Australien 1994-2 Cairns-Darwin

3. August Rumula – Atherton – Undara Lava Resort: 309km

Mit Regentropfen auf dem Dach und auf dem Arm erwachen wir bei Tagesanfang. Zum Glück haben wir die Wäsche nicht draussen aufgehängt, sie wäre jetzt wesentlich nasser als gestern. Es ist trüb und nieselt, das drückt auf die Ferienstimmung, besonders, weil wir gelesen haben, dass Europa bei 30-35°C schmachtet. Wir kaufen uns einen Campingtisch, damit wir die Stühle auch brauchen können und nicht nur „hinter dem Kofferdeckel“ auf den Knien den Food einziehen müssen. Zum Mittagessen gehen wir noch einmal bei Walli und Marianne in Atherton vorbei. Wir machen möglichst alle Wege doppelt! Ein 60m runder Vulkanschlot unbekannter Tiefe ist beeindruckend. Energie- und Gasmengen ungeheuren Ausmasses müssen hier vor 15 millionen Jahren gewirkt haben. Beim Undara Lava Resort (mit den hingestellten Eisenbahnwagen) machen wir Bekanntschaft mit den RattenKängurus (Bettong) und dem ersten grösseren Känguru.

 

4. August Undara Lava Resort – Tallaroo Hot Spring – Barwidgi Station: 219km

Der Tag erwacht, die weissen Bäume beginnen oliv-orange zu leuchten, der Himmel verfärbt sich grau-oliv-türkis-orange-blau. Innerhalb 10 Minuten ist der Reiz des Tageserwachens vorbei: die Bäume leuchten oliv-grün vor sattblauem Himmel Auf dem Campground grasen Kängurus (Wallaby?) Wir haben uns für die erste Führung zu den Lava Tubes angemeldet. Vor ca. 190 Millionen Jahren hat der Undara Vulkan während 3 Monaten 500 km3 Lava ausgestossen. Dabei bildeten sich Röhren, die beim Versiegen hohl blieben. Heute sind ca.100 km solcher Tubes bekannt, mit einem Durchmesser von dreissig Metern, die sich an der Oberfläche durch vermehrte Feuchtigkeit bemerkbar machen.

Wir machen eine Umweg über Tallaroo, eine Hot Spring mit 74°C heissem Wasser. Im Pool können wir uns bei 38°C gesund baden, unsere Muskeln entspannen. Zurück beim Camper finden wir das vordere linke Rad platt. Also doch noch! Radwechsel! Bei der nächsten Garage kommt der Mechaniker „vielleicht morgen Abend wieder“. Bis Mt.Garnet ist uns der Umweg zu lang. Wir nehmen den direkten Weg nach Chillagoe. In der Nähe der Junevale Station (gemäss unseren Karten) übernachten wir am Strassenrand. Die Nacht ist stockfinster, unsichtbare Kängurus prallen in den Zaun.

 

5. August Barwidgi Station – Chillagoe – Mungana – Burke Development Road: 132km

Es kam wie es kommen musste: Beim Morgenessen entdeckt Heidi entsetzt das platte rechte Hinterrad. Nur jetzt keine Panik! Was macht man im Outback bei einer Panne? Zuallererst: Ruhe bewahren. Welche Möglichkeiten haben wir? Wir können uns nicht selber helfen, unsere Ausrüstung reicht nicht aus zum Flicken. Letzte Nacht haben wir doch einen Dieselgenerator tuckern hören, der gehört sicher zur Junevale Station. Hier fahren sicher alle Bauern mit alten, selbst geflickten Toyotas herum. Ich mache mich auf, ausgerüstet mit Wasser, Kompass, Hut, Windjacke, Pullover, Apfel, Banane, Messer, Rettungsdecke. Auf der Karte geschätzt ca. 10km. Nach 11/2 km finde ich die Barwidgi Station der Familie Loeskow. Vater Carl und besonders Sohn Colin sind sehr hilfsbereit. Bis zum Mittag sind beide Reifen geflickt. Der Hof ist für meine Begriffe riesig: 30×60 km, im Moment etwa 4000 Rinder, vor der grossen Dürre über 100’000 Stück. Die Mutter arbeitet in Mareeba. Neben einer Entschädigung sollen wir ein Lotterielos auf ihren Namen kaufen. Das dürfen wir nicht vergessen! Wir fahren weiter nach Chillagoe und zu den imposanten Kalkfels-Formationen und Höhlen des Mungana NPs. Wassererosion und Kristallformationen bilden bizarre Formen. Auf einer Anhöhe hinter der Burke Development Road schlafen wir in einer ruhigen Lichtung des Waldes.

 

6. August Burke Development Road: 351km

Wir „durchrasen“ die Burke Development Road von den letzten Ausläufern der Dividing Ranges in die schier endlose Ebene des Golf-Inlandes. Viele gemischte Rindviehherden zeugen von der aktiven Landwirtschaft: zeugen und wachsen lassen! Überall künstliche Wasserlöcher (Billabongs) zur Viehtränke. Das Vieh schmachtet wiederkäuend, unter den spärlichen Bäumen Schutz suchend. Einzelne Tiere stehen bis zum Bauch im kühlen Wasser. Pelikane, Schwarzkopf Ibisse und Rotkopfkraniche (Brolgas) suchen nach irgend etwas Fressbarem. An der Mündung des Lynd- in den Mitchell-River gönnen wir uns im warmen, klaren, croq-freien Wasser ein erfrischendes Nudebad. Das tut gut!

Die Burke Development Road hält was das Buch versprochen hat: viele Pot-Holes und tiefen Bulldust. Staubfeine, leicht-bewegliche Masse, die beim geringsten Windstoss hochfliegt; knochentrockenes, feinst-gemahlenes Tonmehl. Pot-Holes: in harten Lehmboden eingebrochene, mit Bulldust gefüllte, versteckte Löcher in der Fahrbahn. Und das ganze über viele km verstreut!. Ca. 25Km vor Duranda finden wir einen „gäbigen“ Campplatz für uns neben der Strasse.

 

7. August Burke Development Road – Kuranda – Normanton: 273km

Heute ist Frühaufstehen angesagt zwecks Fötelen. Aber die Stimmung ist doch nicht ganz wie erwartet. Ein paar hungrige, insektensuchende kleine „Meisen“ und eine heufarbige Stabheuschrecke entschädigen dafür. Der Verkehr auf der Burke Road nimmt heute dramatische Formen an: ein überholendes und drei entgegenkommende Fahrzeuge! Beim Gilbert River suchen wir die sagenhaften „Estuariens“, Salzwasserkrokodile, vergebens. Dafür Kraniche und unterwegs Adler. Der Fischerhafen von Karumba zeigt seine versteckten Geheimnisse nicht: nur Muddy-muddy-Bay, Schrottschiffe und Prawns. Galah George nascht gern von unseren Fast-Food-Pommes. Der Camping Platz in Normanton ist überfüllt, wir bekommen einen Standplatz neben dem Kehrricht Kübel. Der Nachbar-Wohnwagen brennt fast aus. Zum Nachtessen gibts Prawns a la mode du Chef. „He, aui Lüt luege zue!“

 

8. August Normanton – Burketown – Escott Lodge: 249km

In Normanton suche ich vergeblich nach einer Kombi-Hack-Schaufel. Der Vorschlag von Heidi: Garteschüfeli, tut’s eigentlich auch als Bio-WC. Abwechselnd fahren wir nach Burketown: Heidi über die holprigen Wellblech Stücke, ich über die sanften ruhigen Stücke. Wer fährt hier eigentlich besser? Die Leichardt Falls sind imposant, zu vergleichen mit den Iguassu Fällen in Südamerika, nur viel-viel kleiner und heute furztrocken: kein einziger Tropfen Wasser fällt über die Felsstufen hinunter. Aber in der Wet Season, nach langen, starken Regenfällen müssen die sicher enorm donnern über die 500m Länge.

Burketown ist, wie die andern Outback-Nester, ein kurzes Strassendorf mit Seitenstrassen-Stummeln, Tankstelle, Supermarkt, Take-Away und Caravan-Camping. Ein sehr heisser arthesischer Brunnen sprudelt seit hundert Jahren ungenutzt das Wasser in einen Teich und baut sich langsam eine Sinterterasse auf. Wir übernachten 17 km weiter bei der Escott Lodge. Ein „kurzer“ Spaziergang zur Horseshoe Lagoon zeigt: in Australien gelten andere Distanzen!

 

9. August Escott Lodge – Gregory Downs – Lawn Hill NP: 235km

Heute versuchen wir’s mit dem Auto: 5-Mile-Hole, Horseshoe Lagoon: 13km. Etwas weit für den Abendspaziergang! Aber es lohnt sich: Wir begegnen im Wald einem Bustard, einer Trappenart. Gegen Mittag geht’s weiter Richtung Lawn Hill NP über endlose Ebenen: ringsherum Wald, nur wir fahren dauernd durch Wiesen mit lockerem Baumbestand: der Wald ist ein Effekt der perspektivischen Weit-Sicht, die Bäume rücken scheinbar zusammen.

Heute bläst ein heftiger, kühler Südwind. Bei brennender Sonne: heute in Pullover und Windjacke (und in Europa immer noch heiss?) Wir durchqueren ein paar grüne, klare Bäche über Causeways. Gregory Downs: ein Motel, ein Laden, eine Polizeistation. That’s it!

Der Gregory River: klar, frisch, fliessend: einladend, auch für Kanurennen. „Jä, was wosch ou immer mit denä Bäch?“ Wir fahren durch. „Mir het’s i d’s Hirni gschneit“. Die Fahrt wird ruppiger. Bald tauchen Hügel, Felsen, Berge auf: Lawn Hill NP, eine Oase mit Palmen, Vögeln, ein voller Camping Platz. Es reicht gerade noch für uns. Und einen Spaziergang auf den Berg. Am Abend: Diaschau, offenbar lustig für Leute, die den Aussi- Dialekt gut verstehen.

 

10. August Lawn Hill NP: Okm

Heute gibt’s einen stressigen, geruhsamen Tag im Lawn Hill NP: Aufstehen, Sonnenaufgang auf dem Island Stack vor dem Morgenessen. Steiler Aufstieg, viele Föteli. Nach einem langen, ausgiebigen z’Morge (verbrönnte Schinke mit Spiegelrührei) eine stressige zweite Wanderung zum Indarri Waterfall: grosse Katzenwelse (ca. 80cm) warten auf Futter. Die Schlucht und Wasserfälle (Travertin Barriere) erinnern an die Plitvice Seen. Bei sengender Hitze über Felsen und Trockensteppe zurück zum Camp. Rasch Cola runterziehen, Tenuwechsel: Badehosen und ab zum Paddelbootrennen gegen uns selber. Im Tempo des dreifach Gehetzten durch Seerosen über die grün-blaue Wasserfläche, Wasserfälle umtragen und zum Ende des oberen Sees. Klares, warmes Wasser lädt zum Baden bei den Wasserfällen ein. Dank Badebrille: viele grosse Fische wie Long Tom, Eglis und viele andere. Also nur noch mit Taucherbrille und Schnorchel baden. Die Nikonos geht nicht mehr, deshalb auseinander nehmen, Salzkrusten wegwischen und fetten: die Kamera geht wieder etwas besser.

 

11. August Lawn Hill NP – Doomagee – Hells Gate: 230km

Frühmorgens vor dem Morgenessen zu den „Träumenden Hunden“, die schon seit 17’000 Jahren träumen. Ein schöner Lagerplatz, kein Wunder, dass ihn die Aboriginals schon so lange benutzen: ein Paradies für genügsame Leute. Die unteren Cascades: etwas rasches Wildwasser. Unser Zeltnachbar aus Perth (kommen eigentlich alle Aussi-Touris Perth?) gibt uns seine Erfahrungen im Outback wider. Wir machen uns auf, über die Lawn Hill Farm in Richtung Doomagee. Die Fahrt ist gut beschrieben, die Qualität des Weges überhaupt nicht: streckenweise vielfältige Auswahl von tiefen Rinnen, Löchern und Haufen von Bulldust! Ein entgegenkommender Brits-Touri sieht fürchterlich verstaubt aus. Dies steht uns noch bevor. Eine richtige Outbackfahrt mit Creek-Crossing, Umweg durch tiefen Sand etc. Doomagee ist nicht besonders einladend: ein „schwarzes Ghetto“, doch alle sind freundlich. Im kühlen, klaren Wasser des Nicholson Rivers ein kurzes, bluttes Bad hinter dem Damm. Auf den letzten 80km nach Hells Gate treffen wir einen einsamen Radfahrer zu Fuss durch den Strassensand stapfend. Offenbar jagt er sein Essen mit Pfeil und Bogen.

 

12. August Hells Gate – Borroloola – King Ash Bay: 356km

Nach einer süss durchschlafenen Nacht nehmen wir’s heute gemütlich mit dem z’Morge. Nach 50km überqueren wir die Grenze zum Northern Territory. Die Strasse wird zeitweise etwas besser. Wir verlassen die Tiefebene des Golf Country und fahren über eine Bergkette auf die Barkly Tablelands, eine flache Hochebene mit ein paar sauberen Bächen. Waschechte Cowboys und Cowgirls treiben eine Herde Rinder und Pferde über die Strasse. In Borroloola geniessen wir unsere ersten gebratenen Güggelibeine und -Flügel. An der King Ash Bay am Mc Arthur River bleiben wir fast im Sand Stecken. Zum z’Nacht feinen Kartoffelsalat à la Heidi und eine Pfanne voll Rumpsteak.

 

13. August King Ash Bay – Borroloola – Cape Crawford: 234km

Morgen früh: Sonnenaufgang am Mc Arthur River mit vielen Wolken: Das Motiv stimmt, aber die Stimmung will nicht kommen. Nach einem verkorksten Morgenessen versuchen wir Bing Bong an der Meeresküste zu erreichen. Ueber eine neue Asphaltstrasse gelangen wir zu einer Grossbaustelle einer Fluor-Minen-Gesellschaft. Ende, retour mit plattem Reifen: ein Metallstück hat den Pneu durchstochen. Notreparatur in Borroloola. Wortlose Weiterfahrt Richtung Cape Crawford. Unterwegs machen wir, auf den Hinweis eines Strassenbau Ehepaares, einen Abstecher an ein Wasserloch mit imposanter Felsenkulisse. Das nächste Wasserloch: Seven Mile Hole: trübsinnig. Im Motel von Cape Crawford: Aussi-BBQ, Wäsche und Collect Call nach Orpund: alles ok.

 

14. August Cape Crawford – Nathan River – Cox River / Limmen Bight River: 207km

Den Helikopterflug zur „Lost City“ lassen wir fallen. Wir müssten den ganzen Tag in Cape Crawford herumhängen. Mächtige, überlange Roadtrains starten langsam, immer wieder schaltend nach zehn Metern, sicher über ein Dutzend mal. Wir fahren über den Gulf Track weiter Richtung Ropper Bar. Rauhe, unruhige und ruppige Wellblechstrasse mit ein paar Pot Holes. In der schönen Oase von Nathan River Station ein kurzer Cola Halt. Unermüdliches Spiel mit dem Hund. Schöne Steinplatten aus den umliegenden Bergen. Am Cox River/Limmen Bight River Zusammenfluss ein Fischer Camp. Unser erstes Salt Croq grüsst vom anderen Ufer herüber. Zum z’Nacht zweite Pfanne voll Rumpsteak mit feinem Reis Salat à la Heidi. Im WC: kleiner „Laubfrosch“, beim Wasserhahn drei Riesenkröten, die es auf Heidi abgesehen haben.

 

15. August Limmen Bight River – Ropper Bar – Mataranka: 364km

Am frühen Morgen ein vergeblicher Versuch, die Morgendämmerung einzufangen. „Croq-spotting“: der Schein trügt, die Croqs sind weg. Dafür bekommen wir Besuch von der stolzen Wallaby-Mutter mit ihrem Jungen im Beutel.

Lange, etwas mühsame Fahrt vom Limmen Bight Fischer Camp nach Ropper Bar. Unterwegs brennender, lodernder Wald. Show Fahrt über die Ropper Bar, dann weiter mit 100-110 Sachen über eine schmale Asphaltstrasse nach Mataranka. Hier sind die Touris gut versorgt. Die warme Quelle ist wirklich spektakulär: 4 millionen Liter Wasser mit einer Temperatur von 34°C laufen glasklar aus einem Bodenloch. Der Bach wurde von Soldaten im letzten Weltkrieg für die Offiziere zu einem Swimming Pool ausgebaut, inmitten von Palmen. Ein Genuss und ein Muss, trotz vielen Touris-Cars.

 

16. August Mataranka – Elsey Park: 17km –

Heute gibt’s einen Flohnertag: vor dem Morgenessen baden im Thermalpool, angenehm warm-heiss in der kühlen Morgenluft. Dann ausgiebig morgenessen im Bistro (eigentlich hätten wir ohne auch gut überlebt. Mühsamer Abstecher in den Dschungel: keine richtigen Touri-Wege! Short walk zum Stevie’s Hole: grosse Fische, Langustine, 2 Water Monitors (Gould Waran?) Am Nachmittag besuchen wir den Elsey Park. Mit dem Kanu fahren wir den, hier breiten, ruhigen Ropper River runter und rauf bis zu den natürlichen Barrieren. Ein kurzes, erfrischendes Bad im nicht ganz klaren, grünen Wasser kühlt uns etwas ab. Wir bleiben auf dem „12 Mile Yards“ Campground. Das Gnusch im Wagen regt Heidi so auf, dass es sich zuerst die Finger mit den Stühlen quetscht und zum Dessert den Tisch auf die Zehen knallt. Mei, das tut aber weh!

 

17. August Elsey Park – Cutta-Cutta Cave – Katherine Gorge: 161km

Nach dem Morgenessen machen wir uns auf die Suche nach den Mataranka Fällen: 4km zu Fuss, starten in der Kühle des Morgens mit dickem Pullover, Heidi ist’s gar nicht gut, der Magen knurrt und trotz nichts Essen kommt plötzlich alles hoch: kotz. Trotzdem sollen wir weiter gehen. Nach 1/4 Stunden ein kleiner Wasserschwall, das können doch noch nicht die Mataranka Fälle sein! Endlich, nach 1/4 Stunden, bei aufkommender Hitze, finden wir die gut ein Meter hohen, natürlichen Travertin Barrieren, wie in Plitvice, nur viel-viel kleiner. Der Rückweg ist recht mühsam : Hitze, Durst, verstimmter Magen. Erschöpft giessen wir in Mataranka ein kühles Cola runter und erholen uns ein letztes mal im Pool. Auf dem Weg zur Katherine Gorge machen wir einen Abstecher zu den schönen Tropfsteinhöhlen Cutta-Cutta. Der mitgenommene Pullover ist fehl am Platz: je tiefer wir gehen, desto wärmer wird die Höhle. In Katherine (eine erstaunlich grosse Stadt) kaufen wir ein, man könnte meinen, ab Morgen sei alles rationiert. Auf dem Campground Katherine Gorge richtet eine Engländer Familie ihren neu gemieteten Camper ein: alles wir fein säuberlich in Kehrricht Säcke eingepackt und verstaut. Bei denen wird sicher bald die verzweifelte Suche nach Vaters roten Unterhosen beginnen.

 

18. August Katherine Gorge (Nitmiluk NP)

Was schon ein Monat unterwegs? Wo waren wir denn überall in dieser Zeit? Sind wir nicht schon bald „fertig“? Heute haben wir, mit Grab’scher Pünktlichkeit, eine 4-Stunden-Bootsfahrt durch die ersten drei Gorges „mitgetouret“. Eine Invasion von Touris verscheucht unsere „Amsterdamer“ von einem lauschigen Badeplätzli das sie mühsam erpadelten. Die Gorges und deren Seen sind beeindruckend, das Gorge System hat etwa die Grösse des Berner Oberlandes. Am Nachmittag machen wir noch eine mutige Walk Tour zum Lookout und die Wingolf Tour. Ein Liter Wasser, eine Orange und ein Apfel sind bei dieser Hitze und Trockenheit eindeutig zu wenig. Und das Arnhem Hochland zieht sich km um km in die Ferne und die Gorge will auch bei der nächsten Biegung, beim nächsten Hoger nicht kommen. Von einem Felskopf aus scheint die Gorge vielleicht noch 2-300 Meter weiter. Wir verzichten darauf. Die letzten Tropfen Wasser schlürfend gehen wir zurück um auf dem Campground in Coci zu baden. Unsere Engländer packen wirklich schon heute alle Plastiksäcke wieder aus.

 

19. August Katherine Gorge – Pine Creek – Maguk: 311km

Heute wollen wir nur eine kurze Strecke in den Kakadu NP unter die Räder nehmen. Der Stuart Highway ist lang, gerade, glatt, ermüdend. In Pine Creek machen wir einen Abstecher zur Goldgrube. Hier wurde die Topographie umgekehrt: tiefes, mit grünem Wasser gefülltes Loch neben hohen Schutthügeln. Und immer noch wird gelocht, gebrochen. Liegt das Gold jetzt wohl unter dem Paradeplatz in Zürich?

Ein Bad unter den jetzt tropfenden Gunlom Wasserfällen erfrischt bei dieser Hitze. Die Termitenhügel sind hier noch grösser, mächtiger als alle bisher gesehenen. (3-4m hoch). Auf dem Maguk Campground bei der Barramundi Gorge lagern wir offensichtlich über der Wohnung einer Possumfamilie (oder eines anderen hüpfenden, wolligen Wesens von ca. Meerschweinchengrösse). Auf dem Kompostier-WC überrascht uns eine ca. 80cm lange, dünne, quergestreifte, getigerte Schlange. Das Sch… und das Br… geht deshalb ziemlich lange, bis jede Ecke gut ausgeleuchtet ist.

 

20. August Maguk – Twin Falls – Jim Jim Falls: 150km

Heute schaffe ich Heidi schon am frühen Morgen: noch schlafend, fahre ich uns zur Barramundi Gorge; ein typischer kurzer „Grab’scher Spaziergang“ führt zum Pool des Wasserfalls durch einen grünen, dichten Palmenwald, mit Rainbow Pita, einem schil- lernden, farbenfrohen zutraulichen Laufvogel von der Grösse einer Amsel, läuft wie Rebhühner. Ein grosses, gefährliches, aggressives Croq wird versprochen, das mit einem dichten Netz abgeschirmt wird. Ich glaube eher, der Ranger hat sich hier eine Fischzucht angelegt. Ein erfrischendes, bluttes Bad (auf der richtigen Netzseite?) gönne ich mir trotzdem, bis auf dem Felsen eine ganze Radiowanderung Touristen auftaucht. Natürlich müssen wir auch noch über die hohen Felsen klettern.

Wir fahren weiter über den Kakadu Highway. Ein ausgemergelter Dingo macht unsere Herzen weich: wir schenken ihm eine Scheibe Schinken. In Yellow Water: das erste richtige, grosse Croq, ziemlich nah. Viele Wasservögel. Dann folgen 50km saftige Wellblechpiste und 20km genussreiche, wirkliche 4-WD-Piste: Sand, Kurven, Blöcke, Löcher, Wasser, enge Durchfahrten. Herz, was begehrst du mehr? Die Twin Falls müssen erschwommen werden. Wir sind spät dran, der Schlucht-See ist angenehm, die Fälle können wir nur erahnen. Wir fahren 10km 4-WD-Piste zurück zum Campground bei den Jim-Jim- Fällen.

 

21. August Jim Jim Falls – Nourlangi Rock – Ubirr Rock: 168km

Mit einem kurzen „Haut d’Schnurre“ habe ich den heutigen Tag geschmissen. Anstelle einer geruhsamen Wiederholung der Twin Falls fallen auch die Jim-Jim-Falls ins Trockene. Wir fahren verbissen zu den Nourlangi Rock Galerien: alte, z.T. erahnbare Malereien werden mit einem „Remake“ von 1964 verdeutlicht. Ein nicht enden wollender Aufstieg zum Nachbar-Rock gibt uns einen guten Ueberblick über die weite, stimmungsvolle Wald- und Felslandschaft.

Ein Besuch im Visitor Center Bowali erlaubt uns einen vertieften Einblick in Details des Kakadu Parks.

Die Ubirr-Rock Felsformationen beeindrucken durch ihre Lage inmitten des flachen Tieflandes: bizarre Felsen formen Tische, unter denen Aboriginals 20-30’000 Jahre Schutz vor heftigen Regenfällen, Gewittern und der brennenden Sonne fanden. Die Zeichnungen und Malereien und ihre Anlage kommen mir wie eine prähistorische Universität vor: die Malereien bildeten die Grundlage für die Überlieferung von Geschichte, Verhalten, Moral und Gesetzen. Der Felskopf mit dem Lookout ist ideal für Versammlungen, Zeremonien und zum Photographieren des Sonnenuntergangs.

 

22. August Ubirr Rock – Mamukala – Fog Dam: 262km

Nach einem versöhnlichen Morgenessen ein kurzer Blick auf ein verschwindendes Croq im East Alligator muddy River. Im Schlammufer hüpfen die lustigen, grossäugigen, 7cm grossen Schlammhüpfer auf den Vorderflossen herum. Beim Mamukala Vogelreservat sehen wir (gemäss Tableau) ca 25’000 Maggie Geese. Gerade soviele sind es doch nicht, aber ein Gould Waran, Kingfisher und viele andere Wasservögel werten den Mangel auf. Das Kakadu Holyday Village ist gerade gut zum Fooden, hier gibt es keine Alligatoren-Bootsfahrten mehr.

Auf dem Weg nach Darwin suchen wir die legendären „jumping Croqs“. Am Adelaide River finden wir sie, aber wegen zu geschlossen. Morgen wieder! Der nächste Campground ist 30km vor- oder rückwärts. Wir campieren wild auf dem Fog Dam (Heidi mit ungutem Gefühl). Viele Vögel, angeblich hunderte von Pythons und Myriaden von Mücken begleiten den Sonnenuntergang. Mit der Taschenlampe suchen wir die Strassenränder ab (damit die anderen Leute Zeit haben zum Verschwinden). Ein zutraulicher Nick-Knee (Stelzvogel) und ein Frosch zeigen keine Scheu in der Nacht.

 

23. August Fog Dam – Darwin: 88km

Heute stehen wir früh auf wegen a) Sonnenaufgang (alles ist nebelfeucht, gute Stimmung) b) Vogel- und Tierwelt beobachten c) den Leuten (die kommen auch schon sehr früh wegen a) und b). Die Maggies, Reiher und Enten kommen wieder mit grossem Geschnatter an ihre angestammten Plätze, mit viel Gerangel. Dann geht’s auf zum Adelaide River, fastfooden und mit der Adelaide River Queen zu den jumping Croqs. Die trainierten, wilden namentlich bekannten Salties tun getreulich ihre Pflicht, was die Touris erwarten: sie schwimmen zum Schiff, schnappen die happigen Fleischstücke hoch über dem Wasser und lassen die Fotoapparate klicken. Nur Big Hannibal, der 6m grosse Platzkönig hat heute andere Absichten: er muss offenbar einem Eindringling zeigen, wer hier das Schnappen hat. Sogar ein wilder Seeadler lässt sich zum Fototermin bitten. Der Bootsführer kennt alle Verstecke, vom kleinsten, ca. 3 Wochen alten Baby bis zum alten Big Hannibal, der sein Königreich gut verteidigt.

Bei der Gowa Reptilfarm lernen wir die giftigsten und andere Schlangen und Reptilien in erbärmlichen Schaukästen kennen. Da hat der Zürcher Zoo sehr viel zu bieten für tiergerechte Haltung. Dann fahren wir in die Zivilisation von Darwin: duschen, waschen, essen, normal schlafen, so richtig erholen von den Ferien.

 

24. August Darwin

Heute geniessen wir „Zivilisation“: Coiffure, Post von Orpund, neue Pneus für unseren Camper, unwichtige Sachen einkaufen. Und wir geniessen uns. Wir schreiben viele, längst fällige Postkarten, telefonieren wieder einmal mit Simon, sind mehr oder weniger beruhigt, dass alles in Ordnung ist. Am Abend: Fast-Fress-Food bei Steak-Seafood-Salad im SIZZLER: gut-viel-billig-Atmosphäre.

 

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