Kodacolorado

Salta – La Caldera – San Salvador de Jujuy – Tilcara – Humauaca – Mirador Hornocal 14 Colores – Abra Pampa – Laguna de los Pozuelos – Medano de Fundiciones – Liviara – RN40 – „Kodacolorado“ – Paicone – San Juan de/y Oro – La Quiaca – Laguna Colorado – Yavi – La Quiaca / Villazon

Ich stehe auf dem achten der Ocho Hermanos, den Acht Brüdern, sichelförmige Berge in einer weiten Ebene. Harter, griffiger Sandstein macht den Aufstieg durch kleine, dornige Büsche, wenig Gras und Kakteen leicht, das Atmen fällt schwerer. Verständlich bei 3670 müM!

Unter mir die orange-braune Pfütze Laguna Colorada, ein paar Rinder (oder sind es doch die allgegenwärtigen Lamas?) grasen am Seerand. Dahinter leuchtet ein kleiner türkis-weisser See. In der Ferne glitzern die Wellblechdächer von La Quiaca, der nördlichsten Stadt Argentiniens und Villazon in Bolivien.

Die beiden Grenz-Städte sind fast zusammengebaut, getrennt durch den Rio La Quiaca. Die Augen schweifen in die Ferne. Weite, hügelige Ebenen enden am Horizont an flachen Bergketten. Schlangenlinien von trockenen Flüssen erreichen die Lagune, aber kein Bachbett entwässert den See. Er wird langsam zum Salzsee. Der Rio La Quiaca hat eine tiefe Furche in die Ebene geschnitten. Das Regenwasser hat aus den Hängen bizarre Felsenformen herausgewaschen. Die Gegend errinnert an Zentralaustralien, an den Great Central Highway mit den Petermans Ranges. Weite ohne Ende! Wir haben damals das Rainbow Valley besucht, ein kleines Tal mit wunderschönen weiss-rosaroten Felsen, die im Abendlicht magisch leuchteten. Aber was haben wir in den letzten Tagen hier gesehen?

In Salta lassen wir die Gasflasche auffüllen, eine grössere Operation bis die Verbindungen passen.. Dann Einkauf im Carrefour und Suche nach Gas-Kartouchen. In der Gartenabteilung des Easy-Jumbo (Equivalent zu Jumbo Heimwerkermarkt) im Portal Salta Einkaufszentrum werden wir fündig. Wir fahren zu unserem Rössli-CP am Digue La Caldera zurück. Die Fahrt durch den Yunga-Regenwald ist wieder bezaubernd, aber heute fahren wir einfach durch, das Tal hinauf Richtung Tilcara.

In Tumbaya ist wieder die Virgin los, viel Volk. Bei Maimarà steigen wir auf den Mirador-Hügel hinauf und bewundern die farbigen Steinhaufen auf der Gegenseite.

Tilcara ist an Ostern komplet verstopft mit Autos. Wir bleiben im El Jardin. In der Nachbarschaft läuft eine Show mit sehr lauter Musik und einem Sprecher, der fast ausflippt. Der gleiche Rodeo-Show-Sprecher wie in Cachi? 3 Stunden ohne Unterbruch (nur je 5 Sekunden um den Namen des Reiters zu lesen) ins Mikrophon schreien ohne heiser zu werden, eine Leistung, die wir gar nicht zu würdigen wissen! Ab 22 Uhr ist endlich Ruhe! Rolf, Werner, Marina, Magie aus Erlinsbach sind auch wieder hier (ex Salta). Sie wollen über den Jama Pass nach San Pedro de Atacama und die Lagunenroute von unten angreifen.

Bedenken und Reisestress wegen fast abgelaufenem Visum zerstreuen sich bald: die Einreise in Argentinien vom 5. Januar wurde am 16./17. Februar auf dem Weg zum Paso Agua Negra unterbrochen. Wir haben noch alle Zeit! Wir laufen in die Stadt zum Zentralplatz und in den gedeckten Mercado. Viel farbiges Handgestricktes, Souveniers, im Mercado frische Früchte und Gemüse.

Wir kaufen die typischen kleinen Anden-Patas und Koka-Blätter! Wir gehen unter die Junkies! Am Strassenrand rösten 2 Schafe zu Asado.

Wir können nicht widerstehen und füllen unsere Bäuche mit je einer riesigen Portion („eso es para una persona“ also bestellen wir 2). Danach füllen wir den Diesel- und den Wassertank auf, ab geht’s Richtung Humahuaca. kurzer Stopp bei der Abzweigung zum Weingut Zuccholino mit dem höchsten Weinberg der Welt 3331müM (höher als Hess!!) Da aber unser Weinkeller voll Hess ist, machen wir keinen Abstecher. Dafür fahren wir in Humahuaco direkt auf den Berg zum Mirador del Hornocal (14 Colores).

Mit dem Sonnenuntergang legen die schon an sich farbigen Felsen noch einen Zacken zu, ein geometrisches Feuerwerk.

Wir merken die Höhe von 4350müM nur zu gut. Kokablätter sollen gut gegen die Höhenmüdigkeit sein.

Wir merken nichts. In der Dunkelheit fahren wir den ruppigen Weg zurück nach Humahuaco und campen im CP Bella Vista.

Langsam kommen wir auf Touren, verlassen den CP erst am Mittag, Mit kurzem Blick auf das enorme Unabhängigkeits-Monument in der Stadt.

