Kookaburra kehrt heim 23.12.2020 – 9.3.2021

Nun sind wir schon über 10 Monate in der Schweiz, immer noch unter Kontrolle von Corona.  Die 1. Welle überstand sie mit „relativ harmlosen“ Beschränkungen (im Vergleich zu andern Ländern). Der Sommer „fast wie gewohnt“. Endlich wieder „frei wie die Väter waren“ machen was man wollte.

Wir genossen die Zeit mit der Familie, den Enkeln und mit Baden in der Aare, kleinen Velotouren und pilzlen im Wald.

Die zweite Welle hat die Schweiz voll auf dem linken Bein erwischt: Leider beachtete niemand ausser der Taskforce, dass die Epidemie noch lange nicht überstanden ist. Es kam, wie es kommen musste: der Hammer im November.

Den Sommer verbrachten wir ohne Kookaburra. Wir hofften auf eine Fortsetzung unserer Reise in naher Zukunft. Kookaburra wartete geduldig aus unsere Rückkehr. Regelmässig startet Alex den Motor zur Freude Kooka’s.

Wir hatten viel Kontakt mit Massimo von ITS damit wir alle Möglichkeiten ausloten konnten. Die Aussichten waren nicht besonders rosig. Seine Offerten waren Gold- und Silbertablets: Ab einem „vernünftigen“ Hafen sind die Kosten vergleichsweise günstig. Bolivien als Binnenland bietet nur langwierige Landtransporte über die hohen Anden-Pässe an den Pazifik, durch den Panamakanal nach Europa.

Ein RoRo-Transport ist für Massimo die Hölle: er möchte ein sorglos-Paket anbieten, aber die Wahrscheinlichkeit, dass das Fz ausgeräumt ankommt ist gegen 100%. Da würde er lieber einen Kostenbeitrag leisten, als die Verantwortung für den Transport zu übernehmen.

Ein FR (Flat Rack: eine Container-Plattform ohne Kiste drum herum) ideal für überdimensionierte Lastwagen-Wohnmobile, sind gemäss Massimo „sauteuer“.

Die Container 20″ oder 40″ HC (High Cube) sind für Kookaburra das richtige: gut verpackt, Standard Transport, dafür wurde er ja gebaut.

Massimo macht ein Angebot: ein 40″-HC für 2 Fahrzeuge ab Arica, Chile via Panama / Antwerpen nach Basel. Ab Cochabamba via LaPaz nach Arica auf einem Tieflader. Zusammen mit dem VW von Marcel.

Die Corona-Situation entspannt sich leicht, wir prüfen noch eine Alternative: selber das Fz nach Montevideo schaffen. Der Preisunterschied reicht gut für den Flug. Es geht doch nicht als lokaler Fahrer das Fz nach Uruguay zu fahren. Der Trick ist zu durchsichtig; No, es imposible!

Jetzt geht es ans Formulare ausfüllen! Zum Glück muss sich nur Massimo mit der Bolivianischen Bürokratie herumschlagen:

16 Dokumente müssen in ALLEN Details den wechselnden Wünschen der Bolivianischen Behörden angepasst werden. Zum Glück sind die Datenbahnen CH-BOL leistungsfähig und Massimo’s Nerven aus hartem Federstahl. Schliesslich bekommen wir das ok aus Bolivien: die Dokumente sind in Ordnung. Nun müssen sie nur noch von der Bolivianischen Botschaft in Genf, von der Wohngemeinde, vom Straßenverkehrsamt in Bern, vom Notar beglaubigt und von der Staatskanzlei in Bern mit einer Apostille staatlich legalisiert werden. Das ist überall mit deutlichen Kosten verbunden. So funktionieren offenbar Staaten untereinander, wenn man niemanden 100% trauen kann. Bei Massimo genügt uns sein lockerer Stil!

Jetzt braucht es nur noch ein Handbuch für die Vertreter Massimo’s in Bolivien: Wie öffne ich das einbruchsichere Fz baue die Gasflaschen aus, entleere die Dieseltanks und entsorge den ganzen unerwünschten Kram. Ist genau das, was man sich von fremden Leuten wünscht.

