Brasilien 1. – 31.1. 2020

Seit 4 Jahren feierten wir wieder einmal Weihnachten im Familienkreis. Wir packten unseren alten Weihnachtsbaum von Singapore aus, schmückten ihn schon mit den glänzenden goldenen Kugeln und den still leuchtenden LED-Ketten. Auch wenn er nur aus Plastik ist, hat er sich in den letzten 15 Jahren immer wieder bewährt. Geschenk-Päckli unter ihm erfreuen jedes Kinderherz. Ja, es war wunderschön, mit der ganzen Familie zusammen plaudern, etwas wehmütig erfahren, dass die Enkel sehr schnell wachsen, gross und erwachsen werden. Eigene Reisezeit ist eben auch Lebenszeit der andern.

Carine ist ganz entsetzt, dass wir für den Flug vom 27.12. noch nicht gepackt haben. Schon seit einem Monat sind ihre Koffer bereit für ihre Reise mit Familie in den Kongo, Mitte Januar.

Uns reicht es noch lange, den Weihnachtsbaum sauber zusammengelegt zu versorgen, die Wohnung aufzuräumen, von Ruth, Juan, Martina und Vincent Abschied nehmen. Der Koffer ist zwar voll (mit Schweizer Schokolade, Migros Gewürzen etc.), aber wir wissen nun, dass weniger Gepäck immer noch zu viel ist.

Endlich geht’s los, mit dem Zug zum Flughafen Zürich. Das Einchecken klappt gut. Wir hatten unsere digitalen Unterlagen für den Rückflug nach Montevideo komplett gelöscht, konnten im Internet nichts mehr finden. Keine Reisedaten. Panik! Der vermutlich geplante Flug nach Montevideo war ausgebucht. Ich verlangte von Air France (das wussten wir noch!) einfach eine Bestätigung unseres vermuteten Fluges und bekamen sie umgehend, mit allen Details und Codes. Wo is’n da ne Panich?

Der Flug Paris – Sao Paulo – Montevideo ist einfach (Sandwitches), ruhig.

Nach einem langen Flug erreichen wir am Mittag müde Montevideo. Bald holt uns das versprochene Taxi ab. Der Taxifahrer bringt uns mit einem Zwischenstopp im grossen Shopping Center in Atlántida zu UY-Storage. Er weiss, die Neuankömmlinge müssen sich mit allem Nötigen versorgen, bevor sie auf die grosse Reise gehen können. Unser Kookaburra erwartet uns auf dem Stellplatz, mitsamt der Familie von Felix. Der Service ist gemacht, neue Reifen und neue „Sandbleche“ aus Kunststoff sind montiert. Kooka ist bereit für neue Abenteuer.

Nur wir brauchen noch Zeit: Ankommen, Ausschlafen, Retablieren, Einräumen, Reise vorbereiten.

Wir sind nicht allein: Peter & Michelle aus Holland, Konrad aus Düsseldorf mit seinem grossen MANsind nicht zum ersten mal hier. Sie haben ihre Fahrzeuge eingelagert, machen sich wieder bereit für ihre Weiterreise. Das gibt Gelegenheit für viele interessante Gespräche.

Am Silvester Abend sind alle bei Timo, Felix und ihrer Familie eingeladen. Mit einem feinen Filet vom Grill, Sekt und Karaokemusik im Poolhaus schwappen wir gemütlich ins neue Jahr.

An Neujahr lange Ausschlafen, ein neues Mückennetz montieren. Felix kann die Klimaanlage nicht flicken. Ein Spezialist findet das Leck nicht. Wir müssen ohne Klimaanlage in die Tropen fahren.

Anfang Januar ist die Grande Hamburgo der Grimaldi in Montevideo angekommen. Es gibt viel neuen Besuch:

Fritz und Norbert aus Deutschland, Daan & Helle aus Holland, Joy & Karim aus dem Waadtland sind auf einer „Bio-Forschungs-Tour“ auf der Suche nach neuartigen Schlangengiften. Peter & Renate aus Wien mit Mitsubishi + Kabine, Roberto & Vreni aus Tägerwilen, Thurgau ziehen mit ihrem Landcruiser Prada „den besten Geländeanhänger aus Südafrika“ durch die Welt, Roberto lebte 3 Jahre in Südafrika. Markus mit seinem liebenswerten Hund im Lastwagen.

Wir müssen nochmals ein paar Tage warten: neue Probleme tauchen auf: die Bord-Batteriehalterung ist ausgerissen, der IBS-Battery-Monitor geht nicht. Wir brauchen eine Abwechslung und fahren an die Küste, zur „Beach Nr.5“ in Bella Vista von Peter & Mychelle (NL) Bei der 5.Strassenabzweigung. Wieder einmal Beach-comben! Wir geniessen den langen, kühlen Tag am Meer.

Am andern Tag wird wieder gearbeitet: Der Klimatiker kann nicht helfen. Wir füllen das Gas nachbei Rio Gas, verbinden den IBS-Battery Monitor mit einem Kabel zur Masse, alles ok. Mit Timo können wir die Batteriehalterung mit einer Stahlplatte erneuern.

Erwin/Edwin & Ziti aus Antwerpen / Belgien, machen ihr Motorrad Zorro für ihre Reise zu zweit bereit.

Endlich, nach 2 Wochen, machen wir uns auf den Weg Richtung Atlantik-Küste. In La Paloma betreten wir den tausend-km-langen Sandstrand, von Uruguay bis weit nach Brasilien.Ein Fischer zeigt uns einen frisch gefangenen Rochen.

Wir geniessen den Sand und den frischen Wind. Wir finden in der Nähe in La Pedrera auf dem CP Club del Campo einen guten, ruhigen Übernachtungsplatz im Wald. Raffael ex Montevideo, setzt sich zu uns, will sein Englisch trainieren. Daneben steht ein grosses Zirkuszelt. Später am Abend beginnt die Vorstellung. Wir hören die Ansagen, laute Musik und die dröhnenden Motorräder, die offenbar wie wild im Kreis herumfahren. Nach der Vorstellung wird bald alles ruhig.

Wir machen uns „rechtzeitig“ nach einem Kaffee gegen Mittag auf den Weg Richtung BrasilienGrenze. Mit 75-80 preschen wir durch die Gegend. Uruguay ist flach-hügelig, mit viel Rinderzucht, teilweise abgebrannten Eukalyptusbäumen. Vereinzelt tauchen Nutrias auf, etwas zwischen Meerschweinchen und schwanzloser Ratte.

Das verspätete Morgen-Mittag-Essen geniessen wir an de Laguna Negra bei Santa Teresa: ein wunderschöner Platz mit Schatten am See und nur wenige Besucher.

Der Grenzübergang in Chuy nach Brasilien ist einfach und problemlos. Der Beamte starrt zwar lange auf seinen Bildschirm, aber er macht keine Bemerkungen zum (abgelaufenen) Verfahren vom letzten Jahr. Wir füllen Diesel und Wasser nach der Grenze. An der Lagoa Mirim werden wir bei Anselmi fündig für einen ruhigen, schönen Nachtplatz, direkt am See.

Mitten in einem Vogelparadies mit Reihern, Störchen, Kara-Karas. Nach einem roten Sonnenuntergang, beim Einnachten leuchten überall die Leuchtkäfer. Bei einem (oder mehreren) Gläsern Ojo de Vino von Dieter Meier, Mendoza, geniessen wir unseren ersten wilden Nachtplatz, gefolgt von Spiegelei mit Speck.

Am frühen Morgen um 05.15 fahren Fischer auf die Lagoa hinaus. Sie ist etwa so gross wie der Bodensee. Die Fischer kommen um 11 Uhr zurück mit Plastikbecken voller Fische, darunter viele „Grundeln“, „Viola“ die sie einfach filetieren: Bauch wegschneiden, mit einem Holz mit 2 Drahtbügeln, werden die Filet einfach rausgekratzt. Ein grosser Raubfisch, ein „Salmonide“ mit grossen Zähnen, weckt unser Interesse. Wir kaufen für 20 Real genug Fisch für 2 Tage.

Der Platz ist wunderbar, weit, offen, mit vielen Vögeln: grosse und braune kleine Ibise, Südamerika-Taucherli, wenig Kormorane, weisse und graue Reiher, rot und gelb leuchtende „Amseln“, ein ganz magerer „Zaunkönig“ mit langem, spitzen Schnabel, eine „Lerche“. Kara-Kara und andere Raubvögel werden von einem toten, aufgeblähten Rind angezogen.

Wir finden hunderte von grossen Schneckenhäusern

Wir fahren die lange, schöne BR-471 Strecke durch ein überschwemmtes Feuchtgebiet, viel Capibaras, Wasservögel, sogar ein Krokodil. Daneben Weideland mit Rindern, zT. Im Wasser stehend. In Rio Grande Einkauf in einem riesigem Shopping Center. Mit der Fähre setzen nach São José do Norte über.

Weiterfahrt auf der BR-101 bis zur Abzweigung in Estreito Richtung Küste. Der Weg zweigt rechts über eine Brücke, mit vielen Weekend-Besuchern. Wir nehmen den Weg geradeaus, wie auf der Karte eingezeichnet – direkt ins Verderben: 2Std. Schaufeln, Sandblechen, Wagenhebern nützen nichts. Beim Einnachten schleppt uns ein Traktor aus dem Schlamassel. Muchas Grazias, Rogero. Aus dem Fischessen wird nichts! Wir übernachten im leeren Wald, wo vorher Dutzende Besucher herumlärmten.

Geburtstagsgrüsse müssen bei fehlendem Netz per Sat-Phone übermittelt werden.

Nach dem Kaffee wandern wir zur Küste durch die Dünen. Da hat‘s noch mehr „Loch-Möglichkeiten“.

Die Wellen schlagen stochastisch-chaotisch auf den feinen Sandstrand.

Der zieht sich über 1000km dem Atlantik entlang ziehen, von Uruguay bis weit nach Brasilien. Das Wasser wie gewohnt leicht bräunlich-trüb aber sauber. Gibt es wirklich individuell identische Sandkörner oder ist das rein statistisch unmöglich?

Jedes Sandkorn hat eine eigene Geschichte. Vereinzelte kleine blaue Quallen und eine „portugiesische Galeere“ schmachten ihrem Trockentod entgegen.Eine Seeschwalbe bleibt still sitzen.

Im Flussbett verschwindet eine kräftige Krabbe ins tiefere Wasser. Auf dem Rückweg ist doch ein Hilux im Sand versoffen. 2 schaufeln schwitzend. Wir alarmieren Rogero. Der lässt sich Zeit. Der Hilux kommt selber frei. Disput über „Gutmenschentum“ und übertriebene Hilfsbereitschaft! Dabei sind doch wir diejenigen, die immer wieder froh um unkomplizierte Hilfe sind. Wir fahren auf der RSC-101 bis Mostarda, dort an die Küste zum Balneario. Sand soweit das Auge reicht. Wir wollen nichts riskieren und fahren nach Mostarda zurück auf den CP Poente. Ein sehr sympatischer Empfang. Zum z‘Nacht garen die beiden ganzen Fische auf einem Gemüsebett, mit Reis und Salat.

Sonniger Morgen leichter Wind, viele Vögel, 2 Pferde und ein gutes Internet, wieder einmal den Zeitgeist des Tagi verfolgen. Gegen Mittag fahren wir weiter, auf der RSC-101. Nach Bacupari versuchen wir einen direkten Weg nach Quintão. Geht nur bis zum grossen Windpark, dann ist Schluss, also zurück auf die Hauptstrasse und weiter bis Capivari, dann Richtung Küste.

Durch den Kiefernwald via Cidreira nach Cruzeiro do Sul bei Tramandai finden wir im CP Lagoa e Mar eine luftigen Platz. Nach dem Apéro schauen wir den enthusiastischen Kite-Surfern zu: bei diesem heftigen Wind sausen die einen wie verrückt und voll stolz hin und her.

Andere versuchen immer wieder aufzustehen, einfach, im untiefen Wasser. Die Lagoa ist grossenteils nicht tiefer als 50cm, ideal für die ungeübten Surfer. Der grosse CP ist voll festverbauten Wochenendhäuschen, mit Zwergen und bunt beleuchteten Büschen. Eine Nachbarin sucht sofort all ihre Deutschkenntnisse zusammen. Zum z‘Nacht werden die Filets der „Grundeln“ in Soja/Knoblauch/Ginger/Limettensaft mariniert. Sie haben absolut keinen unangenehmen Fischgeruch. Sie munden mit Kürbis-/Kartoffelstampf und Salat mit Basilikum bestens.

Chris, Angie, Andrea & Marco sind in der Nähe. Wir finden sie auf einem schönen Platz am See, durch das Condominium Jardin da Lagoa.

Fröhliches Wiedersehen, tratschen, gegen Abend Churrasco: Feuer, Grill, Fleisch und diverse Zutaten: Salat, Crackers, Käse, Snacks. Viola von der Kite-Schule besucht uns und macht Andrea & Chris eine Kite-Bootsfahrt schmackhaft für Freitag.

Nach ein paar Tagen “die Welt verbessern”, baden im See, kiten, faulenzen, Brot backen und immer wieder mal essen (Quiche von Markus, Pizza von Angie) kommen wir „früh„ um 12 Uhr weg. Chris & Andrea gehen Kiten. Wir markieren noch den Workshop von Alexander im iOverlander und fahren über die Küstenstrasse ERS389 Richtung Torres.

Wir suchen in Praia Itapeva Sul die Farm von Laurence & Jaqueline auf dem Morro. Sie wohnen auf einem wunderschönen Platz auf einem Hügel, und lassen Overlander frei campen auf ihrem Grundstück. Ein tolles Angebot.

Sie wollen selber mal reisen und suchen Erfahrungen und bauen sich ihr eigenes Wohnmobil aus.

Morgen früh scheint die Sonne, das entfernte Meer rauscht. Wir sind im Paradies! Kurze Fototour: Bromelien, Orchideen, Vögel, Blumen und Gräser. Feine Duftblüten (Benzyklester, Ionon, Lacton, Zimtester) auf dem Baum. Exotisch-fruchtige Palm-Früchte (nach Ananas, Guanabana, Methylester schmeckend).

 

  

 

Wir geniessen ein feines z‘Morge mit tropischen Früchten (Ananas, Passionfruit, Baby-Banane, Mango) einfach herrlich. Laurence schenkt uns die halbe Wassermelone des Nachbars. Er ist Architekt, hat italienische Wurzeln, Jaqueline ist Ernährungsberaterin, hat deutsche Wurzeln. Der Nachbar bringt uns eine selbstgemachte Salami aus Schweinefleisch, wunder bar im Geschmack.

Wir geniessen den freien Tag im Paradies.

Am nächsten Morgen verlassen Jaqueline & Laurence das Haus, ohne dass wir sie bemerken. Wir lassen ein Tafel Schokolade und ein CH-Messer zurück. Gegen Mittag brechen wir auf, kaufen im Supermercado Nacional in Torres das Wichtigste ein.Das Gemüse ist soso, viele Früchte sind ok. Auf dem Weg Richtung Cânon Itaimbezinho suchen wir noch Gas-Patronen für den Kocher.die sind in Brasilien dünn gesäht. Die Ebene bei Praia Grande erinnert mit ihren Reisfeldern und den Palmen an Bali.

Bald geht es steil bergauf, der Asphalt bleibt auf der Strecke, ruppige Steine, ausgewaschene Löcher zehren an den Nerven. Gegenverkehr mit grossen Holz-Lastwagen in den Haarnadelkurven geben den Rest.

Heidi ist hart im Nehmen! Beim Parkeingang klären wir die Übernachtungsmöglichkeit, fahren weiter zum Café Parador und vertilgen ein feines Toastbrot. Wir bleiben über Nacht beim Eingang des NP Aparados da Serra mit dem Cânon Itaimbezinho, geniessen die feine Wassermelone von Laurence‘s Nachbar.

Araukarienstamm

Wir lassen uns von den vielen Touristen beim Morgenessen vor dem Parkeingang nicht stören. Gruss mal hier, mal dort. Wir begeben uns auf eine Tour zum Cotovelo (Ellbogen).

      

Alles ist in dickem Nebel, der Cañon lässt sich nur erahnen. Wir fühlen uns auf einerRadio-Herbst-Wanderung mit Touri-Cars. Schöner Bergwald mit Araukarien säumt den Cañon.

Die zweite Tour zum Ausblick auf den Wasserfall ist gesperrt „wegen Bienen“. Wir hätten wegen dem Nebel trotzdem nichts gesehen.

Wir wollen unser Glück beim Fortaleza Cañon versuchen. Der Weg via Cambará do Sul führt zuerst über eine grobe Schotterstrasse, dann bis vor den Park über Asphalt. An den steilen Strassenstücken haben wir den Eindruck, Kookaburra sei lahm. Wir durchqueren grosse Baumkulturen mit Föhren, finden am Boden einige Perlpilze. Bei einem Steinbruch steht ein bekanntes Fahrzeug: Helle & Daan sind auch hier. Wir begegnen ihnen auf ihrem Rückweg zu Fuss: sie wollten ihrem Fahrzeug den Schotter-Weg nicht zumuten. Wir fahren bis zur Abzweigung zur Cascata do Tigre Preto. Zuviel Nebel und einsetzender Regen geben uns den Bogen: wir kehren um und campen etwa 500m vom Parkeingang in einem flachen Steinbruch. Apéro mit Jean Rivier: Tocai. Nicht schlecht, aber kein Ungarischer Tokayer! Z‘Nacht eine Gemüse-one-pot-Pasta mit Chicken. Mmmmh.

Nachts leichter Regen, Leuchtkäfer am Mückennetz, Stille. Draussen sehr dichter, nasser Nebel. Wir verzichten auf die Besichtigung des Cascata do Tigre Preto und fahren zurück an die Küste, über die grosse Hauptstrasse. Kookaburra lahmt bei jedem Hoger. Etwas mühsam erreichen wir die Tiefebene. Wir fragen Laurence nach einem Tipp für eine Werkstatt. Er gibt uns „Nene“ in Praia Grande an. Nach 160km finden wir im Zentrum in einer Tankstelle „Nene“ auf Grund einer Foto von Laurence. Nene vermittelt uns eine „vertrauenswürdige“ Werkstatt. Der Unterstand ist voller Lastwagen und Pick-ups. Der etwas gar übergewichtige Chef schaut sich den Motor an, verlangt einen Reserve-Dieselfilter, lässt ihn montieren und nach einer halben Stunde schnurrt Kooka wieder wie gewohnt! Superarbeit. Nach dem Auftanken bleiben wir über Nacht auf dem lokalen CP Munizipal Praia Grande

Am Morgen ist der CP leicht unter Wasser vom Regen. Nach einem feinen zMorge machen wir uns auf den Weg Richtung Küste. Kurzer Kola-WC-Unterbruch im Strassenrestaurant. Das Büffet riecht verführerisch, die Leute vertilgen grosse Teller voll. Wir bleiben hart. Bei Sondrio rechts an die Küste nach Balneario Gaviota. Die Brandung ist stark, der Regen auch. Retour nach Sondrio und weiter nach Balneario Arroio do Silva. Wir suchen den CP Pousada Serra e Mar. maps.me will uns in den Kakao leiten. Eine Polizei-Patrouille zeigt uns den richtigen Weg. Ubaldo und Joce haben sich hier einen Traum erfüllt auf 74‘000 m2 mit Fischteichen, Ferienchalets, Restaurant und ihr besonderer Stolz: organischer Bio-Anbau von Gemüse und einheimischen Früchten.

  

Wir bekommen eine Einführung und Essproben von Pitaya, Ananas, riesigen Brombeeren und brasilianischen Tropenfrüchten. Joce produziert gefrorene Teigwaren zum freien Verkauf.

Wir verbringen eine ruhige Nacht bei leichtem Regen. Wir bleiben noch einen Tag hier. Ubaldo zeigt voller Stolz seinen Bio-Garten mit vielen Früchten und Gemüsen, Hühner, Schweine, Enten, Gänse. Er wird sich noch 3 Kühe für Milchprodukte anschaffen. Für den Eier-Räuber-Leguan hat er ein Falle gebaut. Wir sehen viele Vögel und Kolibris. Am Nachmittag laufen wir zum Strand (etwa 1000 km von Uruguay bis Florianapolis) und genießen dort den frischen Saft einer Kokosnuss.

Zurück, bringt Ubaldo eine Karaffe mit frisch gepresstem Passionsfruchtsaft mIt Zitrone, Ginger. Mmmmh fein. Am Abend treffen Don und Samantha aus Toronto ein. Sie sind sind Wein-Einkäufer, in 3 Jahren von Alaska nach Feuerland gereist, via Mittelamerika. Jetzt haben sie noch 3 Monate. Wir sind zum z‘Nacht eingeladen. Joce mach ein feines z‘Nacht mit selbstgemachten Spagetti mit Chicken, ein fein geröstetes Kohlgemüse mit Tapiokamehl, Salat. Wir bringen eine Tafel Schokolade für die Jungs und eine Flasche Wein. Joce kümmert sich nach dem Tischgebet um den Nachschub des feinen Essens. Wir verschlingen alles und wundern uns, dass Joce erst nach uns einen Teller füllt. Hier herrschen noch patriarchale, autoritäre Verhältnisse!.