Auf der RN9 fahren wir das breite, grüne Tal des Rio Grande de Jujuy auf über 3700müM hinauf und erreichen die grüne Hochebene La Peña bei Abra Pampa. Hier zweigen wir auf die RP7 durch die Sierra de Cochinoca Richtung Laguna de los Pozuelos ab. Am Parkeingang werden wir registriert (ca. 3000 Besucher pro Jahr). Wir können direkt neben dem Rangerhaus übernachten. Zuvor fahren wir jedoch auf einem kleinen Track zum See. Er spielt eine grosse Rolle bei den Vogelzügen. Jährlich passieren abertausende Wasser- und Wattvögel diesen See von Nord- nach Süd-Amerika.

Zudem hat es eine grosse Population von den 3 Flamingoarten,  Andenflamingo, Jamesflamingo und Chileflamingo. Auf dem Trockenen grasen Lamas in Gehegen und Vikunias in freier Natur. Kein Netz, kein WiFi, aber WhatsApp funktioniert, la Gringa freuts!

Wir sind von der Laguna de Los Pozuelos auf der RP70 über den Médano de Fundiciones gefahren.

Hier wird ein neues Minengebiet eröffnet (Blei, Zinn??). Dank den vielen Minen im Altiplano sind die Strassen zwar ruppig, aber recht gut ausgebaut.

Wir gelangen durch eine zauberhafte grüne Berglandschaft auf die RN40, die Ruta Quarenta.

Hier tut sich eine neue Welt auf: in der Ferne leuchten die schneebedeckten Vulkane Cerro Panizos, Cerro Alcoak, Cerro Lipez und der Dreiländer-Vulkan Cerro Zapaleri (5653m). Der Rio Osmoraio hat sich ein tiefes Tal im farbigen Sandstein ausgewaschen.

Aber das Schönste folgt erst in der nächsten Bergkette: grosse, verwitterte Granitblöcke liegen in weissem Sand, dahinter Sandsteine in allen Farben: weiss, gelb, orange, rot, braun, grün, violet.

Der Cerro Verde ist ein in allen Grüntönen gefärbter Berghang.

Die Fortsetzung folgt in gelb-weiss-orange-rot vor grünen Feldern.

Eine reine Farben-Orgie, die sich im Abendlicht noch verstärkt!

Wir bleiben mitten auf der Strecke über Nacht: wir taufen das Tal Kodacolorado! Zur Abwechslung laufen wir noch auf den nächsten Hügel, mei gibt’s da was zu schnaufen! Wir bewegen uns ja auch auf fast 4000müM. Die Nacht ist ruhig, nur 2 Fahrzeuge passieren. Wir geniessen den schönen Platz und die farbigen Berge, nun von der anderen Seite beleuchtet.

Wir dachten, die Farborgie sei nun bald Vergangenheit. Weit gefehlt! Der kleine Ort Paicone legt noch einen drauf!

Wenn er nicht so abgelegen wäre, würden sich hier die Touristen mit den Selfies im Weg stehen. Das war’s?

In San Juan de Oro machen uns Oscar und Jolanda aus Jujuy darauf aufmerksam, dass wir unbedingt durch den Cañon des Rio de Oro fahren sollen, er sei „hermoso“, „schön“.

Die RN40 führt 11km durch das Bachbett dieses Cañons, ein weiterer Höhepunkt des Kodacolorados!

 

Unbeschreibliche, hohe Felsformationen und der kleine Kookaburra unten!

Die Strasse steigt immer mehr bis auf 4300 müM, Hügel reiht sich an Hügel. Vor Timo Cruz liegt der km 5000 der RN40.

Nach einer weiteren Hügelkette geht’s wieder runter in die Ebene der Laguna de los Pozuelos. Über eine letzte Kette kommen wir in die Nähe von La Quaica. Wir wollen nicht in die Stadt fahren und nehmen eine „Grab’sche Abkürzung“ Richtung Laguna Colorada, einen Feldweg der ein tiefsandiges Bachbett quert und steil über einen Sandhaufen mit Kieshindernis führt. Wir schaffen’s knapp! Nach der RN9 geht der Feldweg weiter bis zum Fluss neben der alten Bahnbrücke. Leider ist die Ausfahrt weggewaschen, kein Durchkommen für uns. Die Bahnbrücke vielleicht? Breit genug wäre sie, stark genug auch, aber die Schwellen sind etwas unregelmässig weit auseinander. Gringo juckt’s in den Fingerspitzen, Gringofrau wehrt vehement ab. Ein Spielchen für Andere! Wir kehren um, fahren durch die Stadt hinaus zur Laguna Colorada hinter den Ocho Hermanos.

 

Wir besuchen noch das Aborigin-Dorf Yavi.

Hier ist wenig los, viele Alt- und Neubauten. Vom Mirador haben wir einen gutem Überblick über das Dorf und seine Umgebung: der Rio Yavi hat sich einen kleinen Cañon geschaffen. Dann kommt die letzte Gelegenheit zum sauberen Diesel tanken. YPF nimmt nur VISA-Karten, wir verbrauchen die letzten ARG$, die Tanks sind nicht ganz voll. Dann geht’s zum Zoll. Wir sind auf vieles gefasst, aber eigentlich geht alles reibungslos. Nach einer guten Stunde können wir weiterfahren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert