Brasilien 17.2. – 26.2.2020

Die Grenze führt mitten durch die Stadt Pedro Juan Caballero auf dem Gras-Streifen zwischen 2 Strassen. Beim riesigen Maxi Hypermercado kaufen wir nochmals ein und beim noch grösseren China Shopping finden wir im Food Court einen echten Japaner, der uns wieder einmal nach Asien zurückversetzt. Einfach gut. Die Grenzformalitäten sind etwas kompliziert, da Zoll und Migration jeweils weit auseinander liegen. Exit Paraguay geht rasch und schmerzlos. In Brasilien müssen wir zuerst zur Migration am Flughafen. Die stellen fest, dass da noch eine Multa offen ist und kein Ausreisestempel existiert. Wir sind offenbar in Porto Soberbo nicht ordentlich nach Argentinien ausgereist. Wir können trotzdem rein. Die Receita Federal (Zoll) nimmt es sehr genau: wo ist der brasilianische TIP, der ist immer noch offen, obschon wir ihn bei Soberbo abgegeben haben! Vom Fz werden Nr und Plakette sauber abfotographiert, alle Dokumente kopiert, der richtige Versicherungsnachweis (nicht der alte) verlangt. Endlich können wir doch noch einreisen. Wir müssen den TIP als Kopie behalten. Wir sind recht spät dran, unser Ziel, Seu Assis 250 km entfernt. Wir suchen einen Zwischenstopp bei einer Tankstelle, diese ist jedoch geschlossen.

Die Fahrt über die Hochebene des Mato Grosso do Sul ist wie erwartet: km2-grosse Sojafelder, vereinzelt Mais, Zuckerrohr. Immer wieder riesige Silo-Anlagen. Km-fressen auf den gut ausgebauten Strassen. Nach Sonnenuntergang erreichen wir endlich, müde, etwas gereizt den CP Seu Assis bei Jardim. Wir richten uns knapp ein, vertilgen das halb-gare Poulet. Die Nacht ist mit 25*C erstaunlich frisch.

Die Nacht ist sehr ruhig. Am Morgen werden wir von Motorenlärm geweckt: heute ist grosser Gartentag: die Bäume werden mit Klein-Kettensägen „schön-gestutzt“, der Rasen wird geschnitten, mit nervösen Fadenmähern. Wir haben das grosse Los gezogen: die Arbeit reicht bis in die Abendstunden.

Wir sammeln ein paar frische Limetten auf, sie sind sehr sauer, haben leicht oranges Fleisch und sehr viel Saft. Das gestrige Huhn oder die Orange heute morgen verpassen uns „eine Unpässlichkeit“. Leichter Durchfall plagt uns den ganzen Tag.

  

Der Fluss hinten am Platz ist leicht trüb aber voll Fische, kleine wie grosse.

Ein gestreifter Putzerfisch knabbert an unseren Füssen, kitzlig – stechend. Wie wild schiessen die Fische auf herabfallendes Laub. Kurzes Gewitter mit Regen.

Am Abend tauchen 8 grosse, hühnerartige Vögel auf. „Motun“ nennt sie der Gärtner. Endlich, kurz vor Sonnenuntergang, kehrt Ruhe ein – bis die Zikaden loszirpen.

Am nächsten Tag besuchen wir den Rio Prata, etwas verspätet zwar, aber früh genug, denn wir sind den Brasilianern ein Stunde voraus. Das Recanto Ecológico Rio da Prata ist der touristische Teil der Fazienda, Es empfängt viele Touristen für das „once-in-a-lifetime“-Erlebnis: Schwimmen im glasklaren Wasser mit tausenden Fischen. Doch zuerst wird das Mittagessen serviert: ein üppiges Buffet mit div. Salaten, Poulet, Pork, Reis und Teigwaren in verschiedensten Zubereitungen und ein reiches Dessert-Buffet natürlich mit Dulce de Leche. Wären wir doch beim z‘Mörgele etwas zurückhaltender gewesen!. Um 2Uhr (Brasilien Zeit) werden wir instruiert und mit Schnorchel, Anzug, Brille und Schuhen ausgerüstet.

Mit einem Kleinlaster werden wir 7 Touristen zum Startplatz gefahren. Zu Fuss laufen wir noch ein halbe Stunde. Das ist speziell angenehm, bei diesen Temperaturen. Der dicke Neopren gibt nie so warm wie jetzt! Wir kommen an einer klaren Quelle vorbei. Mit einer Giesskanne bekommen wir eine Dusche zum Abkühlen dann erreichen wir den Startplatz, den Olho d‘Agua.

Im kleinen (50m) glasklaren See tummeln sich hunderte kleine und grosse Fische (es soll hier etwa 65 Arten geben. In einem, mit Steinen abgesteckten Feld dürfen wir den Boden berühren, sonst ist jeder Bodenkontakt zu vermeiden.

Das ist mit einem Neopren ohne Bleigürtel kein Problem. Wirbelnder Sand in Löchern zeigt die Wasserquellen an. Die Temperatur ist recht angenehm, um die 25*C. Die Fische lassen sich von uns nicht stören. Einfallendes Licht lässt deren Farben leuchten. Die grossen Doradas haben einen grimmigen Blick, sind ja auch die Könige des Flusses. Wir lassen uns im fliessenden Wasser treiben. Erinnerungen an unsere Tauchgänge kommen auf: das Riff schwebt vorbei. Wir geniessen die Treiberei, vorbei an versunkenen Baumstämmen, über grüne „Wiesen“, nahe am Ufer mit den überschwemmten Landschaften. Einfach herrlich. Bei einem Zwischenhalt knabbern die kleinen Putzerfische an unseren Beinen. Aus riesigen Sandlöchern wabern frische, klare Wassermassen aus dem Untergrund.

Ein Alligator versteckt sich hinter einem Baumstamm. Zwischen Steinen lauert eine Krabbe. Eine Fisch-Mutter buddelt Nahrung für ihre Jungen aus dem Sand. Der Rio Olho da Agua mündet in den Rio Prata, der führt viel mehr Wasser, ist viel tiefer und etwas trüber. Bald erreichen wir das Ende der Tour, glücklich, zufrieden und mit tollen Erinnerungen ans Tauchen. Eine Woche Bali wäre jetzt gerade richtig!. Auf dem Rückweg zum CP machen wir einen Abstecher zur Buraco das Araras. Wir kommen für heute zu spät, schon geschlossen. Morgen ist auch ein Tag.

Heute fahren wir doch noch zum Buraco das Araras, aber zuerst müssen wir Kookas 90‘000km feiern, gut gemacht, junger Mann!

 

Auf dem Weg zum Boraco begegnet uns ein grünes Wohnmobil auf einem Hylux. Wir verabreden uns im CP Rio Formosa.

Im Visitor Center werden wir von Kennedy, unserem Guide empfangen. Er führt uns mit viel Sachkenntnis und Interesse zum „grossen Loch“.

Ein hundert Meter tiefer Einsturzkrater (Doline, eine eingestürzte, unterirdisch ausgewaschene Kalksteinhöhle) mit See, senkrechten Sandsteinfelsen wird von 60 Arara-Paaren bewohnt.

  

Wir sehen ein paar davon. Am Ufer dösen 3 Krokodile, ein ausgewachsenes 2-3m grosses und 2 junge.

Die Armee hat, ausser einem Autowrack, die Überreste abgestürzter Tiere, darunter 23 Menschenskelette, ausgeräumt. Kennedy kennt und erklärt viele Pflanzen und Tiere.