Da 2 kleine Feldwege hinten an den CP führen, die von normalen Fahrzeugen gar nicht befahren werden können, werden Besucher immer wieder in die Irre geleitet. Wir lösen das Problem mit der Navigation zum CP im iOverlander mit einem neuen Eintrag:

Erst nach Mittag schaffen wir den herzlichen Abschied von der feinen Familie. Mit Gefrorenem Fruchtgelee, Pasta und einem Dutzend Bio-Eiern. Wir fahren auf direktem Weg zum Vista da Serra do Rio do Rastro. Ein tausend Meter hoher Cañon wird wie die Tremola erklommen, in 284 engen Spitzkurven.

Von oben bietet sich ein wunderschöner Tiefblicke in den Cañon und ins hügelige Vorland bis zum Meer.

Ein Töff-Fahrer-Paradies

Wir bleiben auf dem Parkplatz über Nacht. Mit uns 3 weitere Paare aus Brasilia, Angela (spricht etwas englisch) Andre (spricht einfach drauf los) Gilmar, Aurileda. Der Platz ist gut bewacht von der Polizia Militar. Zuerst tönt noch laute Musik aus geöffneten Kofferdeckeln. Der Lover will seine Liebste mit seinem Power-Pack beeindrucken.

Schon früh wecken uns die ersten Touristen. Die Nachbarn sind auch schon wach, bereiten das z’Morge vor. Wir halten uns heute bei einem Kaffee zurück. Interwall-Fasten. Einige Touristen interessiert unser Kookaburra, in schnellstem Brasilianisch. Ein wenig können wir ihrer Neugier folgen.

Andre bringt uns eine Schachtel mit Butiá (Palmfrucht etwas grösser als die von Laurence, weniger aromatisch, süsser). Nach einem herzlichen Abschied fahren wir weiter Richtung Sao Joaquim, Lages. Das Hochplateau erinnert an die Schwäbische Alb / Schwarzwald: hügelig, Täler, Wälder (Kultur und Wild) mit kleineren Farmen, Dörfern und Städten. kleineren Flüssen. Lages ist eine recht grosse Stadt. Der CP befindet sich tief im Tal am Stausee des Rio Caveiras.

Viele Sonntags-Ausflügler veranstalten ein Hip-Hop-Festival mit lauter Musik. Sie endet erst um halb Acht. Dann herrscht Totenstille, nur ein paar quakende Frösche, Fische im Wasser. Bald sind wir mutterseelenallein.

Wir erwachen recht früh bei schönstem Sonnenschein und Geschnatter von braunen Ibisen.

Sehr ruhige Nacht nach dem „Hip-Hop-Konzert“. Gemütliches z‘Mörgele mit tropischem Müesli, Siesta zum Beobachten der Fische und Kormorane, sogar ein Eisvogel sucht sich den z‘Morge-Fisch. Nachher kurzer Spaziergang über den grossen CP. Ein grosser weisser Schmetterling mit guter Tarnfarbe weckt unser Interesse.

Aufbruch Richtung Rio Chapecó Wasserfall bei Abelardo Luz. Die 300 km werden wir heute kaum schaffen. Über weite Hügel, Berg- und Talfahrten, vorbei an kleinen Farmen, Dörfern und Städten zieht sich der Weg in die Länge. Campos Novos ist ein landwirtschaftliches Zentrum mit Landmaschinen, riesigen Siloanlagen.

Wir begegnen vielen Mais und Sojafeldern, eher klein im Vergleich zum Mato Grosso. Nach langer, ermüdender Fahrt suchen wir nach Vargem Bonito ein Nachtlager. Etwas abseits der Hauptstrasse finden wir einen flachen Waldweg für die Nacht. Feine Risotto mit Rindsgeschnetzeltem (dem „schönen“ aber immer zähen), Gemüse, Chili von Ubaldo und Muskatnuss. Mmmmhh, fein. Feiner Regen und entferntes Donnergrollen setzen ein.

