Die Atlantikküste

Nach einem feinen Z’Morge laufen wir in El Condor dem Strand entlang. Beachcomben wie wir das nennen seit Australien. Ein paar grosse tote Karpfen liegen im Sand, die Fischer fangen Seetang.

 

Die kreischenden Papageien seien weiter westlich bei der Steilküste, heisst es. Wir sehen ein paar kleinere Gruppen im Wind.

Doch als wir an den Rand des Kliffs treten, fliegen dunkle Wolken von tausenden dieser Felsenpapageien in die Luft. Es ist die weltweit grösste Population dieser schönen Vögel hier.

Wir folgen der Küste bis Las Grutas. Der Weg führt durch hohe Sanddünen, wir fühlen uns irgendwo zwischen der Sahara und Australien.

Die Nandus sind da, nur die Kängurus fehlen. Wir geniessen unseren „ersten“ Reisetag. Trotz starkem Wind scheint die Sonne recht warm. Zum z’Nacht gibts feinen Poulet-Reis-Salat.

Wir nehmen die letzte Etappe nach Valdés über die RN3 unter die Räder. Mit Tankhalt in Sierra Grande. Das letzte Teilstück an die Küste ist wegen Sanddünen geschlossen. Wir reduzieren den Pneu-Druck und fahren trotzdem ohne Probleme durch. Auf dem Playa Pardelas erwarten uns Angie und Chris. Freudiges Wiedersehen. Es gibt bei einem Bier viel zu erzählen.

 

Draussen im Meer schwimmen einzelne Wale mit ihren Jungen vorbei, etwas weit weg, deshalb nicht so spektakulär. Nach Sonnenuntergang hören wir sie dann laut auf das Wasser platschen und schnaufen.

Der frische, kühle Wind kommt plötzlich und geht wieder, dreht auf alle Seiten. Bei Windstille ist es angenehm warm. Nach einem ausgiebigen z’Morge laufen wir auf den Hügel hinter unserem Platz. Da gibt es „Netz“. Walter meldet sich für nächste Woche an.

Eine giftige Schlange, ca. 40cm (Yarará Ñata, Bothrops ammodythoides, Snub nosed Yarará Viper), sonnt sich im Windschatten eines Busches.

Eine Eule wird von kleinen Vögeln angegriffen.

Ein Raubvogel, (Halcon Peregrino, Falco peregrinus, Peregrine Falcon) macht ebenfalls Scheinangriffe auf uns. Angie ist immer noch geschockt von vorgestern. Sie fühlt sich im Hitchcock-Film.

Auf dem Meer tummeln sich über ein Dutzend Wale, meist weit weg. Junge springen aus dem Wasser, plantschen mit Getöse zurück.

Die Mütter legen sich auf die Seite oder den Rücken, damit die Jungen besser trinken können. Ein Paar kommt zu unserem Platz und bleibt Stunden da, tauchen auf und ab.

Die Mutter füllt sich gelegentlich das Riesenmaul.

Gerade Schönheiten sind sie nicht, die Southern Right Whale (Eubalaena australis).

Aber anmutig zum lange Zuschauen. Fast den ganzen Tag.

Wir bekommen Besuch von Alejandro. Er ist Besitzer des Grundstücks. Er ist nicht besonders glücklich mit der Parkverwaltung: die nähmen das Geld und machten nichts im oder für den Park. Er will den Weg zu uns mit einem Tor verschliessen. Eigentlich möchte er den Platz touristisch sanft entwickeln. Er lässt uns hier bleiben.

Der Tidenhub ist mit fast 8m erstaunlich hoch. Nach einem gemeinsamen Apéro mit Chris und Angie kochen wir uns eine feine Gemüse-Poulet-Suppe.

Das Wetter ist durchzogen trüb mit leichtem Regen. Wir geniessen einen faulen Tag mit etwas walking, etwas fischen (nur Bodenhechte), etwas lesen, Reifen pumpen, Kühlschrankstecker ersetzen, Apéro mit Angie & Chris.

Wir fahren eine Rundtour über die Halbinsel Valdés Richtung Punta Norte. Der geschlossene Zugang zu unserem schönen CP ist zusätzlich mit einem neuen Tor verschlossen. Wir können gerade noch daneben duchzirkeln. Auf der langen Fahrt begegnen wir vielen Schafen, Gunanacos, einem Fuchs und von weitem einem Mara.

Der wilde Punta Norte ist voll dicke „Maden“: dösende See-Elefanten liegen faul am Strand, gelegentlich bewegen sie eine Flosse um sich mit Sand zu bestreuen.

Dieser Punkt muss zur richtigen Zeit wirklich sehenswert sein, wenn neben den See-Elephanten auch See-Löwen, Pinguine und die Orkas sich um die Jungen sorgen. Weiter der Küste entlang nach Süden besuchen wir die nestenden Magellan-Pinguine.

Männchen und Weibchen wechseln sich ab. Sie machen sich mit Esels-Lauten bemerkbar. Flavio & Melanie aus Schötz sind mit schwer beladenen Velos seit 4 Wochen in SA, auf dem Weg nach Süden. Bisher zum Glück mit Rückenwind.

Vor der Küste lagern hier Kiesinseln, wie bei einem Haff.

Bei Punta Cantor bekommen wir ein dickes, grosses Sandwich, gerade richtig für den täglichen Hunger.

Auf den Aussichtsplattformen können wir wieder die faulen See-Elephanten bestaunen.

Ein Gürteltier zieht auf dem Besucherplatz seine Runden.

Auf dem Rundweg begegnen wir wieder der Yarará Viper, Eidechsen und Gekkos.

Bei Punta Delgado liegen die See-Elephanten tief unten am Strand. Man kann sie nur mit einem Guide näher besuchen.

Auf dem Rückweg zum Camp sind wir ausgeschlossen: Alejandro hat heute ganze Arbeit geleistet: neben dem Tor ist ein stabiler Draht-Zaun aufgebaut. Chris, Angie und Walter (er ist heute Mittag eingetroffen) können nicht mehr raus ohne den Zaun zu zerstören, ausser Alejandro öffnet mit dem Schlüssel. Wir fahren weiter bis Puerto Pirámides auf den CP Municipal. Ein grosser CP gut versteckt hinter der ersten Sanddüne, geschlossen aber mit offenem Tor. In der Saison muss hier die Post abgehen, im Moment: tote Hose. Zum zNacht: UY’s Spiegeleier mit Speck und Käse. Mmmmh.

Wir wollen nach dem Zückerli von Susanne & Ueli Haslinger nochmals auf Orka Jagd gehen. Sie hätten bei Caleta Valdés Orcas gesehen, dem „Haff“. Wir fahren rasch zum Aussichtspunkt. Ein Versuch durch das freie Gelände wird von einer scharfen Parkwächterin resolut verhindert, „zu viel Schlangen“. Wir warten geduldig auf die.maximale Flut, keine Orkas. Eigentlich sollen die ja erst Jan-März kommen. Wir fahren zurück. Bei einem kurze Halt im Visitor Center Penisula Valdés bekommen wir einen guten Einblick in die Geschichte sowie Flora und Fauna der Halbinsel. Im CP A.C.A in Puerto Madryn treffen wir wieder auf Angie & Chris, Walter sowie Brigitte & Udo aus Riehen.

Der Eingang war nur sichtbar verschlossen. kein Problem für Walter. Es gibt einen sehr langen Apéro bis in die Nacht. Mit mehreren Flaschen Wein. Wir haben trotzdem gut geschlafen, gefolgt von zwei faulen Tagen.

Die letzte Nach war richtig ungemütlich. Heftige Böen zerrten am Zeltdach, der Wind machte einen angstmachenden Lärm in den Bäumen. Wie wird das erst, wenn wir draussen in der freien Pampa sind und der berüchtigte Patagonien-Wind so richtig los lässt? Flavio & Melanie aus Schötz sind mit ihren schwer beladenen Velos auch hier gelandet. Bisher mit Rückenwind. Wir packen, füllen Diesel, Wassertank und die Kanister und fahren mit Walter und Chris zum Leuchtturm Punta Ninfas, eine ruppige Wellblechstrecke, aber zum Glück trocken. Tiefe Spuren lassen den Schlamassel bei Regen erahnen. Der Leuchtturm ist 100müM. Tief unten beobachten wir Gruppen von See-Elephanten.

Auf einem steilen Pfad kletter Chris und Wilu zu den Tieren hinunter und können sie aus der Nähe fotografieren.

Auf dem Plateau treffen wir auf Brigitte und Udo. Der Platz ist dem starken Wind ausgesetzt. Wir wollen zum Hotel El Pedral runterfahren. Leider ist das Tor mit Schlössern fest verschlossen. Wir fahren deshalb über die RP6 weiter Richtung Rawson und campen bei einem Hazienda-Grenzzaun. Beim Sonnenuntergang geniessen wir den Apéro. Zum z’Nacht gibts Bratwurstbrät mit Gemüse und Kartoffelstock. Weisch wie fein! In der Nacht fährt ein einziges Auto vorbei.

Nicht gerade früh erwachen wir, gut ausgeschlafen, der Wind hat bald nachgelassen. Wir fahren über die RP6 / RP1 nach Trelew. Vor Rawson sehen wir, wo unser Müll gelagert wird: verstreut auf Feldern, verblasen vom Wind.

Wenn wir also unseren schön gesammelten Müll ordentlich in die Sammelbehälter füllen, ist zwar unser Umweltgewissen beruhigt, aber das Problem nicht gelöst. Da machen es sich die Indonesier einfacher: im Meer entsorgt, kann der Wind die Plastiksäcke nicht mehr verblasen! Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir die Problematik angehen (morgen!).

Wir finden einen guten Platz bei der Playa Escondida direkt an einem schönen, breiten Kies-, Sand- und Felsenstrand mit vielen See-Elephanten.

Wir verbringen einen ganzen Tag mit Lesen und Beobachten der See-Elephanten. Sie liegen wie lebende Fettmassen faul herum, die Machos immer wieder raufend das Revier verteidigend. Sie kommen ganz nah an den liegenden Fotografen heran. Ein paar Fischer tränken ihre Angeln. Das Wetter ist leicht bewölkt mit ein paar Regentropfen und einem schönen Regenbogen.

Im Touristenzentrum Punta Tombo werden wir über die Pinguine informiert. Auf dem Rundweg beobachten wir tausende Magellan-Pinguine, die hier nisten.

Ein Raubvogel baut  sein Nest mitten ins Futterparadis!

 

Die meisten Nester sind belegt, das Paar löst sich regelmässig ab, zum Futtern und zum Baden. Ein paar wenige Flaumknäuel sind ausgeschlüpft und zeigen sich kaum. Auf den Gehwegen haben die Pinguine eindeutig Vorrang. Wehe, sonst gibt’s Schimpfis von den Parkwächtern. Lustig ist der Watschelgang. Im Wasser sind sie jedoch sehr schnell und beweglich.

Ein paar wenige junge Herren haben noch kein Weibchen für ihre Nester gefunden und versuchen sie im Vorbeigehen für sich zu gewinnen. Etwas müde fahren wir auf der RP1 weiter durch eine hügelige patagonische Urlandschaft.

Bei der Hazienda Cabo Raso finden wir einen schönen Platz.

Die Besitzer Eduardo und Eliane sind ausserordentlich aufgestellt und freundlich. Sie bieten ein Nachtessen an, aber nach ihrem Zeitplan. Um 22 Uhr werden wir gerufen. Im „Salon“ liegen viel Zeitschriften mit Bezug „Cabo Raso“ auf. Das Nachtessen ist fein: Kartoffelstock mit Lammcurry, Salat und Dessert. Dazu einen süssen Wein von Mendoza.

Um Mitternacht fallen wir sofort in Tiefschlaf. Der Wind rüttelt heftig am Zelt.

Etwas spät wachen wir auf und machen uns am Mittag auf den Weg zur Seelöwen-Kolonie.

Der stündige Fussmarsch hat sich eindeutig gelohnt: hunderte Seelöwen, Seehunde und See-Elephanten räkeln faul am Strand oder schwimmen verspielt im Meer, gucken keck zu den Besuchern.

Die Machos verteidigen ihr Territorium, die Weibchen machen sich den Platz streitig und ein junges Baby sucht krächzend seine Mutter. 2 Stunden schauen wir dem Spektakel zu.

Nach dem Rückmarsch fahren wir auf den RP1 weiter nach Camarones auf den CP Munizipal. Der Platzwart ist etwas verschnupft, dass wir ihn nicht sofort erkannt und begrüsst haben.

Wir fahren zuerst zur Pinguineria auf Cabo dos Bahias. Eine grosse Magellan-Kolonie mit einigen 10’000 Paaren nesten hier. Die Jungen kommen her zum Federwechseln. Pinguine sind nur etwa drei Monate pro Jahr an Land.

Die ersten Nester enthalten junge Pfluderi. Wir beobachten ein Kommen und Gehen der Eltern, die sich gegenseitig abwechseln. Mit lauten Rufen suchen sie ihre Partner.

Dann geht’s weiter auf der RP1 nach Bahia Bustamante. Die Hotelanlage ist schön gelegen an der steinigen Beach, sieht wie ein Industriebetrieb aus. Das Restaurant ist gefüllt mit Gästen (hergeflogen??). Das Essen muss vorher reserviert werden. Wir könnten am Abend Take-Away von Schaf-Barbeque haben. Das ist uns zu nobel. Nach einem kurzen Imbiss bei Chris fahren wir auf der RP1 weiter durch die schöne patagonische Landschaft. Bei einem tiefen Flussbett bleiben wir über Nacht. Zuerst ist es etwas windig, später ruhig.

Die Fahrt über die RP1 führt uns durch eine urchige patagonische Landschaft mit vielen, einsamen Haziendas, hügelig-bergig und endet auf dem Hochplateau auf 600müM bei der RN3. Wir begegnen einer Nandu-Familie mit über 20 Chickens.

Die Strasse ist wild-romantisch, trocken. In der Ferne tauchen Regenwolken auf. Gegen die Ölstadt Comodoro Rivadavia schüttet es aus Kübeln.

Wir tanken und füllen im grossen Jumbo unsere Lebensmittelvorräte. Der CP Rada Tilly ist wegen des Regens ganz aufgeweicht. Ein Holländer erzählt Horrorstories von versumpften Strassen. Zum Glück haben wir die RP1 hinter uns. Die wäre jetzt kaum noch zu befahren!

Nach dem z’Mörgele besuchen wir Susanne und Ueli Haslinger bei der Mercedes Garage. Sie müssen den vorderen Stossdämpfer flicken, sind deshalb über die Pampa von Baja Caracoles hierher zurückgefahren. Wir tauschen viele Reise-Erfahrungen aus.

Wir montieren Willis Windschutzplatten. Der Windschutz wirkt perfekt! Sogar der Wind hört auf! Nein, die Funktion ist recht gut, das ewige Klappern der Zeltplachen verstummt. Sogar bei Windstärke über 90km/h halten sie! Das Innendesign ist jedoch eine Katastrophe: die Magnetbänder haben sich verzogen, passen farblich und magnetisch nicht mehr richtig. Statt Bänder sollten farblich angepasste Streifen benutzt werden, die sauber gelagert werden können. Zusätzlich müssen bei den Falten die Magnete versetzt werden, damit sie sich beim Lagern nicht gegenseitig aus der Verankerung stossen.

Wir finden am Strand eine gute Seafood-Beiz, Puerto Cangrejo. Die feine Seafood-Platter erschlägt uns fast, sie ist sehr reichhaltig und ausserordentlich gut. Auf dem CP Rada Tilly steht ein deutscher Rotel Tour Bus, das berüchtgte Sargwagenhotel!

Edwin Martinez aus Bogota ist am Kooka interessiert. Er ist von Kolumbien nach Ushuaja gereist und ist nun dem Atlantik entlang Richtung Brasilien auf dem Rückweg. Eine Pfadigruppe zieht am Abend in einer Zeremonie die ARG Fahne ein und hisst sie am Morgen in einer religiösen Feier wieder auf.

Wir fahren Richtung Loberia. Die Grab’sche Abkürzung erweist sich als abenteuerlich, wir lassen es sein. Bei der Loberia sind wir allein, nicht mal ein einziger Seelöwe. Chris & Walter sind offenbar schon weiter gezogen bis zur nächsten Loberia. Die Küste bis Caleta Olivia ist wild-romantisch schön. Hunderte Seelöwen räkeln sich in/über/untereinander in einem dichten Haufen. Natürlich herrscht nicht eitel Freude. Wir schauen dem Spektakel amüsiert zu.

Wir folgen der RN3 weiter via Fitz Roy, zweigen auf die RP93 ab und halten in der Nähe eines Sees in einem, jetzt vollkommen trockenen, Schlammloch. Ein super Platz!

Ein kurzer, sehr heftiger Luftwirbel zeigt, wie es sein könnte! Nach dem Apéro wird ein Feuer entfacht, die Frauen backen Brot.Wir geniessen ein feines Barbeque mit Ojo de Bife und Salat. Das Lagerfeuer brennt bis tief in die Nacht. Die Nacht ist ruhig und ohne Wind.

Der Morgen eine Pracht mit einer warmen Sonne. Vor der Abfahrt verletzt sich Chris den Finger an der Treppe. Die Fahrt über die RP93 wird immer wilder, schöner. Ein Prachts-Track, wenn man sowas sucht: rauh, etwas ausgewaschen, selten befahren, durch eine wunderbare, farbige Landschaft. Erinnert an den Norden Argentiniens oder an Western Australia (ist aber nicht so rot!) Grüne Büsche und grünes Gras täuschen aus der Ferne fruchtbaren Boden vor, aus der Nähe ist alles trocken, dornig, steinig. Kein Wunder sind die Tiere (Guanaco, Schafe, Pferde, Maras, Gürteltiere, Nandus) so spärlich verteilt. Zum Glück sind die Regenspuren ganz abgetrocknet, sonst wären ein paar Stellen schwierig zum befahren. Die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz auf dem Weg nach Puerto Deseado erweist sich schwieriger als gedacht: auf der RP49 sind wir wunderlig, entlang der RN3 wollen wir nicht und die Abkürzung über die RP89 ist sehr tricky: die Gatter sind kunstvoll verschlossen, wir werden von Einheimischen in eine Sackgasse geleitet. Bei einer Hazienda-Ruine bleiben wir über Nacht. Der Wind bläst leicht.

Wir suchen den Track weiter, nach Kompassrichtung. Das bewährt sich, der Feldweg ist zwar selten befahren, führt aber über eine Hochebene, patagonien-mässig durch karges Farmland, vorbei an kleinen Schafherden, Guanako-Gruppen mit Jungtieren, Nandus, Maras, die vor uns auf der Strasse rennen, bis wir nach 10km wieder auf die RP89 und nach weiteren 37km auf die RP47 treffen. Nach Mittag treffen wir in Puerto Deseado bei Darwin Expeditions ein. Wir werden von Roxane freundlich empfangen. Die Wetterlage erlaubt morgen nur eine Flussfahrt, und die Fahrt auf die Pinguin-Insel findet erst am Donnerstag statt. Heftige Windböen bis 87km/h sind vorhergesagt! Im Restaurant „Puerto Cristall“ geniessen wir ein feines Mittagessen mit Seafood und Steak.

Am Nachmittag machen wir die Fluss Tour auf dem Rio Deseado mit Darwin Expeditions. Zuerst auf dem Flusslauf gegen das Meer. Bald folgt uns ein schwarz-weisser Commerson Delphin.

Auf der Fahrt in die Bucht begegnen wir Seeschwalben, Seemöwen, Seelöwen, Magellan Pinguinen, Oyster Catcher, Felsen Kormoranen, Rotfuss Kormoranen und vielen anderen See-Vögeln.

Auf einer Kiesinsel brüten tausende Magellan-Pinguine, Seemöwen und Oyster Catcher. Deren Eier liegen offen im Kies. Das Elternpaar versucht krampfhaft uns mit Pfiffen von den Nestern wegzulocken. Wir müssen uns sehr vorsichtig bewegen.

Die südlichen Austerncatcher haben Angst um ihre Brut. Verständlich, wenn die Eier ungeschützt im Kies liegen.

Die Möven haben wenigstens sowas wie ein Nest.

Recycling von Lebendfutter!

Die Bucht ist, wie Darwin 1832 schrieb: „No creo haber visto jamás, un lugar mas alejado del mundo que esta grieta de rocas en medio de la inmens llanura“.

Oder wie Roxane sagt: das ist mein Paradies.

Am nächsten Tag machen wir uns früh für die Abfahrt bereit. Wir haben die Isla Pinguino Tour mit Darwin Expeditions gebucht. Roxane ist unser Guide. Kurz nach der Ausfahrt aus dem Rio Deseado kommt schon der erste Delfin, ein Austral oder Chileno, mit schwarzem Rücken.

Auf der Insel geht dann die Post ab: Seelöwen, See-Elefanten, div. Kormorane, dann grosse Magellan Kolonien und als Höhepunkt die Rockhoppers mit ihren gelben Federn (erst ab 4-Jahren).

Die Rockhoppers sind vor 30 Jahren von den Falklandinseln rübergekommen und geblieben. Heute brüten über 1000 Paare hier max. 2 Eier, das erste ist klein und wird nicht grossgezogen, quasi als Reserve und Futter für die Raubmöwen. Das zweite ist grösser..

Wir geniessen die Zeit mit ihnen fast 3 Stunden. Köstlich, ihnen zuzuschauen, ihre Geduld im Nest, die sorgfältige Eierpflege, ihr possierliches Hüpfen. Wir beobachten sie beim Baden und müssen auch miterleben, wie Möwen ein Nest überfallen und die Eier rauben. Natur!

Auf dem Rückweg kommen wir in die Nähe von Skua-Nestern. Diese Raubmöwen verteidigen ihre Nester aggressiv mit Scheinangriffen.

Auf der Rückfahrt begleiten uns 5 lustige Tonina Overa oder Commerson Delphine.

Beim Clubhaus begiessen wir die absolut lohnende Tour mit einem Apéro. Brigitte und Udo kommen, ohne ihren Hund. Er hat sich am Lago Musters mit Blaualgen tödlich vergiftet. Gemeinsam laufen wir in die Stadt und essen im Quinto grosse Pizzas.

Die Nacht verläuft für Heidi sehr unangenehm: mitten in der Nacht kommt die Pizza unverdaut wieder hervor. Draussen regnet es und der Südwind bläst heftig. Am Morgen hält der Windschutz den Böen nicht mehr stand und fliegt auf mit einem Knacks. Natürlich, wenn das Fz nicht richtig im Wind steht! Gegen Mittag wird der Wind immer heftiger, bis 95km/h. Wenn der Windschutz richtig montiert und das Fz richtig steht: kein Problem, auch ohne Rückwand! Heute ein fauler Tag mit Fotos bearbeiten bei Wind und Kälte!

Wir machen uns zeitig auf den Weg. Walter fährt direkt nach Puerto San Julian auf den CP Municipal. Chris, Angie und wir tanken Diesel und fahren dann auf de RP47 / RN3 / Circuito Costero an die Playa La Mina. Die Landschaft ist abwechslungsreich hügelig, flach wie eine Flunder und von breiten Tälern durchzogen. Die RP47 ist grössten Teils eine Baustelle: irgendwann wurde hier sowas wie eine Autobahn geplant und mit dem Bau begonnen. Teils sind Stücke fertig asphaltiert, teils im Rohbau, teils erste Grabungen gemacht aber nirgends zum Gebrauch frei gegeben. Fertige Stücke sind mit Kieshaufen abgesperrt. Am Pflanzenwuchs ist abzuschätzen, dass seit Jahren nicht mehr gebaut wurde. Dafür ist die Tierwelt intakt: Maras hüpfen weg, auf der Strasse sonnen sich Nandus mit ihren Jungen. Zuerst läuft die Familie auf der Strasse, rennt dann doch ins Gras, worauf die Mutter frech vor das Fz rennt und so von ihren Jungen ablenken will. Guanakos springen elegant über den Zaun, Pferde freuen sich in Familienherden ihres Lebens. Schafe laufen mit ihren Jungen gemächlich weg. Wasserpfützen vom letzten Regen ziehen offenbar die Tiere auf die Strasse (und spritzen unsere Fz voll). Die befürchtete Flussquerung ist eine feuchte Betonplatte. Am Anfang des Circuito Costero zweigen wir zur Playa La Mina ab. Unter hohen Felsencliffs finden wir einen Platz mit Windschatten (wenn der Wind nicht vom Meer her blasen würde). Zum z’Nacht braten wir auf dem Cobb Ojo de Bife zu Kartoffelsalat und Kürbisgemüse. Fein, aber der Wind bläst kalt im Schatten der Felswand.

Der noch heisse Cobb bringt etwas Wärme unter den Tisch. Zum Abschluss gibt’s Kaffe mit Wienachtsgüezi vom Deseado-Beck

In der Nacht dreht der Wind. Am Morgen scheint die warme Sonne. Wir fahren den Circuito Costanero der wilden Küste entlang.

Die Argentinier geniessen den Sonntag. Auf dem CP Municipal in Puerto San Julian treffen wir wieder auf Walter. René und Brigitte aus dem Aargau, Willy und Isabelle aus Luzern. Eine lokale Familie hat noch Fleisch vom sonntäglichen Asado auf dem CP übrig und bietet uns Wein, Fleisch und Bier an.

Sehr freundlich, lustige Diskussionen und zum Schluss gemeinsames Fischen am Strand. Sie ziehen zwar rasch ein paar heraus, für Chris und uns bleibt nichts mehr.

Wir fahren zeitig los, pumpen die Reifen auf Asphalt-Niveau und folgen der RN3 bis Piedrabuena. Hier sieht Patagonien aus wie erwartet: flache Hochebene, leichtgewellt, Weidezäune auf beiden Seiten, weite, karge Weideflächen. Guanakos und Nandus mit Jungen lassen sich vom Verkehr nicht stören, was einigen zum Verhängnis geworden ist: Roadkill wie in Australien!

In Piedrabuena nehmen wir am Rio Santa Cruz einen kleinen Imbiss. Der Fluss führt reichlich trüb-grünes Wasser das aussieht wie Gletschermilch.

Ein Loica commun leistet uns Gesellschaft,

Wir wollen den NP Monte León besuchen. Er ist aber wegen Regenschäden geschlossen. Auf der RP9 suchen wir einen vernünftigen Platz. Beim Heli-Landeplatz der Estancia Rincón finden wir im Schutz der Lagerhallen für die Helis einen halbwegs windgeschützten Platz. Der junge Station Manager kommt vorbei und erlaubt uns den Aufenthalt. In einer Halle ist eine Art Museum aufgebaut, mit alten Flugzeugmotorbetandteilen und alten Fotos.

Zwei zutrauliche Hunde kommen vorbei, einer will sich bei uns einschmeicheln. Auf dem Feld läuft ein Skunk vorbei. Der neugierige Hund wird vollgespritzt mit einem starken geröstet-animalischen Duft nach Phenylethylmercaptan, vermischt mit Skatol und Indol.

Ein schöner Sonnenuntergang beschliesst den Tag.

Die Pflanzen sind voll haariger Raupen.

In der Nacht bläst der Wind heftig, wird zwar von den Gebäuden gut abgehalten, aber die Luftwirbel schütteln unseren Kooka doch heftig durch. Die Windschutzplatten krachen immer wieder laut. Die Fahrt auf der RP9 verläuft am Rand des Hochplateaus zum Tal des Rio Santa Cruz. Oben Patagonien wie erwartet: flach, weit, karges, trockenes Weideland. Unten: das unerwartete Patagonien: türkisfarbener Fluss, breites Tal, Talrand wie ein Gebirge.

Das Land ist ebenso trocken wie oben. Bald tauchen in der Ferne die ersten Schneeberge der Anden auf. Die RP9 ist recht ruppig gebaut mit groben Steinen und hat wenig Verkehr. Die RN40 ist wieder geteert.

Der Lago Argentino leuchtet unirdisch türkis-grün.

In El Calafate ziehen auf den CP Niriguao. Die Schwarzkopf Ibis lassen sich auf dem CP nicht stören.

Bei Apéro und einem Grillfeuer beschliessen wir den Tag. Wieder mal Internet.

 

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