 

Nach einer Stunde fahren wir weiter Richtung Bonito. Wir sollten noch vom Geldautomaten Bargeld beziehen. Der hat leider nichts mehr und die Bank gibt kein Bargeld aus. Im Shopping Center ergänzen wir unsere Vorräte und fahren bei strömendem Regen zum CP. Hier begrüßen uns Burkhard und Barbara in ihrem Innovation Camper. Er ist „Mr.Innovation Camper“! Er hat seine neueste Innovation, ein Expeditions-Wohnboot dabei, mit dem sie den Amazonas befahren haben. Sie sind regelmässig seit vielen Jahren in Brasilien. Unter ihrem Moskito-Himmelbett plaudern wir bis in die Morgenstunden. Sie erzählen viel von ihren Erfahrungen, u.a. mit Tom! Die Meinungen sind gemacht. Sie erkennen im Kooka ihre eigenen Innovationen wieder. Sie haben viele esoterisch-verschwörungs-theoretische Erfahrungen gemacht.

In unserem Häuschen hat ein Taubenpärchen sein Nest. Sie wechseln sich regelmäßig ab.

Unter den Bäumen finden wir viele rote, saftige Früchte mit einem grossen Kern: Siriguaia. Säuerlich, frisch, süss, an Mango und Pflaumen erinnernd.

Burkhard & Barbara fahren schon früh zur Cueva Laguna Azul. Wir suchen in der Stadt einen Geldautomaten, werden nach langem hin und her laufen doch noch fündig. Vor dem Casarao Restaurant treffen wir Barbara & Burkhard. Sie fanden den Besuch lohnend. Wir buchen eine Tour für morgen. Im Restaurant gibt es ein frisches Buffet „pro kg“. Französisch: „à discretion“. Bärntütsch: „ fris soviu de wotsch“.

Wir starten früh zur Tour Cueva Laguna Azul. Die Strecke ist weit und ruppig. Beim Emfangszentrum werden wir schon erwartet, bekommen Instruktionen (in Brasiliero), einen Helm und schon geht‘s los, durch den Wald bis zum Einstieg: ein tiefes Loch im Boden.

 

Eine Treppe führt hinunter ein eine riesige Höhle und unten leuchtet schon der Blaue See. Das Sonnenlicht beleuchtet den obersten Teil der Höhle, das genügt um dem Wasser eine schöne Leuchtkraft zu verleihen.

Wir sind ja nicht die Einzigen! Jeder Einzelne will ein Selfie mit dem kobaltblauen See im Hintergrund. Nach dem Aufstieg haben wir den 2. Termin, in der Cueva San Miguel. Wir können mit einer früheren Gruppe mitlaufen. Diesmal geht es im Besucherzentrum zuerst in den 2.Stock hinauf. Von der Plattform können wir 2 Arara Pärchen beobachten.

Dann stolpern wir über eine Hochseilbrücke durch die Baumkronen etwa 200m gegen den Eingang der Höhle. Von einer Plattform können wir in den Schlund der Höhle hinabschauen. Tief unten sehen wir eine andere Gruppe in Labyrinth der Tropfsteine. Der eigentliche Eingang ist auf der anderen Seite.

  

  

Die Höhle ist riesengross, schräg gefüllt mit Deckenschutt und voll mit Tropfsteinen, Stalagmiten, Stalaktiten und dicken Säulen.

  

Eine ganze Wand besteht aus weissem Gestein. Exlusiv finden sich in der Höhle Reste von Korallen. Von der Decke beobachtet uns eine Eule. Der Rückweg zum PP führt wieder durch den Wald.

In der Stadt treffen wir beim Casarao Restaurant Barbara & Burkhard. Gemeinsam füllen wir unsere Mägen vom feinen kg-Buffet. Wir fahren zurück zum CP, löschen unseren Durst mit BiKoWa 123 (Bier-Kola-Wasser im Verhältnis 1:2:3, enthält viel Wasser, viel Geschmack und wenig Alkohol und ist gar nicht so schlecht, wie es tönt!) und das Kopfweh mit einem starken Kaffee. Heute besichtigen wir gegenseitig unsere Wohnmobile. Burkhard erkennt in unserem FZ alle seine Erfindungen wieder. Seine neuste Kreation, den kompakten Aufbau auf einen 4-Tür-Hilux mit automatischem Getriebe erstaunt mit dem grossen Innenraum, trotz des kleineren Aufbaus im Vergleich zum Kooka. Da die Hecktüre fehlt, kann der ganze Raum als Schlafzimmer / Wohnstube benützt werden, geschlafen wir unten. Küche / Stehplatz ist vorne, der Eingang von der Seite.

Der gleiche Aufbau wurde auf eine Schiff-Schale aufgebaut, natürlich mit Innovation-Präzision. Das Boot ist Tropen-Expeditionstauglich und hat sich im Amazonas-Becken bewährt.

Die frühe Nacht wird etwas laut: „Samstag-Abend“ eben. Ab Mitternacht ruhig.

Sonntags-z‘Mörgele mit Barbara. Viel Wochenend-Betrieb herrscht auf dem CP. Ein Brasilianer bringt uns einen Teller mit Gegrilltem Chicken- und Rindfleisch.

Wir beraten zu viert: weiter oder bleiben? Da der Zoll nach Paraguay wahrscheinlich heute und morgen (Rosenmontag, Feiertag in Brasilien) geschlossen ist, entschliessen wir uns, nach langem überlegen, zu bleiben. Es wird ein fauler Tag mit interneten, „tief-schürfenden Diskussionen, schwimmen im Rio Formoso und Brot backen. Ein Argentinier taucht auf, mit einem Motorvelo „Eigenbau“ und einem grossen Hund, den er in einer Kiste auf dem Gepäckträger mitführt und sehr liebevoll pflegt.

Er isst mit uns (der Argentinier), fährt aber noch nachts weiter Richtung Corumba-Bolivien-Peru. Er ist seit einem Jahr unterwegs.

Wegen dem verlängerten Wochenende ist Musikbetrieb bis spät in die Nacht.Die Affen werden gefüttert.

Ein Leguan möchte auch etwas.

Wir schliessen unsere Diskussionen erst um Mitternacht.

Nach einer Woche in der Umgebung von Bonito wird gepackt und bezahlt. Aber es geht nicht ohne das kg-Büffet im Casarao mit Barbara & Burkhard. Ja, es war schön mit euch, danke für die vielen interessanten Diskussionen. Der Abschied fällt etwas schwer.

Über die MS-178 nach Norden gelangen wir nach Miranda. Die Landschaft ist gebirgig-ursprünglich-wild-waldig-hügelig, schön, mit intensiver Landwirtschaft dazwischen.

Der erste Tukan fliegt an uns vorbei. Nach Miranda zweigen wir auf einen schmalen Feldweg ab zum „CP“ Pesquero Primavera. Wir werden mit offenen Armen und schnellem brasilianisch empfangen. Der Platz wirkt etwas heruntergekommen, ist fast auf Grundwasserhöhe, vom Regen noch etwas sumpfig, voll Mücken. Nach dem Apéro gehen wir bald schlafen, bei tropischen Temperaturen im düppig warmen, feuchten Bett. In Miranda ist Karneval, mit Trommel und Musik bis in die Morgenstunden.

Wir wehren die Mücken ab, so gut es geht. Bald fahren wir weiter, über die BR-262 Richtung Corumbá. Bald führt die Strasse durch die weite Ebene des südlichen Pantanals. Überwachsene Bäume und Sträucher wechseln mit feuchten Wiesen ab. Wir überqueren den -Rio Paraguai.

Vor Corumbá tauchen hohe Berge auf. Wir bleiben bei Jane im Pousada do Cochimbo. Hugo arbeitet (leider) weit weg in Minas. Herzliches Wiedersehen. Hier treffen wir „Giovano“ aus Argentinien. Er ist mit einem Hund und 2 Katzen (auch in einer Kiste) mit dem Velo unterwegs, Richtung Peru-Equador. „Synchronizität“? Am Abend noch leichte Gewitter und Regen, erfrischendes Bad im Pool.

In der Nacht „schiffet es“. Alles nass-feucht, am Morgen besser. Wir verabschieden uns von Jane, mit Gruss an Hugo und fahren zum Grenzübergang.

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