Wir stehen recht spät auf, erfrischend warm, bald scheint die Sonne heiss. Gmüetlechs z‘Mörgele mit tropischen Früchten, dann Brotohniwurscht mit Käse. Die Föhren (Pinus) stehen dicht an dicht, mit 2.5m Abstand —> 16pro Are, 1600 pro ha. Vergleich: im Naturwald stehen ca 6 Stk einer Spezies pro ha, dafür 2-300 verschiedene Spezies pro ha. Kein Baum oder Gebüsch berührt einen andern, jeder hat seine eigen Ameisen-Kolonie zur Verteidigung gegen Angreifer. Hier: ein wildes Durcheinander, die Äste machen sich gegenseitig Konkurrenz und verdrängen sich, sind verdorrt. Eine Situation wie in einem Konzentrationslager! Der Boden ist durchgehend bedeckt von Trockenen Nadeln, vereinzelt ein grüner Büschel, wenig grosse Boviste, trostlos. Wir bemerken 2 Arten Ameisen: grosse Soldaten und ganz kleine Arbeiterinnen. Kein Leben. Ein farbiger Schmetterling, Nr.88, weckt unser Interesse, die offenen Flügel mit der schönen grünen Zeichnung zeigt er jeweils nur kurz.

Wir fahren weiter Richtung Argentinische Grenze, lassen die Wasserfälle am Rio Chapecó aus. Unser Tagesziel: die Termas Ilha Redonda, ca. 200km. Hügel, Berge, Täler wie gehabt, die Agro-Felder werden etwas grösser.Friedhöfe, eine Augenweide in Südamerika!

Zwischendurch 2 Regengüsse. Die grossen Städte Xanxere, Xanim und Chapecó lassen wir links liegen. Treibhauskulturen.

Nach Balnéario de Pratas zweigen wir von der SC-283 ab auf die Linha Seis de Setembro, ein ruppiger Feldweg, der uns runter zum Rio Uruguay und direkt zum CP führt.

 

Wieder einmal eine gute Grab‘sche Abkürzung. Der grosse CP liegt direkt neben dem Bad der Therme. Nachts gelegentlich Regen. Am Morgen Sonnenschein. Wir lassen uns Zeit. Vor Mittag reicht’s doch noch für einen kurzer Schwumm im Bad. Weil wir so spät dran sind, ist der Eintritt gratis. Schön warmes Wasser. Packen und weiter geht die Fahrt, Richtung Frederico Westphalen über Berge, durch Täler, über eine grosse Brücke über den breiten Rio Uruguay. Im dichten Nebel-Regen sehen wir den Fluss kaum. Die Soja-und Maisfelder werden grösser, überall verstreut. Leuchtende grün- und strohfarbene Töne. Heftige Regenfälle begleiten uns, unterbrochen mit blendendem Sonnenschein. In Frederico Westphalen tanken wir und fahren weiter Richtung NP Turvo mit dem längsten Wasserfall der Welt, des Rio Uruguay; Salto Yucumá (Brasilien) oder Saltos del Moconá (Argentinien). Wieder sehr starker Regen, wir müssen mitten auf der Strasse anhalten, weil wir nichts mehr sehen. Beim Parkeingang müssen wir umkehren, wir sind zu spät dran und im Park darf man nicht campieren. Beim CP Parque das Fontes haben sie den Preis noch weiter erhöht, als schon im iOverlander bemängelt wird. Wir fahren deshalb zum CP Balneario Martens. Hier werden wir freundlich empfangen.

Gedeckte Plätze mit WC, Strom und Fischteiche. Beim Füttern springen die Fische wild in die Höhe.

Weiter Regen und Abends noch Gewitter. Zum z‘Nacht Heidi‘s Neukreation: Kürbis mit Kartoffeln, gestampft mit scharfen Chili von Ubaldo, Zwiebeln, Knoblauch, Bouillon, Essig, Speckschwarte und oben drauf Spiegeleier. Mit Parmesan einfach gut. Dauerregen in der Nacht, der gegen Morgen abnimmt. Der Tag bringt viel Sonnenschein. Wir besuchen heute den NP Parque Estadual do Turvo. Im Besucherzentrum bekommen wir einen Einblick in den geschützten Park. Brasilien und Argentinien haben die Grenze von Foz do Iguaçu bis zur Missiones-Grenze geschützt. Wir sehen Aufnahmen von Jaguaren und vielen anderen Tieren.

Ameisen, 2cm gross

Nutrias

Wir fahren runter zum Salto Yucumá oder Saltos de Moconá. Mit 1800m Länge gehört er zu den grössten Wasserfällen der Welt, trotz bescheidenen 5m (bei geringen Wasserstand bis 10m Höhe.

Die Wassertiefe in der Rinne soll 90-100m sein. Ein eindrückliches, endloses Spektakel.. Wir geniessen das Laufen auf den grossen Steinen zwischen den „Mühlen“ hindurch..

Ein paar argentinische Boote bieten Touristen einen „Adventure-Kitzel“ direkt unter den Wassermassen des Rio Uruguay an.

Wir werden von Bernard angesprochen. Nicole & Bernard aus der Nähe von Perpignan, France, sind seit 40 Jahren unterwegs, min. 6 Monate. Im Moment mit einem Hilux mit „Gazelle“-Wohnaufbau.

 

Der Weg im Park hat von den gestrigen Niederschlägen gelitten: „Bäbätsch“ überall. Kookaburra legt sein Werktags-Gwändli an, eine dicke, braune Kruste. Auf dem Rückweg helfen wir einem Pannenfahrzeug mit Wasser aus: sein Kühler ist defekt, sein Motor heiss gelaufen. Wir fahren zurück zum CP Balneario Martens. Im Weiher suchen wir unser Nachtessen, Heidi fängt bald einen kapitalen Tilapia. Der „fachgeprüfte Fisch-Spezialist“ ausser kleinen Beifang (geschränzt) keine einzige Flosse. Bernhard hilft aus der Patsche. Die Fische werden vom CP-Personal fachgerecht vorbereitet. Zum z‘Nacht gibt es frisch gebratenen Tilapia mit Kartoffelstock an einer Sauce Hollandaise. Eigentlich gar nicht so schlecht, wie wir gemeint haben. Der Tilapia hat eine recht zähe Haut und festes, weiss-rotes Fleisch. Gekocht ist es fein, zart. Bei einem Glas Wein sitzen wir mit Nicole & Bernhard zusammen und tauschen Reiseerfahrungen aus.

Nach dem Packen bekommt Kooka ein Bad: mit dem Kärcher wird er sauber abgespritzt, mit dem Lappen nachgeputzt. Nun darf er sich wieder ungeniert zeigen. Regennasse Strassen sind in Brasilien ein „roter Bäbätsch“! Wir verabschieden uns von Nicole & Bernhard und fahren eine „Grab‘sche Abkürzung“ zur Fähre in Soberbo. Der Weg führt uns über Feldwege, durch ein hügeliges Bergland mit vielen Bauernhöfen, Kleinfarmen.

Soja-, Mais-, Tapioka-Felder wechseln sich ab. Die Zollabfertigung geht auf beiden Seiten rasch, schmerzlos (zu rasch, wie wir später erfahren werden). Die Fähre über den Fluss ist voll. Auf der Argentinischen Seite fallen vermehrt die Wälder auf, z.T. Mischwald, Föhren- und Eucalyptus-Kulturen. Die RP2 begleitet den Rio Uruguay. Über die RP103 gelangen wir nach Oberá, vorbei an kurz geschnittenen Maté-Tee-Feldern. Im Supermercado El Cóndor füllen wir unsere Reserven (mit Hunger, der Einkaufswagen wird randvoll). Beim CP Munizipal, Salto Berrondo bleiben wir für eine Nacht.

Ein Gedanke zu „Brasilien 1. – 31.1. 2020“

  1. Hallo Heidi und natürlech au Hoi Willi,
    so wie ig eue Bricht ha gläse, so gohts beidne guet. Bi eus isch im momänt no alles im grüene Berich (musikalisch g’seh) MG Barge hät mir hüt Brichtet, dass ig nid müess cho Probe, d’Konzärt ändi März wärdi wäg em Coronavirus i Herbscht verschobe, und üses Konzärt noch de Oschtere, das chunnt de erscht no uus.

    Wünsche Euch wieterhin viu Glück uff de Reis. LG Pesche

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert