Tasmanien 1

Spirit of Tasmania – Devonport – Port Sorell – Beauty Point – Beaconsfield – Launceston – Legerwood – Mt. Victoria Forest Reserve – Bay of Fires

Tasmanien1

Es gibt ein Tassi-z’Morge: Müesli mit allen Früchten. Packen, noch den CP für Mitte April reservieren. Langes Abschiedsgespräch mit Lutz und Elke. Wir fahren ins Zentrum von Melbourne und besuchen den Victoria Market. Er ist riesig, quick lebendig und hätte alles was unsere Herzen begehren: viele frische Früchte, Gemüse, Seafood und billiges Fleisch. Sowas wäre was für Biel, da könnte man sich übersatt kaufen und essen. Dann suchen wir erfolgreich die Chinatown. Wie überall auf der Welt mit viel Farbe, Asiaten und Touristen. In einem Foodcourt genemigen wir uns eine vietnamesische Pho-Suppe und ein chinesisches Boiled Chicken. Wir erreichen den Pier der Spirit of Tasmania viel zu früh, schlendern herum, trinken Kaffe. Auf der Strasse demonstriert ein grosse Gruppe splitternackt für kleiderfreies Velofahren. Vor dem Einchecken müssen wir durch die strenge Quarantäne: wir müssen Pumkin, Rüebli, Gurke und Avocado abgeben, sogar das Fabrikneue Surimipäckli landet, wie die angebrauchte Butan-Kartusche, im Kübel. Nach langer Wartezeit können wir endlich einfahren und landen tief unten im G2, die Kabine im 8. Stock ist relative geräumig mit 4 Betten. Das Büffet ist zwar nicht sehr reichlich, aber gut und genügend. Wir organisieren noch den Parkpass und Reiseliteratur für Tasmanien. Auf dem offenen Meer merkt man die Wellen-Schwankungen.

Die Nacht verläuft ruhig, keine Stürme, die Antihistaminica wirken. Wir erwachen früh, müde. Kaffee und etwas zwischen die Zähne und dann warten. Das ganze Entladen verläuft ohne Hetze ruhig. Bald fahren wir durch Devonport. Ja, wohin eigentlich? Bei Coles können wir schon früh einkaufen. Dann auf die Post, für eine Patentanmeldung in Indien braucht es noch meine Unterschrift im Original. Wir fahren die kurze Strecke bis Port Sorell. Die Antihistaminica haben wirklich eine einschläfernde Nebenwirkung. Mit müden Beinen laufen wir zur Beach und um das Dorf herum. Erster Eindruck von Tasmania: es grünt und blüht, ist kühl und nass, erinnert an April im Schwarwald, ohne Tannen aber mit Eucalyptus. Wir wollen uns heute genauer mit der Geographie Tasmaniens vertraut machen. Es zeigt sich bald, dass die vorgesehenen 4 Wochen nicht reichen, um alle interessanten Plätze zu besuchen, und hetzen möchten wir auch nicht. Wir studieren den Reisebericht von Susi und Ruedi. In der Camp-Kitchen tauchen bald Mandy und Graham aus Geelong auf. Sie sind 7 Wochen in Tassi und haben ein genaues Reiseskript zusammengestellt. Unsere Planung wird so sehr rasch konkret und wir können entspannt die Etappen anpacken

Wir wollen zeitig weg, nach Kaffee / Konfi-Schnitten. Wir fahren durch Wälder und Hügel über eine Nebenstrasse nach Beauty Point. Die Landschaft ist wieder kleinräumiger als in Australien, viele Bauerngehöfte mit Kühen und Pferden auf den Weiden. Häuser stehen zum Verkauf. Die Strasse ist rough, eng, kurvenreich, steil auf und ab, „endlich wieder mal Corrugations“. Am Strassenrand stehen grosse Pilze, weiss-creme Lamellen, Stiel mit verdickter Basis, Hut weiss mit Flocken, Geruch schweflig, erdig, ist mir nicht bekannt. In Beauty Point besuchen wir die Seepferde-Zuchtfarm Seahorse World und das Platypus House. Die Seepferdchen werden in Massen gezüchtet für die Pet-industrie, angeblich nicht für die Traditional Chinese Medicine. Endlich sehen wir auch den Platypus, wenn auch nur im Aquarium. Dass die einen giftigen Stachel haben, wussten wir nicht. Sie sind etwa 60cm gross, haben ein feines Fell. Im Nachbarraum laufen 3 Echidna herum und lassen sich gerne füttern. Gierig schlabern sie den Brei mit ihrer 8cm langen, schnellen Zunge auf. Mit ihren Krallen können sie sich innert Sekunden im Boden flach vergraben. Die nächste Station ist Beaconsfield. Die alte Goldmine ist als Museum eingerichtet, mit alten Maschinen und der Geschichte der Rettung zweier Kumpel, die 2006 durch ein Erdbeben eingeschlossen wurden. Die erfolgreiche Rettung dauerte 14 Tage. Der Weg führt weiter Richtung Launceston. Wir machen einen Abstecher zur Batman Bridge über den Tamar River, eine spezielle, halb Hänge-, halb Eisenbrücke. Im Tamar Tal begegnen wir vielen kleinen Rebbergen. Der Hunger treibt uns hinauf nach Grindelwald ins Swiss Village. Nein, keine Bratwurst mit Rösti oder Fondue, dafür mit feinem Grill-Chicken, Seafood Chowder und T-Bone Steak. In Legana vor Launceston finden wir noch den letzten freien CP. Unsere Nachbarn, Franzosen und Belgier müssen zwar etwas Platz machen. Sie arbeiten als Erntehilfen bei der Kirschenernte (lukrativ) und bei der Traubenernte. Und verdienen sich so ihre lange Ferienreise.

Unsere Nachbarn sind schon bei der Arbeit, als wir aufwachen. Nach einem feinen Müesli fahren wir nach Lanceston zur Cataract Gorge. Diese ist tief in den Berg eingeschnitten und führt viel Wasser. Zur viktorianischen Zeit um die Jahrhundertwende wurde hier ein schöner Naturpark mit Badegelegenheit, Seilbahn, Hängebrücke über die Schlucht und guten Wanderwegen angelegt. Auf dem Weg hinauf in die Schlucht begegnen wir einer Schlange, etwa 50cm lang, dünn. Bilder aus der Vergangenheit zeigen, dass der Fluss gelegentlich sehr hoch und wild daherkommt und die ganze Badeanlagen überschwemmt. Wegen einer Meldung von Telstra, dass unser Account abgelaufen sei, suchen wir bei Woolworth einen Voucher. Wir können bei der Seafoodabteilung nicht ohne Marinara vorbeigehen. Launceston ist eine recht grosse Stadt. Wir fahren weiter zu den Lilydale Falls. Ein kleiner Bach stürzt hier über zwei etwa 8m hohe Stufen herunter. Kann man sich sparen. Die Vegetation und die Bäume im Park entschädigen die Enttäuschung. Über eine gut ausgebaute Strasse fahren wir über die Berge und durch die Wälder nach Osten, durch Scottsdale nach Legerwood, vorbei an kleineren Bauernhöfen mit Kühen, Pferden und Schafen. Vielfach sorgen Bewässerungsanlagen für besseren Ertrag, Sogar Kartoffelfelder fallen auf. Die Landschaft ist sehr grün und erinnert immer wieder an hügelige Gegenden im Mittelland. In Legerwood finden wir beim alten, nicht mehr existierenden Bahnhof die Baumskulpturen. Sie erinnern an die gefallenen Krieger des ersten Weltkrieges aus der Gegend. Sie kämpften in Frankreich „für ihr Vaterland“. Ja, was hatten die Tasmanier denn in Frankreich verloren, ausser ihrem Leben? Wir bleiben auf dem „Bahnhofplatz“ für die Nacht. BBQ und Toiletten sind sauber und gut. Wir geniessen ein Risotto Marinara con fungi und Gemüse.

In der Nacht stören vereinzelt Lastwagen auf der Hauptstrasse, sie tönen, wie wenn sie kaum an uns vorbeikommen könnten. Schon früh kommt der Caretaker des „Bahnhofs“ und öffnet seinen Kiosk, einen alten, umgebauten Güterwagen. Wir stehen direkt vor seinem Laden, sorry. Das Dorf wirkte schon am Abend wie ausgestorben, doch am Morgen warten etwa 10 Kinder auf den Schulbus. Die Bevölkerung ist stark geschrumpft, kaum Arbeit in der Nähe. Der Caretaker und seine Nachfolgerin sind sehr freundlich, wollen die ANZAC-Biscuits partout nicht für 20.- Dollar verkaufen, als CP-Gebühr. „It’s for free“. Wir müssen uns noch dran gewöhnen, dass in Tasmanien viel CP gratis sind. Wir fahren via Ringarooma in die Mt.Victoria Forest Reserve über eine enge Forststrasse die steil in die Berge hinauf führt durch einen üppigen Wald. Nein es ist doch nicht der Hochschwarzwald. Bei Ralphs Falls laufen wir zuerst zum  Cashs Lookout. Eine gute Bretterpiste führt durch eine Hochmoor-artige Ebene. Wir fühlen uns in den Baltischen Staaten oder Finnland. Beim Outlook liegt eine tiefe Schlucht vor uns, aber wir sehen keinen Wasserfall. In der Ferne leuchten grüne Wiesen herauf. Doch im Schwarzwald? Wir wollen die Rundtour zum Wasserfall machen, finden einen Pfad mit roten Plastikbändern. Wir folgen diesem Track runter zum Bach, auf der anderen Seite steil rauf über eine Felsenböschung, wieder runter zu einem weiteren Bach, dann wieder rauf, durch dichten Wald, vorbei an dicken Mosspolstern, Irisch-Moos Teppichen, immer weiter weg von den Wasserfällen. Hier hat offenbar ein Kenner und Naturfreund die wunderbaren Plätze andern Leuten zeigen wollen. Nach 2 Stunden zweifeln wir, ob wir auf dem richtigen Pfad sind. Eine kleine Tafel weist auf die „Rattler Traverse“ hin. Wir kehren um, gehen den gleichen Weg zurück. Beim Parkplatz finden wir dann den richtigen Weg zu Ralphs Falls. Das Wasser stürzt fast 100m über eine Felswand runter. Im Moment nur ein kleines Rinnsal. Auf dem Parkplatz stehen Peter und Vanessa. Sie waren „schon überall“, in Italien, Frankreich, der Schweiz, Asien Indonesien, Canada, Mexiko, USA usw. „Was, Heidi aus der Schweiz? Du kannst sicher Jodeln und Willi hat eine Bank“. Die Klischees ändern sich. Wir fahren die Forststrasse weiter, steil runter, vorbei an neuen Holzschlägen. Ganze Hügel werden radikal abrasiert und wieder aufgeforstet. Wir sind in einem aktiv bewirtschafteten Wald. Die Bäume stehen gleichmässig im gleichen Alter und warten auf die Schlachtsäge. Die St.Columba Falls sind eindrücklich. Viel Wasser stürzt über eine 90m hohe Felswand runter in ein verblocktes Bachbett. Das Interessanteste ist der Zugang zum Wasserfall. Er führt durch einen richtigen, üppigen Regenwald mit grossen, bemoosten Farnbäumen. So haben wir uns Tasmanien vorgestellt. Wir sind in Tasmanien angekommen! Wir wollen noch bis zur Küste fahren, ins Pyengana Tal runter, vorbei an vielen Milchkühen, die die Käserei in Pyengana beliefern. Plötzlich ein Stau: Polizei, Sanität und ein umgestürztes Motorrad. Ein Auto und der Motorradfahrer haben die gleiche Kurve falsch erwischt. Der Motorradfahrer sei ok, meldet der Polizist und zeigt uns einen Umweg nach St.Helens. An der Bay of Fires finden wir beim Swimcart Beach Campground einen der letzten freien Plätze. Müde machen wir uns ein feines Chicken-Curry mit Gemüse. Wir bekommen Besuch von einem Wallaby und einem Possum. Hinter den Bäumen rauscht das Meer.

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