. Der Wagen kracht, ächzt. Wir müssen heute unserem Bushcamper ein Kränzchen widmen! Eine Schraube der Batteriehalterung mussten wir in Ellenbrae Station ersetzen. Die Gibb River Road: lang, lang, rauh, manchmal steil rauf und runter, manchmal viel Sand, dann wieder spitze Steine, zuweilen glatt wie eine Autobahn. In Jack’s Waterhole kurzer Drink, kein Fuel. In Ellenbrae: guter Empfang mit Tee und Konfitüre. Fuel nur für den Notfall. In Drysdale: Fuel, Accomodtion, Flugplatz. Das Camp liegt 5km weiter am Miners Pool. Bei der Abzweigung zur El Questro Station laden wir Philip ein Autostopper aus Melbourne auf. Sein Ziel: mitkommen. Heidi und auch ich möchten ihn nicht für die nächsten 3 Wochen mitschleppen.
2. September Drysdale – Mitchell Plateau: 191km
Am Morgen geben wir unseren Autostopper bei der Drysdale Station ab und fahren auf der „frisch gestrichenen“ Strasse Richtung Mitchell Plateau. Entgegen den Informationen ist die Strasse zum grössten Teil in ausgezeichnetem Zustand: mit 90 km/h summen wir dahin. Bis plötzlich eine Kies-Sand-Schwimmstrecke auftaucht. Unterwegs eine junge Familie mit Kleinkind am Strassenrand unter dem schützenden Boot: Sie haben den Anhänger mit Wucht umgekippt. Nach der Mine im Mitchell Plateau sieht der Weg dann ganz anders aus: ruppig, verblockt. Ein Heliflugdienst bietet uns seinen Service an: wir gehen zwei Stunden zu Fuss zu den Mitchell Falls, baden und sonnen uns ausgiebig, dann holt uns der Heli pünktlich ab und fliegt mit uns durch die Schlucht (007 lässt grüssen) und durch die Gegend zurück zum Auto. Am Abend sind wir bei Graham, unserem Piloten, zu Red Snapper aus dem Buschfeuer eingeladen. Uns schmeckt er ausgezeichnet. Ein englisches Ehepaar ist mit von der Partie.
3. September Mitchell Plateau – Surveyors Pool: 102km
Graham bekommt heute schon früh Kundschaft: das englische Ehepaar will eine Runde fliegen und ein „Kimberley Wilderness Tours“ Gelände Bus kommt mit einem Fuder Touris. Die haben aber offenbar auch einen Bushwalk zu den Mitchell Falls gebucht. Wir machen uns auf zum Surveyors Pool. Der Tour Operator warnt uns vor dem direkten Weg, den hätte zwar die Armee vor kurzem mit einem Panzer in Form einer Orientierungs- und Späh-Übung geschafft, aber bei den vielen Spuren, steilen Abhängen und dem unwegsamen Gelände wäre das zu gefährlich für uns. Wir nehmen den Umweg über die normale Strasse (4WD im Geländegang) unter die Räder. Vom Parkplatz zum Pool müssen wir durch 2km Waldsavanne bei hohen Temperaturen und einer Unmenge Fliegen laufen. Ich schlage noch das tapfere Schneiderlein: 13 auf eine Streich. Der blutte Swim im Pool ist ausgezeichnet, erfrischend warm, das Wasser recht klar. Auf dem Felsen geniessen wir ein heisses Dampfbad. Und dann wieder schwitzend zurück. Wir schaffen den Weg nicht ganz bis zur Strasse nach Kalumburu. Auf einem schönen Platz, mitten in blühenden Büschen und Dörrblumen geniessen wir den einsamen Abend.
4. September Mitchell Plateau – Adcock Gorge: 350km
Seit heute haben die Kimberley-Elstern einen neuen Gassenhauer: Nach kurzem Einüben beherrschen schon einige „Zyt isch do“ schon recht gut und geben den Song, z.T. mit künstlerischen Variationen an die Kollegen weiter. Auf der Strasse begegnen wir doch noch einem „Frilled Necked Lizzard“: Fast aufrecht wartet er den Phototermin ab, klettert aber behend einen Baum hinauf, wenn ich ihm zu nahe rücke. Unterwegs lassen wir Graham durch Touris ausrichten, dass wir heil vom Surveyors Pool zurück sind. Die Barnett Gorge kommt uns wie ein Graben vor, oder haben wir sie verpasst? Bei der Mt.Barnett Station treffen wir wieder Philip, unseren Autostopper. Wir nehmen ihn noch weiter mit. Die Adcock Gorge: grosser, schöner Pool, erfrischendes, nicht ganz klares Wasser. Mit einer Mutprobe wollen junge Männer ihrer weiblichen Begleitung imponieren: Wer wagt es, zu springen vom hohen Fels?
5.September Adcock Gorge – Winjana Gorge – Tunnel Creek – Fitzroy Crossing:322km
Wir sollten Christoph zum Geburtstag gratulieren, aber die Telefone sind recht dünn gesät. Wir „spulen“ den Rest der Gibb River Road ab, z.T. durch die hohen Berge der King Leopold Ranges.
Die Napier Ranges sind ein 350 Mio Jahre altes „Barrier Reef“: Senkrechte Korallenfelsen ragen aus der Ebene, 1-5km breit, 90m hoch und über 500km lang. Viele skurrile scharfe Erosionsformen.
Wir besuchen, mit Philip, die Windjana Gorge, ein langer, heisser Marsch durch Sand und tropischen Wald, vorbei an Freshies im Wasser. Tunnel Creek: ein unterirdischer Flussdurchgang durch die Napier Ranges. Wir gehen nur soweit, dass unsere Hosen nicht nass werden, wir müssten noch bis zur Brust durch kaltes Wasser waten.
Dann geht’s weiter nach Fitzroy Crossing. Die Landschaft wird flach, karg, z.T. ohne Bäume. Abends wird die „ECO-FLAVOUR“- Fantasie durchgenommen.
6. September Fitzroy Crossing – Geikie Gorge – Broome: 445km
Morgenauftakt: Geikie-Gorge-Flussfahrt mit grossem Touri-Boot: “Just in front of the boat on the right river bank a number of crocodiles“. Noch mehr Croqs! Die Felsformationen des Devon-Barrier Reefs sind enorm vielgestaltig und leuchten in vielen Farben.
Am Mittag geht’s auf die lange, flache Fahrt nach Broome. Ohne Philip. Ob er wirklich zurechtkommt? Er will wieder zurück auf die Gibb River Road: die Fahrt war ihm zu schnell. Entlang des Great Northern Highway liegen viele tote Rinder, z.T. stark aufgebläht. Abwechslungsweise schlafen wir fahrend, die Gegend verschlafend. In Broome wieder einmal chinesisch essen.
7. September Broome: 19km
Heute gibt’s einen gemütlichen Waschtag für die Wäsche und für uns: wir werfen uns in die Wellen an der Cable Beach, laufen uns die Füsse sauber, nehmen ausgiebig Sand- und Sonnenbäder (mit erstaunlich geringem Sonnenbrand) und warten auf den berühmten Sonnenuntergang von Broome. z’Nacht beim Chinesen II. Und ein kurzes Gratulations telephon zu Christoph. Der Tigi hat offenbar das Haus gut gegen Eindringlinge verteidigt und läuft jetzt mit einem schlaffen Bein herum. Heidi macht sich Sorgen deswegen.