Kurz vor Weihnachten ist es so weit: der Tieflader taucht beim CP Las Lilas auf. Der Einbruch funktioniert perfekt. Die Leute sind Profis.

Alles wird ausgeräumt

 

Ein undichte Stell im Tank wird dokumentiert

Dann wird geladen

Festgezurrt

Und ab nach La Paz

In El Alto werden die Fz umgeladen

Walter vom Hotel Oberland kontrolliert nochmals die „zolltauglichkeit“ für Chile. Alle Lebensmittel, Kosmetik Artikel werden entsorgt.

Sogar unsere Desinfektionsmittel (Vodka !) überleben nicht.

Der überschüssige Diesel tröpfelt aus dem Tank. Wir möchten ja nicht eine Havarie des Container Frachters provozieren. Massimo hat uns genügend eingeheizt:

Pro Jahr gehen etwa 120 Schiffe unter (darunter am 12.3.2019 die Grande America der Grimaldi Lines), 10’000 Container schwimmen herum oder versinken und in den letzten 4 Jahren sind 2 grosse Reedereien Konkurs gegangen.

Endlich kann es los gehen an die Chilenische Grenze. Die Zöllner in Tambo Quemado nehmen ihre Aufgabe ernst.

In Arica werden die beiden Fahrzeuge in einen Container geladen.

Gut fixiert, hohe Wellen können die Ladung enorm strapazieren

Sauber verschlossen

und plomdiert

In Arica  beginnt die lange Seereise, zuerst mit dem Containerfrachter Alioth nach Callao, Lima

Dann mit der COSCO Danube (300m lang, lädt 9400TEU) via Panamakanal, Cartagena, Dominikanische Rep. Rotterdam, Hamburg nach Antwerpen.

Der Weg des Frachters lässt sich auf marinetraffic.com verfolgen

Hier muss der Container durchleuchtet werden, verpasst das Rheinschiff und kommt mit dem nächsten nach Basel. Endlich können wir am 9.3.2021 unseren Kookaburra in Empfang nehmen.

Sauber verschlossen, plombiert

Die Plombe geknackt

Er ist wirklich da!

Da stehen sie, mit Marcels VW-Traum. Er holt ihn 2 Tage später ab.

Das Ganze hat nur funktioniert dank der harten Arbeit von Norma und Massimo. Ein riesiges Dankeschön an die Beiden, denen die Lösung einer schwierigen Aufgabe zur Passion wird.

Beim Kaffee erzählen sie von den bürokratischen Monstern in Bolivien, von Fluch und Segen der Corona-Pandemie, von den vielen Hilferufen der gestrandeten Overlanders in der ganzen Welt. Massimo hat geschworen, nie mehr ein Fahrzeug aus Bolivien heraus zu holen.

Ich bin aber sicher Du kannst ihn am Ostersamstag in der Nacht anrufen, weil dein Repatrierungsflug am nächsten Tag abgeht. Nach einer halben Stunde (er hat inzwischen ein paar Anrufe gemacht) ruft er zurück und meint: mach dir keine Sorgen, wir machen das, ich habe zwar noch keine Ahnung wie, aber es wird klappen.

Und es wird so klappen wie bei uns; Kookaburra wieder zu Hause

Freude herrscht! Mit ein wenig Wehmut: werden wir je wieder in Bolivien weiterreisen?? 

 

Ein Gedanke zu „Kookaburra kehrt heim 23.12.2020 – 9.3.2021“

  1. Endlich habt Ihr das letzte Familienmitglied wieder in der Heimat. Ich freue mich für Euch.
    Den Bericht habe ich gerade gelesen. Eure Erlebnisse begeistern mich immer wieder. Das habt Ihr toll dokumentiert.
    Es ist immer wieder erstaunlich, wie wichtig sich die Bürokraten nehmen, sogar in Südamerika. Ohne diese aufgeblähte Bürokratie wären einige Arbeitslos. Das Leben ginge auch weiter.
    Bleibt gesund und bleibt stark.
    Grüsse von Elke und Lutz

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